Ersatz des Boosters durch einen Kompressor - möglich und sinnvoll?

nach der zerrenden Stufe verbleibt mehr Einfluss der Anschlagsdynamik auf den Zerrgrad,

Das klappt eigentlich auch sehr gut mit Pre-Kompressoren, wenn eben der Attack nicht plattgebügelt wird und man es mit dem Kompressionsgrad nicht übertreibt (sollte man aber eh nie machen, außer man will Country-"Squash").
Für mich geht's wirklich nur darum, etwas mehr "Bauch" in der Hüllkurve zu bekommen, richtig viel mehr Zerre will ich da auch nicht erreichen (sobald ich das will, nehme ich eher etwas RC-Booster-ähnliches).


Geht zwar in den Bereich der Erbsenzählerei (oder Korinthenkackerei, wie man's nimmt), aber mal so nebenbei: Kein Kompressor verlängert das Sustain, das ist physikalisch nicht möglich. Haben wir vermutlich Boss zu verdanken, dass sich der Begriff durchgesetzt hat, sachlich ist es dennoch nicht korrekt.
Ist übrigens, wenn man die Funktionsweise eines Kompressors verstehen will, vielleicht nicht gänzlich uninteressant, sich dieses Umstands zumindest bewusst zu sein.
 
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In das Schaubild mit der Schnittmenge Pegel/Gain kann man im Grunde jeden Effekt integrieren, dass über Aufholstufen verfügt, die mehr als unity gain ermöglichen.
Jedes Zerrpedal kann boosten, jeder mir bekannte EQ kann das (einzelne Bänder oder insgesamt) und selbst einige zeitbasierte Effekte bieten entsprechende Schaltungen.
Ob der TE damit aber das erreicht, was er will?
Schwer zu sagen, solange nicht mal klar ist, was der TE eigentlich genau will, die Grundfunktion eines Kompressors ist nun mal nicht die eines Boosters:
Kompressor kann boosten, Booster kann komprimieren... Manchmal. Ob’s klappt? Kommt aufs Pedal, die Einstellung und die Signalkette an.
Kurz gesagt: Pedal-Physik, alias "kommt drauf an".
Daher beispielhaft ein paar Funktionen im farbigen Schaubild.
 
Geht zwar in den Bereich der Erbsenzählerei (oder Korinthenkackerei, wie man's nimmt), aber mal so nebenbei: Kein Kompressor verlängert das Sustain, das ist physikalisch nicht möglich. Haben wir vermutlich Boss zu verdanken, dass sich der Begriff durchgesetzt hat, sachlich ist es dennoch nicht korrekt.
Ist übrigens, wenn man die Funktionsweise eines Kompressors verstehen will, vielleicht nicht gänzlich uninteressant, sich dieses Umstands zumindest bewusst zu sein.

Da wird es schon fast philosophisch.

Ein Kompressor fügt nichts hinzu, insofern arbeitet er natürlich nur mit dem vorhanden Signal. Stirbt ein Ton an der Gitarre komplett ab, kann der Kompressor auch nichts generieren.

Aber: Die Dynamikreduktion führt natürlich dazu, dass die Anschlagsdynamikspitze gegenüber dem ausklingenden Ton zurückgenommen wird und der ausklingende Ton damit in Relation mehr erhalten wird... in der Wahrnehmung also mehr Sustain hat.

Im Klang-Ergebnis sorgt daher ein Kompressor durchaus für mehr Sustain, auch wenn seine Arbeitsweise technisch genau das Gegenteil macht.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ob der TE damit aber das erreicht, was er will?

Der TE weiß noch gar nicht was er will, außer einfach mal testen.

Deswegen auch mein Rat: Erst einmal mit Kompressoren an sich testen und dann überlegen, was man auf dem Board haben will. Ob man dann aus Platzgründen ein Kombi-Pedal wählt, kann man erst entscheiden, wenn man halbwegs weiß, was man von beiden Geräten erwartet.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Das klappt eigentlich auch sehr gut mit Pre-Kompressoren, wenn eben der Attack nicht plattgebügelt wird und man es mit dem Kompressionsgrad nicht übertreibt (sollte man aber eh nie machen, außer man will Country-"Squash").

Absolute Zustimmung, das gleiche (wenn man nicht übertreibt) gilt aber auch für Kompressoren nach der zerrenden Stufe.

Es geht ja nur im die Tendenz der Wirkungsweise.
 
Ein Kompressor fügt nichts hinzu, insofern arbeitet er natürlich nur mit dem vorhanden Signal...
Die Dynamikreduktion führt natürlich dazu, dass die Anschlagsdynamikspitze gegenüber dem ausklingenden Ton zurückgenommen wird und der ausklingende Ton damit in Relation mehr erhalten wird... in der Wahrnehmung also mehr Sustain hat.
oder: Ein Kompressor erhöht die hörbare Lautstärke leiser Signalanteile, verlängert subjektiv das "hörbare" Sustain (Makeup Gain).
 
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Ich weiß nicht, warum hier wiedermal ne Wissenschaft aus einer Nichtigkeit gemacht wird. Klar kann man alles mögliche mit Pedalen versuchen, aber ein Comp bleibt ein Comp und ein Booster eben ein Booster, @dubbel hat es doch mit seiner Grafik nochmal auf den Punkt gebracht.
Stark komprimierte Verzerrer, wie sie oft in Fuzz- oder bestimmten Distortion-Pedalen zu finden sind, nochmal zu komprimieren klingt doch Kacke und ein cleanes Signal zu boosten, was soll das bringen außer das es nicht mehr ganz clean ist.
Also zwei Minipedale aufs Board, ist man bei guten Pedalen mit nem Hunni gut dabei und fertig.
 
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@FTNIR Noch eine Frage: Du hast doch den Ibanez Pentatone Equalizer, warum nutzt Du dessen Level Funktion nicht einfach als Booster? Hängt er aktuell im FX-Loop und nicht vor dem Marshall?
 
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Kompressorpedal habe ich keines und ist für mich Neuland, ich weiss zwar theoretisch was die Dinger leisten sollen
...
1) Macht es (abgesehen vom Platzbedarf) Sinn, ein Booster/Kompressor-Kombi-Pedal zu haben oder sind getrennte Pedale sinnvoller?
2) Können alle Kompressoren als Booster verwendet werden oder nur manche Modelle?
3) Gibt es Kompressoren die unabhängig/wahlweise boosten und/oder komprimieren können oder ergibt sich das Boosten immer durch die Kompression selbst, d.h. ohne Kompression kein Boosten?
ich frag mal ganz doof, aber ernstgemeint: weisst du, was ein Kompressor-Pedal macht?

Rock-Stock-Guide-To-Guitar-Compressor-Compressed-signal-graphic-threshold-1.png Kopie.jpg
 
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Stark komprimierte Verzerrer, wie sie oft in Fuzz- oder bestimmten Distortion-Pedalen zu finden sind, nochmal zu komprimieren klingt doch Kacke

Da wage ich mit einem "kommt drauf an" zu widersprechen.
Das hier ist eine schon von vornherein ziemlich heftig zerrende Signalkette (ein eher fuzziger TC Magus Pro in eine ziemlich angezerrte Bassman Simulation) und dann eben ein Compressor davor. Dass es mit Hals-Pickup geil rummatscht und bröckelt, ist vollkommen beabsichtigt, und wie man hört, klart der Sound immer noch super per Volumen und Anschlagsstärke auf und kann so und/oder per Steg-Pickup auch extrem definiert rüberkommen.
 
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Ob etwas in einem gewissen Musikkontext gut oder kacke klingt, liegt am Ende immer in den Ohren des Betrachters. Das ist trivial.
Ein Erfahrungswert ist aber, dass ein MXR Dynacomp mit Kompression am Anschlag nun nicht gerade ein Standard „Booster“ z.B. für ein JTM ist, um mehr Gain zu erzielen.
Da wird ein Klon, TS, TC Spark,… häufiger verwendet. Wer was „neues“ probieren will, nimmt dafür einen Compressor, fein! Nimmt man die Kompression zurück, kommt nähert man sich auch immer mehr einem Clean Booster an, weil eben kaum Kompression passiert.
Das kann gut funktionieren, ob das Sinn ergibt sich extra einen Compressor zu besorgen, und den praktisch ohne Kompression zu fahren, kann man diskutieren. Erlaubt ist immer was gefällt.

Btw. da die Sprache auf Doppelpedale Boost + Compressor kam, das Keeley Aria geht in die Richtung.

Das Bogner Harlow ist ein Booster/Overdrive, der mit Bloom dem Sound spürbar Kompression zufügt.
Es gibt fast nix, was es nicht gibt…
 
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Ich komme mit Kompressoren immer so mäßig klar. Im Direktvergleich gewinnt bei mir aber fast chronisch das Dry Signal.
Eine rühmliche Ausnahme ist für mich der Rothwell Love Squeeze, der auch als Booster funzt.

Vielleicht suchst Du auch sowas wie den Pigtronix Philosophers Tone.
 
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Ob der TE damit aber das erreicht, was er will?
Schwer zu sagen, solange nicht mal klar ist, was der TE eigentlich genau will
Der TE weiß noch gar nicht was er will, außer einfach mal testen.
Ihr liegt beide ganz ganz richtig! Interessieren würde mich, ob sich mit Einsatz eines Compressors mein Spiel, mein Sound, irgendwie zum Positiven ändern könnte, also eine etwas gleichmässigere Dynaik (wenn gewünscht), etwas mehr Dichte beim Solo, etwas mehr Sustain, ...
Und wenn ja, ob ich dann meinen Booster dafür weglassen könnte oder es Vorteile hätte, wenn ich beide Pedale einsetzen würde, also Booster und Compressor. Und wenn letzteres, ob es Sinn macht, ein Kombipedal zu nehmen, das beides kann.

@FTNIR Noch eine Frage: Du hast doch den Ibanez Pentatone Equalizer, warum nutzt Du dessen Level Funktion nicht einfach als Booster? Hängt er aktuell im FX-Loop und nicht vor dem Marshall?
Momentan hängt er im FX-Loop, aber ja, ganz genau, das habe ich mir auch überlegt. Werde ich demnächst mal probieren.

ich frag mal ganz doof, aber ernstgemeint: weisst du, was ein Kompressor-Pedal macht?
Theoretisch ja, eigene Erfahrung habe ich damit nicht, sonst hätte ich hier im Forum nicht nach Info gefragt.
Vieles ist mir noch sehr unklar. Bisher war ich z.B. der Meinung, dass ab einem eingestellten Threshold-Wert der Compressor einsetzt und Signalintensität, sprich Lautststärke, in einem bestimmten Verhältnis (Ratio) wegnimmt.
Ich nehme an, die Ordinate in Deiner Grafik stellt die Signalintensität (Lautstärke) dar. Warum sind dort zwei Thresholds eingezeichnet? Pedale bieten aber nur eine Einstellungsmöglichkeit für den Threshold, warum?

Den durchaus unterschiedlichen Meinungen und Ansätze in Euren Antworten entnehme ich, dass das Thema nicht so einfach zu erklären ist.
Offenbar spielen zu viele Parameter mit, Settings, Signalkette, Spielweise, ... und nicht zuletzt die eigenen, ganz individuellen Präferenzen.

Danke für die vielen Hinweise auf verschiedene Pedale. Mitgenommen habe ich daraus, dass ein Pedal das die Möglichkeit bietet, wet- und dry-Signal zu mischen durchaus von Vorteil wäre.
Bevor ich jetzt höhere Beträge umsonst investiere habe ich mir gerade soeben ein gebrauchtes Billigsdorfer-Teil (den TC Electronic Forcefield) um ein paar Euro geholt und werde mal damit herumprobieren.

Danke und lG
Anton
 
Hi Anton,
ich denke @dubbel hat mir der Graphik dargestellt, dass idR ein Kompressor zwei Funktionen gleichzeitig abdeckt - Signal überhalb einer gewissen Schwelle limitieren und damit im Volumen begrenzen und unterhalb einer bestimmten Schwelle anheben.
Durch Letzteres verlängert sich das Sustain.

Wären die Wellenformen regelmäßiger, könnte man auch denken, dass es eine Sinuskurve ist, die natürlich in beiden Auslenkungsphasen limitiert werden muss.
 
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Ich nehme an, die Ordinate in Deiner Grafik stellt die Signalintensität (Lautstärke) dar. Warum sind dort zwei Thresholds eingezeichnet?
Laute Peaks werden reduziert, und Make-Up Gain hebt alles an.

Gitarrenkompressoren haben afaik keinen echten Threshold-Regler, sondern koppeln Threshold, Ratio und Gain intern.
Der Hersteller erklärt dann: "dreh dran -> alles wird gleichmässiger", das ist praktisch hilfreich, aber physikalisch falsch.

Eine einfache Erklärung (ohne Marketing) wär:
Ein Kompressor reduziert laute Signalanteile oberhalb eines Thresholds, danach kann das Gesamtsignal angehoben werden, wodurch leise Anteile relativ lauter wirken.
Oder noch kürzer:
Ein Kompressor macht laute Peaks kleiner, damit man alles lauter machen kann. 🥸
 
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Interessieren würde mich, ob sich mit Einsatz eines Compressors mein Spiel, mein Sound, irgendwie zum Positiven ändern könnte, also eine etwas gleichmässigere Dynaik (wenn gewünscht), etwas mehr Dichte beim Solo, etwas mehr Sustain, ...

Es kommt eben drauf an, was für einen Effekt man haben will.

Das Einsatzgebiet, worüber wir hier ja anscheinend reden, sind eher Solosounds (für Rhythmussounds gelten u.U. andere "Spielregeln", aber lassen wir die jetzt einfach mal draußen vor).
Und wenn wir darüber reden, dann stellt sich an sich auch noch eine weitere Frage: Baue ich mir einen dezidierten Solosound oder ist der "nur" eine Variation eines Rhythmussounds?

Anm: Für mich ganz persönlich hat sich letzteres bewährt, das hat aber weitestgehend einfach auch damit zu tun, dass ich in erster Linie Live-Spieler bin. Da fällt es mir organisatorisch einfach deutlich leichter, einen (oder meinetwegen auch mehrere) Sound(s) plus Variation in den Griff zu bekommen als mehrere Sounds komplett organisieren zu müssen. Mischervolk gefällt das, so jedenfalls meine Erfahrung, auch besser.

Ist aber ja erstmal egal, was ich da jetzt geil finde oder nicht - die Frage ist unterm Strich, wie hart oder nicht hart Compressor und/oder Boost ran müssen.
Ich mag es, wenn es einmal einen gewissen Boost gibt, der den Amp etwas schubst. So wird da der Sound etwas dichter (hängt natürlich auch vom Amp ab, aber idR klappt das für ziemlich viele Basissounds). Ich will den Boost aber nicht so laut haben, dass bspw. ein cleaner Amp nicht mehr clean ist. Oder dass eine eher bluesige Zerre zu 'ner Rocknummer wird. Und genau da kommt für mich der Kompressor ins Spiel, denn der macht das Signal auch ohne allzu viel Lautstärkeanhebung dichter.
Und es kommt eben u.U., je nach Kompressormodell, ein weiterer Vorteil hinzu. Wenn ich mit einem Booster den Amp heißer anfahre, ist immer auch schon der Attack mit im Spiel und wird "verschmiert". Bei einem Kompressor bleibt der aber idealerweise (also für meine Hauptanwendungszecke) frei und definiert, nur das "Fleisch" - also das Decay (aka Sustain) - wird dicker.
Unterm Strich kann das, je nach Einstellung, tatsächlich sogar darauf hinauslaufen, dass ein komprimierter Sound weniger komprimiert wirkt als ein per Booster gepushter - schlicht und ergreifend deshalb, weil man nicht so viel boosten muss und der Attack klar bleibt.

Wie dem auch sei, ich würde vorschlagen, einfach mal auszuprobieren, ob es ein Kompressor bringt.
Hast du sowas wie 'ne "DAW" (Digital Audio Workstation), also einen Rechner, in dem du mit Plugins rumfummeln kannst? Sowas eignet sich perfekt zum Ausprobieren. Ansonsten mal eines der günstigeren Modelle von HB, Joyo, Flamma, Mooer, Donner oder wasauchimmer bestellen und notfalls zurückschicken.
 
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Ein Kompressor macht laute Peaks kleiner, damit man alles lauter machen kann.
Das ist genau das was ich mir gedacht habe als ich mich mit dem Thema Compressor erstmals beschäftigte: das Ding senkt erstmal Lautstärke-Spitzen ab und habt dann alles wieder an!
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Hast du sowas wie 'ne "DAW" (Digital Audio Workstation), also einen Rechner, in dem du mit Plugins rumfummeln kannst?
Nö, ich habe beruflich genug mit Rechnern zu tun und will mich privat nicht auch noch damit herumschlagen müssen.

Ansonsten mal eines der günstigeren Modelle von HB, Joyo, Flamma, Mooer, Donner oder wasauchimmer bestellen und notfalls zurückschicken.
Genau - ich werde mich die nächsten Tage mit meinem heute geholten TCE Forcefield beschäftigen.

LG
Anton
 
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