Endstufe Transistor Fehlersuche

molemi
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Liebe Elektriker! Mein Latein nähert sich dem Ende. Ich habe einen Dean Markley DMC-80 vor mir, Schaltplan anbei.

Wo ich Hilfe brauche kurz gefasst, Langfassung warum und wieso weiter unten:
  1. Kann ich einen Dual-Op-Amp TLO72 im eingebauten Zustand überprüfen? Und im ausgebauten?
  2. Was bedeuten Kondensatorwerte in der Einheit "M" - oder sind es nur Bauteilnummern?
  3. Was für eine Schutzschaltung arbeitet in der Endstufe?
Im Detail, was bisher geschah:
  1. Beim Einschalten des DMC-80 erfolgt der Boxenknack, die Power LED sowie die Chorus LED leuchten kurz auf, dann gehen sie langsam aus und der Verstärker sagt nichts mehr. Wenn ich ihn ausschalte und eine Weile warte geschieht genau das gleiche wieder, nach sofortigem Wieder-Anschalten geht gar nichts an. VERMUTUNG: Eine Schutzschaltung schaltet ihn ab (wo ist die im Schaltplan?).
  2. Stromversorgung der Endstufe abgeklemmt habe ich mich langsam vom Netzteil hoch gearbeitet und Betriebsspannungen getestet. Soweit alle da, einmal 29v (soll 30V) und einmal 23V (soll 24V). Sicherung ist ok.
  3. Ohne die Stromversorgung der Endstufenplatine den Amp nochmal eingeschaltet. Natürlich bleibt jetzt der Lautsprecherknackser aus, Power LED leuchtet, Chorus LED blinkt in der am Chorus eingestellten Geschwindigkeit. Beide LEDs bleiben an, scheint also zu funktionieren. Mit Signal habe ich das noch nicht getestet. VERMUTUNG: Die Endstufe hat ein Problem.
  4. Ohne Strom mit dem Diodentester einmal in allen Kombinationen durch die acht Leistungstransistoren durchgegangen. Da manche Werte eine Weile gependelt haben, habe ich sie danach alle ausgelötet. Jetzt sind die Tests mit dem Diodenprüfer alle positiv, alle sperren in der einen Richtung oder haben 0,4V-0,5V in der Durchlassrichtung. Hm. Genau wie es soll. Wo ist der Fehler dann?
  5. Alle anderen acht Transistoren mit dem Diodenptrüfer durchgegangen (ohne sie auszulöten). Die waren auch alle in Ordnung soweit. Ok, weiter:
  6. Alle Dioden durchgegangen (ohne auslöten). Alle brav außer D15, D16, D23, D24 waren etwas instabil, also bei denen ein Beinchen ausgelötet, wieder gemessen, alle brav. Puh. Was nun?
  7. Alle Widerstände gemessen, alle zeigen plausible Werte (habe nicht alle mit den Werten im Schaltplan verglichen, aber ein paar).
  8. Die Kondensatoren: Alle in eingebautem Zustand gemessen, alle zeigen Werte an, der Schaltplan gibt aber komische Zahlen in der Einheit "M". Sind das µF/nF? oder nur Bauteilenummern die man in einem Service-Manual nachschauen muss (das ich nicht habe)? Immerhin ist keiner durchgeschlagen, sonst hätte ich 0nF gemessen, oder?
  9. Nachdem nun quasi nichts mehr übrig bleibt ist der TLO72 natürlich höchst verdächtig, findet Ihr nicht auch? Meine Fantasie und Kenntnis reicht hier aber nicht mehr aus. Gibt es eine Methode, den mal im eingebauten Zustand auf gröbstes Fehlverhalten zu testen? Und im ausgebauten Zustand? Die Betriebsspannung würde ich ungern drauf geben um ihn zu testen. Ich habe zwar ein Labornetzteil mit Strombegrenzung, will das aber lieber nicht riskieren. Entweder der Defekt zeigt sich, dann schlägt die Schutzschaltung an und ich kann den Defekt nicht messen (wo genau ist die Schutzschaltung überhaupt im Schaltplan und was kann die?), oder ich umgehe die Schutzschaltung, kann den Defekt messen, verdampfe aber dafür die Leistungstransistoren und wer weiß was noch?
Danke schon mal an die freundlichen Methodiker im Forum. In der Hoffnung auf Hilfe verabschiede ich mich jetzt ins Bett.
:-J
 
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  • dean_markley_dmc-80_sch.pdf
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Natürlich kann man einen eingebauten OP überprüfen. Mess die beiden Eingänge und den Ausgang. Die jeweilige Ausgangsspannung müsstest du natürlich berechnen, abhängig von der Beschaltung (Rückkopplung). Ohne Oszilloskop wird das allerdings ziemlich tricky...
Ausgebaut ist es einfacher. Versorgungsspannung dran. +Eingang beschalten -> Ausgang geht auf maximale Spannung. -Eingang beschalten -> Ausgang geht auf 0 (bzw max negative Spannung)...

Aber: Lohnt sich der Aufwand? Ein TL072 kostet ein paar Cent. Ich würde den einfach pauschal auf Verdacht austauschen...
 
Vielen Dank Carle, wusste nicht dass es da so eine vernünftige Systematik zu Kondensatoraufdrucken gibt, dachte jeder Hersteller macht da seinen eigenen Blödzinn.
Danke auch an Darkdonald. Ein Oszilloskop habe ich, aber die Ausgangsspannung eines Opamps aus der Schaltung berechnen kann ich nicht, dazu müsste ich erst noch ein paar Wochen recherchieren bis ich das drauf hab. Wahrscheinlich löse ich es pragmatisch und Tausche den Opamp wie Du auch vorschlägst. Das lästigste daran ist für so eine kleine Bestellung entweder quer durch die Stadt gondeln zu müssen oder das zehnfache des Opamp-wertes an Porto zu berappen und ein paar Tage warten. Wann können wir elektrisch Bauteile zu Hause selber drucken? Noch jemand für meine ursprüngliche Frage Nr. 3 zu haben?
 
Knackig kurz und direkt:

VERMUTUNG: Eine Schutzschaltung schaltet ihn ab (wo ist die im Schaltplan?).
Nirgends. Der Verstärker hat keine.

Stromversorgung der Endstufe abgeklemmt habe ich mich langsam vom Netzteil hoch gearbeitet und Betriebsspannungen getestet. Soweit alle da, einmal 29v (soll 30V) und einmal 23V (soll 24V). Sicherung ist ok.
Damit hast du den Fall "hochohmige Fehlstellen führen nicht mehr zur Fehlfunktion" provoziert. Und damit siehst du den wahrscheinlichen Fehler nicht mehr...

VERMUTUNG: Die Endstufe hat ein Problem.
Gegenvermutung: Irgendwas anderes hat ein Problem.

Nachdem nun quasi nichts mehr übrig bleibt ist der TLO72 natürlich höchst verdächtig, findet Ihr nicht auch?
Nein.
Es bleibt eine Menge Zeug übrig, das diesen Fehler erzeugen kann. Bauteile testen bringt gar nichts weil jedes Teil für sich funktionieren kann, in Summe aber ein Fehler auftreten kann.

- Klemm mal die Endstufe wieder an, miss die Spannung am Trafoausgang (also auf der Wechselspannungsseite) und schau, ob die auch einbricht.
Ja? Endstufe hin. Nein?
- Falls nein, dann den Test wiederholen, aber die Spannung zwischen + und - an dem Brückengleichrichter da links unten (DC) messen.
Bricht das da ein? Ja? Nein?
- Falls nein, dann ist der Gleichrichter OK und irgendwas dahinter kaputt. Dann an der Endstufe direkt messen (Da oben rechts Q22, Q23 zwischen den Kollektoren oder halt analog in der anderen Endstufe)

usw.

Um rauszufinden, ob eine Endstufe das Netzteil kurzschließt kann man dann noch die Spannung über den Bias-Diodenketten D16-D18 messen bzw D19-D21. Soll ca. 1.8 - 2 V. Wenn das nennenswert mehr ist, dann steuert das die Endstufe voll durch und zieht soviel Strom, bis irgendwas begrenzt.

Schau das mal an bevor du jetzt einfach irgendwelche Bauteile tauschst.


Das Endstufenschaltbild ist ja wohl auch mal XXL Banane. Entweder die haben das absichtlich falsch gezeichnet oder der, der das gezeichnet hat, hatte keine Ahnung, was er da tut. :D
 
Danke OneStone, Deine Antwort auf meine dritte Frage nach der Schutzschaltung beruhigt mich einerseits (ich habe nämlich auch keine finden können, bin aber auch nur Hobbyelektroniker), andererseits weiss ich jetzt noch weniger wo's hängt. Bei Deiner zweiten Antwort:
Damit hast du den Fall "hochohmige Fehlstellen führen nicht mehr zur Fehlfunktion" provoziert. Und damit siehst du den wahrscheinlichen Fehler nicht mehr...
...weiß ich nicht ob ich sie verstehe. Am Netzteil gab es zwei Stellen die nur an recht dünnen Lötbrücken hingen, die habe ich "en passant" nachgelötet, also seither die Endstufe noch nicht wieder drangehängt.
Was mich aber jetzt doch sehr wundert: wenn die Kiste nun keine Schutzschaltung hat, warum raucht mir dann nix ab? Wie gesagt, Sicherung ist ok und der Verstärker ging gleich nach dem Einschaltknacks wieder aus.
Werde die Endstufe sobald wie möglich wieder zusammenlöten und dann mal die Spannungen messen, die Du vorschlägst.
 
So. Bin und habe ein wenig um den TL072 herumoszilliert. Input 100Hz/1,4V sieht so aus am Input (Bild 1).
IMG_0298.JPG


Ja, billiger Signalgenerator, kein schöner Sinus, und ein altes, vermutlich etwas aus der Kalibrierung gelaufenes Osilloskop (6Mhz :))
Bild zwei ist der Output von Kanal 1,
IMG_0299.JPG
Bild drei der Output vom Kanal 2 (mit sehr starkem DC offset in den negativen Bereich).
IMG_0300.JPG

Das ist das erste Mal dass ich einen Opamp teste, aber ich denke mal der kann als kaputt gelten.
 
Weiter geht's in meinen Trippelschritten systematischer Fehlersuche: Opamp getauscht (bei der Gelegenheit auch gleich einen guten Sockel eingelötet). Den Amp eingeschaltet. Sicherung im Netzteil brennt durch.
Als nächstes: Labornetzteil mit der nötigen Spannung direkt an die Siebelkos HINTER dem Gleichrichter eingehängt. Im Leerlauf kommt da aus dem Trafo 48V AC, ich gebe ihm mal sicherheitshalber nur 29DC und begrenze den Strom auf 1,9A (die durchgebrannte Sicherung war 2A). DIE SPANNUNG BRICHT EIN AUF 2,5V UND DIE STROMBEGRENZUNG TRITT IN AKTION. Endstufe abgeklemmt von der Vorstufe, wieder bricht die Spannung total ein. Also hat meine Vorstufe ein Problem. bloss welches? Bitte um Hinweise wie ich - möglichst systematisch - weiter suchen kann.
MfG
:-J
 

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