Einsingen im Chor - wirkt scheinbar nur sehr kurzfristig; wo ansetzen?

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Hallo zusammen,

die SuFu hat mir nichts brauchbares ausgespuckt; falls ich etwas übersehen habe bin ich für Links natürlich dankbar!

In einem "meiner" Chöre, den ich am Klavier begleite, gab es bis vor kurzem keine Einsing-Übungen. (Antwort des Chorleiters auf die Frage nach dem warum die ich ihm stellte, als ich vor ca. 1 Jahr dazu gestoßen bin: "Ach weißt du, die Leute haben schon den ganzen Tag über geredet; ihre Stimmen sind schon warm, das brauchen wir nicht." Hat man so was schon mal gehört? :D )
Jedenfalls, ich übernehme hin und wieder mal eine Probe und mache des Öfteren Teil-Proben mit einzelnen Stimmen. Vor ca. 2 Monaten war es unumgänglich und nötig, während einer Einzelstimmen-Probe die Zeit für ein paar Tonumfang-Übungen zu nehmen. Das Ende vom Lied ist, dass ich seitdem vor jeder Probe für 10-15 Minuten das Warmsingen mit dem Chor übernommen habe :D :great:

Der Chor ist ein Laien-Chor, probt wöchentlich, Stilrichtung Pop. Knapp 20 Sänger/innen, Altersumfang 12 - 70; der größte Teil zwischen 35 und 50.

Nun habe ich aber auf Nachfrage vom Chor die Rückmeldung bekommen, dass die meisten keinen Unterschied zu vorhin bemerken. Nur bei kleinen Tonumfang-Übungen kurz vor kritischen Stellen waren sie sich einig, dass diese etwas bewirken.

Ich weiß noch, dass ich damalsTM recht lange gebraucht habe, bis ich den Sinn des Einsingens nicht nur verstanden sondern auch wirklich gespürt habe. Lag glaube ich daran, dass ich erst "kurz" davor die Übungen selbst konsequent richtig machen wollte, nicht nur einfach mitmachen.


Die Übungen die ich mit dem Chor mache gehen wie gesagt 10-15 Minuten. Ich baue sie in der Regel nach dem Muster "Körperliche Lockerung - Atmung / Spannung an den richtigen Stellen - Tonumfang-Übungen" auf.


Die Fragen, die ich mir jetzt stelle, sind:
- Mache ich etwas falsch?
- Machen die Sänger etwas falsch? (Sitzhaltung ist oft unter aller Sau; Aufrecht und Stütze sind selten zu finden)
- Ist es noch zu früh, Ergebnisse zu erwarten? Ich habe mir schon überlegt die Übungen bei einer Probe absichtlich nicht zu machen - was man hat realisiert man manchmal ja erst, wenn man es nicht mehr hat. Aber ich glaube, dazu ist es auf jeden Fall noch zu früh.

Habt ihr mir ein paar Tipps?

MfG, livebox
 
Eigenschaft
 
Aus der Ferne zu beurteilen wo da die Probleme liegen, ist etwas schwierig. Dein Einsingmuster lockern-Körperspannung aufbauen-Atemübungen-Tonübungen scheint mir im Prinzip gut. Aber um genaueres zu sagen, müsste man z.B. die einzelnen Übungen etwas konkreter kennen und v.a. sehen, ob deine Sänger diese Übungen überhaupt halbwegs korrekt umsetzen können.

Aber was du dir so oder so bewusst sein musst: indem Chorsänger in der Gruppe einmal pro Woche 15min Übungen machen, werden sich ihre Stimmen kaum wahrnehmbar verbessern. Stimmbildung mit einer grösseren Gruppe funktioniert leider kaum. Eine Stimme verbessert sich erst dann wirklich, wenn sie individuell korrigiert wird und wenn die nötigen Übungen regelmässig, am besten täglich, gemacht werden.

Was du aber ev. machen könntest: bilde zuerst mal kleine Gruppen (2-3 Leute) und lerne sie ein paar wenige einfache Übungen (mehr oder weniger ;)) korrekt machen, indem du bei jeder Person das korrigierst was individuell nötig ist. Wenn diese paar Übungen bei allen in etwa sitzen, kann man diese Übungen dann wieder mit dem ganzen Chor zu Beginn der Probe machen.

Aber: auch wenn das Chor-Einsingen häufig keinen grossen Effekt auf die Stimmqualität der Einzelstimmen hat, ist es meiner Ansicht nach trotzdem enorm wichtig! Es ist eine Art Übergangsphase, um aus dem schlaffen Alltagstonus in eine Sängerspannung zu kommen. Und es soll jedem Chorsänger die Möglichkeit geben allen eventuellen Stress und Ärger des Tages hinter sich zu lassen und mit viel Spass und Freude ans folgende Singen heran zu gehen. Und wenn nach dem einsingen auf jedem Gesicht ein Lächeln ist und alle mit gutem Tonus und in aufrechter Haltung da stehen (oder sitzen), dann ist schon viel gewonnen.
Deshalb, mit Verlaub gesagt, Chorleiter mit solchen Ansichten wie deiner, sollte man in die Wüste schicken :bad:
 
Deshalb, mit Verlaub gesagt, Chorleiter mit solchen Ansichten wie deiner, sollte man in die Wüste schicken :bad:

Bitte? Was soll denn der Kommentar jetzt? :mad:
Kann es sein, dass du was total missverstanden hast? Gibst ihm erst recht, dass Choreinsingen gut ist, gibst ihm Tipps wie er es richtig machen kann, findest die Ansicht aber dann wieder für in die Wüste zu schicken?

@livebox ja, erzähl doch mal genauer wie deine Aufwärmübungen aussehen. Vielleicht sind es auch einfach nicht besonders geeignete
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Vali
Bitte zuerst genau lesen! :mad: retour, jajaja, böse, böse ;)!

Also um es nochmal deutlich zu sagen:
In die Wüste schicken soll man selbstverständlich nicht livebox, sondern den Chorleiter des Chores (also derjenige, der den Chor regulär leitet) und der zu livebox gesagt hat: "Ach weißt du, die Leute haben schon den ganzen Tag über geredet; ihre Stimmen sind schon warm, das brauchen wir nicht."

Ich bin genau wie livebox der Meinung, das Einsingen ist prinzipiell sehr wichtig und nötig.

Hoffe jetzt ist alles klar!
 
Vielleicht hilft es ja auch, während der Proben die Leute immer mal wieder darauf hinzuweisen, was sie beim Einsingen aufgebaut haben. Also z. B. etwas mehr Körperspannung für die Stütze, keine Sofahaltung. Oder auch mal nur kurz eine Übung in der Probe wiederholen, wenn man merkt, dass sie zum Problemfeld der Übung nachlassen. (nicht lange, nur kurz anteasern und auf 2-4 Starttönen singen lassen, um sich das Gefühl davon wieder ins Gedächtnis zu rufen.) Dann können sie unmittelbar Theorie mit Praxis verbinden.
 
Habt ihr mir ein paar Tipps?
Ich würde sagen: Man sollte die Leute fragen, was sie wollen und entsprechend handeln.

Wenn sie Singen nicht als Hochleistungssport betreiben möchten, dann lass sie. Natürlich ist es gut gemeint, dass du ihnen so viel erklären und beibringen möchtest, aber wenn es sowieso nicht umgesetzt wird, dann ist es auch irgendwie sinnlos sich da abzumühen... das bringt Frust für beide Seiten ;)

Wenn deutlich wird, dass Interesse an den Erkärungen & Übungen entstehen, dann würde ich mit den entsprechend interessieren Leuten einen Termin 15 Minuten VOR dem regulären Proben ausmachen und es in Klein/Mini-gruppen erklären.
Bei dem Rest würde ich sagen, dass man sich darauf beschränken sollte die Stimme aufzuwärmen.

PS: Ich hätte übrigens solche Atemübungen vor einigen Jahren noch als äußerst bescheuert empfunden und hätte mich gefreut, wenn diese nervigen Übungen endlich vorbei sind... inzwischen hab ich mich da aber glücklicherweise weiter entwickelt :p
 
@Tonja dann sorry, hab das "Ansichten wie deiner" falsch interpretiert.

Ich weiß nicht wieviel Zeit du mit deinem Chor mit Atemübungen verbringst, aber was AOS schreibt, ist nicht zu verachten. Sehr viele finden isolierte Atemübungen nämlich doof und ganz besonders, wenn sie den Sinn dieser Übungen nicht verstehen (mal ganz davon abgesehen, dass der Nutzen von isolierten Atemübungen umstritten ist). Ich denke eine Atemübung zum Atemmuskeln aktivieren reicht, vielleicht etwas Lippenblubbern und dann gleich zu den Übungen zum Warmmachen der Mitten übergehen.
Erklärst du ihnen die Übungen auch, wenn ihr neue anfangt? Dann solltest du auch zeigen, wie man es richtig macht und wie nicht. Einige machen die sonst nur halbherzig oder verausgaben sich. Bei meinem ersten GU hatte ich die Übungen immer falsch angefangen, sie geschrien, weil ich mehr Wert auf "Power" als auf Atemführung, dem eigentlichen Sinn der meisten Übungen, gelegt hatte.
 
Hallo, livebox,

da ist auf jeden Fall das Problem, wenn die Übungen wirklich nur einmal in der Woche laufen - bei Laienchören immer schwierig. Trotzdem bringen die Übungen etwas, das hörst Du sicherlich auch in der Probe. Daß es bei Leuten, die nicht so sehr mit dem Singen vertraut sind, oft lange dauert, bis sie überhaupt den Effekt der Übungen hören, ist wohl gang und gäbe.
Auf jeden Fall solltest Du gegen das Rumhängen auf den Stühlen einschreiten. Einsingübungen macht man eigentlich am besten im Stehen... wie soll sich der Körper weiten, wenn man, krumm auf dem Stuhl hängend und am besten noch mit überkreuzten Beinen, seine ganzen Innereien zusammenquetscht?
Die Einstellung Deines Chorleiters ist die Krönung... wer den ganzen Tag, am besten noch falsch, redet, der kann ein paar Warmsingübungen bestens gebrauchen.
Ich würde mich erstmal auf wenige Übungen beschränken und wirklich drauf schauen (der Vorschlag mit den Kleingruppen ist sehr gut!), daß diese erst mal ordentlich umgesetzt werden. Du kannst ja sowieso nur so eine Art "Breitbandspektrum" anbieten in der Hoffnung, daß für jede Stimme etwas Gutes dabei ist.
Bei mir selbst ist es mittlerweile so, daß mir einige Standard-Einsingübungen in einem "meiner" Chöre eher schaden und ich am besten ein eigenes Programm fahre.

Viele Grüße
Klaus
 
Wow, ihr seid ja super-schnell hier! :great:
Ich habe alle Antworten gleich gelesen, aber bin im Moment sehr oft nur von unterwegs aus mit dem Handy online und lese hier und da mal... und schreiben mag ich mit dem Ding dann doch nicht mehr als eine Hand voll Zeilen.


Die Übungen variieren immer etwas. Ich versuchte damit a) ein paar verschiedene Übungen vorzustellen die die Sänger, welche Interesse / Motivation haben, auch für zu Hause etwas haben. Und b) etwas Abwechslung rein zu bringen. Nicht alle waren begeistert, als wir damit angefangen haben: Da muss man ja am Anfang immer erst mal eine Weile stehen! (Ja, die Übungen selbst machen wir natürlich im Stehen. Aber während den Proben sitzen die Leute meistens auf den Stühlen.) Und überhaupt, was neues... :rolleyes::D
Aber die Akzeptanz ist inzwischen wirklich da; auch steht der Chor inzwischen öfter beim Üben zwischendrin mal... und man hört den Unterschied natürlich auch. Auch erkläre ich die Übungen und ihren Sinn so gut ich kann; zeige auch mal absichtlich wie es sich anhört wenn man es falsch macht und wie es richtig geht und klingt. Die meisten können nicht so genau sagen wo der Unterschied liegt, hören ihn aber.
Was den Chorleiter angeht - der bringt einiges an Chor-Erfahrung mit; auch was den biologischen Sinn der Einsingübungen angeht kann er mir gut unter die Arme greifen, wenn ich das nicht ganz sauber erklären kann. Warum er seine Einstellung hatte, bleibt mir ein Rätsel... aber egal, hat sich inzwischen auch geändert ;)

Ach so, ja, welche Übungen...

Bei den Lockerungen wären da:
Leichtes Hochhüpfen
Schultern kreisen
mit den Händen über Wangen und Kinn nach unten streichen
einatmen und die Schultern anspannen, ausatmen und Schultern fallen lassen
"Essensreste mit der Zunge aus den Zahnspalten herausholen"
eine Hand auf den Rücken, die andere über den Kopf - den Kopf je ein mal links und rechts - Spannung halten - zurück in die Mitten - Kinn langsam auf die Brust - zurück in die Mitte


Atmung / Körperspannung:
Intervall-weise einatmen (Spannung beim Zwerchfell), Luft anhalten, ausatmen (möglichst Spannung halten - das mit der Stützte trainieren wir noch)
Stoßatmen ("hah - hah - hah - hah -...")
Arme bilden auf Schulterhöhe einen Kreis vor dem Körper und Teelichter einzeln (stoßweise) ausblasen


Tonumfang:
Im gemütlichen Bereich anfangen, etwas nach unten gehen, dann nach oben. Ich ermutige die Sänger, zwar langsam an ihre Grenzen zu gehen, aber aus den Übungen auszusteigen wenn sie nicht mehr mit können oder sie merken dass es ihnen nicht gut tut.
Die Übungen meistens im Drei- oder Vierklang auf na oder ne oder die "sasisa-sasusa"-Übung (keine Ahnung ob das eine gängige Übung ist? hab ich mal von Njeri Weth gelernt).
Ich versuche darauf zu achten, dass die Sänger/innen da wirklich leise anfangen - bringe dabei immer wieder den Vergleich zum Auto: Wenn ich am frühen, kalten Morgen das Auto starte und gleich Vollgas gebe, fährt es natürlich trotzdem - aber nach 15 Minuten (beim Singen eben etwas länger) kann ich nicht die Leistung herausholen (resp. beim Singen sinkt die Leistung schon wieder) wie ich es könnte wenn ich das Auto langsam warm gefahren hätte.



Das mit den Kleingruppen ist eine gute Idee! Ich will mal sehen, was machbar ist... wir haben noch ne Sängerin der ich zutraue, das richtig zu machen - plus den Chorleiter, dann könnte man zumindest 3 Gruppen draus machen, wäre schon deutlich besser.

Ich würde sagen: Man sollte die Leute fragen, was sie wollen und entsprechend handeln.

Das würde ich im Moment ungern tun. Der Chor hat imho in dieser Sache noch nicht die nötige Reife, selbst zu entscheiden. Manchmal sind die wirklich wie Schäfchen, die einfach hinterher laufen... :D Wobei ich an der Stelle sagen muss, der Chorleiter hat da das Heft echt gut in der Hand: Lässt an bestimmten Stellen gar keine Diskussion aufkommen, fragt aber an anderen Stellen den Chor nach Meinungen - die dann auch wirklich kommen.

PS: Ich hätte übrigens solche Atemübungen vor einigen Jahren noch als äußerst bescheuert empfunden und hätte mich gefreut, wenn diese nervigen Übungen endlich vorbei sind... inzwischen hab ich mich da aber glücklicherweise weiter entwickelt :p
Ja, eine ähnliche Entwicklung habe ich selbst durchgemacht. Allerdings wäre ich nie an den heutigen Punkt gekommen wenn meine damaligen Chorleiter gesagt hätten: Gut, wenn ihr die Übungen nicht wollt, lassen wir sie eben...

Auf jeden Fall solltest Du gegen das Rumhängen auf den Stühlen einschreiten.

Ist in Arbeit. Ich werfe zwar in den Proben hin und wieder mal ein sie mögen doch bitte auf ihre Sitzhaltung achten. Allerdings ist es mir wichtiger, das nicht schulmeisterlich zu bringen sondern die Leute selbst erleben zu lassen, was den Unterschied macht. Langsam kommt es ;)

Bei mir selbst ist es mittlerweile so, daß mir einige Standard-Einsingübungen in einem "meiner" Chöre eher schaden und ich am besten ein eigenes Programm fahre.

Das wäre natürlich der Traum - wenn sich jede(r) selbst warm singt. Aber wie gesagt, noch sind die Schäfchen nicht so weit ;)

Aber was du dir so oder so bewusst sein musst: indem Chorsänger in der Gruppe einmal pro Woche 15min Übungen machen, werden sich ihre Stimmen kaum wahrnehmbar verbessern.

Danke dir (und allen andern die ihn gebracht haben) für diesen Einwurf - so weit hatte ich bei der Fragestellung gar nicht gedacht!


So viel für heute...
Danke und viele Grüße
livebox
 
hi Livebox (lang nimmer gelesen!)

neben den angesprochen Aspekten, finde ich persönlich, dass man den Effekt von Einsingübungen an manchen Stellen ganz klar heraushören kann! - Und das auch kurzfristig.
Ich versuche das mal an einem Beispiel zu erklären:

Nehmen wir an, der Sopran hat eine Phrase, in der einige hohe Töne vorkommen. Diese klingen aber nicht schön, da manche ihren Hals verengen, ihren Mund nicht aufmachen usw.
Innerhalb dieser Probe lässt du dann deine "Schäfchen" Oktavenweise die Töne von unten nach oben nach unten schleifen. (wir machen das immer mit NOAAAAHHHOOO :D )
- Meistens klingt danach der Gesang um einiges besser und als Sänger merkt man auch selbst, dass man viel besser die hohen Töne kriegt.


- Das wäre mal so eine schnelle praktische Erfahrung, dass Einsingen was bringt. Ich hab früher im Chor auch einige Jahre gebraucht, bis ich den Sinn und Zweck und v.A. die Wirkung an mir selbst erfahren habe. Wenn man sich noch nie Eingesungen hat, kommt einem das nun mal echt seltsam vor, komische Geräusche von sich in der Gruppe zu geben.
(bei uns wäre das dann z.B. im Chor von oben nach unten "Meiii is dees scheeeee" zu sagen :D - Kommt für Außenstehende echt komisch :D )


Liebe Grüße
 
hi Livebox (lang nimmer gelesen!)

Hi - recht hast du!!

neben den angesprochen Aspekten, finde ich persönlich, dass man den Effekt von Einsingübungen an manchen Stellen ganz klar heraushören kann! - Und das auch kurzfristig.
Ja, ich verstehe was du sagen willst. Nur mein "Problem" ist ja, dass die Sänger/innen diese kurzfristigen Verbesserungen hören und spüren, aber die Langzeit-Wirkung (noch) ausbleibt. Warum, haben mir ja schon oben ein paar Leute deutlich gemacht.

Wenn man sich noch nie Eingesungen hat, kommt einem das nun mal echt seltsam vor, komische Geräusche von sich in der Gruppe zu geben.
[...] Kommt für Außenstehende echt komisch :D )

Oooohhh ja... :D Es hat mich richtig amüsiert mal wieder die Gesichter von Leuten zu sehen, denen das komplett neu ist. Und dann erst in der zweiten Probe mit den Übungen - trotz meiner Erklärungen der Blick derer, die bei der vorigen Probe nicht da waren - einfach zu gut!! :rofl:

Naja, ich meine, es darf ja auch gerne ein bisschen Spaß und Auflockerung dabei sein. Nur widerspricht das halt leider manchmal dem Grundsatz des konzentrierten Übens :ugly:

Viele Grüße
livebox
 
Bei den Übungen, die du beschrieben hast, sind mir zwei Sachen aufgefallen:

- Du hast gute Dinge, um die Leute in die "Sängerspannung" zu bringen - aber zuerst solltest du sie aus der "Ausgangsspannung" holen. ;) Also bei den körperlichen Sachen zu Beginn hin und wieder einfach mal alles fallen lassen, damit man den Alltag besser hinter sich lassen kann. Weiterer netter Trick: gähnen lassen. Wirklich herzhaft, und mit diesem offenen Gefühl des Gähnens dann sollen die SängerInnen den Mund schließen und dann die Singübungen machen.

- Was mich zum zweiten Punkt bringt: deine Gesangsübungen hören sich recht anstrengend an für den Einstieg. Ein Profi hat mir mal erzählt, dass einer der größten Tenöre, den er persönlich kennt (und mir fällt der Name grad leider nicht ein) nur ganz sanft auf drei Tönen einsingt (z.B.: D-C#-D-E-D, das dann immer weiter aufwärts). Auch bei uns umfasst der Tonumfang einer Übung selten mehr als eine Quint. Dadurch kann man sich eher auf die Qualität des Gesangs konzentrieren. Im Idealfall kann der Chorleiter das dann später verwenden bei einem Stück (z.B. dass die Männer nach unten hin nicht in den Keller fallen, sondern immer noch Spannung halten sollen). Ansonsten würde ich dir empfehlen, dich nach ein paar guten Einsingübungen umzuschauen. Wir haben eine, die geht "Simsalabimbambim, simsalabimbambim, simsalabimbambim", wobei die ersten beiden auf einen Ton gesprochen werden, beim allerletzten "bim" geht man den Dreiklang rauf und wieder runter. Die Übung ist toll, weil man da viel rausholen kann: sauberes Halten eines Tons, klare Artikulation, klingende Konsonanten (das "s" ist schon Klang!), und vom Ausdruck her ganz leise und fokusiert auf einen Punkt - als würde man was verzaubern. ;)

Hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. :)
 
Hallo livebox,
ich glaube, dass Einsingen sich auf Dauer immer positiv auf Chorklang auswirkt. Du darfst Einsingen aber nicht mit (Einzel-)Stimmbildung verwechseln, Einsingen ist nur ein "warm" singen, ähnlich wie das warmlaufen eines Fussballers vor seinem Einsatz. Da die "Singstimme" anders funktioniert wie die "Sprechstimme", kann die Gleichung "die haben ja schon den ganzen erzählt" einfach nicht funktionieren.
Problematisch ist die "Zweiteilung" Einsingen und Probe. Zum einen kommen manche Sänger dann gerne etwas später, nach dem Motto: "wenn ich turnen will, gehe ich in die Singstunde...". Zum anderen fehlt dann häufig der Zusammenhang zwischen der Einsingübung und einer bestimmten Chorstelle. Daher die Überlegung, das Einsingen kürzer zu gestalten und zwischendrin immer mal wieder eine Übung einstreuen.
Als Beispiel lasse ich gerne einen gebrochenen Dreiklang auf "M", "N" etc. singen/summen, dann auch auf "W". Wenn man das richtig macht, dann vibrieren die Lippen, das ist für manche Sänger erst einmal unangenehm,a ber sie lernen, dass man durchaus auf "W" singen kann.
Diese Übung macht noch viel mehr Sinn, wenn ich sie direkt vor dem Schmachtfetzen "Herr, deine Güte" von A. Grell singe. Denn da kommt im Mittelteil mehrmals eine Stelle "... und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehn". Diese Übung noch auf den Lippen (und darauf hingewiesen!) und die "Wolken" klingen gleich viel besser.

Unser Kirchenchor hat im letzten Jahr (Zuschuss vom Dekanat und der Gemeinde) sich den Luxus einer professionellen Stimmbildnerin geleistet, die einen ganzen Sonderprobentag lang die Chorsänger begleitet hat. Während ich normal mit den Sänger geprobt habe, hat sie Gruppen herausgegriffen und in einem anderen Raum mit diesen spezielle Stimmbildungsübungen gemacht. Es war für alle ein Erlebnis. Sie hat neue "Bilder" in den Chor hineingebracht (Stimme hat sehr viel mit der Vorstellungskraft zu tun) und ich kann diese Bilder zum Teil recht einfach bei den Sängern abrufen.
 
Sie hat neue "Bilder" in den Chor hineingebracht (Stimme hat sehr viel mit der Vorstellungskraft zu tun) und ich kann diese Bilder zum Teil recht einfach bei den Sängern abrufen.

Bilder sind oft eine Super-Hilfe fürs Singen (ich persönlich liebe sie auch). Aber Achtung, es gibt auch Leute die können rein gar nichts damit anfangen.

Und: im GU bekomme ich für ein und dasselbe Thema/Problem oft eine ganze Reihe Bilder zur Auswahl vorgesetzt, nicht weil mich meine GL damit noch restlos verwirren will ;), sondern weil sie weiss, wie individuell angepasst ein Bild sein muss. So kann ich das Bild rauspicken, das mir zusagt. Manchmal wandle ich ein Bild für mich auch nochmals ab und diese selber konstruierten Vorstellungen sind dann überhaupt die besten und nützlichsten!

Ich machte bei uns im Chor auch ab und zu schon das Einsingen. Und habe dann vorsichtig das eine oder andere Bild gebraucht. (Der Chorleiter macht das sonst nie.) Die einen SängerInnen haben sofort drauf angesprochen. Ohne die einzelnen Stimmen aus der Masse rauszuhören, hat man es an verändertem Gesichtsausdruck und Körperhaltung gemerkt (und ich gehe jede Wette ein, das hatte bei ihnen auch positive Auswirkungen auf den momentanen Klang). Andere aber standen nur da mit einem grossen Fragezeichen im Gesicht!
 
Hi,

an dieser Stelle noch mal ein Dank an euch für die Tipps und Hinweise! Hatten neulich wieder einen Auftritt (nicht, dass wir seitdem nicht auf der Bühne gestanden hätten) und der Tontechniker, der den Chor schon ne ganze Weile lang kennt, meinte: "Man merkt... ihr habt an Intonation und Sprachverständlichkeit gearbeitet!"
:)

MfG, livebox
 

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