Irgendwie ist dies hier ja ein wenig wie Impro-Theater, man probiert aus, gemeinsam, fordert die KreativitĂ€t des Anderen heraus, verlĂ€Ăt sich darauf, daĂ die Halbidee dem Anderen als Sprungbrett dient, reagiert auf das RĂŒckangebot, und so weiter. Das ist frisch und spannend, es können nicht nur lustige, sondern auch tiefe Geschichten entstehen und nicht umsonst erfreut sich der Theatersport groĂer Beliebtheit.
Eine der Grundregeln beim Theatersport war, erwĂ€hne nie die "Langeweile". Langeweile ist das, was der Theatersportler fĂŒrchtet, was er ĂŒberhaupt nicht gebrauchen kann. Wenn sich der Zuschauer langweilt, hat er verloren. Also gibt es die Langeweile in seiner Welt nicht. Er weiĂ, spielt er Langeweile, dann langweilt sich das Publikum. (Das heiĂt nicht, daĂ man nicht auch Langeweile spannend spielen könnte, aber: Das ist die Kunst der RegelĂŒberschreitung, die Regel ist, erwĂ€hne die Langeweile nicht.)
Musiktexte funktionieren da ein wenig anders, es gibt lauter Texte, die damit beginnen, daĂ erstmal "nichts los" ist, weil das dem LI Gelegenheit gibt, ĂŒber seine Situation nachzudenken. Trotzdem, Langeweile ist, im Gegensatz zur verwandten Melancholie, nicht wirklich etwas, ĂŒber das man schreiben wĂŒrde.
Die ErwĂ€hnung der Langeweile liest sich meistens so, als wĂŒrde der Songwriter versuchen, seine Ideenlosigkeit zu beschreiben. Kann man vielleicht machen, es gibt ja nichts, worĂŒber man nicht schreiben könnte, aber die Regel ist doch, man sollte das vermeiden, wenn man nicht ganz genau weiĂ, warum und wozu. Sonst wirkt es halt langweilig.
Was letztendlich schade ist, denn in dem Gemeinschaftslied finden sich sehr schöne Ideen, ein krĂ€ftiger Titel und eine spannende Story. Es dĂŒrfte halt nur nicht mit der Langeweile gestartet werden...