DiMarzio SDS-1 Modding

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Ich habe mir vor längerer Zeit mal günstig einen fast neuen DiMarzio DP111 SDS-1 zugelegt und bin vor einigen Wochen endlich mal dazu gekommen, ihn in meine Strat einzubauen. Zur gleichen Zeit bin ich im Netz über einen interessanten, einfachen Mod gestoßen, den ich später erklären werde, aber erst einmal ein paar Infos zum Pickup:

Der SDS-1 ist im Prinzip ein halber Super Distortion, also kein Humbucker im Singlecoilformat, wie der Super Distorion S, sondern ein "echter" Singlecoil, allerdings ohne magnetisierte Polepieces, sondern mit höhenverstellbaren Schrauben, die durch zwei unter den Pickup geklebte Magnete aus Keramik magnetisiert werden.

Auf den Produktfotos kann man die Konstruktion sehr gut erkennen:

Wie man sieht, stand er Pate für die Pickups, die auch in den günstigen Fender-Gitarren aus Mexico verbaut sind. Der Sound geht allerdings weniger in die klassische Strat-Singlecoil-Richtung, sondern er soll den Sound eines alten Soapbar-P90s mehr oder weniger imitieren. Der Grundsound ist also kräftiger, dunkler und mittiger. Laut Herstellerbeschreibung soll der Pickup trotz der Keramikmagnete klingen wie ein Pickup mit Alnico-Magneten. Normalerweise haben Singlecoils mit Keramikmagnet nicht den besten Ruf, da sie doch vermehrt in billigen Gitarren verbaut werden und mehr schlecht als recht, den Sound "echter" Singlecoils reproduzieren können. Der Vorteil dieser Konstruktion liegt allerdings darin, dass man den Pickup näher an die Saiten schrauben kann, ohne gleich mit Stratitis kämpfen zu müssen. Ich schätze mal, dass man Keramikmagnete gewählt wurden, um ein ausreichend starkes Magnetfeld produzieren zu können. Alnicos, wenn man Alnico 8 mal außen vor lässt sind doch in der Regel etwas schwächer.

Ich habe den SDS-1 entgegen der allgemeinen Empfehlungen nicht in die Stegposition eingebaut, da bleibt mein Seymour Duncan Hot Rails, sondern in die Halsposition. Jake E. Lee hat seine Signature-Charvel auch mit zwei SDS-1 versehen in Mittel- und Halsposition, allerdings "slanted" mit den Polepieces für die Bass-Saiten zur Brücke hin. Im gleichen Zug, habe ich die Potis gegen 500K-Modelle ausgetauscht. Ich habe den PU schon mal testweise mit 250K getestet, auch in der Halsposition und mir persönlich klang es zu dunkel. Für Hi-Gain nicht unbedingt schlecht, aber so ist es besser.

Wie ich erwartet habe, sind die Stärken des PUs im angezerrten und verzerrten Bereich, perlige Cleansounds lassen sich besser mit Vintagesinglecoils erzeugen. Der Sound ist sehr dicht, warm und dunkel und auch viel Verzerrung macht der PU mit. Ein Seymour Duncan SSL-3 klingt im Vergleich aber noch etwas mehr nach Singlecoil und ist etwas luftiger. Der SDS-1 komprimiert IMHO mehr und lässt die Töne nicht so entfalten. Der Klang ist etwas "härter" und "steifer", was ich auch den Schrauben mit den Imbusköpfen zuschreibe. Die Geometrie der Schrauben (Länge, Form, Kopf) wirkt sich auch auf den Klang eines PUs auf, da sie das Magnetfeld beeinflussen.

Bis jetzt habe ich nur Erfahrungen mit PUs gemacht, die die typischen Humbucker-Schrauben verwenden, wie sie auch in PAFs verbaut sind. Also großer Kopf mit Schlitz und schmalerem Gewinde, die Länge ist so bemessen, dass sie unten aus dem Humbucker hinausschauen, wenn sie eben mit den Bobbins sind. Der SDS-1 verwendet Schrauben, die man mit einem Imbus verstellt, allerdings ist der Kopf direkt in das Gewinde eingearbeitet und nicht separat, solche Schrauben gibt es aber auch für Humbucker. Die Länge ist zu den "klassischen" Schrauben relativ gleich, habe aber auch nicht verglichen.

AFAIK wird der Sound mit Imbusschrauben fokussierter, straffer und präziser. Das wird wohl auch der Grund sein, warum diese Schrauben im SH-10 Full Shred von Seymour Duncan oder vielen DiMarzio-Pickups eingesetzt werden. Das Magnetfeld ist schmaler, was wohl auch an der Geometrie des Kopfes liegen soll. Eine Schraube mit Kopf für einen Schlitz-Schraubendreher hat einen gewölbten Kopf (wir reden hier nur von Humbucker-Schrauben) und die Schrauben mit "Hex-Kopf) sind auf der Oberseite plan. Die Höhen sind auch etwas präsenter bei Hex-Schrauben. Sind die Schrauben kürzer, wird der Sound etwas "bassärmer" und "definierter".

Jetzt aber zum Mod. Der SDS-1 soll ja angeblich wie ein P90 bzw. ähnlich klingen, so richtig tut er das aber natürlich nicht. Dafür ist er einfach ein wenig zu "steif". Jetzt bin ich über einen interessanten Post in einem anderen Forum gestoßen, dass man den SDS-1 durch das Austauschen der Schrauben mehr wie einen P90 klingen lassen kann. Die Hex-Schrauben müssen einfach gegen kürzere Schrauben mit Schlitzkopf getauscht werden. Ganz so einfach ist das aber nicht, da die normalen Schrauben nicht passen, das Gewinde ist zu dünn. Glücklicherweise habe ich hier aber noch einen alten Yamaha-Humbucker rumliegen, der eine geschlossene Baseplate hat. Die Schrauben müssen also anders sein, auf jeden Fall kürzer, da sie nicht durch die Platte gehen. Also Schraubenzieher ausgepackt und rausgeschraubt. Siehe da, die Schrauben haben ein Gewinde, dass genauso breit ist wie der Kopf. Es könnte also passen, obwohl die Yamaha PUs aus Asien kommen und wohl auch eher aufs metrische System angepasst sind, so war es jedenfalls bei den Schrauben für die Höheneinstellung.
Die DiMarzio-Schrauben sind natürlich nicht metrisch, da die Firma nun einmal in den USA beheimatet ist und lassen sich nur mit zölligem Werkzeug bewegen. Ein passender Imbus hat die Größe 3/32" und lässt sich auch einfach im Netz auftreiben.

Hier mal ein Bild beider Schrauben:
IMAG0667.jpg


Also mal testweise eine Schraube getauscht und schon konnte man einen Unterschied bemerken. Die Yamaha-Schrauben sind minimal dicker, passen aber trotzdem gut in die Bohrungen. Nachdem ich alles Schrauben getauscht habe, konnte man sich ein besseres Bild machen. Ich musste als erstes den Pickup näher an die Saiten Schrauben, da der Output gefühlt etwas niedriger ist. Außerdem zerrt er etwas später. Der Sound des Pickups hat sich aber ziemlich verändert. Natürlich bleibt der dunklere Grundcharakter erhalten, der PU klingt aber nun voller, wärmer und runder. Die Höhen sind immer noch gut ausgeprägt, aber nicht mehr so hart, sondern etwas abgerundeter. Die Bässe sind gut ausgeprägt und ebenfalls etwas geglättet, trotzdem noch straff genug. "Schwimmen" tun sie auf jeden Fall nicht. Das Mittenspektrum ist jetzt auch besser vertreten und angenehm gefüllt. Die Steifheit ist jetzt verschwunden und es klingt jetzt viel mehr nach Singlecoil/P90. Der "perlige" Charakter eines SCs kommt mehr durch, was sich auch sehr positiv auf den Cleansound auswirkt. Das Zusammenspiel mit dem SSL-3 in der Mittelposition ist verbessert worden. Vorher war die Zwischenposition nicht so interesssant und brauchbar. Der SDS-1 hat sich klanglich dem SSL-3 angenähert.

Mit Verzerrung hat der PU auch keine Probleme, man merkt ihm allerdings an, dass bei extremeren Gain-Settings die Imbusschrauben den Sound doch noch etwas mehr "zusammengehalten" haben. Wer den PU wahrscheinlich vermehrt als "Singlecoil für Metal" nutzen will, ist mit der Werksversion wahrscheinlich besser bedient.

Sucht man hingegen einen fetten, runden, cremigen P90-Sound, empfehle ich diesen Mod. In der Halsposition lassen sich fette Leadsounds kreieren und wuchtige Akkordfolgen sind auch kein Problem.

Mit einem "richtigen" P90 konnte ich mangels Verfügbarkeit keinen A/B-Vergleich anstellen, der Sound geht aber schon in die richtige Richtung.

Dieser Mod soll auch als Anregung dienen, mit Pickups allgemein etwas zu experimentieren. Nicht immer muss gleich ein neues Modell gekauft werden, wenn der Sound noch nicht "perfekt" ist. Über Potis, Kondensatoren und mittlerweile Magnete wird hier schon länger diskutiert, aber es gibt noch mehr Möglichkeiten den Sound etwas weiter in die gewünschte Richtung zu lenken. Gerade die Schrauben in einem PU werden von vielen gar nicht wirklich beachtet, weil viele gar nicht wissen, wie man mit ihnen arbeiten kann.
 
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