Du bist nicht allein

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Der Text handelt von jemandem, mit dem ich früher mal befreundet war. Ich denke, er erklärt sich weitgehend selbst. :gruebel:

Du bist nicht allein

Str1:
Viel zu lang hab ich dich nicht gesehn
Mein alter Freund vor vielen Jahren
Ganz aus Zufall seh ich dich hier stehn
Sag, was ist dir widerfahren?

Früher hab ich zu dir aufgeschaut
Heut hab ich dich kaum erkannt
Du bist lang vor deiner Zeit ergraut
Dein Blick ist leer und ausgebrannt

Du hast früher gern und viel gelacht
Sag, was ist aus dir geworden?
Was hat der Lauf der Zeit aus dir gemacht?
Fehlen dir dafür die Worte?

Bridge:
Früher hast du mir oft von dir erzählt
Doch heut komm ich gar nicht mehr an dich ran
Du hast dich verloren in deiner Welt
Du starrst in die Leere und siehst mich nicht an

Ref1:
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Reiß dich los aus dem Strudel, der nach dir greift
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Es ist höchste Zeit, dass du dich befreist

Ref2:
Auch wenn's schmerzt und beißt
Wenn's dich beinah zerreißt
Das Leben ist hier
Du bist nicht allein
Und das ist alles, was ich weiß

Str2:
Komm, wir gehn ein Stück am Fluss entlang
Und danach 'nen Happen essen
Du willst gehn? Dann leb wohl mein Freund
Ich werd dich niemals vergessen

Alex
 
Eigenschaft
 
Die Art und Weise wie der Text geschrieben wurde, spricht mich nicht an.
Was mir gefällt ist das Thema, welches behandelt wird.
Allerdings bleibt bei mir die Frage hängen und offen, was denn deinem alten Freund widerfahren ist, dass du dich nun sorgst um den Menschen, zu dem du einst aufgeschaut hast. Das geht nicht aus dem Text hervor und stört mich.
Liegt möglicherweise daran, dass du in deinem Text verkünden möchtest, dass dein alter Freund auf dich zählen kann.
Viel interessanter hätte ich aber gefunden, wenn du beschreibst, wie ein Mensch zu dem einst aufgeblickt wurde, nun deine Besorgnis erregen kann. Wer oder was hat diese negative Entwicklung dieser Person herbeigeführt? Jeder Mensch hat seine individuellen Fertigkeiten, doch um zu jemandem auf zu blicken bedarf es an mehr. Woran kann ein solcher Mensch denn nun also zu Grunde gehen? Das sind die angesprochenen Fragen, die du durch deine Strophen weckst, aber nicht beantwortest.

Da man weder dich, noch ihn, noch die genaue Situation kennt, kann man sich in dem Fall auch keine Antworten zusammenreimen. Weshalb mir letztlich viel zu abstrakt geschrieben wurde.
 
Hallo Alex,

mir gefällt der Text sehr gut.

Begründung:
er beschreibt erstmal die Situation der unterschiedlich verlaufenden Lebenswege und die damit verbundene Entfernung voneinander - betont aber die gleichzeitig immernoch vorhandene Freundschaft.
Ich finde es auch gut, dass eben nicht explizit auf die Gründe eingegangen wird, es bleibt ja eine Fragestellung.
Verbunden mit der Fragestellung ist eine Besorgnis, ein helfen wollen bzw. der Wunsch, etwas für den anderen zu tun.....usw.. und gerade dadurch wird ja untermauert, dass der Wert auf der Freundschaft liegt und andere Sachen, wie z.B. ein "wieso und weshalb" erstmal zweitrangig sind.
Der Text eröffnet also eine Perspektive, man merkt, es ist etwas passiert - es besteht aber der Wunsch einer Verbesserung, den anderen betreffend.

Weiterhin finde ich gut, dass zwar zum Ende des Textes quasi Hilfe angeboten wird - aber eben mit Achtung und Respekt und nicht um jeden Preis und auch akzeptiert wird, wenn sie nicht angenommen wird. Man könnte ja sagen "Chance gehabt- nicht genutzt", aber man kann es auch so interpretieren "es lässt sich nicht immer was verändern, die Situation ist so - mir bleiben die guten Erinnerungen".
Ich bin ja tatsächlich heute früh zu blöd, mich auszudrücken; aber so in etwa verstehe ich den Text.

Geändert hätte ich vielleicht die dritte Strophe, weil sie sich inhaltlich mM schon in der zweiten Strophe etwas wiederfindet, zweite und dritte Strophe finde ich dort etwas "viel". Außerdem könnte das "fehlen dir die Worte" vielleicht je nach Lesart etwas überbetont wirken. Kann, muss aber nicht..

Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Allerdings bleibt bei mir die Frage hängen und offen, was denn deinem alten Freund widerfahren ist, dass du dich nun sorgst um den Menschen, zu dem du einst aufgeschaut hast. Das geht nicht aus dem Text hervor und stört mich. [...] Wer oder was hat diese negative Entwicklung dieser Person herbeigeführt? [...] Woran kann ein solcher Mensch denn nun also zu Grunde gehen? Das sind die angesprochenen Fragen, die du durch deine Strophen weckst, aber nicht beantwortest.

Tja, das bleibt offen, weil ich es selber nicht weiß. Und ja, das stört mich auch. Aber er hat's mir nicht gesagt - es werden einem nicht alle Antworten auf dem Silbertablett serviert. Manchmal muss man mit der offenen Frage leben, insbesondere wenn's eine "Warum"- Frage ist. :gruebel:

Liegt möglicherweise daran, dass du in deinem Text verkünden möchtest, dass dein alter Freund auf dich zählen kann.

Ich hatte gar nicht vor, was zu verkünden. Ich hab bloß aufgearbeitet, was mir durch den Kopf ging. Vielleicht ist es zu appellierend geraten. :gruebel:

Jeder Mensch hat seine individuellen Fertigkeiten, doch um zu jemandem auf zu blicken bedarf es an mehr.

Hm. Vielleicht sollte ich etwas mehr Vergangenheit einbauen, um das Aufblicken besser zu begründen. :gruebel:

Da man weder dich, noch ihn, noch die genaue Situation kennt, kann man sich in dem Fall auch keine Antworten zusammenreimen. Weshalb mir letztlich viel zu abstrakt geschrieben wurde.

Echt? Okay. Ich dachte, das Gefühl kann jeder nachvollziehen, nach längerer Zeit jemanden wiederzusehen, dem es inzwischen dreckig geht - warum auch immer. Dass derjenige nicht drüber reden möchte, finde ich verständlich. Es erinnert mich an das Phänomen, dass Lebensversager sich meist nicht auf Klassentreffen trauen, weil sie sich schämen. :gruebel:

Danke für dein Feedback. :)

Alex

---------- Post hinzugefügt um 10:11:43 ---------- Letzter Beitrag war um 10:06:35 ----------

Ich finde es auch gut, dass eben nicht explizit auf die Gründe eingegangen wird, es bleibt ja eine Fragestellung.

Freut mich, dass du's so sehen kannst. :)

Weiterhin finde ich gut, dass zwar zum Ende des Textes quasi Hilfe angeboten wird - aber eben mit Achtung und Respekt und nicht um jeden Preis und auch akzeptiert wird, wenn sie nicht angenommen wird. Man könnte ja sagen "Chance gehabt- nicht genutzt", aber man kann es auch so interpretieren "es lässt sich nicht immer was verändern, die Situation ist so - mir bleiben die guten Erinnerungen".
Ich bin ja tatsächlich heute früh zu blöd, mich auszudrücken; aber so in etwa verstehe ich den Text.

"Uns bleibt immer noch Paris" - so hab ich's noch gar nicht betrachtet. :)

Geändert hätte ich vielleicht die dritte Strophe, weil sie sich inhaltlich mM schon in der zweiten Strophe etwas wiederfindet, zweite und dritte Strophe finde ich dort etwas "viel". Außerdem könnte das "fehlen dir die Worte" vielleicht je nach Lesart etwas überbetont wirken. Kann, muss aber nicht.

Ich weiß noch nicht, ob's endgültig fertig ist; ich schau's mir nochmal an, wenn ich etwas mehr Abstand habe. Kann sein, dass ich noch'n paar Sachen ändere. Ich hab den Text gestern mit der heißen Nadel in einer halben Stunde zusammengestrickt. :)

Danke für dein Feedback. :)

Alex
 
Hallo Alex,

Mir gefällt Dein Text nicht so recht.

Er ist mMn keine Darstellung einer Geschichte, sondern eher die psychologische Bewertung einer Geschichte, die sich vermutlich nur so ähnlich, ganz anders oder gar nicht abgespielt hat.

Wer bewertet, hat sich schon entschieden ...ist selber gepanzert.

Du hast Dich leider auf ein angeblich empathisches und solidarisches LI festgelegt, welches mir auf die geschilderte Art von Zeile zu Zeile unsympathischer wird.

Meiner Meinung nach hast du Dich hier verrannt. Kein Drama, könnte ein Lied davon singen...



Du bist nicht allein


Str1:
Viel zu lang hab ich dich nicht gesehn
Wieso "viel zu" ... war der Freund denn unerreichbar für das LI?
Mein alter Freund vor vielen Jahren
Ganz aus Zufall seh ich dich hier stehn
Eben.. es bedurfte eines Zufalls, um sich zu treffen. Warum?
Sag, was ist dir widerfahren?
Hm... eine Fragestellung... von der ich mich zunächst genötigt fühlen würde....


Früher hab ich zu dir aufgeschaut
Heut hab ich dich kaum erkannt
Du bist lang vor deiner Zeit ergraut
"Vor Deiner Zeit" wirkt anmaßend ... und ist nicht das gleiche wie "vor der Zeit"
UND: wir wollen an dieser Stelle mal ausschließen, dass der Freund schwer erkrankt ist.
Wie peinlich wäre dann der folgende Text
...
Dein Blick ist leer und ausgebrannt
Leer und ausgebrannt ist eine unnötige Dopplung

Du hast früher gern und viel gelacht
naja, ein Spaziergang sagt viel über einen Menschen, aber nicht alles
Vielleicht war der Freund nur an diesem Tag so drauf?
Sag, was ist aus dir geworden?
Was hat der Lauf der Zeit aus dir gemacht?
Fehlen dir dafür die Worte?

Hm... wer antwortet schon gern direkt auf solche Fragen - während einer zufälligen Begegnung - nach Jahren?
Spricht das Beharren auf solchen Fragen nicht viel mehr gegen den Fragesteller?

Bridge:
Früher hast du mir oft von dir erzählt
Doch heut komm ich gar nicht mehr an dich ran
Hm.. das klingt doch sehr ungeduldig...findest du nicht auch?
Man könnte sich doch auf ein nächstes Mal verabreden?
Und würde der Freund einen weiteren Kontakt verweigern, wessen Schuld wäre das denn?
Du hast dich verloren in deiner Welt
Hm... und wenn sich der Freund nur gegen das LI panzert?
Du starrst in die Leere und siehst mich nicht an
Dopplung

Ref1:
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Reiß dich los aus dem Strudel, der nach dir greift
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Es ist höchste Zeit, dass du dich befreist

Aua, selbst ein Seelenklempner nähme sich wahrscheinlich mehrere Sitzungen für eine solche Diagnose


Ref2:

Auch wenn's schmerzt und beißt
Wenn's dich beinah zerreißt
Das Leben ist hier
Du bist nicht allein
naja... viele Jahre war er aber, was das LI betrifft, wohl doch allein
Und das ist alles, was ich weiß

Str2:
Komm, wir gehn ein Stück am Fluss entlang
Und danach 'nen Happen essen
Du willst gehn? Dann leb wohl mein Freund
Ich werd dich niemals vergessen

Kein recht überzeugender Schluß nach so viel zur Schau gestellter "Freundschaft"....
Oder vielleicht doch ... aber dann aus der Sicht des Freundes:D
Bitte fass meine Einwände nicht als Gehässigkeit auf. Sie deuten nur meine Fragen an, wenn ich deine "Geschichte" visualisiere.

Ich habe mich auch schon verrannt in solchen späten Begegnungen mit alten Freunden.

Allerdings war ich mir stets über mein schlechten Gewissens im Klaren. Ich fühlte das Verlangen, mich als Freund...oder Autor... oder LI.... aufzuwerten.

Als ich versuchte, mein (Seelen)Heil in detaillierter Darstellung zu finden, verwirrte sich der Faden meist noch mehr und nun liegen diese Texte irgendwo in vergilbten Notizbüchern;)

-----------------------------------------------------------

Edit: Viele Songs verwenden ein "Du bist nicht allein", indem das LI in den Strophen über seine eigenen Hoffnungen und Ängste singt und dann im Refrain die Hand ausstreckt: (Siehst Du..) Du bist nicht allein.

Minimal könntest Du den Text eventuell verbessern, wenn du den Eindruck hinterlässt, die Entwicklung des Freundes schon lange zu kennen...aber auch das wirft die Frage echter Freundschaft auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Alex,
ich möchte gerne nochmal, in meinem ersten Beitrag konnte ich mich nicht besonders ausdrücken:

"Viel zu lang hab ich dich nicht gesehn
Mein alter Freund vor vielen Jahren
Ganz aus Zufall seh ich dich hier stehn
Sag, was ist dir widerfahren"

Man trifft einen alten Freund wieder, irgendwo (wo der Zufall halt will).... und das "widerfahren" würde ich so lassen, weil es nur als: "Alter, wass denn mit dir los" gemeint sein kann, zugleich aber auch beschreibt, das irgendwas schon nicht in Ordnung ist.

"Früher hab ich zu dir aufgeschaut
Heut hab ich dich kaum erkannt
Du bist lang vor deiner Zeit ergraut
Dein Blick ist leer und ausgebrannt"

Diese Strophe kann man sowohl als Beschreibung des Zustandes des Freundes verstehen, vor allem aber auch als Gedanke, quasi als das, was einem beim Wiedersehen als erstes durch den Kopf geht. Auf deutsch: Als ich meinen versumpften Freund nach vielen Jahren getroffen hatte, war mein erster Gedanke auch: "ach du Sch... was ist mit dir los"


"Du hast früher gern und viel gelacht
Sag, was ist aus dir geworden?
Was hat der Lauf der Zeit aus dir gemacht?
Fehlen dir dafür die Worte?"

Da hatte ich ja in meinem ersten Beitrag gemeint, diese Strophe beißt sich etwas mit der vorherigen, wobei es ja sicherlich auch nicht schlecht ist, einen erklärenden Bezug zur Vergangenheit herzustellen. Aber "Fehlen dir dafür die Worte" hätte ich - wie schon gesagt- etwas geändert.

Bridge:
Früher hast du mir oft von dir erzählt
Doch heut komm ich gar nicht mehr an dich ran
Du hast dich verloren in deiner Welt
Du starrst in die Leere und siehst mich nicht an

Auch diese Strophe könnte der eigene Gedankengang sein. Zumal ja auch der Wunsch, an die alten Zeiten anzuknüpfen, irgendwie enthalten ist. Weiterhin beinhaltet (für mich) die Strophe auch eine gewisse Traurigkeit: die Vorstellungen des Ablaufes des Treffens usw. werden ja nicht erfüllt und es kommt auch die Stimmung der eigenen Ratlosigkeit zum Ausdruck.


Ref1:
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Reiß dich los aus dem Strudel, der nach dir greift
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Es ist höchste Zeit, dass du dich befreist

Ref2:
Auch wenn's schmerzt und beißt
Wenn's dich beinah zerreißt
Das Leben ist hier
Du bist nicht allein
Und das ist alles, was ich weiß

Str2:
Komm, wir gehn ein Stück am Fluss entlang
Und danach 'nen Happen essen
Du willst gehn? Dann leb wohl mein Freund
Ich werd dich niemals vergessen

Hier greift das, was ich in meinem ersten Beitrag meinte. Es stellt sich die Ausweglosigkeit der Situation dar, das Hilfe anbieten aber auch die Akzeptanz des Scheiterns - verbunden aber mit einer guten Erinnerung (und da die Erinnerung als letztes genannt wird, hat der Text trotz der vorhandenen Traurigkeit irgendwie einen positiven Abschluss....aber jeder geht letztlich seinen Weg.

Ich habe nochmal geschrieben, weil sich in den Strophen tatsächlich auch eigene Gedanken wiederfinden, z.B. wenn man alte Freunde (wirklich zufällig) trifft, denen es durch verschiedenste Umstände wirklich schlecht geht. Man ist bemüht zu helfen, aber eigentlich weiß man, dass das wenig Aussicht hat.
Und dann bleiben wirklich nur die Erinnerungen.
Ohne jetzt etwas "reinzulesen" fasse ich die Strophen schon eher als Beschreibung der Gedankengänge auf. Jedenfalls zuerst als Gedanke und zweitrangig als Dialog.

Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Alex,

Mir gefällt Dein Text nicht so recht.

Macht nix. Trotzdem danke fürs Feedback. :)

Vielleicht kommt an manchen Stellen der Unterschied zwischen dem Gesagten und dem Gedachten nicht rüber. Nicht alles, was im Text steht, hab ich tatsächlich verbalisiert. :gruebel:

Vielleicht bin ich auch wirklich kein echter, sondern nur ein schlechter Freund. Wer weiß? Und vielleicht bist du deinen alten Freunden auch ein besserer Freund als ich meinen, weil dich nach jahrelanger Funkstille wenigstens ein schlechtes Gewissen plagt. ;)

Schönen Sonntag. Peace and Love :)

Alex

---------- Post hinzugefügt um 22:09:52 ---------- Letzter Beitrag war um 21:58:44 ----------

Hallo Alex,
ich möchte gerne nochmal, in meinem ersten Beitrag konnte ich mich nicht besonders ausdrücken:

Gern. Nur zu. Ich fand deinen ersten Beitrag aber durchaus verständlich. :)

Diese Strophe kann man sowohl als Beschreibung des Zustandes des Freundes verstehen, vor allem aber auch als Gedanke, quasi als das, was einem beim Wiedersehen als erstes durch den Kopf geht. Auf deutsch: Als ich meinen versumpften Freund nach vielen Jahren getroffen hatte, war mein erster Gedanke auch: "ach du Sch... was ist mit dir los" [...] Auch diese Strophe könnte der eigene Gedankengang sein. [...] Ohne jetzt etwas "reinzulesen" fasse ich die Strophen schon eher als Beschreibung der Gedankengänge auf. Jedenfalls zuerst als Gedanke und zweitrangig als Dialog.

Dass du das so verstehst, beruhigt mich. Ich dachte schon, der Leser muss denken, ich löchere mein Gegenüber wirklich mit einer Million persönlicher und peinlicher Fragen. Das meiste waren tatsächlich mehr Gedanken - eben Fragen, die ich mich in der Situation nicht zu stellen getraut habe. Schön, dass man's auch so verstehen kann. :)

Zum Thema Traurigkeit... nun, mal sehen, wann man sich wieder trifft und wie es jedem von uns dann geht. Die wenigsten Abschiede sind wirklich für immer. :gruebel:

Alex
 
Hi alex.

jf.alex schrieb:
Vielleicht bin ich ...? Und vielleicht bist du ... ;)

Jaaa, wer weiß das schon...:cool:

Damit Kritiker und Künstler nicht allzu spekulativ über einander menscheln, steht ja noch das LI zwischen beiden...;)


jf.alex schrieb:
Nicht alles, was im Text steht, hab ich tatsächlich verbalisiert. :gruebel:

wenn das als Scherz gemeint war ... gehört das als genialer Spruch in jeden Jahresrückblick 2010:great:

jf.alex @vester schrieb:
Ich dachte schon, der Leser muss denken, ich löchere mein Gegenüber wirklich mit einer Million persönlicher und peinlicher Fragen. Das meiste waren tatsächlich mehr Gedanken - eben Fragen, die ich mich in der Situation nicht zu stellen getraut habe. Schön, dass man's auch so verstehen kann.

Warum denn so von hinten durch die Brust?

Ich hatte gehofft, wir könnten in einen DIREKTEN und konstruktiven Meinungsaustausch kommen.
Ich komme vielleicht selbstbewusster in dieser Frage rüber, als ich tatsächlich bin.

Das Thema Freundschaft in Songs erscheint mir viel offener, als meine erste Reaktion vielleicht vermuten läßt.

Seit vielen Jahren denke ich zum Beispiel über Michel de Montaignes Essay "über Freundschaft" nach. man nehme nur folgendes Zitat:

Michel de Montaignes über die Freundschaft zwischen Tiberius Gracchus + Caius Blossius schrieb:
Als Lelius in Gegenwart der römischen Konsuln,
die nach der Verurteilung des Tiberius Gracchus all seine Mitverschwornen verfolgten,
den Caius Blossius (der dessen engster Freund war) fragte,
wieviel er für Gracchus zu tun bereit gewesen wäre,
erhielt er die Antwort: »Alles'!«
Darauf drang er weiter in ihn: »Wie - alles?
Wenn er dir nun befohlen hätte, unsre Tempel anzuzünden?«
»Das hätte er mir niemals befohlen«, erwiderte Blossius.
Lelius: »Wenn er's aber doch getan hätte?«
Blossius: »Dann hätte ich gehorcht!«

oder
Montaigne über Freundschaft zu Frauen und Männrern schrieb:
Die Liebe zu den Frauen kann man... genausowenig mit wahrer Freundschaft vergleichen noch überhaupt dieser Rangstufe zuordnen.
Ihr Feuer, das muß ich zugeben, ist zwar heftiger, beißender und verzehrender,
aber es flackert nur flüchtig auf,
in ständigem Wechsel hin und her wabernd: eine Fieberhitze,
die bald steigt, bald fällt und bloß einen Zipfel von uns ergreift.

Bei der Freundschaft hingegen umfaßt uns eine alles durchdringende, dabei gleichmäßige und wohlige Wärme,
beständig und mild, ganz Innigkeit und stiller Glanz; nichts Beißendes ist in ihr, nichts, das uns verzehrte.


Dass man seinem Freund gegenüber plötzlich Hintergedanken hat , kann man doch, nein sollte man mMn sogar, deutlich schreiben - ohne gleich die Gründe oder gar die Schuld beim Anderen zu suchen. -
Das man selber nicht mehr so offen ist wie früher, ist vielleicht generell altersbedingt und der Kürze der Zeit geschuldet.
Dass man sich selber bei hohlen Phrasen entdeckt, muss noch nicht das Ende einer Freundschaft bedeuten...
So erscheint mir "Freundschaft" eher lebendig dargestellt.
Und gleichzeitig kann man schlussendlich DOCH sagen: wenn du willst, bin ich noch immer für dich da...
Aus dieser Großzügigkeit erahnt man mMn erst die Stärke der Gefühle zweier Freunde.

Es geht doch in der Kunst darum, sich selber zu spüren, seine unterdrückten Gefühle auszuleben...oder?

Die wenigsten Abschiede sind wirklich für immer. :gruebel:
Das ist allerdings eine Frage des Alters der Beteiligten ...

Das Fest naht
Ich erwarte keine ausführliche Antwort;)

Love an Peace:)

Jongleur
 
Zuletzt bearbeitet:
Damit Kritiker und Künstler nicht allzu spekulativ über einander menscheln, steht ja noch das LI zwischen beiden...;)

Das LI im vorliegenden Text ist nicht sooo weit weg von mir. Jedenfalls näher als die Person, von der Johnny Cash sang, sie habe in Reno jemanden erschossen, nur um ihn sterben zu sehen. :gruebel:

wenn das als Scherz gemeint war ... gehört das als genialer Spruch in jeden Jahresrückblick 2010:great:

Ich hab "verbalisieren" im Sinne der zweiten hier aufgeführten Bedeutung verwendet: http://synonyme.woxikon.de/synonyme/verbalisieren.php. Also im Sinne von "aussprechen": Ich hab mir vieles gedacht, aber nicht alles ausgesprochen. Später hab ich's dann aber zugegebenermaßen verschriftlicht, was der vierten im Link aufgeführten Bedeutung entspricht (verfassen). Ich find's jetzt nicht sooo sensationell. Ich nehm's nicht in meinen Jahresrückblick auf, aber du kannst das gern machen, wenn du magst. :)

Schade, ich hatte gehofft, wir könnten in einen DIREKTEN und konstruktiven Meinungsaustausch kommen.

Das Thema Freundschaft in Songs erscheint mir viel spannender, als meine erste Reaktion vielleicht vermuten läßt.

Seit vielen jahren denke ich zum Beispiel über Michel de Montaignes Essay "über Freundschaft" nach. Besonders über folgendes Zitat:

Schönes Zitat. Es eröffnet das Spannungsfeld der Freundschaft recht anschaulich, vergleichbar mit Schillers "Bürgschaft". Es beschreibt auch den Bund zwischen Abraham und Gott. Ich weiß bloß nicht recht, was du von mir dazu hören magst. :)

Dass man sich vieles plötzlich nicht mehr zu sagen traut, kann man doch, nein sollte man mMn sogar, deutlich schreiben -
so bleibt doch die Freundschaft lebendig dargestellt. Wenn man sich beidseitig erst einmal ausschweigt...

Das ist wahr. Den Gedanken hätte ich in den Text aufnehmen können - ist mir gestern nicht in den Sinn gekommen. Mal sehn, ob ich noch was dran drehe oder ob ich's so lasse. :gruebel:

und dennoch kann man ehrlich sagen: wenn du willst, bin ich noch immer für dich da...
Aus dieser Großzügigkeit erahnt man mMn erst die Stärke der Gefühle zweier Freunde.

Hm. Schlussendlich hab ich ihn nett verabschiedet und gehen lassen. Aber ich glaube, da liegt ein kleines Missverständnis vor. Die beschriebene Person war nicht mein einziger oder allerbester Freund oder so. Also niemand, den ich in den letzten Jahren täglich brennend vermisst habe. Eher jemand, den ich aus den Augen verloren habe und an den ich ein paar Mal im Jahr denke. :gruebel:

Es geht doch in der Kunst darum, sich selber zu spüren, seine Gefühle auszuleben...oder?

Ich weiß nicht, warum du das machst. Ich mache es, weil es ein Teil von mir ist wie Atmen, Essen oder Herumlaufen. Ich bin so gemacht. :gruebel:

Das ist allerdings eine Frage des Alters der Beteiligten ...

Ich bin 41. Wie alt du bist, weiß ich nicht. Ich hatte schon einige Abschiede für immer, aber noch nicht sooo viele, von denen ich wusste, dass sie für immer sind. Im speziellen vorliegenden Fall hab ich durchaus noch Hoffnung auf die Zukunft - aber das kann natürlich auch trügerisch sein. Ein Klassenkamerad hat sich kurz nach dem Abi vom Hochhaus gestürzt - und ich hab's erst zwanzig Jahre später erfahren. :gruebel:

Peace and Love :)

Alex
 
Hi alex,

Ich glaube, wir haben uns erklärt und unsere Festvorbereitungen sind allemal wichtiger als das, was noch offen bleibt.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vielleicht haben mir meine Gehirnzellen einen Streich gespielt und in deinem Text stehen mehr als nur Worte. Vielleicht hast Du auch noch mit unsichtbarer Tinte die Bedeutungen geschrieben, die Dir beim Schreiben durch den Kopf spukten. ... Asche auf das Haupt des Krümelkackers;)

Vielleicht hat mich ja auch langsam der Forenkoller am Arsch.:D

Wenn Du aber sagen willst, Du hättest viel mehr "ausgesprochen" als Du tatsächlich in Worte gekleidet hast...
und damit meinst, das LI hat das alles nicht gesagt, sondern nur gedacht ( was man ja auch wirklich SO sehen kann)...

dann
frage ich mich, wie du, ohne ein Gespräch, auf folgendes Kommst:

Ref1:
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Reiß dich los aus dem Strudel, der nach dir greift
Komm zurück mit mir, das Leben ist hier
Es ist höchste Zeit, dass du dich befreist

Ref2:
Auch wenn's schmerzt und beißt
Wenn's dich beinah zerreißt
Das Leben ist hier
Du bist nicht allein
Und das ist alles, was ich weiß
Ich selber handle solche Konflikte in meinen Textentwürfen unter dem Stichpunkt "fehlende Glaubwürdigkeit" ab.

Ich weiß bloß nicht recht, was du von mir dazu [gemeint sind die Zitate, Jongleur] hören magst. :)
Nix:)

Den Montaignes hatte ich nur zitiert, falls Du doch noch mal rangehen solltest - sozusagen als Inspirationsquelltröpfen dafür, wie wertvoll eine wirkliche Männerfreundschaft sein kann;)

Aber ich glaube, da liegt ein kleines Missverständnis vor. Die beschriebene Person war nicht mein einziger oder allerbester Freund oder so. Also niemand, den ich in den letzten Jahren täglich brennend vermisst habe. Eher jemand, den ich aus den Augen verloren habe und an den ich ein paar Mal im Jahr denke.
Das ist aber nicht sein Problem.

Vielmehr könnte DAS viel einleuchtender eure Sprachlosigkeit erklären. Glaubwürdigkeit hat nichts mit dem Charakter des Autoren zu tun, sondern nur mit seiner Fähigkeit, eine Situation zwischen zwei Menschen so darzustellen, dass man ihr INNEN und AUSSEN vor sich sehen kann.

Nimm an, Du läßt den Freund nicht so raushängen ... dann kommst du auf das Thema, dass man sich schnell aus den Augen verliert ... und musst nicht solche hären Bekenntnisse im Refrain erfinden. Oder?

Es geht doch in der Kunst darum, sich selber zu spüren, seine Gefühle auszuleben...oder?


Ich weiß nicht, warum du das machst. Ich mache es, weil es ein Teil von mir ist wie Atmen, Essen oder Herumlaufen. Ich bin so gemacht. :gruebel:
Me too:)

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo jf.Alex - mir gefällt der Text ausnehmend gut. Meine Betrachtungsweise scheint aber auch eine komplett andere zu sein wie die von Jongleur, etc.. Für mich mischt sich so ein Text mit meinen Gefühlen, welche ich unter den Text lege. Dabei ist es für mich nicht entscheidend, ob die eine oder andere Textzeile mir glasklar beschreibt, was da vor sich geht - ganz im Gegenteil. Für mich ist wichtig, dass solche Texte mir einen Freiraum lassen, meine ganz eigenen Gedanken einzuweben. Wollte ich etwas klar beschreiben, dann wäre für mich die Versform das untauglichste Mittel überhaupt. Das mag für z.B. Jongleur machbar sein - für mich ist es undenkbar (im wahrsten Sinne des Wortes).

Und wenn ich mich nicht täusche, sind wir hier immer noch in einem Musikforum, auch wenn hier der Teilaspekt "Lyrik" im Mittelpunkt steht. Interessant wird es mit solchen Texten erst richtig (so meine Ansicht), wenn sie in musikalische Form umgesetzt werden. Denn dann kommt der emotionale Ausdruck der Musik dazu, welche für mich einen ganz entscheidenden Beitrag dazu leistet, welche Stimmung und welche Gefühle mit dem Text vermittelt werden sollen.

Toleranz in diesem Kontext steht hier für mich, indem ich meine Gefühle einbringen darf und mir der Texter (und sein Text) dies erlaubt.

In diesem Sinne - frohe Weihnachten.
 
Danke fürs Feedback. :)

Klar, ein Song ist bedeutungsmäßig immer das, was der Hörer in seinem Kopf damit anstellt. Seh ich genauso. Da kommen bei jedem etwas unterschiedliche Sachen raus. Das ist okay so. :great:

Trotzdem war mir auch die Meinung des Bällchenwerfers wichtig. Es erweitert meinen Horizont zu wissen, was meine Texte im Kopf verschiedener Leute auslösen. Wenn einer zur Schlussfolgerung mangelnder Glaubwürdigkeit kommt, interessiert mich, wie er diese Schlussfolgerung getroffen hat. Ich glaube schon, dass mich das als Texter weiter wachsen lässt.

In diesem Sinne auch nochmal Dank an den Jongleur und alle anderen. Frohe Weihnachten. :)

Alex
 
@jf.alex

Klar... Trotzdem... Ich glaube schon, dass mich das als Texter weiter wachsen lässt.
Respekt:great: und die besten Wünsche:)

@ Schnemax

Deine positive Meinung freut mich für den Alex, denn wir ALLE brauchen den Beifall, damit uns die Lust am Spass nicht vergeht:)

Schnemax schrieb:
Wollte ich etwas klar beschreiben, dann wäre für mich die Versform das untauglichste Mittel überhaupt. Das mag für z.B. Jongleur machbar sein - für mich ist es undenkbar (im wahrsten Sinne des Wortes).
Es mag ja wirklich nicht leicht sein, mich in dem entscheidenten Punkt zu verstehen, aber : "beschreiben" ist das Gegenteil von "darstellen"!

Schnemax schrieb:
Das mag für z.B. Jongleur machbar sein -
Ist es nicht. Ich gehe meine Texte immer ängstlich durch, ob ich vielleicht doch nur beschrieben habe, wo ich eigentlich darstellen wollte.

Schnemax schrieb:
für mich ist es undenkbar (im wahrsten Sinne des Wortes).
.... und weckt halt keine Gefühle!

Schnemax schrieb:
Und wenn ich mich nicht täusche, sind wir hier immer noch in einem Musikforum, auch wenn hier der Teilaspekt "Lyrik" im Mittelpunkt steht. Interessant wird es mit solchen Texten erst richtig (so meine Ansicht), wenn sie in musikalische Form umgesetzt werden
Ja! Ohne wenn und aber.

------------------------

Euch allen ein frohes Fest:)
 
Lieber jf.alex,

mir gefällt Dein Text sehr gut und ich kann die Situation genau nachvollziehen, eben, weil offene Fragen bleiben, dadurch kann ich den Text mit meinen Erfahrungen füllen, das macht für mich Texte interessant. Wenn alles eine glasklare Geschichte ist, ist es die Geschichte eines anderen, die mich nichts angeht.
Mir gefällt`s!:great:

Liebe Grüße

Uli
 

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