Also ich war in letzter Zeit auf kaum einer Veranstaltung, bei der der Techniker wirklich unerfahren war. Das liegt wohl daran dass ich in der Regel da selbst am Pult stehe
Aber mal ernsthaft, wie wohl sind die erfahrenen Kollegen zu ihrer Erfahrung gekommen und was ist ihnen auf dem Weg dahin wohl alles an mehr oder weniger großen Hoppalas passiert?
Rückblickend auf meine Historie kann ich aber sagen, dass es sicher einfacher war, vor 40 Jahren damit zu beginnen, da die üblichen, damals verwendeten Systeme, gerade im Einsteigerbereich deutlich einfacher konfiguriert waren. Einfache analoge Pulte, mit kaum Effekte, Dynamics eher Mangelware, oft auch keine Summen-EQs, einfache Boxensysteme, wenig bis gar kein Monitoring. So sah meine Welt zu begin meiner Tätigkeit als Tontechniker aus. Heute ist das selbst für Einsteiger viel komplexer. Betrachtet man alleine das Volkspult X32, so sind die Möglichkeiten gegenüber "früher" um ein vielfaches mehr geworden, und damit gibts auch ein vielfaches mehr an Möglichkeiten, Fehler zu machen. Statt ein, zwei Monitore auf der Bühne wimmelt es entweder von Wedges (ich hatte heuer bis zu 12 Monitorwege zu bedienen) oder das Setup beinhaltet Inear und Mischformen aus Wedges und Inear. Dann gibts Line Arrays, Delaylines, Funk an allen ecken und Enden. Da ist halt die Lernkurve eines Anfängers schon mal deutlich steiler als eben vor 40 Jahren.
Wobei meiner Meinung nach ja für jeden Kollegen, im speziellen auch mich, die Zeit des Sammelns von Erfahrungen nie endet. Gerade heuer habe ich wieder einige Dinge umgesetzt, die ich bisher so nicht gemacht habe. Klar, wenn man schon viel gemacht hat, dann wird das Erlernen von neuen Fähigkeiten auch leichter. Trotzdem muss es erst mal getan sein und so steht man dann angespannt am Pult und hofft nicht all zu viel zu verk....n.
Wobei ich auch sagen muss, dass die schlimmsten Erlebnisse in Sachen Sound, dich mir so unter gekommen sind, lange vor Corona waren, und das oft genug von sog. internationalen Acts, die sich sicher mehr als einen absoluten Anfänger am Pult leisten können.
Vielleicht ist durch den Einschnitt, den unsere Branche in den letzten zwei Jahren erleben hat müssen, auch wirklich aus einem sanften Wechsel der ausführenden Personen von den älteren, die sich anderen Tätigkeiten zuwenden, hin zu den jüngeren mit weniger Erfahrungen, ein wesentlich härterer Umbruch passiert. Dazu kommt dass die Lehrzeit der jüngeren bei den älteren einfach nicht gegeben war, da ja die Praxis-Einsätze komplett gefehlt haben. Und jetzt plötzlich müssen die von jetzt auf gleich zu 100% performen. Auch nicht so einfach.
Was aber selbst für mich nach der langen Pause ein Thema war, ist dass man ich dadurch etwas aus der Übung gekommen bin und dann bei den ersten Jobs auch mal das eine oder andere etwas zäher und langsamer von der Hand ging. Ich weiss ja nicht wie euch es damit gegangen ist, aber ich habe doch schon einiges wieder aus den tieferen Schichten meines Gedächtnis raus kramne müssen, da ich eben auch in der Zwischenzeit mich mehr auf andere Dinge, bei mir war es die Softwareentwicklung, konzentriert habe. Und dabei habe ich wohlweislich doch auch immer zwischendurch ein Pult angeworfen und mittels VS geübt, einen Mix komplett neu aufzubauen. Aber die Arbeit am Pult ist eben nicht alles, eher nur ein kleiner Bruchteil.