hobz biz-zejt
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 11.12.24
- Registriert
- 11.06.18
- Beiträge
- 189
- Kekse
- 384
Wir kommen von hier:
Ich hab behauptet, dass der dort vorgestellte Text, etwas Besonders hat, was ihn von der Mehrzahl anderer Liedtexte unterscheidet und was ich nur von relativ wenigen bekannten Liedtexten kenne.
Ich will erklären, was ich meine.
Es geht um etwas, was ich für ein prägendes Charakteristikum von Liedtexten halte, nämlich die Unterteilung in Strophe und Refrain und die damit verbundene Schwerpunktsetzung bei Text und Musik.
Textlich würde ich ein typisches Szenario für einen Strophe/Refrain-Liedtext wie folgt beschreiben:
Textlich schafft diese Zweiteilung eine Balance zwischen der Entwicklung einer Geschichte oder Idee (Strophe) und der Betonung eines wiederkehrenden Gedankens oder Gefühls (Refrain).
Analog die musikalische Wirkung:
Wie ließe sich das bisher Gesagte auf diesen Typ übertragen, auf das Lied ohne Refrain, das nur mit einer Abfolge von Strophen auskommt? Vielleicht so:
Ganz vorsichtig verallgemeinernd kann man vielleicht sagen, dass die Zweiteilung in Strophe und Refrain gut geeignet ist, einem Lied eine dramaturgische und emotionale Struktur zu geben, während ein Lied nur aus Strophen stärker fortlaufend erzählerisch wirken kann.
Und jetzt zurück zum Anfang:
Was hat all das mit den genannten Liedern und der Behauptung zu tun, dass diese sich von vielen anderen Liedtexten unterscheiden?
Antwort: Die genannten Liedtexte sind eine Mischform der genannten beiden Varianten. Und was die Frage nach Sinn, Zweck und Existenzberechtigung angeht, behaupte ich jetzt mal, dass die Wirkung und Einsatzmöglichkeiten ebenfalls eine Zwischenform darstellen und oft auch so genutzt werden.
Die "Mischung" besteht aus Folgendem: Die genannten Texte haben nur Strophen, keinen klassischen Refrain. Sie bringen aber einen neuen Kniff herein. Dieser besteht darin, dass die jeweils letzte Zeile der Strophe immer gleich lautet und sich im Verlauf des Stückes entsprechend wiederholt, ähnlich wie ein Refrain das tut. Was kommt dabei raus?
Textliche Wirkung:
Ein Lied, das nur aus Strophen besteht, deren letzte Zeile aber immer gleich lautet, erzeugt eine Balance zwischen einer kontinuierlichen erzählerischen Entwicklung und einem sich wiederholenden thematischen Anker als Fazit oder Bekräftigung am Ende.
Bei einem Lied, das drauf abzielt, emotional und tiefsinnig zu wirken wie Sinatras „My Way“, kann gelingen, dass die Geschichte unterschiedliche Situationen beleuchtet, gleichzeitig aber einen zentralen Gedanken des Stücks als wiederkehrende emotionale Botschaft vermittelt.
Bei humorig, klamaukigen Stücken wie "Mein Gott, Walter" kann die sich wiederholende Zeile als Running Gag fungieren. Die Geschichte springt vogelwild durch unterschiedliche Situationen und Lebensphasen, um dann jedesmal schrecklich schlecht konstruiert wieder beim gleichen Spruch zu landen. Für die Zuhörer liegt der Spaß darin, diebisch gespannt auf die nächste Wendung zu warten, die plötzlich da ist durch ein weiteres neues Reimwort auf "...alter". Man erinnere sich, Walter macht eigentlich nichts Verwerfliches. Er trinkt beispielsweise Kaffee oder versucht ein Feuer zu löschen. Nur jedesmal passiert es dann halt. Er verschüttet ("zum Glück war's nur kalter...") oder reißt den Feuerlöscher etwas zu forsch von der Wand ("natürlich mit Halter...").
Puh... Und jetzt mach ich es mir mal einfach und sag, alle anderen genannten Beispiele fügen sich irgendwo dazwischen ein und ende hier mal. ;-)
(Komm lass uns tanzen) Auf funkelnden Sohlen
Schön die Sache mit dem Soul-Funk Gewinnspiel. Mein Text-Entwurf dazu basiert auf einer phonetischen Übersetzung;-) Viel Spaß, Micha (Komm lass uns tanzen) Auf funkelnden Sohlen Zwischen uns glühen Sterne vor Augen Bilder im Feuer zeigen mehr als wir glauben Die Blicke so ruhig, sie lassen...
www.musiker-board.de
Ich wollte schon ewig lange mal eine, wie ich finde, interessante Erkenntnis posten, nämlich die, dass diese scheinbar so gar nicht zusammenpassenden Liedtexte etwas gemeinsam haben, was ziemlich selten ist. ("Ziemlich selten" heißt, ich hab nach bekannten Beispielen gesucht und das sind die einzigen, die mir bisher einfielen.)
- My Way (Sinatra)
- Russians (Sting)
- Tränen lügen nicht (Michael Holm)
- Mein Gott, Walter (Mike Krüger)
- Von nun an ging's bergab (Knef)
- Sie sieht mich einfach nicht (Naidoo)
Und dieser Text hier gibt mir Gelegenheit, das zu erwähnen, weil er ebenfalls in die Reihe passt.
Ist das interessant? Erkennt jemand, worum es geht? Soll ich dafür einen neuen Thread machen? Schauen wir mal...
Ich hab behauptet, dass der dort vorgestellte Text, etwas Besonders hat, was ihn von der Mehrzahl anderer Liedtexte unterscheidet und was ich nur von relativ wenigen bekannten Liedtexten kenne.
Ich will erklären, was ich meine.
Es geht um etwas, was ich für ein prägendes Charakteristikum von Liedtexten halte, nämlich die Unterteilung in Strophe und Refrain und die damit verbundene Schwerpunktsetzung bei Text und Musik.
Textlich würde ich ein typisches Szenario für einen Strophe/Refrain-Liedtext wie folgt beschreiben:
- Strophe: Die Strophen dienen dazu, den narrativen Teil des Liedes zu entwickeln. Sie erzählen die Geschichte, führen Themen und Perspektiven ein, vertiefen Gedanken und treiben den Inhalt des Liedes voran.
- Refrain: Der Refrain dagegen ist eine inhaltliche Zusammenfassung oder ein emotionaler Höhepunkt des Liedes. Er wiederholt sich zwischen den Strophen, sorgt für Wiedererkennbarkeit und gibt dem Hörer einen emotionalen Anker.
Textlich schafft diese Zweiteilung eine Balance zwischen der Entwicklung einer Geschichte oder Idee (Strophe) und der Betonung eines wiederkehrenden Gedankens oder Gefühls (Refrain).
Analog die musikalische Wirkung:
- Strophe: Musikalisch sind die Strophen oft ruhiger, weniger dynamisch und ermöglichen durch harmonische oder melodische Variation eine flexiblere Erzählstruktur.
- Refrain: Der Refrain ist in der Regel musikalisch eingängiger und kraftvoller. Häufig gibt es einen Anstieg in Dynamik, Lautstärke oder Melodie, um dem Höhepunkt des Liedes mehr Gewicht zu verleihen.
Wie ließe sich das bisher Gesagte auf diesen Typ übertragen, auf das Lied ohne Refrain, das nur mit einer Abfolge von Strophen auskommt? Vielleicht so:
- Textlich: Wenn ein Lied nur aus einer Abfolge von Strophen besteht, fehlt der Wiederholungseffekt des Refrains. Der Text kann (oder muss) sich eher fortlaufend entwickeln, ohne sich auf einen zentralen Gedanken zu konzentrieren. Das kann im positiven Sinne dazu führen, dass die Erzählung komplexer und tiefgehender wirkt.
- Musikalisch: Musikalisch hat ein Lied nur mit Strophen weniger wechselnde Struktur mit Wiederholung und kann dadurch die Aufmerksamkeit des Hörers stärker auf den Text und den Verlauf der Geschichte richten.
Ganz vorsichtig verallgemeinernd kann man vielleicht sagen, dass die Zweiteilung in Strophe und Refrain gut geeignet ist, einem Lied eine dramaturgische und emotionale Struktur zu geben, während ein Lied nur aus Strophen stärker fortlaufend erzählerisch wirken kann.
Und jetzt zurück zum Anfang:
Was hat all das mit den genannten Liedern und der Behauptung zu tun, dass diese sich von vielen anderen Liedtexten unterscheiden?
Antwort: Die genannten Liedtexte sind eine Mischform der genannten beiden Varianten. Und was die Frage nach Sinn, Zweck und Existenzberechtigung angeht, behaupte ich jetzt mal, dass die Wirkung und Einsatzmöglichkeiten ebenfalls eine Zwischenform darstellen und oft auch so genutzt werden.
Die "Mischung" besteht aus Folgendem: Die genannten Texte haben nur Strophen, keinen klassischen Refrain. Sie bringen aber einen neuen Kniff herein. Dieser besteht darin, dass die jeweils letzte Zeile der Strophe immer gleich lautet und sich im Verlauf des Stückes entsprechend wiederholt, ähnlich wie ein Refrain das tut. Was kommt dabei raus?
Textliche Wirkung:
- Fortlaufende Erzählung: Ähnlich wie bei einem Lied ohne Refrain entwickelt sich der Inhalt über die Strophen hinweg kontinuierlich.
- Wiederkehrendes Thema: Die Wiederholung der gleichen letzten Zeile übernimmt eine ähnliche Funktion wie ein Refrain, indem das zentrale Thema des Songs betont und ein emotionaler oder inhaltlicher Höhepunkt gesetzt wird.
- Fließende Struktur: Musikalisch wirkt ein solches Lied eher wie eine fortlaufende Entwicklung, da keine klare Abtrennung zwischen Strophe und Refrain besteht.
Ein Lied, das nur aus Strophen besteht, deren letzte Zeile aber immer gleich lautet, erzeugt eine Balance zwischen einer kontinuierlichen erzählerischen Entwicklung und einem sich wiederholenden thematischen Anker als Fazit oder Bekräftigung am Ende.
Bei einem Lied, das drauf abzielt, emotional und tiefsinnig zu wirken wie Sinatras „My Way“, kann gelingen, dass die Geschichte unterschiedliche Situationen beleuchtet, gleichzeitig aber einen zentralen Gedanken des Stücks als wiederkehrende emotionale Botschaft vermittelt.
Bei humorig, klamaukigen Stücken wie "Mein Gott, Walter" kann die sich wiederholende Zeile als Running Gag fungieren. Die Geschichte springt vogelwild durch unterschiedliche Situationen und Lebensphasen, um dann jedesmal schrecklich schlecht konstruiert wieder beim gleichen Spruch zu landen. Für die Zuhörer liegt der Spaß darin, diebisch gespannt auf die nächste Wendung zu warten, die plötzlich da ist durch ein weiteres neues Reimwort auf "...alter". Man erinnere sich, Walter macht eigentlich nichts Verwerfliches. Er trinkt beispielsweise Kaffee oder versucht ein Feuer zu löschen. Nur jedesmal passiert es dann halt. Er verschüttet ("zum Glück war's nur kalter...") oder reißt den Feuerlöscher etwas zu forsch von der Wand ("natürlich mit Halter...").
Puh... Und jetzt mach ich es mir mal einfach und sag, alle anderen genannten Beispiele fügen sich irgendwo dazwischen ein und ende hier mal. ;-)