Hey Folks,
ich war vor einigen Tagen beim
Custom Drum Shop in Hamburg und hab die Gelegenheit genutzt mal über alles rüberzudengeln was da an Dream Cymbals hängt. Dachte ich stell meine Erfahrungen mal hier in den Thread ein.
Im Showroom in Hamburg hat der Custom Drum Shop, neben seinen Adoro Drums, ein großes Sortiment an Dream Becken aller Serie, heißt Bliss/Vintage Bliss, Energy, Contact und Dark Matter zum Antesten ausgestellt. Man kann auch seine eigenen Becken mitbringen um da Becken im Zusammenspiel zu testen. Sehr schön.
Hab vieles einmal anspielen können, will mich hier aber trotzdem ein wenig auf die Becken konzentrieren, die mir besonders gut gefallen haben.
Erstmal allgemein:
Bei Dream Cymbals handelt es sich um einen eigentlich canadischen Beckenbauer, der in Koop mit etablierten Beckenschmieden in Wuhan China seine Becken herstellt. Also auch, wenn wir hier schon von chinesischen Becken sprechen können, klingen diese nicht unbedingt so, wie man das mit Chinatellern e la Stagg assoziiert, sondern werden nach klassisch türkischer Tradition hergestellt. Natürlich sind türkischen Becken auch nicht immer gleich türkische Becken – würde ich die Dream hier von ihrem Charakter einsortieren und vergleichen wollen, wäre Istanbul Agop was mir hier als erstes in den Sinn kommt. Vielleicht auch Bosphorus noch. Generell kann man über Dream Becken sagen, dass sie nämlich verhältnismäßig dünn sind und daher auch sehr dunkel und komplex klingen. Von den Serien würde ich das wie folgt aufstaffeln: Vintage Bliss = PaperThin, Bliss = Thin, Contact = Medium Thin, Energy = Medium. Die Dark Matter hingegen gibt es in verschiedenen Stärken, sortieren sich also eigentlich in die Serien VintageBliss/Bliss/Energy ein, fallen durch ihre spezielle Behandlung aber auf, und klingen daher nochmal deutlich dunkler und trockener. Soviel zum Allgemeinen erstmal. Da ich vor allem an „jazzigen“, heißt leichten Becken interessiert bin, hab ich natürlich vor allem die leichteren Becken einmal intensiver angespielt. Vieles trifft ähnlich auch beispielsweise auf die Energy Becken zu, diese sind halt im Prinzip einfach schwerer und damit durchsetzungsstärker und subjektiv lauter. Vom Charakter aber eben schon auch sehr ähnlich. Ich geh da im weiteren aber dann nicht explizit drauf ein.
Vintage Bliss
Die extrem leichten Vintage Bliss gibs ausschließlich als CrashRides zwischen 17“ und 22“. Mich persönlich haben diese Cymbals am meisten begeistert. Gerade die großen Rides haben einen fantastischen Wash. Sehr dunkel, mit leichten Trash Anteilen und einem super definierten, holzigen Ping. Einfach die perfekten Jazz Becken. Klingt echt krass nach Istanbul Agop, kostet aber nur die Hälfte. Geil auch, obwohl die Dinger so leicht sind und sehr komplex klingen, schaukeln sich die Becken nie wirklich unangenehm auf, sondern klingen auch angecrashed immer schnell wieder ab. Der Stocksound kommt auch immer gut durch, ist irgendwie in den Frequenzen sehr breit, aber trotzdem sehr definiert. Ist schwer zu erklären. Ich häng am Ende nochmal ein Video an, wo die Cymbals echt sehr authentisch rüberkommen. Zudem sind die Becken nicht übermäßig laut. Vielleicht dem ein oder anderen gar zu leise. Da ich viel akustisch und in kleinen Combos spiele für mich aber eigentlich perfekt geeignet. In jedem Fall Becken, die meinen Ibrahim Diril Rides ernsthaft den Platz streitig machen könnten.
Bliss
Die Bliss haben vermutlich die breiteste Range im Dream Programm. Muss man eigentlich nicht viel zu sagen. Klassisch türkische, handgemachte Becken. Wie gesagt, Dream Cymbals klingen verhältnismäßig dunkel – also gehen eher in Richtung Agop, oder eben alte K Zildjian, oder die aktuellen Dark Varianten im K Angebot.
Die Rides haben mehr Ping als die ultraleichten VintageBliss, setzen sich vermutlich besser durch und sind daher sicher auch noch etwas variabler. Die Crashs hab ich vor allem in Paper Thin angespielt. Diese sind sehr explosiv, nicht all zu laut, klingen sehr komplex und sprechen extrem schnell an. Man kann die Dinger also auch schon mit den Händen anspielen und sie entfalten ihren vollen Charakter. Sehr gut gefallen haben mir vor allem auch die Splashs. Diese sind sehr tonal – klingen also jetzt mal weniger nach Agop, wo die Splashs ja eher einen sehr trashigen Charakter haben, sondern mehr nach Meinl Byzance. Die kleinen Becken singen richtig und kombiniert man diese entsprechend kann man regelrecht Intervalle mit diesen spielen. Sehr schön. Mit die schönsten Splashs die ich unter den Sticks hatte bisher.
Neben den Splashs waren vor allem aber auch die HiHats der Bliss Serie mit meine Favoriten. Da war ich ziemlich überrascht. Diese klingen nämlich deutlich weniger dunkel als ich vermutet hätte. Der Anschlag ist super klar und definiert – Double Stroke Rolls kommen da extrem gut rüber. Geöffnet klingen sie für türkische Teller überraschend hell und durchsetzungsstark ohne aber jetzt lautstärkemäßig herauszufallen. In den kleineren Versionen kanns dann schon auch mal was bissiger werden. Getreten mögen die Becken dem ein oder anderen vielleicht etwas leise sein. Mir persönlich wäre da diese Definiertheit und Prägnanz aber wichtiger als ein ultra breiter Chick Sound. Muss jeder selber für sich testen. Mit dem Schrägstellen des Buttom Cymbals kann man da den Sound ja auch entsprechend anpassen und fetter machen.
Contact
Kurz zu den Contact. Vom Gewicht und Shaping sind diese sehr nahe an den Bliss. Im Klangvergleich sind sie jedoch vor allem im Pitch deutlich höher. Das lässt die Becken bissel frischer wirken. Vor allem die Crashs haben mir persönlich fast etwas besser gefallen, als die Bliss Varianten. Sie klingen ein bissel offener im Frequenzspektrum, daher vielleicht subjektiv auch etwas lauter. Gute Crashs in jedem Fall. HiHats und Rides klingen sehr klar. Mir persönlich waren sie ein wenig steril. Aber das ist sicherlich eine Geschmacksfrage. Die Bliss Varianten klingen für mich deutlich reifer. Wer aber eher einen klaren, durchsetzungsstarken Beckensound sucht, findet vielleicht auch in der Contact Serie interessante Varianten. Die Crashs haben mir, wie gesagt, auch ausgesprochen gut gefallen.
Energy
Hab ich nur hier und da mal drauf gedengelt. Sicher auch gute Becken. Ich würde sie in Richtung Medium sortieren. Klingt also letztlich auch wie das typischen Istanbul/Anatolian oder Masterworks/Agean Zeug nur etwas dunkler eben. Gute Becken sicherlich, aber auch nicht unbedingt etwas besonderes. Der Preis ist natürlich interessant, da nochmal einen Ticken günstiger als besagte Türken. Eine Besonderheit bei den Energy Cymbals sind zudem die nicht abgedrehten Glocken, die für besonders prägnante Bell Sounds sorgen.
Dark Matter
Die Dark Matter Serie wird deutlich aufwendiger gefertigt als andere Dream Cymbal Serien. Hier handelt es sich auch nicht, wie man vom Äußeren vermuten mag, einfach um unbehandelte, nicht polierte Becken wie etwa die Istanbul Turks, sondern um eine besondere Nachbehandlung. Nicht nur optisch fallen die Becken auf, sondern auch klanglich. Extrem dunkel und erdig mit trockenem, super definiertem Anschlag, werden die Becken vor allem natürlich Jazzer, aber sicher auch in Gospel, Funk, HipHop oder Fusion überzeugen. Gerade die Rides und Crashrides haben einen fantastisch dunklen Wash, der sich kaum aufschaukelt und eine tolle Definition im Anschlag. Auch die kleineren Crashs kann man bereits super für Ride Figuren benutzen. Besonders gefallen hat mir auch das Eclipse Ride, das verschiedene Spielzonen bietet, ähnlich einem Istanbul Empire, allerdings deutlich leichter ist und dementsprechend feinfühliger klingt. Ein wirklich fantastisch klingendes, extrem vielseitiges Ride Becken.
Wer Dream Cymbals mal Antesten will, macht am Besten mal einen Termin mit dem Stefan vom Custom Drum Shop aus. Kein Problem auch eigene Becken mitzubringen um das Ganze mal im eigenen Setup zu spielen. Mein Fazit in jedem Fall – Das Auschecken lohnt sich, und nicht nur mit Blick auf den Preis. Dream Cymbals haben definitiv einen eigenen Klangcharakter und setzen sich so von anderen Beckenherstellern nochmal ab. Ist nicht einfach wieder das gleiche nur mit neuem Schriftzug.
Erhältlich sind die Teller hier:
https://www.customdrums.de/de/shop/dream-cymbals
Hier noch ein paar Videos, die meines Erachtens den Klangcharakter der Becken sehr gut einfangen: