Einfachheit von Stücken = Qualitätsverlust?

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Mac55
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Hallo zusammen,

oft erlebt man ja den Ausspruch: "O je, schon wieder ein 4-Chords-Song, das kann ja nicht sein".

Es stimmt natürlich, dass sehr viele, vorwiegend aus dem modernen Pop-Bereich stammende Stücke, eine einfache harmonische Struktur haben, was ja in diesen Fällen für einen recht kleinen Kompositionsaufwand der Komponisten spricht.

Auf der anderen Seite: Es gibt meiner Meinung nach auch einige "4-Chords-Songs", die wunderschön sind, Emotionen transportieren, aber trotzdem harmonisch "einfach" sind (z.B. "Time to say goodbye" Sarah Brightman, der Klassiker). Kann man diesen Song dann auch als "minderwertig" bezeichnen, nur weil er sich nicht durch eine komplexe Harmonik-Struktur auszeichnet?

Anders gefragt: Ist eine solche harmonische Komplexität für das Gutbefinden eines Stückes notwendig?
 
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Ich würde sagen Nein.
Ich würde eher sagen, dass es die Frage wäre, ob ein Thema, welches auf vier Harmonien aufbaut, genügt, um genügend lang Spannung aufrecht zu erhalten, oder ob weitere Themen, Bridges, Brakes etc. notwendig sind, um die Sache interessant zu halten.
Das ist aber mMn. eine Frage des Genres. Im Jazz oder Progressive bspw. können genügend rhythmische Variationen oder Betonungsverlagerungen, Reduktionen, Dynamik und komplex gestaltete Zwischenläufe, Verschachtelungen die 4-Chords-Struktur auch instrumental anregend ausschöpfen.
Wenn du tatsächlich "Songs" meinst, also auf Gesang fokussierte Stücke, wäre meine Frage, was transportiert wird, und ob die Einfachheit evtl. ideal gerade das transportierte am besten unterstreicht.
Prinzipiell ist Einfachheit nicht besser und nicht schlechter als Komplexität. Entscheidend ist Deckungsgleichheit von Form und Inhalt (Emotion oder Aussage).
 
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Harmonik ist nur EIN Baustein eines Songs ... da gibt es noch viele andere.

Aber es ist eine große Kunst, mir sparsamen (harmonischen) Mitteln was zuwegezubringen, was spannend und packend ist. Genauso, wie es eine Kunst ist, eine komplexe Harmonik in "einfacher Songoberfläche" zu "verstecken", sodaß ein Song harmonisch spannend, aber trotzdem easy-listening bleibt ...

Thomas
 
Für mich ist die Frage: Wie einfach darf etwas gestrickt sein, damit es noch nicht plump ist.

"easy listening" finde ich ehrlichgesagt ziemlich grausam. Die Industrie beschallt Millionen von Menschen mit Liedern die von ihrer Einfachheit leben. Allerdings ist Einfachheit auch nur spannend wenn sie sich aus der Masse abhebt. Stattdessen gewöhnt man diese Millionen an eine Musik mit der man sich berieseln lassen kann ohne dass sie irgendwo "stört".

Das Ergebnis sind junge Menschen die eine Gitarre in die Hand nehmen, eben diese vier Akkorde lernen und dann auf große Bühnen wollen.

Musik braucht Tiefe. Einfachheit ist aber nur tief wenn sie aus einer Reduktion entsteht. Dass heißt auch dass es einen kleinen Riss in der Fassade geben muss, durch den man die Genialität oder zumindest die Kompetenz des Künstlers erahnen kann.

Ein anderes Feld ist Sound, oder Form, Rhythmik, Arrangement ... überall da kann Komplexität herrschen. Es braucht ja nicht viel, aber ein kleiner Bruch muss schon sein.

Mal ein Beispiel:

Schon der Akusikbass-Sound ließ mich aufhorchen als ich das zum ersten mal gehört hab. Zweiter Ton, das Schnarren .... grrrr, geil! Und das braucht an der Stelle nur Perkussion und einen Basston um mich zu fesseln.
http://www.youtube.com/watch?v=jJOzdLwvTHA
 
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Ich fürchte, bei einem Thread über anspruchsvolle Harmonik ist es nicht sonderlich hilfreich, mit "der Industrie" zu kommen. Der ist es nämlich prinzipiell schurz, wie anspruchsvoll das Produkt ist, das sich verkauft - hauptsache, es verkauft sich gut. Komplizierte Musik ist nicht per se anspruchsvoll in allen Belangen. Ich schließe mich da JamBass' Post an. Der typische Popsternchen-4-Chords-Song, bei dem einige genervt stöhnen mögen, ist meistens auch nicht nur deswegen platt, weil er aus blos vier Akkorden besteht.

Generell halte ich es auch für schwierig, objektiv sagen zu können, wann ein Stück oder Song oder was auch immer ein "gewisses Maß" an Anspruch erreicht hat. Selbiges wird gerne Mal als Argument verwendet, wenn jemand behaupten will, er könne gute von schlechter Musik unterscheiden. Was man unter diesem Maß verstehen soll, sieht wieder jeder Mensch anders.

Ich zum Beispiel bekomme mittlerweile akute Gähneritis, wenn ich mir irgendwelche Frickel-Progressive-Technical-19/32steltakt-Dudelei anhören muss - obwohl ich fast alle Scheiben von Dream Theater im Regal stehen habe, weil ich sie früher genau deswegen mal sehr mochte. Mittlerweile gibt mir die Mucke nahezu gar nichts mehr, bis auf einige wenige Songs. Es mag technisch/kompositorisch/wasauchimmerisch anspruchsvoll sein. Trotzdem habe ich beim hören das Gefühl, dass sich die Leute blos vor Freude über ihr Können gegenseitig einen von der Palme wedeln, und das war's dann auch schon.
Oder dann wiederum einige besagter 4-Chords-Songs oder aktuelle Clubtracks, bei denen ich mich ernsthaft fragen muss, wer zum Henker sich freiwillig dauerhaft mit derart eindimensionalen Inhalten (sowohl musikalisch als auch lyrisch) beschäftigen mag. Dann gucke ich kurz, wer auf den Kram steht, und raff's dann vielleicht. Manchmal aber auch nicht.
Und dann gibt es da noch diese unsäglichen Studiboys in Second-Hand-Klamotten mit süßem curly Hair und Akustikklampfe in der Szenekneipe, die mit leicht nöliger Stimme von ihrem tiefsinnigen Alltag schwadronieren und wie viele Gedanken sie sich doch machen, aber eigentlich sind sie ja doch ganz einfache Leute und bla bla bla. Diese Mentalität geht mir dann auch wieder schwer auf den Keks.

Was will ich damit sagen? Musik machen sowie die Rezeption von Musik sind sehr persönliche Dinge, subjektiv wie kaum etwas anderes, das ist ja auch keine neue Erkenntnis. Und ich kann durchaus nachvollziehen, warum man diesen oder jenen Künstler wegen bestimmter Eigenarten gerne hören mag und auch für anspruchsvoll erklärt, genau so, wie ich vollstes Verständnis dafür habe, wenn jemand die Musik, die ich mache, doof findet. Wer sich selbst auf die Fahne schreibt, besonders anspruchsvoll zu sein, läuft allerdings Gefahr, den Blick für das Wesentliche zu verlieren - die Musik.
 
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Anspruch bezieht sich mMn. auch eher auf den Hörer. "Anspruchsvolle" Mucke verlangt dem Hörer ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit ab, etwa um ungewöhnliche Wendungen innerhalb des Stückes mitzumachen.
Anspruchslose Musik setzt auf den glattestmöglichen Durchgang durch den Körper und ist eigentlich stets recht leicht als Fastfood zu erkennen, auch wenn sie sich ein bedeutsames Mäntelchen übergestreift hat.

Ich habe da von dem neuen Gitarristenhelden Oz Noy Sachen gehört, die gezielt die Erwartungshaltung und die Hörgewohnheit erfrischend beunruhigend auf die Probe stellen und dies offensichtlich mit geplanter Taktik und gelungener Umsetzung.
Es wäre wohl auch an der Zeit, dass man dem Hörer mal was anderes auftischt, als immer nur das, was er aus Gewohnheit erwartet. Sparten und Schubladen sind ja ganz nett, aber ganz ohne Progression verkommt der Musikzirkus zur Kommerzfarce.

Mir geht's auch so, dass Wiedererkennung sattsam bekannter Schemata Gähnreiz auslöst.
 
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Einfachheit von Stücken = Qualitätsverlust?

Ganz klar nein! Von der Klassik bis heute gab es Komponisten, die in der Lage waren mit ein einer einfachen Harmonik und einer "simplen" Melodie großartige Musik zu schaffen. Und das ist ganz große Kunst. Es gibt dann immer viele, die sagen: Das ist ja einfach, das kann ich auch. All diesen Leuten kann ich nur empfehlen es mal selbst zu versuchen. Es ist sehr schwer. Ramones haben es die ganze Zeit gemacht, aber von allen großen Bands gibt´s genug Beispiele dafür. `We will rock you´, `Paperback writer´, `My Generation´, `Satisfaction´ sind nur einige, die mir jetzt spontan einfallen. Alle genial in ihrer Einfachheit :)
 
Anders gefragt: Ist eine solche harmonische Komplexität für das Gutbefinden eines Stückes notwendig?

Wie geht's dir denn dabei? Das ist doch das Wichtige und nicht die Rezeption der anderen Leute. Was mir gefällt, lasse ich mir doch nicht vom Geschmack der Anderen vorschreiben.
 
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Jau.

Dass Einfachheit nicht gleichstehend für Banalität ist, haben viele Komponisten bewiesen.


Mozart beispielsweise gilt als jemand der bewusst einfache Melodien erfand, die man einen Abend in der Oper gehört hat und die am nächsten Tag in den Gassen gepfiffen wurde. http://www.youtube.com/watch?v=G_yBnqO4Hm8
In einer Doku wurde er mal als erster Popmusiker bezeichnet, obwohl Vivaldi diesen Weg meiner Meinung nach schon 70 Jahre früher eingeschlagen hat http://www.youtube.com/watch?v=ogVn3rwB5-E (gut da muss man von den Modulationen Absehen - aber das Thema besteht meiner erinnerung nach aus nur 2 Akkorden - kann grade nicht hören)

Während Bach zur gleichen Zeit unglaublich komplexe Sätze mit starker harmonischer Vielfalt erdachte und improvisierte, da kommt dann auch nicht dieses einfache Thema wie in den vorgängerbeispielen raus. http://www.youtube.com/watch?v=k9yp-sVrOjo

Weitere Beispiele von nicht Banalen Komponisten mit wenig harmonischer Vielfalt:
http://www.youtube.com/watch?v=Urfjyj4FnUc

Die Carmina Burana ist harmonisch glaube ich auch zu riesigen Teilen harmonisch sehr einfach und trotzdem eine geniale Komposition.
http://www.youtube.com/watch?v=QEllLECo4OM&feature=related

Edwar Griegs galt wegen seiner berühmten kurzen Stücke als "Meister des Einfachen". http://www.youtube.com/watch?v=pPLXNmKvLBQ

Davor hatte sein nordischer Kollege Jeans Sibelius Angst und immer versucht in die großen Sinfonien zu kommen und sie möglichst komplex in ihrer Tonalität zu erschaffen. Gelang ihm auch, allerdings ist er kurioserweise mit einem kleinen Stück berühmt geworden (Valse Triste) - das hat ihm damals richtige Panik verschafft weil er nicht wie Grieg "enden" wollte :D ... abgesehen von der Tatsache, dass er Alkoholiker wurde (oder schon immer war?)

Also auch die Klassik ist voll von Trendströmungen zum "einfachen".
Von Schumanns Kinderszenen und dem Album für die Jugend ganz abgesehen. Der Schumann wollte sich damit ein wenig gegen die zu immer mehr Komplexität greifenden Komponisten seiner Zeit "wehren) http://www.youtube.com/watch?v=1h49BLAtN0Q

Die Nussknackersuiten von Tschaikovski kann man am Bass an manchmal mit 2-3 Tönen komplett spielen.


In Rockpopbereich gibts auch so viele Beispiele - 2-3 Akkorde und trotzdem von Anfang bis Ende gut.
http://www.youtube.com/watch?v=gEUhgs0tdkI
http://www.youtube.com/watch?v=mQiDs9tKZv4
http://www.youtube.com/watch?v=ZFOSMJ1aP1c (10 Minuten 3 Akkorde)
http://www.youtube.com/watch?v=fvPpAPIIZyo
http://www.youtube.com/watch?v=manxPVTLth8
Ach da gibts so viele...

Das mit der Frickelei bei Dream Theater kann ich auch nachvollziehen. Hier kommt die harmonische Vielfallt mit der rhytmischen und der metrischen zusammen. Wirkt wie eine Überdosis, aber wenn man das verdauen kann und auch etwas Ausdauer hat. Dennoch finde ich die kompositionstechnisch überbewertet und übertrieben.
Es gibt aber großartige Beispiele bei deinen das nicht übertrieben wirkt und auch ein Nichtmusiker Gefallen finden könnte http://www.youtube.com/watch?v=n4WEAHRLorM - hier kommen fast alle Töne mal als Grundton vor und einige verschiedene Taktarten mal dran und trotzdem wirkt der Song wie aus einem Guss.

Ganz anders, fast schon banal und doch vielleicht sogar besser (wer will das schon entscheiden) sind natürlich die Toolies
http://www.youtube.com/watch?v=r0Pg3WY-4Dg
11 Minuten lang d-moll ... und doch hat man das Gefühl, dass jeder Ton genau da sein muss wo er ist.
Und wie banal es dann wirklich ist sollte man mal versuchen herauszufinden indem man das 1:1 nachspielt. Da habe ich schon oft Bauklötze gestaunt.

In Funkbereich schließlich ist die HAmronik auch schnell mit den Bandmitgliedern abgesprochen. Da ist der Groove dann letzlich der Punkt an dem es interessant wird. Ein fest für Bassisten :D
http://www.youtube.com/watch?v=wDZFf0pm0SE

Und auch im Jazz
http://www.youtube.com/watch?v=faJE92phKzI (hauptsächlich 2 Akkorde)

Wo liegt also jeweils der Reiz für den Hörer? Ich denke alle Komponisten haben Musik geliebt und es nicht vordergründig als Geschäft gesehen. Und alle haben ihr eigenes Ding gemacht und versucht das was in ihrem Kopf gut klang vielleicht auch mal gegen wirtschaftliche Bedenken oder verächtlich belächelnde Komponistenkonkurrenz durchzusetzen.


Das Bohlen und Guetta banal wirkt, wird damit zu tun haben, dass sie selbst nicht ernsthaft versuchen dem Publikum etwas zu zeigen oder einen Inhalt zu transportieren. Dass sie die Musik vielleicht auch nichtmal mögen. Wie ein Zuhälter seine Nutten auch nicht mögen muss. Würde Bohlen immernoch Musik machen, wenn das nur sein Nebenerwerb wäre?

Das heißt nicht, dass es nicht auch von Musikliebhabern schlechte und uninspirierte - banale Mucke geben kann. Aber man kann das nicht an der Melodie, am Rhytmus, Harmonik und schon gar nicht am Genre absolut messen.
 
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JamBass
  • Gelöscht von klaus111
  • Grund: off topic und auch nicht originell, daher gelöscht
Es gibt aber großartige Beispiele bei deinen das nicht übertrieben wirkt und auch ein Nichtmusiker Gefallen finden könnte http://www.youtube.com/watch?v=n4WEAHRLorM - hier kommen fast alle Töne mal als Grundton vor und einige verschiedene Taktarten mal dran und trotzdem wirkt der Song wie aus einem Guss.

Ein perfektes Beispiel dafür, wie sehr sich die Empfindungen beim Hören unterscheiden. Erotomania reiht sich in meinem musikalischen Kosmos mittlerweile direkt neben "Belanglosigkeit" ein :redface:. Wie schwierig es auch sein mag, das Stück zu spielen, es könnte mir egaler nicht sein. Und zwar nicht, weil ich es für eine Überdosis halte, ich kann den Großteil dessen, was da passiert, gut nachvollziehen. Ich habe blos schlichtweg das Interesse daran verloren. Noch krasser ist das mit so Insider-Progbands wie Blottet Science. Und dennoch glaube ich zu wissen, was dir daran gefällt, wenn ich mich an die Zeit erinnere, in der ich die Band toll fand. Instrumentaler Prog, den ich momentan ziemlich stark finde, ist Animals As Leaders. Bei denen habe ich wirklich das Gefühl, dass ich in eine ganz eigene Klangwelt einsinke.

Der ganz krasse Gegensatz ist dann wiederum der von dir genannte Tool-Song Wings for Marie. Wenn ich mir dieses und dieses Video hintereinander weg ansehe, bin ich so tief ergriffen wie bei nur wenig anderen Songs. Und das ist es eben, was ich in so wenig Musik finden kann: diese kompromisslose, tragische Ehrlichkeit und Authentizität. Das Gefühl, dass ich der Band einfach alles glaube, was sie mir auftischt, und dass ich mit dem Sänger mitfühle, wenn er seine Zeilen singt. Und zwar nicht mit dem Eindruck, gerade eine sehr gute, akustische "Hollywoodproduktion" mit gutem "Drehbuch" gehört zu haben, sondern fast schon mit fanatischer Hingabe, ohne jeden Zweifler. Das schaffen wirklich sehr, sehr wenige Künstler. Alles andere ist in meinen Ohren musikalisches Fast Food - aber auch ich hab manchmal Bock auf Burger ;)

Einige großartige Bands und Künstler, für die ich mich begeistere:
Fink - Perfect Darkness
Karnivool - Cote
Gojira - Vacuity
Rival Sons - Jordan

Eine Band, bei der generell sehr wenig sehr viel ist:
Pothead - Stop

Und mein Song für die Insel:
Devin Townsend - Deadhead
 
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@Zottel - ja guter Beitrag
Erotomania reiht sich in meinem musikalischen Kosmos mittlerweile direkt neben "Belanglosigkeit" ein :redface:. Wie schwierig es auch sein mag, das Stück zu spielen, es könnte mir egaler nicht sein. Und zwar nicht, weil ich es für eine Überdosis halte, ich kann den Großteil dessen, was da passiert, gut nachvollziehen.
Erotomania war eigentlich noch als eher seichtere Variante gemeint. Es gibt ja auch noch DT Songs die wie mit dem Holzhammer komponiert wirken für meine Begriffe. Absicht? Hehe... Aber grade Dance of Eternity geht ein wenig in diese Richtung Kopfgeburt.
Das ist aber eben auch Stil der Band, und ich finde den Song, auch wenn er irgendwie nervt, immernoch spektakulär - aber nur aus Sicht eines Musikers. Und ich verstehe jeden, der die Hände über den Kopf zusammenschlägt und sich fragt, was die da machen.


ps: ja Eric Satie - auch ein Meister der Einfachheit (ich glaube die Komponisten nannten diese Kompositionszeit/ - stil "neue Sachlichkeit?). Dann noch die Minimalmusicgeschichte mit etwa John Adams und Philipp Glass.

edith:
Davor hatte sein nordischer Kollege Jeans Sibelius Angst ...
Gut dass sich darüber noch keiner lustig gemacht hat :D
 
Das Beispiel find ich in deinem guten Beitrag nicht so optimal, damit tust du dem guten Paul Desmond (das Stück ist nicht, wie oft fälschlich angenommen, von Dave Brubeck) unrecht, auch wenn du die Bezeichnung "hauptsächlich" gewählt hast.
Das sind am Anfang und beim Solo nur 2 Akkorde, das Ende der Melodie hat aber odentlich Akkorde (hab jetzt nicht gezählt), eigentlich kein typisches 2 Akkord-Stück.
 
aber der hier passt:

http://www.youtube.com/watch?v=U4Jp56wmSLA&feature=related

eine der genialsten und schönsten rockballaden, die je geschrieben worden sind. 2 akkorde, die man auch in hundert jahren noch hören wird.

für mich ein eindeutiger beweis, daß unvergessliche musik nichts mit der anzahl der töne, akkorde, ... zu tun hat. letztendlich kommt es nur darauf an, was in einem ausgelöst wird.

gruß
 
...eine der genialsten und schönsten...
Ebenfalls eher schlicht und doch raffiniert. Interessant finde ich neben dem perfekt passenden Arrangement, das den Song über die Zeit entwickelt, die gelungene Übertragung des mechanistisch-minimalistischen Stils in die Optik der Show.

 
@ zonquer

Den Song kannte ich noch nicht. Endlich mal wieder ein Song, der sich anzuhören lohnt. Wunderschön gemacht!

Was - um mal auf das Thema zu kommen - kann man daraus ableiten?
Das:

ein Stück (Song oder Instrumental) braucht Entwicklung.
Und Entwicklung meint üblicherweise (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel): Steigerung, Klimax, Ausklang

Der klassische dramatische Aufbau, wie ihn auch Theaterstücke haben.

Gelingt einem dieser Spannungsbogen, dann ist es relativ egal, mit welchen Mitteln. Mit Harmonik ist es mglw. einfacher zu erreichen, weil da das Instrumentarium etwas größer ist.
Dass und wie es auch anders geht, zeigt das talking-heads-video sehr schön


.
 
Einfachheit von Stücken? Hier gibts zwei Akkorde auf die Ohren: http://www.youtube.com/watch?v=ioaddmGN7Xc

Ich glaube nicht das Einfachheit der Harmonie oder der Melodik ausschlaggebend ist für die Qualität eines Stückes.
Viel wichtiger finde ich die Umsetzung und das es interessant klingt. Warum viele Leute hier die Pop Stücke so nerven ist
mMn das die einfach voll gestopft sind mit musikalischen klischees. Phrasen und sounds die man schon tausend mal gehört.
Funktioniert halt dann besser für die Masse. Man trifft den Geschmack vieler Leute (vielleicht ausser den der Musiker)

Ein nicht zu unterschätzender Teil ist für mich auch die Umsetzung. Wenn ne Band nen kompliziertes Stück scheisse spielt
ist das halt Mist. Andereseits wenn Musiker sich ransetzen und nen Pop Stück nehmen und nen geiles Arrangement draus
machen kann das ganze ziemlich fett klingen: http://www.youtube.com/watch?v=KjVGJ3YFDc8

Um das ganze mal zusammenzufassen: Die Komposition sprich Akkorde + Melodie machen für mich noch kein Stück
das Qualitativ gut oder schlecht ist (natürlcih gibt es Ausnahmen, sprich Komposition die mich irgendwie fesseln), aber
viel wichtiger ist die Umsetzung, sprich der Sound und Arrangement. Und da ist es so das Pop Produktion gerne auf altbewährte
Stilmittel zurückgreifen was dann schnell ausgelutscht klingt.



Was mir grad noch einfällt: Ich finde es viel schwieriger ein simples Stück Musik interessant klingen zu lassen weil das viel mehr
vom Musiker abverlangt. Wenn du ein raffiniertes Stück spielst ist es manchmal so das das Stück von sich aus schon so viel
hergibt das man gar nicht viel machen muss. Anders bei einfachen Stücken. Da ist dann jeder Ton viel wichtiger und will
ordentlich Phrasiert und Interpretiert werden damits auch klingt was viel schwieriger ist.
 
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Paul McCartney sagte ja mal: "Keep it simple!"
Beatles hatten ja auch in den meisten Songs nur 3 Akkorde. Bei "Tomorrow never knows" war es ja ursprünglich John's Idee, das ganzer Lied nur mit einem C Akkord zu begleiten.

Das Gegenteil wäre Dream Theater, wer kennt die mit den geschätzten 264 Akkorden pro Song und wieviele kennen Beatles mit 3 Akkorden. :)
 
Was mir grad noch einfällt: Ich finde es viel schwieriger ein simples Stück Musik interessant klingen zu lassen weil das viel mehr
vom Musiker abverlangt. Wenn du ein raffiniertes Stück spielst ist es manchmal so das das Stück von sich aus schon so viel
hergibt das man gar nicht viel machen muss. Anders bei einfachen Stücken. Da ist dann jeder Ton viel wichtiger und will
ordentlich Phrasiert und Interpretiert werden damits auch klingt was viel schwieriger ist.

Bin insgesamt ganz deiner Meinung; allerdings ist die Wichtigkeit jedes einzelnen Tons mMn. so oder so gegeben, egal ob kompliziertes oder einfaches Stück. Hingeschlunzte Töne hören sich immer entsprechend nichtssagend an.
 
Paul McCartney sagte ja mal: "Keep it simple!"
Beatles hatten ja auch in den meisten Songs nur 3 Akkorde. Bei "Tomorrow never knows" war es ja ursprünglich John's Idee, das ganzer Lied nur mit einem C Akkord zu begleiten.

Das Gegenteil wäre Dream Theater, wer kennt die mit den geschätzten 264 Akkorden pro Song und wieviele kennen Beatles mit 3 Akkorden. :)
Hmm, das stimmt eigentlich so nicht ganz. :gruebel:
Die Beatles haben im Vergleich zu anderen Roch/Pop-Gruppen meisten deutlich mehr als 3 Akkorde in ihren Songs, vor allem in den interessanteren und bekannten Sachen.

Ich finde die Beatles sind sogar ein Beispiel dafür, dass eine Gruppe, die herausragenden Erfolg haben will, auch ab und zu über das übliche 3 Akkorde Schema hinauskommen muss.
Gerade für Gitarristen gibt es unzählige Bearbeitung von Beatles-Songs, auch für klassische Gitarre, gerade weil ihre Sachen harmonisch etwas interessanter sind und du da mehr draus machen kannst.

"Keep it simple!" muss sich auch nicht unbedingt nur auf die Akkorde beziehen ...
 
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