Griffbrett- und Halspflege beginnen nicht beim Saitenwechsel, sondern jeden Tag beim Spielen - und ganz besonders danach.
1) Vorher Pfoten waschen. Ja, beim Spielen schwitzen die Finger und man laesst Fett auf Saiten und Gitarre und und und... aber wenn die Finger sauber sind bevor es losgeht sind sie eben erstmal sauber und man bringt weniger Dreck mit auf die Gitarre.
2) Es wirkt Wunder, wenn man den Hals und Saiten nach jedem Spielen mit einem fusselfreien Tuch abwischt (das muss nix gitarrenspezifisches sein, ein altes T-Shirt ist super). Ab und an kann man mit einem ebensolchen Tuch auch mal unter den Saiten den Pickguard und auch das Griffbrett bisschen putzen. Gerade nach Gigs ist das wichtig (ich schwitze live deutlich mehr als daheim oder im Proberaum, zudem spritzt da Bier rum und so).
3) Bei JEDEM Saitenwechsel (und alle 6 Monate ist zu selten, wenn man viel spielt...) macht man das dann etwas gründlicher. Manchmal hilft ein ganz leicht (!) angefeuchteter Lappen. Keine Mega-Aktion, keine stundenlange Arbeit, einfach bisschen gründlicher wischen.
4) Gitarre in den Koffer / in die Tasche wenn nicht gebraucht. Wandhalter und Ständer sind superpraktisch - aber wenn die Gitarren nicht wirklich ständig gespielt werden, stauben sie halt voll und werden dreckig. Ist nicht schlimm, kann man putzen. Umgekehrt aber auch - wer saubere Gitarren will, tut sie in den Koffer bzw. in die Tasche. Ich habe nur meine 3 Instrumente die ich immer spiele "draußen", der Rest ist weggepackt.
5) Ich gönne meinen Gitarren rund ein Mal im Jahr (vielleicht alle 2 Jahre bei den wenig gespielten) mal im Rahmen eines Saitenwechsels etwas mehr. Action testen, ggf. Halsstab bisschen justieren, bisschen gründlicher putzen, usw. - und ganz vielleicht mal etwas Lemon Oil.
Ich habe das Glueck, dass meine Finger nicht so sehr schwitzen und mein Handschweiss nicht besonders aggressiv ist - das ist aber sehr individuell. Ich habe auch schon viele extrem versiffte Gitarren gesehen - aber die Kollegen haben sich auch um die Schritte 1-3 nicht geschert. Ich behaupte mal ganz keck, dass man mit den zwei Minuten "nach jedem Spielen kurz abwischen" mehr "pflegt" als mit Oil- und Stahlwolle-"Gewalt"aktionen. Genau so habe ich Gitarren gesehen, von denen das Oil geradezu runtertropft (es geht aber um gannnz weeenig, und dann alles was nicht eingezogen ist wieder gründlich abwischen...)
Immer wieder gerne: Meine Hauptgitarre (siehe Avatar) hat in ihren mittlerweile 24 Jahren nie Stahlwolle auf dem Griffbrett gesehen und wurde ca. 2 Mal mit etwas Lemon Oil behandelt - weil's gerade da war als die Gitarre "dran" war, nach dem Motto "naja kann ja nicht schaden" (und nicht nach dem Motto "ooooh, das muss jetzt aber dringend).