Erde singe, daß es klinge...

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Böhmorgler
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Ich habe schonmal gegoogled, aber bisher bin ich nicht fündig geworden...

Wer ist der Komponist des Liedes "Erde singe, daß es klinge"?
Wenn überhaupt findet man nur die Jahreszahl "um 1741".

Auf der anderen Seite muß ich bei der Melodie immer unwillkürlich - ohne es begründen zu können - an Mozarts Zauberflöte denken :gruebel: gibt's da vielleicht ein ähnliches Motiv drin.
 
Eigenschaft
 
Irgendwo wird als textautor Johannes von Geißel (19.Jh.) genannt, möglich, dass eine ältere (anonyme?) melodie im parodieverfahren verwendet wurde.
Da ich sie nicht kenne, kann ich keinen bezug zur "Zauberflöte" herstellen
 
Ja, Günter, das frage ich mich auch.
 
Ja, Günter, das frage ich mich auch.
Im BS hat sich EffJott leider nicht abgemeldet.

Böhmorgler;5187937 schrieb:
Ich habe schonmal gegoogled, aber bisher bin ich nicht fündig geworden...

Wer ist der Komponist des Liedes "Erde singe, daß es klinge"?
Wenn überhaupt findet man nur die Jahreszahl "um 1741".

Ich fürchte bei der Komponistensuche wird es sehr schwer. Dafür stößt man beim der Recherche des Themas auf unterhaltsame, jedoch eher wenig schmeichelhafte Geschichten. Sie sind zwar streng genommen OT, doch so originell, daß sie hier zum Besten gegeben werden sollen.

1741 brachte der 29jährige "Kölnische Diogenes" Heinrich Lindenborn ein Kirchen- und Haus-Gesangsbuch heraus, mit dem Titel: "Neues Gott und dem Lamm geheiligtes Kirchen- und Hauß-Gesang der auf dem dreyfachen Wege der Vollkommenheit nach dem himmlischen Jerusalem wandernden Tochter Sion." oder kurz: "Tochter Sion"

Dieses erfreute sich sehr großer Beliebtheit. Die Texte erdichtete der Herausgeber, für die "neuen Melodien" wurden, nach seinen Angaben, "viele Meister" verpflichtet. Einer war wohl für die Melodie zu "Erde singe, daß es klinge" verantwortlich.

Im Schlesischen Kirchenblatt von 1851 (Eine Zeitschrift für Katholiken aller Stände zur Beförderung des religiösen Sinnes.) wird das Gesangsbuch besprochen, besser gesagt, zerrissen, wegen seines angeblich "flachen laxen Geistes", der "den Sinn und Geschmack an wahrem, würdevollen Kirchengesang allmälig ertödtet." Die "arienhaften, tändelnden, sinnlich reizenden Melodien" würden nur der Sinnlichkeit des Volkes schmeicheln.
Immerhin findet sich dort die oben verwendete Angabe: "Das Vorwort sagt, daß der Herausgeber mit großer Anstrengung von vielen Meistern habe neue Melodien anfertigen lassen, 'da die mehrsten Singweisen des alten gemeinen Gesangbuchs verlüstig worden, aber die wenigsten darunter einen erbäulichen Thon enthalten!'"

Warum wurde der Herausgeber "Kölnischer Diogenes" genannt?

Er wurde vor allem bekannt durch seine satirisch moralische Wochenschrift "Der die Welt beleuchtende Kölnische Diogenes", wird als origineller Kauz beschrieben, der - tagsüber wenigstens - das Leben des Philosphen in der Tonne führte und in einer elenden Dachkammer, mit minimaler Ausstattung hauste.

Seine ganze Bibliothek bestand aus drei Büchern: der Bibel, einem Horaz und einem Folianten, der die Schriften Platos enthielt. "Bücher genug, um gescheidt denken zu können." Am Abend schien ihn allerdings der Geist des Diogenes zu verlassen. Oft waren zwar Not, Entbehrung und Hunger seine Gäste, doch wenn ihm, z.B. durch Gelegenheitsdichtungen, eine größere Geldsumme zufloß, folgte gewöhnlich eine Szene des wildesten Lärms und der größten Verschwendung.

Der halbverhungerte Satiriker stürzte mit dem ganzen Sümmchen in das Wirtshaus, um bei gutem Mal und gefülltem Glase sich einer heiteren Gegenwart zu erfreuen. In solcher glänzenden Üppigkeit dachte er oft nicht daran, daß das Hemd versetzt, der Rock abgeschabt und der Halskragen nur ein Streifen Papier war.
Wenn er dann im Rausch und mit wankenden Schritten in seine stille Hütte der Armut zurückkehrte, empfing ihn keifend und zankend seine zornige Frau. Manchmal ging dem schweigsamen Lindenborn die Geduld aus und er begleitete das Jammerlied seiner Ehefrau, indem er die zerbrechlichen Teile seines ärmlichen Hausrats aus dem Fenster warf.
(Quellen: A B C)

Ob Lindenborn unter seinen Lebensbedingungen wirkliche "Meister" ihres Faches gewinnen konnte? Jedenfalls wurde eine der Melodien eines neuen Textes für würdig befunden:

Um 1835 dichtete Geissel einen neuen Text zu einer der Melodien aus Lindenborns Gesangbuch. Dieses Lied wird bis heute viel gesungen und ist das in den meisten Gotteslob-Diözesananhängen enthaltene Loblied "Erde, singe" (Melodie nach "Tochter Sion", 1741; welches Lied wird nicht näher angegeben.).

Geissel brachte es bis zum Erzbischof von Köln und gilt als einer der bedeutendsten katholischen Bischöfe des 19. Jahrhunderts.

Er wuchs im französisch besetzen Gimmeldingen auf und blieb deshalb immer durch die französische Sprache geprägt, welche er oft und gerne benutzte und von deren Ausdrücken auch sein Deutsch durchsetzt war.

Dies brachte die spottfreudigen Kölner dazu, seine französischen Personalien "Jean Jacques Geissel de Gimmeldingen" phonetisch umzuwandeln in "Schang Schack Scheissel de Schimmeldeschang".
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_von_Geissel

Nach ihm wurde in Köln eine Straße benannt. Zu dieser Ehre kam auch der "Kölner Diogenes" Lindenborn.

Viele Grüße

Klaus
 

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