Die Noten mancher Stücke stimmen nicht mit dem Originalstück überein

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Hallo Leute,
ich habe zum Teil echt irgendwelche Schwierigkeiten mit gekauften Noten. Manche klingen zum Teil nicht richtig. Mache empfinde ich als unnötig aufwendig gestaltet.
Z.B. habe ich mir heute Grüner Kaktus angefangen mal an zu spielen bzw zu erarbeiten.
Das ging nach ca. 3x 15 Minuten schon mal einigermaßen. Zumindest die ersten 7 - 8 Takte.
An einer Stelle ist ein kurzer Basslauf ( A,G,F,E ) auch nicht das riesengroße Hexenwerk.
Ich wollte mir von anderen etwas Inspiration holen, wegen dem Timing und Einsatz und hab mal ein wenig bei YouTube gelauscht und geglotzt. Aber dort spielt nicht ein einziger z.B. diesen Lauf. Und alle spielen es vor allem vom Bass her anders und deren Versionen klingen auch irgendwie besser/echter.
Auch spüre ich manchmal bei anderen Liedern die Intension sie etwas anders interpretieren zu wollen. So rein vom Hörgefühl her.
Kann es sein das manche Lektüre falsch notiert ist?
Kann mann Notenblätter eher als Wegweiser oder Ideengeber verstehen?
Wenn mein Bauch sagt es anders spielen zu wollen, sollte ich dann eher darauf hören?

Ich spiele erst seit ein paar Monaten. Über andere Erfahrungen wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße
Alex
 
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Hallo Alex,
da ich aus der Steirischen-Ecke komme, habe ich naturgemäß sowieso nicht viel am Hut mit den Noten,
da ich mir (und auch viele andere machen das auch) die Musikstücke durch Abschauen und Zuhören gelernt habe.
Auch Herbert Pixner hat dies ursprünglich so gemacht.
Bitte nicht falsch verstehen, denn ich möchte und kann mich keinesfalls musikalisch nur annähernd mit ihm vergleichen !!!
Doch die Notenschrift ist ja eine geniale Erfindung, welche es uns ermöglicht das geschriebene Stück genauso einzustudieren.
Was DU dann daraus machst ist ja Gott sei Dank frei möglich und muss schlussendlich nur dir (den deinen, oder dem Publikum) gefallen.
Deshalb solltest du meiner Meinung nach deine Kreativität nicht durch Noten einschränken (lassen).
Macht doch viel mehr Spaß.
Gruß Stoager
 
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Manfred Leuchter sagt, "Noten sind nur ein unmaßgeblicher Anhaltspunkt" :D
Das mag vor allem im Bereich von Originalliteratur nicht ganz stimmen, und bei Wettbewerben ist der Spieler auch besser beraten, wenn er die Noten, die er der Jury vorlegt, auch spielt. Aber ansonsten bist du frei, das zu spielen, was und wie es dir gefällt.
Vor allem Übertragungen von anderen Besetzungen aufs Akkordeon (oder überhaupt auf andere Instrumente als im Original verwendet werden) sind immer auch Bearbeitungen. Und der eine Bearbeiter legt Wert auf dieses Detail, ein anderer findet es unnötig. Deshalb gibt es für solche Übertragungen kein "richtig" oder "falsch" (sofern das Original noch erkennbar ist), sondern nur ein "so" oder "so". Wenn dich andere Versionen mehr ansprechen, dann spiele so. Noten sind keine Heiligtümer, man kann darin herumstreichen oder sonstwie ändern. Und wenn du so originalgetreu wie möglich spielen möchtest, dann solltest du nicht andere Bearbeitungen als Referenz heranziehen, sondern das Original. An deiner Stelle würde ich mal eine Aufnahme vom Original (ja, das ist gesungen und nicht gespielt ;-) ) anhören und dabei deine Noten mitlesen. Vielleicht findest du dann heraus, dass deine Noten besser sind als du dachtest - oder auch nicht ...



Wenn es dir hauptsächlich um die Bassbegleitung geht, dann solltest du vor allem aufs Klavier achten - da ist durchaus der eine oder andere Basslauf drin. (Dass man die Geschwindigkeit verringern kann, weißt du wahrscheinlich.)

P.S. von wem ist die Bearbeitung, die du hast und gibt es im Netz davon irgendwo Probeseiten?
 
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Es ist echt der Wahnsinn wie schnell man hier wirklich kompetente und erfahrene Antwort und Hilfe bekommt.
Erstmal vielen Dank 🙏
Schlager und Chansons der 20"er bis 40"er Jahre Für Akkordeon.
Von Günther Kölz.
Ist übrigens eine super Sammlung.
Den Kauf bereue ich keineswegs.
Und wenn es durchaus gängige Praxis ist, etwas aus dem Bauch auch mal anders zu interpretieren, dann ist für mich sowieso alles gut.
Dann werde ich künftig im ersten Schritt erstmal nur schauen welche Wechselbässe im Großen und Ganzen und Noten gespielt werden und mir den Rest dann so schnitzen wie es mir gefällt.
Und, ja, mir macht das so auch mehr Spaß. So hab ich das auf der E Gitarre bereits 35 Jahre gemacht :D
Für mich ist genau das der Sinn beim Musik machen.

1000 Dank Liebe Boardmitglieder.
Ihr seit echt der Hammer 🤩

ps
Super Song❤️
 
Von Günther Kölz.
Ah von Kölz ist das Heft!

Kölz ist ein super Musiker und macht interessante Arrangements die gerne ne durchaus eigene Note haben. Kölz ist auch dem Jazz sehr zugeneigt und baut in seine Arrangements auch gerne jazzige "Klangfarben" ein - heißt man kann da öfter mal Sequenzen finden, die erstmal ungewohnt klingen, und sich vielleicht auch etwas reiben, aber die dem Ganze eine eigene Note und Würze verpassen und auch in der Regel was eigenständiges mit auf den Weg geben, das nicht nach Allerweltsarrangement klingt.

Ich hab schon ein paar Kölz Arrangements gespielt und da waren immer Passagen dabei wo ich mir erst dachte: Wie klingt denn das??? Aber langfristig gesehen waren das dann immer auch die Teile, die dem Ganze ihr markantes eigenständiges Bild gaben - und die dadurch in der Regel auch nie langweilig wurden! ... Alledings waren das auch immer Arrangements, die man sich "erarbeiten " musste - einfach so vom blatt runterspielen ist da nict. mit den Nten muss man sich auseinandersetzen - gerade mit den passagen die ungewohnt daherkommen und sich dann erstmal überlegen: was hat der Komponist mir da eigentlich sagen wollen.. und wie kann ich das spielen, dass es "interessant" wird. Die Stücke muss man sich inder Regel auch erst "erarbeiten" .
 
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Die zwei Stichwörter dazu, warum Noten so sind wie sie sind, lauten „Künstlerische Freiheit“ (jeder Arrangeur bzw. Musiker ist in der Gestaltung seiner eigenen Version weitgehend frei) und vor allem „didaktische Reduktion“ (=Vereinfachung, um Anfängern nicht gleich die vollen spieltechnischen Schwierigkeiten des Originals zuzumuten).

Das Resultat ist, dass du auf Youtube nur ziemlich selten die Aufnahme eines speziellen Arrangements finden wirst (es sei denn, du gibst den Arrangeur-Namen als Suchkriterium an). In der Regel wird eine Youtube-Aufnahme eines Chansons der 20er/30er-Jahre eine andere Version als deine Noten sein.
 
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Jazz liegt mir nicht, darum also😆
Merci euch allen 👍🙏
 
An einer Stelle ist ein kurzer Basslauf ( A,G,F,E ) auch nicht das riesengroße Hexenwerk.
Ich wollte mir von anderen etwas Inspiration holen, wegen dem Timing und Einsatz und hab mal ein wenig bei YouTube gelauscht und geglotzt. Aber dort spielt nicht ein einziger z.B. diesen Lauf. Und alle spielen es vor allem vom Bass her anders und deren Versionen klingen auch irgendwie besser/echter.
Du meinst Takt 16 ? - Harmonie ist ja A7 - Den Lauf finde ich zwar auch ungewöhnlich er klingt aber super interessant. In Takt 17 geht es ja mit D-Moll weiter und irgendwie ist das für mich eher eine raffinierte Überleitung dorthin.
Gruß, Jochen
 
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Hallo Alex,

ich habe das

Schlager & Chansons der 20er- bis 40er-Jahre​

Notenheft auch , wie bei allen Bearbeitungen von Kölz ist die Notation etwas eigenwillig,
teilweise recht gelungen, teilweise schon grenzwertig.
Ich spiele noch mit dem Gedanken mir die Klavierausgabe zu holen , diese ist von Susi Weiss bearbeitet und orientiert sich näher an dem Original.
Sie läßt sich hier einsehen, der "Grüne Kaktus" ist fast vollständig dabei :

https://www.stretta-music.de/susi-schlager-chansons-der-20er-bis-40er-jahre-nr-582722.html

Ich orientiere mich fast immer an Klaviernoten , zumal , wenn wie hier die Akkorde und Harmonien alle ausnotiert sind.
Der "Kaktus" ist hier sogar in der Tonart und im Druckbild identisch !

Gruss,
Ludger
 
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<- als Akko-(Wieder)Anfänger - ja, ging mir anfangs auch so - die "Autorität" der Noten zu hinterfragen:govampire:, war ein wichtiger Schritt, um schön, eigenverantwortlich und kreativ zu musizieren.
Geht mir jz oft so bei Noten - "Häh, hört sich aber komisch an, passt iwie nicht ..." Der nächste Schritt war dann, es so um zu schreiben, dass es mir gefallen hat "aus dem (musikalischen) Bauch raus". Nächster Schritt - kleine Teile selbst zu schreiben, da mal ein erstes Haus, da ein paar Vorhalte usw -inzwischen auch mal eigene Arrangements - eben wie es mir gefällt !
Daher:
Kann es sein das manche Lektüre falsch notiert ist?
ja z.T. tatsächlich falsch - z.B. Alfonso Sachez Campus hat über 800 Partituren kostenlos im Netz, bei "Tulipanes de Amsterdam", fehlten tatsächlich ein paar Takte, bei "Mademoiselle de Paris" andere Reihenfolge als üblich, "Adios Muchachos" mit gruselig klingendem Bass, dazu 3 andere "Partituren" angesehen, 3 andere Bass-Notationen gefunden, usw.
bei anderen weniger falsch als "eigenwillig" notiert. Viele machen da ihr "eigenes Ding", je bekannter desto mehr Variationen, z.B. "Home on the Range", oft auch in unterschiedlichen Tonarten.
Kann mann Notenblätter eher als Wegweiser oder Ideengeber verstehen?
Ja klar - was sonst ? (außer vlt Klassik - aber die muss man ja wohl auch dem Akko anpassen, k.A.. - Klassik - nicht mein Ding)
Wenn mein Bauch sagt es anders spielen zu wollen, sollte ich dann eher darauf hören?
Unbedingt - JA !!! :juhuu:
... mir den Rest dann so schnitzen wie es mir gefällt.
Und, ja, mir macht das so auch mehr Spaß. So hab ich das auf der E Gitarre bereits 35 Jahre gemacht :D
Für mich ist genau das der Sinn beim Musik machen.
Jupp, das isses doch - Kreativität und Musik gehen doch Arm in Arm am besten. Wenn Du dieses besondere musikalische Vermögen hast :hat: - nutze es ! Hau rein !:m_akk:
Hab z.B. festgestellt, da und dort ein Terzbass statt Wechselbass (ausprobieren!) peppt auch gut.
Hab's bei schottisch/irish Folk (349 Arrangements v. Julia Gorden bei musicaneo gugstDu) kennengelernt, z.B. H+g7 als Überleitung zu C-Dur.
Bau das gelegentlich jz auch in anderen Stücken ein - weil's mir gefällt !
Ansonsten, alles, was die Kollegen geschrieben haben = 100% Zustimmung (was selten genug der Fall ist) :ROFLMAO:
VLG
 
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@McMilllen
Dann mach ich ja alles richtig.
Auf der Gitarre nutzte ich immer die Sprache der Lautenisten ( TAB )
Noten kannte ich schon, nur hatte ich null Routine im Notenlesen als ich Akkordeon anfing. Es war die ersten Wochen sehr müßig. Und wenn dann noch etwas doof klingt ist man doch sehr verunsichert ob man nicht doch zu doof ist für dieses wundervolle Instrument.
Mittlerweile habe ich die Gitarre an die Wand gehangen und möchte nur noch Faltenradio spielen.
Ich werde künftig mich nicht mehr verunsichern und mehr interpretieren und so spielen wie mir der Schnabel gewachsen ist und es weiterhin in vollen Zügen genießen 😍
 
Ich möchte schon eine Lanze für die Arrangeure brechen.
(Ich beziehe mich hier im folgenden überhaupt nicht auf den kleinen grünen Kaktus von Kölz, dessen Bearbeitung ich nicht kenne..)
Ein Akkordeon ist ein enorm vielseitiges Instrument, aber ein Akkordeon ist kein Quintett/Sextett und kein Klavier und auch sonst nichts anderes als ein Akkordeon, vielleicht noch am ehesten soetwas wie ein kleines Harmonium oder eine sehr kleine Orgel.
Polyphone Musik funktioniert im Allgemeinen nicht.
Die Töne aller Stimmen kann man vielleicht gleichtzeitig spielen, aber nicht all ihre Phrasierungen, ihre Dynamiken, ihre unterschiedlichen Charaktere.
Aus drei (oder mehr) völlig freien, eigenständigen Melodien wird eine gleichmäßige Abfolge von Akkordeon oder eine freie eigenständige Melodie und die Töne der anderen, aber untergeordnet als Begleitakkord und ohne alles, was die anderen Melodien sonst auszeichnet.
Das Akkordeon ist in diesem Sinne beschränkt.

Es bietet aber auch Möglichkeiten, d.h. Vorteile gegenüber anderen Instrumenten (Klangfarben über Register, Balgdynamik).
Diese bei einem Arrangement nicht zu nutzen ist genauso eine Sünde, wie die Nachteile zu ignorieren.

Wenn ein Arrangeur Stücke, die im Orginal nicht für Akkordeon geschrieben wurden, interpretiert, dann tut er das nicht, weil ihm langweilig ist oder er sich künstlerisch verwirklichen will, sondern weil es notwendig ist.
Der Arrangeur muss entscheiden, was ihm wichtig ist (und auch, was nicht) und wenn er, um diese Priorität zu unterstützen, etwas hinzufügt, dann finde ich das nicht nur völlig in Ordnung, sondern meistens sogar notwendig.
Wenn ich von drei polyphonen Stimmen zwei weg lasse, fehlt schließlich etwas.
Dann muss ich kreativ werden, auch wenn ich dadurch von der Originaltreue weg komme.

Für mich sind unbekannte Bearbeitungen von bekannten Stücken immer interessant, denn ich muss sie interpretieren, so dass sie Sinn ergeben.
So sehe/höre ich Aspekte, die mir vorher nicht aufgefallen sind.
Zumindest erwarte ich das. Und wenn das nicht so ist, habe ich keine hohe Meinung vom Arrangeur.

Das heißt aber nicht, dass ich, wenn ich verstanden habe, was der Arrangeur meint, nicht abändere, weil mir das nicht gefällt oder etwas anderes besser gefällt.
Aber bevor ich es verstanden habe, ändere ich nichts.
Jedes Arragement hat eine Chance verdient.

Originaltreue ist für mich kein entscheidendes Kriterium.
Komplette Originaltreue ist nicht möglich, also kann ich sie auch nicht verlangen.
 
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Ich möchte mal noch auf folgende Ungerechtigkeit hinweisen.

Wenn irgendwelche Noten nicht mit dem Original übereinstimmen, ist es der Anfang einer gewissen Schöpfungshöhe. Schreibt man eine Musik auf wie sie ist, nennt man das zwar Bearbeitung, der Bearbeiter oder Arrangeur hat aber eigentlich nur Handwerk getan.
ZB ein Leadsheet ist noch kein Arrangement. Aber sobald eigene Ideen dazu kommen, die auch eine künstlerische Persönlichkeit erkennen lassen, beginnt eine Schöpfung, die leider viel zu wenig Anerkennung findet.

Pfeift der Komponist eine Melodie mit 3 Akkorden, ist das eine Komposition die geschützt werden kann. Macht sich ein Arrangeur darüber her und schreibt eine orchestrale Umsetzung dazu, bleibt es trotzdem die geschützte Komposition des Komponisten, der um Erlaubnis gefragt werden muss und der Tantiemen kassiert.

Der Arrangeur hingegen hat unverhältnismäßig viel mehr Arbeit und zum Teil eben auch kreative Kraft.

Ein Kölz Arrangement erkennt man oft ganz einfach, bei Franck Angelis wirds extrem.
Ein Stück das bei ihm Brel Bach heißt, weist zwar polyphone Strukturen wie bei Bach auf und nimmt sich Hatmonien eines bekannten Brel Titels, trotzdem fällt zuallererst Angelis' Handschrift auf.

Die Übergänge sind meines Erachtens fließend.
Anpassungen an die eigenen Fähigkeiten, ans spezielle Instrument und an den eigenen Geschmack sind eigentlich gar nicht vermeidbar. Und je nach Art und Weise der Eingriffe entstehen quasi permanent neue Arrangements.
 
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Auch spüre ich manchmal bei anderen Liedern die Intension sie etwas anders interpretieren zu wollen. So rein vom Hörgefühl her.
Kann es sein das manche Lektüre falsch notiert ist?
Kann mann Notenblätter eher als Wegweiser oder Ideengeber verstehen?
Wenn mein Bauch sagt es anders spielen zu wollen, sollte ich dann eher darauf hören?

Ich möchte nach den ausführlichen Beschreibungen was denn Noten und deren verschiedene Ausführung sind nochmals auf die Anfangssfrage zurückkommen.

Was man persönlich empfindet ist was ganz eigenes, ganz persönliches. Davon hängt auch ganz grundsätzlich ab, ob einem eine Interpretation gefällt , oder eben nicht, oder ob man selber lieber das Ganze etwas anders ausdrücken wollte. Das ist jedermanns persönlicher Geschmack und das steht auch jedem zu und ist auch gut so, denn dadurch kommt überhaupt erst Vielfalt zustande.

Davon unabhängig kommt es durchaus einfach vor dass Notentexte falsch sind und zwar im handwerklichen Sinne. Es kann einfach passieren, dass trotz aller Kontrollen einfach Fehler enthalten sind - also falsche Akkorde notiert sind, oder dass mitunter ein paar Takte einfach vergessen wurden oder dass z.B. Handlungsanweisungen nicht vollständig sind. Ich habe z.B, ein Notenheft da fehlen beim einen Stück einach mal 4 Takte und bei einem anderen Stück heißt´s am Ende "Dal segno al Fine"... aber weder findet sich das Einsatzzeichen, noch das genannte Fine...
Das sind ganz klar handwerkliche Fehler ohne Wenn und Aber. Weil aber die Stücke trotzdem nett sind, blieb mir nichts anders übrig, als mir selber die entsprechenden Passagen zurechtzustellen ... so wie ich mir das vorstellte.

Und insgesamt sind Notenblätter immer "nur" Wegweiser. Kein Notentext der Welt kann absolut komplett und allumfassend genau wiedergeben, wie das zu spielen ist. Selbst Klassiknoten, die ja relativ umfangreich "auskommentiert" sind und mit entsprechen vielen Spielanweisungen versehen sind, sind nicht vollständig und es Bedarf bei jedem Notentext trotz allem der Interpretation, wie man was denn spielen will und soll. Es bleibt also trotz alledem dabei dass man sich jeden Notentext auch "erarbeiten" muss um seine eigene "Interpretation" hieraus hervorzubringen.

Wie nahe man dabei beim Notentext bleibt oder wie weit man sich davon frei wegbewegt ist wiederum jedem selber überlassen. Wenn man ein sehr bekanntes Stück nimmt, und davon eine sehr eigene Fassung spielt die doch deutlich von der bekannten Version abweicht, wird das zwangsläufig auch Diskussionen dazu geben- das ist aber auch wieder was normales - man muss sich nur darauf einstellen.

Speziell wenn man ein bekanntes Stück wie z.B, der erwähnte "kleine grüne Kaktus" auf dem Akkordeon spielen will geht es nicht ohne individuelle Anpassungen - Das Original ist ein Gesangsstück das a Capella gesungen wird und damit in der Originalfassung so auf dem Akkordeon nicht darstellbar , weil das Akkordeon eben kein Gesangsinstrument ist. Damit muss man zwangsläufig vom Original abweichen - und wer dann bei seiner Fassung wo und wie abweicht, das ist Geschmackssache des Arrangeurs und des Interpreten.

Wenn einem der Bauch sagt das etwas anders zu spielen, dann spricht nichts dagegen das auch anders zu spielen. Man muss kein Stück spielen, bloß weil´s halt so dasteht einem aber erstmal ungewohnt daherkommt.

Auf der anderen Seite gibt das aber einem auch die Chance den eigenen Horizont zu erweitern und neue Facetten kennenzulernen..

Ich errinnere mich an eine Unterrichtsstunde mit meinem "Meister" und auf dem Notenständer lag ein Tango - ein sehr bekannter Tango. Und in dem Notentext waren ein paar Noten, die passten nicht da hin, so wie ich das spielte - also ließ ich die weg.
Mein Meister meinte nach dem Vortrag: "aber da stehen ein paar Noten, die hast du einfach nicht gespielt!"
Worauf ich antwortete: " Die passen nicht rein. Wie ich das spiel, klingt das komisch"
Worauf mein Meister nur antwortete: " Dann versuchen wir jetzt mal das Stück so zu spielen, dass die Noten dazupassen"

Resultat vom Ende der Unterrichtsstunde: Ich habe ganz neue Blickwinkel kennengelernt und das herumprobieren, wie die Noten wie klingen und wie dazupassen, hat mir ganz neue sehr interessante Versionen eröffnet, wie man das Stück auch noch interpretieren kann. So dass ich jetzt mit dem selben Notentext durch entsprechend andere Betonung und Nuancierung ganz andere Fassungen des Tangos spielen kann - wohlgemerkt: ohne im Notentext was wegzulassen oder die Noten zu verändern!

Seither hab ich gelernt, dass Noten die man erstmal nicht unbedingt mag, weil sie nicht auf der einem bekannten und geläufigen Schiene liegen, durchaus ihre Berechtigung haben. Und man daran mitunter sehr viel für sich selber lernen kann, was einen deutlich weiterbringen kann, als einfach nur nicht gefällige Passagen wegzulassen oder zu umgehen oder selber ganz frei neu zugestalten.
 
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Arrigo, Maxito und Klangbutter haben schon sehr Recht.
Zum einen weist ein Akkordeon einige Möglichkeiten auf und zum anderen ist natürlich auch dieses aber auch begrenzt.
Ein Arrangeur muss oft Kompromisse eingehen.
Durch die künstlerische Freiheit des Musikers, welcher dann die Noten wiederum etwas anders interpretiert weil ihm irgendwas daran nicht do ganz zusagt, entstehen dann ja wiederum neue Arrangements.
Das ist wirklich toll, interessant und total abgefahrn.
Toll ist auch zu erkennen, dass ich z.B. so agiere ( Noten weglasden ect. ) weil mir einfach noch die Mittel und Möglichkeiten fehlen um anders zu agieren.
Ich bin mal gespannt wie zum Beispiel diese Noten mir gefallen wenn ich in ein oder zwei Jahren sie nochmal erarbeite, als besserer Musiker.
 
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Pfeift der Komponist eine Melodie mit 3 Akkorden, ist das eine Komposition die geschützt werden kann. Macht sich ein Arrangeur darüber her und schreibt eine orchestrale Umsetzung dazu, bleibt es trotzdem die geschützte Komposition des Komponisten, der um Erlaubnis gefragt werden muss und der Tantiemen kassiert.

Der Arrangeur hingegen hat unverhältnismäßig viel mehr Arbeit und zum Teil eben auch kreative Kraft.
wir hatten das kürzlich am Beispiel von Irving Berlin. Wobei der Anteil von Komponist und Arrangeur verm. von Fall zu Fall unterschiedlich ist.
 
Pfeift der Komponist eine Melodie mit 3 Akkorden, ist das eine Komposition die geschützt werden kann. Macht sich ein Arrangeur darüber her und schreibt eine orchestrale Umsetzung dazu, bleibt es trotzdem die geschützte Komposition des Komponisten, der um Erlaubnis gefragt werden muss und der Tantiemen kassiert.

Aber dennoch ist es meines Wissens so, dass der Arrangeur, wenn er denn sein Arrangement (mit der Erlaubnis des Komponisten) veröffentlicht, einen gewissen Lohn erhält.

Der Lohn richtet sich auch nach der Anzahl der Notenseiten, die mit dem Arrangement bedruckt werden. Das erklärt, weshalb viele Arrangements endlos viele Seiten umfassen und wenig bis keine Wiederholungszeichen enthalten.

Der Hinweis von @Klangbutter ist sicher richtig, dass der Komponist von der Aktivität eines Arrangeurs profitiert. Ob das ungerecht ist, sei dahingestellt. Diskutieren könnte man allenfalls die Höhe der Beteiligung des Komponisten an den Bemühungen des Arrangeurs.

morino47
 
Gerade vom Kaktus kenne ich drei oder vier verschiedene Arrangements. Arrangiert man für mehrere Spieler können auch wieder spannende Sachen eingebaut werden, die beim Einzelspieler nicht funktionieren. Dann kommt es auch darauf an, wer das Stück spielen (können) soll. Ein Anfänger oder ein Profi. Soll es eher anfängergeeignet sein, beschränkt das den Aufbau des Stücks auch etwas, damit es flüssig gespielt werden kann. Für den Profi können dann Doppel- und Dreifachgriffe, Triller, Verzierungen, Schnörkel und große Sprünge eingefügt werden, das gibt dann auch zusätzliche Würze.
 
Schlager und Chansons der 20"er bis 40"er Jahre Für Akkordeon.
Von Günther Kölz.

Den Band habe ich auch. Der ist richtig gut.
Aber auch da nehme ich die Noten nur als 'unverbindliche Empfehlung' und rote Spur.

Wenn du den Sprung schon geschafft hast, dich von den Noten zu lösen, ist das ein wunderbarer Schritt.
Irgendwann wirst du dann evtl. Noten bevorzugen, in denen nur noch die Melodielinie und die Harmonien notiert sind. Alles andere kommt dann aus deiner individuellen musikalischen Persönlichkeit.

Der Lohn richtet sich auch nach der Anzahl der Notenseiten, die mit dem Arrangement bedruckt werden. Das erklärt, weshalb viele Arrangements endlos viele Seiten umfassen und wenig bis keine Wiederholungszeichen enthalten.
Gerade die AkkordeonPUR Reihe glänzt durch viele ausgeschriebene Improvisationen. Ich, als notorischer Auswendigspieler, habe auch mal versucht, Stücke daraus ohne Noten spielen zu können. Das ist mir nicht gelungen, einfach, weil das zu viel Masse ist.
Mittlerweile fungieren diese Noten bei mir nur noch als Ideengeber.

Daraus entstehen dann die Stück, wie ich sie spiele.
Ich bin mal gespannt wie zum Beispiel diese Noten mir gefallen wenn ich in ein oder zwei Jahren sie nochmal erarbeite, als besserer Musiker.
schwieriges Thema.
in meinem Programm habe ich Stücke die ich mir vor über 30 Jahren ohne Noten erarbeitet habe. Damals war es noch so, dass ich mir aus finanziellen Gründen nicht unbedingt beliebig Noten kaufen konnte. Aus heutiger Sicht, würde ich bei diesen Sachen vieles anders machen, vor allem in Bezug auf die Harmonisierung.
Damals hatte ich noch keine Ahnung von Jazz-Harmonien, den Einstieg hat mir erst bei unsern Treffen Morino47 geschaffen.
Die neuen Techniken fließen immer nur in neue Stücke ein, die Alten bleiben wie sie sind.

Aber nein, diese Stücke bleiben so, wie sie sind.
 
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