Was muss man für Musik halten?

  • Ersteller Aleksandr
  • Erstellt am
Aleksandr
Aleksandr
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
19.12.18
Registriert
15.08.13
Beiträge
2
Kekse
0
Nicht jede Tonkomposition kann man für Musik halten.

Um Musik zu sein, muss die Komposition tonal und melodisch sein, und klassische Musik muss noch dazu seelisch und ernsthaft sein.
Musik existiert ohne Melodie nicht.
Es ist ungenügend, Gefühle in Tönen zu äußern. Noten sind um zu singen oder zu tanzen. Mit Hilfe der Noten und Tönen darf man zum Beispiel nicht malen. Wenn ein Komponist mit Tönen malt, dann schreibt er keine Musik, dafür gibt es andere Instrumente wie Pinsel, Bleistift, Palette. Leider haben sich viele Komponisten seit dem 20. Jahrhundert zu malen verdingt.


* Der 1. Opponent:
Was den Versuch die Musik in den Rahmen zu treiben betrifft, bin ich nicht einverstanden. Für jeden ist sie eigen, individuell. Wer visuell wahrnimmt, der „malt“. Auf Anhieb, hat Rachmaninow bildhafte Etüden, die einigen konkreten Erscheinungen entsprechen. Dann ist es keine Musik? Wirklich?
Andere können nicht sehen, aber sie singen und tanzen, und sie stellen sich diese Musik auf andere Art vor. Das hängt von der individuellen inneren Auffassung ab. Kurz zusammengefasst kann ein Mensch etwas in Form eines Bildes sehen, und dasselbe wird von einem Anderen als Tanz oder noch irgendwie dargestellt. Musik ist universal im Ganzen und individuell in Einzelheiten.

* Antwort dem 1. Opponenten:
Stimmt, verschiedene Leute sehen auf verschiedener Weise. Es gibt innere, individuelle Vorstellungen. Aber realer, objektiver und wahrer Sachverhalt hängt davon nicht ab und verändert sich gar nicht. Gleichfalls ist es bekannt, irren ist menschlich. Einige tun es mehr und schwerer, Fehler der Anderen trifft man seltener, und sie sind überhaupt nicht so schwer.
Es gibt wesentlich verschiedene Musen, jede hat ihre Besonderheiten, ihren Instrumentarium, deswegen gibt es einige Musen, und nicht eine "universale", wie Sie sagen. Wenn ein Komponist aus irgendeinem Grund (weil er nicht kann oder nicht will, weil er geschmacklos ist) melodischer Notenschrift ausweicht und mit den Noten das tut, was man mit Pinseln, Bleistiften und Paletten machen muss, oder wenn er etwas in der Art von Tontheater tut, bedeutet das ... zwischen zwei Stühlen zu sitzen.
Versuchen Sie zwischen zwei Stühlen zu sitzen, die nicht nebeneinander stehen. Was passiert dann? Wo finden sie sich? Auf jeden Fall nicht im Gebiet der Musik oder im Bereich von Muse der darstellenden Kunst.
Und noch über die individuelle Wahl und Neigung - es ist immer wichtig, Maß zu kennen.

Was erwähnte Werke von Rachmaninow betrifft, ist Rachmaninow ein bekannter Melodiker, seine bildhaften Etüden (Études tableaux, op. 33 und 39) sind Musikkompositionen. Vermutlich sind Sie von der Benennung „bildhafte“ verwirrt. In diesen Werken gibt es ziemlich starke melodische Grundlage mit einigen selten treffenden Abweichungen.

Und noch ein Gedanke: Musik muss immer Schönheit tragen, auch wenn sie etwas Trauriges darstellt. In diesem Fall ist sie der schöngeistigen Literatur ähnlich, im Gegensatz zur Dokumentarliteratur. Leider geraten einige Autoren auf Abwege und werden Chronikschreiber.


* Der 2. Opponent:
1. Tonart ist ein Sonderfall des Tongeschlechts. Aus der historischen Sicht gesehen entstand die Tonart als solche relativ vor kurzem. Russische Bauernvolksmusik hat nichts mit der Tonart zu tun, doch war es die Musik.
2. Musik ist auch ohne Melodie möglich. Beispiele sind zahlreich, vom Bach bis Debussy.
3. Man trifft noch viel unernste Musik bei Mozart zum Beispiel. Das heißt nicht, daß sie nicht genial ist.
Deshalb meine ich, muss man danach nachdenken…

* Antwort dem 2. Opponenten:
Also, zum Ihren ersten Punkt -
Gleichsam verstehen Sie nicht, daß es um Ordnung und Unordnung geht. Das, worüber sie schreiben, sind in diesem Fall unbedeutende Einzelheiten. Tonart und Tongeschlecht setzen Ordentlichkeit der Töne voraus. Aufgrund der geordneten Tonleiter kann man deutliche und unteilbare sinngemäße Fassungen bilden. Fehlordnung der Tonleiter ermöglicht das nicht, obwohl sie etwas dem Malen und Tontheater Ähnliches zu tun lässt.
Zum dritten Punkt -
Erkläre: Nach meinem Verständnis bedeutet ernsthafte Musik, daß sie seelisch, tiefsinnig, mit hohem ästhetischen Qualität ist. Selten könnte ich sagen, daß Musik von Mozart unernst ist, weil die Kunstqualität hoch ist.
Zum zweiten Punkt -
Ach nein! Musik von J.S.B. enthält die Ganzheit der harmonischen Ordnung, Melodie ist zu wahrnehmen oder gedacht, aber Debussy ist kein gleicher Brüder!

(Ich orientiere mich in der ersten Linie an seinen Images – Livre I und Images – Livre II)

Worin besteht das Unterschied zwischen dem Inhalt des Abfallkorbes und einem Organismus?

Ich gebe die Antwort: Das erste bedeutet eine Summe, das zweite ist die unteilbare Ganzheit. Das erste kann man zum Beispiel durch zwei dividieren, und dann? Es wird schon zwei Summen. Das zweite kann man nicht dividieren, weil Qualität ganz anders wird und Ganzheit entschwindet. Warum ist es genau so? Darum das Erste keine bedeutende innere Beziehungen hat, doch das Zweite hat sie wiederum.
Also, in diesem Fall ist Musik von Debussy zum Abfallkorb nah. Ebendarum kann man die Musik dieser Art wie von Debussy so spielen:
von Anfang bis Ende;
von Mitte bis Ende und dann von Anfang und in der Mitte beendigen;
man kann sie auch anders herum zu spielen versuchen.
Vermutlich wird es manchmal noch besser klingen. Warum so? Weil der Stoff fehlgeordnet, segmentiert, mosaikartig und aus Teilchen bestehend ist. Auf solcher Weise kann man Kilometer lang schreiben, aber es ist nicht erwünscht, das heißt Geschreibsel.

Ein Musikwerk muss keine überflüssigen oder zufälligen Noten enthalten, jede Einzelheit muss zur folgenden passen, um das logisch gebildete Ganze zu bauen. Dazu bringt das Tongeschlecht. Hier aber gibt es eine ganze Menge freier Noten. Man kann viele Noten hinzuspielen, einige wegwerfen oder an einen anderen Platz stellen. Und was? Schlechter wird es überhaupt nicht. Weil innere Beziehungen gestört, unverbindlich, unbedeutend sind. Es hat sich so ergeben, daß wir Tonbildung, Tonschaffen haben, aber … keine Musik.

Dieser Sachverhalt ist in seinem frühen Entwicklungsstadium bemerkbar in der Musik von Berlioz. Es scheint, daß Berlioz Schwierigkeiten mit der Melodie hatte, er verbindet Teile ganz flüchtig und missbräuchlich. Als Beispiel gilt die Ouvertüre „Le Roi Lear“, die ein volles Fiasko oder sehr vorläufiger Sudel ist. Wie kann man das für Fertigwerk halten und der Öffentlichkeit präsentieren?

Debussy ist auf der späteren Phase dieses entwickelnden Prozesses (der auch Skrjabin angegriffen hat).

Trotzdem tritt etwas Interessantes auch bei Debussy auf. Einzelne Teilchen, Striche, aus deren er seine Summierungen konstruiert, sind interessant aus dem Sicht von Motiven und Sonorismus, wie zum Beispiel der Anfang von Images – Livre II. Doch ist es eine nicht talentlose Tastenbewegung, vorläufige Fragmente der Improvisation. Wenn ein Melodiker sich damit beschäftige!.. Ich hoffe, Sie verstehen wie groß ist die Arbeitsdistanz, die zwischen vorläufigen (besonders bruchstückartigen) Improvisationen und einem beendeten Werk liegt.

Das Schaffen von Debussy und anderen Komponisten solcher Art bilden das Beispiel der Degeneration und Abweichung von der Musik und ist Merkmal des Grenzbereiches.


Schlüsselwörter nach Debussy und ähnlichen Komponisten:
Mosaizität, Strichartigkeit, Unterteilung des Ganzen, Zerstörung der inneren Beziehungen, Bruch der Melodie, Summierung, Teilbarkeit, Chaos, unrecht bekanntgemachte Person.

-------

Genommen aus -
http://aleksandr_bystrow.musicaneo.com/de/blog/articles/view/1861.html
 
Eigenschaft
 
tl:dr
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das ist doch nicht dein Ernst! :D Weil ich davon überzeugt bin dass das nicht dein Ernst sein kann eine Kurzversion, auch da viele Leute leider noch heute zumindest in die gleiche Richtung denken:

tonal = Warum? Musikalische Ordnung und Verständlichkeit ist auch ohne tonales Zentrum möglich.
melodisch = Nein. Musikalische Bedeutung lässt sich komplett ohne Melodien übertragen. wie auch bei Debussy oder der allermeisten Musik generell.*
seelisch = Völlig bedeutungsloser Begriff.
ernsthaft = Warum? Ich bringe als Musiker Luft zum Vibrieren. Warum sollte ich mich dabei allzu ernst nehmen?

*Und dass du Debussy oder alles was du sonst noch als Unmusik bezeichnest liegt einfach daran dass du es nicht verstehst. Es ist eine völlig intuitive Logik. Wenn man keine Ahnung von dieser Art von Musik hat hört sich alles erstmal willkürlich an, genau wie bei einer fremden Sprache. Wenn ich einem Rocker einen für mich "völlig logischen" Brahms Satz vorspiele denkt der auch da fängt jetzt quasi willkürlich ein neues "Lied" an wenn das 2. Thema kommt. ;)

Hör dir z.B. Voiles von Debussy an. Das entwickelt sich in meinen Ohren absolut organisch, organischer als alles was du in "tonale Melodien" zwängen kannst. Du kannst da nicht irgendwo abbrechen oder irgendwas dazu improvisieren!! Zumindest nicht wenn Leute die Ahnung von solcher Musik haben zuhören. Natürlich, wenn keiner im Raum die Sprache spricht kannst du ihnen auch vorgaukeln dass du französisch sprichst indem du einfach ein paar bedeutungslose Klangkombinationen nasal vor dich hin plapperst. Gleiches Ding.

Schon hart, alles was man nicht versteht einfach aus dem Musikbegriff fallen zu lassen. Vor Allem wenn am Ende quasi 99% aller Musik der Weltgeschichte betroffen ist. :D
Ich finde du musst das Ganze nochmal gründlich überdenken. Aber vorher bitte ein bisschen mehr Musik hören. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Polemisierender geht es wohl kaum. Entweder der TE glaubt wirklich mit diesen Plattitüden die Musik erklären zu können, oder hier wird versucht den tollen Musik-Blog zu pushen.
Dort kann man auch ganz tolle Eigenkompositionen erstehen. "Pieces in old manner" heißt glaube ich eines davon. Erklärt eigentlich schon alles ;-)

Viel Spaß in deinem langweiligen Universum, in dem sich Musik, nach deinen Vorstellungen, nicht weiterentwickeln wird und dir somit die Freude entsagt bleibt, dich von etwas neuem überraschen zu lassen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Mir kamen spontan drei Gedanken beim Lesen:

1. Was ist mit Klangkompositionen und anderen Teilen von Strömungen der Neuen Musik?

2. Ist Mozart nicht platt betrachtet einfach nur der Rocker der Wiener Klassik gewesen? Also ich meine: waren nicht ein Großteil der Werke für gewisse Anlässe / "Events" entstanden?

3. Der Begriff "ernst" klingt sehr negativ konnotiert, wie ich finde. Ich muss dabei zugegebener Maßen an Klischee-Spießer denken, die in einem klassischen Konzert sitzen, vielleicht die Taschenausgabe der Partitur in der Hand halten, vorgeben rein aus gebildeten Zwecken anwesend zu sein, obwohl sie keine Ahnung von der Musikmaterie haben und sie die Musik auch nicht wirklich berührt und ihnen beim Paukenschlag das Monokel ins Glas Champagner fällt. ;)
 
Entweder meldet sich der Threadersteller hier mal und geht auf die Fragen und Beiträge der Poster ein oder ich betrachte diesen Thread als Werbung für seinen Blog ... und lösche den Thread ;)
 
Entweder meldet sich der Threadersteller hier mal und geht auf die Fragen und Beiträge der Poster ein oder ich betrachte diesen Thread als Werbung für seinen Blog ... und lösche den Thread ;)

Man muss ja nicht gleich alles löschen. Es ist ja nicht so als wäre in diesem Unterforum allzu viel los. ;) Du kannst doch einfach den Link zu seinem Blog löschen wenn es sein muss. Der Versuch für sich selbst Werbung zu machen scheint ja eh nach hinten los zu gehen. Oder denkt hier wirklich jemand: "Jawoll! Endlich einer der wieder 'ernsthafte tonale Melodien' schreibt. Ich muss seine ganze Musik kaufen"?

Ich finde es ist zumindest eine sehr interessante extreme Position, auch wenn die Argumentation sehr dürftig ist. Das Traditionalisten immer noch den armen Schönberg steinigen kennt man ja aber dass heute noch jemand ernsthaft so an Debussy herangeht finde ich schon ziemlich kurios.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
... auch wenn die Argumentation sehr dürftig ist.
Eben, was soll man bei einer solchen "Argumentation" noch diskutieren? Bücherverbrennungen wurden auch nicht erst diskutiert :bad:

Solange der TE, der den Startpost am 07.10. (Zufall?) hier abgesetzt hat, noch nicht wieder anwesend war, halte ich jede weitere Meinungsäußerung für überflüssig, er scheint ja an einer Diskussion nicht interessiert zu sein...
 
Hallo zusammen!


Danke für Ihr aktives Interesse! Das ist wirklich ein sehr bedeutender Gegenstand.

Leider ist mein Deutsch nicht so stark, damit ich schnell und leicht alle Zuschrifte völlig lesen, verstehen und ausführlich beantworten koennte. Außerdem habe ich momentan nicht genuck Zeit dafuer. Vielleicht werde ich später solche Möglichkeit haben.

Der Artikel verdient eine besinnliche Lesung. Dadurch koennen manche Fragen beantwortet und aufgeklärt werden.
Und natürlich koennen Sie auch ohne mich den Gegenstand gern diskutieren.


Es gab und gibt ein ziemlich grosses, ernstes und fachmannisches Gespräch zur Sache hier:
http://www.classicalforum.ru/index.php?topic=8271.0
Aber diesfalls muessen Sie ganz gut Russisch kennen.

Es scheint auch, dass es hier Leute gibt, die sich sehr vor der Logik (und daher Gerechtigkeit) fürchten. Deswegen meiden sie in seinen Zuschriften direkt mit den Argumenten des Artikels in Kontakt zu kommen.

Mit freundlichen Grüßen,

Aleksandr
 
Es scheint auch, dass es hier Leute gibt, die sich sehr vor der Logik (und daher Gerechtigkeit) fürchten. Deswegen meiden sie in seinen Zuschriften direkt mit den Argumenten des Artikels in Kontakt zu kommen.

Mit freundlichen Grüßen,

Aleksandr
hallo!
Ich gratuliere zur weisen Selbsterkenntnis. Ich gehe ja davon aus, dass Sie mit dieser Aussage nur sich selbst meinen können, lieber Aleksandr.

Das ist wirklich ein sehr bedeutender Gegenstand.
... nein, eigentlich nicht :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Talking about music is like dancing about architecture.

Ich bekomme einen trockenen Hals, wenn ich den Startbeitrag dieses Threads lese. Aber vielleicht möchte Aleksandr ein Buch schreiben
und wollte sich mal erste Reaktionen drauf anhören.

@Aleksandr: versuch's mal mit der Lektüre von: Ferruccio Busoni, Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst (Insel-Bücherei Nr. 202, Leipzig 1916)

lg
ligeti
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Also wenn ihr euch jetzt auch noch siezt bin ich als stiller Leser raus aus diesem UF :D

btw: der Begriff "ernste Musik" ist längst aus dem Vokabular - auch der klassischen - Musiker rausgeworfen. Im Standard kenne ich niemanden, der sowas noch gebraucht ohne sich vor allen als bekloppt und musikfremd zu outen. Es mag verschiedene Welten und Vorlieben geben, und man kann auch gerne über Stile, Moral und Sitten in der Musik oder dem Drumherum streiten. Aber niemand will mehr darüber diskutieren, ob ein chinesischer Pferdekopfgeiger "seine" Musik ernster nimmt als Wolfgang van Hydn die ihre. Diese Diskussionen sind doch alle leid oder?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben