DIY Pedalboard-Bau - aus zwei mach eins

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Hallo zusammen,

nachdem ich mir tonnenweise Infos aus diesem wundervollen Forum gesaugt habe (woraus nach Monaten von Recherche und Arbeit mein hoffentlich finales Pedalboard entstanden ist, …ich bereue diese Aussage schon jetzt J), ist es nun wirklich höchste Zeit mich der Community offiziell anzuschließen und mein bescheidenes Wissen anderen Usern zur Verfügung zu stellen.

Ursprünglich bin ich eigentlich als singender Rhythmus-Gitarrist gestartet. Ein guter Lead-Gitarrist war ich noch nie und werde es wohl auch niemals werden. Dafür mache ich aber sehr ordentliche Rhythmusarbeit. Musikstil ist Alternative- bis Classic-Coverrock mit leichtem Bezug zu den 90ern. Privat fröne ich eher dem Progessiv- und Postrock sowie allem metallastigem. Nach 10 Jahren Gesang habe ich mich vor kurzem aber entschlossen den Lead-Gesang an den Nagel zu hängen und mich verstärkt der Gitarre sowie dem Backgroundgesang zu widmen.

Da wir bei Gigs selten einen vernünftigen Mischer haben bzw. uns häufig selber mischen, muss auf dem Pedalboard ein Vocal-Prozessor (TC Helicon - VoiceLive 2 ) mit untergebracht werden. Ziemlich unpraktisch, da das VoiceLive doch einiges an Platz beansprucht.

Board I & II
Begonnen hat alles mit zwei Einzelnen Pedalboards. Eine Board für VoiceLive, Compressor und Noisegate und ein Board für die restlichen Effekte.

Als Cases habe ich die DAP Audio Cases (Showmaster) verwendet. Eines in 27“ und eines in 19“. Sehr fein die Cases, vor allem für Flache und kleine Boards.

Hier mal die ursprünglichen Effektwege:
Board I: Guitar -> Board I In -> VL2 -> NS2 -> Marshall ED1 -> BadMonkey -> Guv’nor ->
Board II: Board I out -> Board II In -> Marshall ED1 -> BadMonkey -> Guv’nor -> Board II Out -> Line6 DT25 In -> Line6 DT25 Send -> Board II FX-In -> Digitech MultiChorus -> Marshall RF1 -> TC HOFmini -> MXR MC-401 -> Boss FV-500-L -> Board II FX-Out -> Line6 DT25 Return

Backup-Boards 1.JPG Backup-Boards 2.JPG Backup-Boards 3.JPG Backup-Boards 4.JPG Backup-Boards 5 - Kopie.JPG Backup-Boards 6.JPG Backup-Boards 7.JPG Backup-Boards 8.JPG

Allerdings wurde durch die Kombi der beiden Boards auf der Bühne doch so einiges an Platz beansprucht.

Die Endboardlösung

Um das Ganze auf der Bühne ein klein wenig platzsparender zu gestalten, habe ich mich dazu entschlossen ein 2-stufiges Board zu bauen. Außerdem wollte ich dem Stepptanz in Form eines Loopers (Harley Benton FXL Pro) ein Ende bereiten. Somit wurde aus dem 2-stufigen Board im Grunde ein 3-stufiges Board. Die erste Ebene dient nur der Kabelführung. Als Case habe ich mir das Thon Custom „Keyboard“ Case I PVC in einem großzügigen Format von 100x19x40 (BxHxT) bauen lassen. Das Board selber ist nur 80 cm Breit. So bleibt im Case noch Platz für Kabel, Saiten, Handtuch usw. Würde ich hier nochmal entscheiden, so würde ich das Case, aufgrund des Gewichtes wohl auf eine Breite von 80 cm beschränken. Auch Kleinvieh macht eben Mist…

Das Board habe ich aus 11 mm Sperrholzplatten gefertigt. Ich denke 9mm hätten auch gereicht, aber vor allem den Rücken geschont. Die Böden (bis auf die Ebene 3) bestehen aus 7mm Sperrholzplatten.

Verkabelung 2.JPG Verkabelung 6.JPG

Zur Fixierung der Effekte habe ich Velcro-Klett verwendet. Ich habe auch die günstigere Variante (Hersteller nicht bekannt) aus dem Baumarkt getestet. Absolut kein Vergleich. Sowohl von der Haftung als auch von der Dichte des Flauschanteils.

Verkabelt wurde das Ganze mit Sommer-Cables (The Spirit und The Spirit XXL). Und ja, auch ich höre bei langen Kabelwegen einen deutlichen Unterschied zwischen günstigen und teuren Kabeln. Besonders deutlich hört man den Unterschied, wenn identische Effektgeräte im Loop hängen und man diese zu- und abschaltet. Kabel mit höherem Leitwiderstand bewirken hier einen merkbaren Signalverlust.

Als Klinkenstecker habe ich Hicon Flunderstecker sowie Neutrik NP2 X verwendet. Die Flunderstecker gehen in die Effektpedale, die Neutriks in den Looper. Auch die Klinken-, XLR- und Powercon-Buchsen auf der Rückseite des Boards sind Neutriks.

Die Powercon-Buchse wurde mit einer flachen Dreifachsteckdose verbunden. Die Stromversorgung der Effekte erfolgt über ein Powerplant Junior (5 x 120 mA, galvanisch getrennt) sowie ein Visaul Sound 1-Spot (1 x 1700 mA) mit Daisy-Chain. Die galvanisch getrennten Outputs des Powerplant versorgen die Modulationseffekte im FX-Loop. Die Pre-Effekte und der Looper werden vom 1-Spot versorgt. Das VoiceLive wird über ein eigenes Netzteil versorgt. 18V-Geräte befinden sich nicht auf dem Board.

Verkabelung 1.JPG Verkabelung 3.JPG Verkabelung 4.JPG Verkabelung 5.JPG Verkabelung 7.JPG

Bis auf das klassische Brummen, verursacht durch Kompressionseffekte (Kompressor, Overdrive, Distortion, Fuzz), kann ich bei mir zu Hause keine Störgeräusche feststellen. Auf der Bühne habe ich bis jetzt auch keine bösen Überraschungen erlebt. Im Bandraum sieht das ein wenig anders aus. Hier ist fast immer ein Brummen zu vernehmen. Unsere Keyboarder (E-techniker) meinte aber, die Ursache sei eher bei der Hausverkabelung bzw. den Leuchtstoffröhren zu suchen.

Die Effekte bzw. der Effektweg
Hier mal eine kleine Grafik zu Verdeutlichung des Effektweges:

Schaltplan Effektboard.jpg

Von der Gitarre geht es zunächst durch das VoiceLive. Das VoiceLive fügt dem Gesang über die Signalerkennung des Gitarrensignals mehrstimmige Harmonien hinzu. Nun geht das Signal in den Looper. Der Looper bietet platz für 4 Effektgeräte vor dem Pre-Amp, sowie 4 Effekgeräte im FX-Loop. Eingeschliffen werden…

Marshall - ED1:Für meinen Geschmack einer der besten Kompressoren im niedrigen Preisniveau. Der Boss CS-3 harmonierte mit dem Setup absolut nicht… unglaubliches Rauschen! Der ED1 wird ausschließlich für Clean-Sounds genutzt. Hierzu nutze ich die „Fender Blackface Deluxe“ Simulation des DT25.

Visual Sound – Jeckyl & Hyde:Sowohl Jeckyl-Overdrive (TS 808 Clone) als auch das Hyde-Distortion blasen die bereits gut übersteuerte Park 75 (Marshall) Simulation des DT25 (Channel 2) an. Das Gain der Pedale bleibt dabei im moderaten Bereich. Das reicht für einen schön warmen Crunch-Sound. Für bluesigere Sounds nutze ich eher den TS Clone. Für Classic-Rock dagegen das Hyde.

Visual Sound – Son of Hyde: Für die Härtere Gangart wird Channel 2 des Amps mit ordentlich Zerre des Son of Hyde angeblasen. Fügt man dem Ganzen dann noch das vorgeschaltete Jeckyl und Hyde hinzu, entsteht ein schöner Leadsound mit ordentlichem Sustain. Das Distortion des Jeckyl & Hyde und der Son of Hyde sind übrigens identisch. In der Einstellung Unterscheiden Sie sich nur im Drive-Anteil.

Beide Visual Sound Zerren besitzen ein integriertes NoiseGate (regelbar auf der Hauptplatine). Somit erübrigt sich ein zusätzliches NoiseGate. Selbst bei Aktivierung aller möglichen Zerrpedale entstehen so keine unerträglichen Feedbacks. Alles im Rahmen.

Jedoch sind die Pedale sehr basslastig. Um den Bassanteil zu zähmen, habe ich im FX-Loop einen zusätzlichen Equalizer. Über diesen lassen sich die relevanten Frequenzen sinnvoll regulieren.

Electro Harmonix – Nano Big Muff: Das Big Muff wird eigentlich nur für einige 60s und 70s Sounds verwendet. Einer Kombination mit den beiden o.g. Zerren ist abzuraten, da Muff und Fuzz ja schon von Haus aus ordentlich komprimieren. In Kombination mit einem TS für meinen Geschmack einfach zu viel des Guten.


Nach der Pre-Ampsektion geht das Signal in den Input des DT25. Die Kanäle des Amps werden über den Trigger des HB Loopers im jeweiligen Preset geschaltet. Der HB Looper ist des Weiteren auch MIDI-fähig. So wäre es auch möglich die weiteren Simulationen des DT25 (AC30 & Rectifier) zu nutzen. Mir genügen die Grundsounds „Fender-Clean“ und „Marshall-Crunch“ aber voll und ganz. Zur Nutzung des vollen DT-Umfangs würde ich wohl eher zum POD HD500 tendieren.
Der Send des DT25 schickt das Signal erneut in den HB Looper (FX-Loop). Eingeschliffen werden hier…

TC Electronic – Corona Chorus: Nach diversen Vorgängern (HB Classic Chorus, Boss CE-5, Digitech Multi-Chorus) hat sich das Corona durchgesetzt. Ein sehr flexibles Pedal mit ausgezeichnetem Sound. Dank der Toneprint-Funktion und dem Toneprint-Editor könnte man sich Delay und Reverb auch sparen, …zumindest im Studio. Die Möglichkeiten sind nahezu unerschöpflich. Besonders genial ist das Beamen der Sounds in das Gerät über die Smartphone-App. Da vergisst man doch glatt das eigentliche Spielen.

TC Electronic – Flashback Delay: Ähnlich wie beim Corona hat sich auch hier das Flashback gegen die Konkurrenz (Marshall EH1, Boss DD3) durchgesetzt. Nervig ist und bleibt aber der fehlende Tap-Tempo Anschluss.

Harley Benton EQ-100: Es funktioniert… Habe nie ein anderes Pedal verwendet. Wie bereits oben erwähnt, dient es der Frequenzkorrektur der basslastigen Visual Sound Geräte. Aber auch Mischer freuen sich immer wieder, wenn man eine höher auflösende Frequenzregelung in der Hinterhand hat.


Vom FX-Out des Loopers geht das Signal in ein TC Hall Of Fame Mini (Reverb). Das HOF befindet sich also nicht in einer separaten Loop des Loopers, da ich dem Sound immer einen gewissen Reverb-Anteil zufüge. Wenn man erst mal sein Wunsch-Reverb gefunden hat, reicht die kleine Version des HOF auch vollkommen aus. Das Editieren erfolgt über den Toneprint-Editor.

Als nächstes folgt das MXR MC-401. Dieser Line-Driver verstärkt das Signal ohne den Sound zu verfälschen. Ich benutze es häufig als Booster in Solo-Parts oder aber als generelle Lautstärkeregulierung.

Nun folgt noch ein Boss FV-500-L (Volume Pedal). Benutze ich derzeit nur noch selten. Die Lautstärkeregulierung ist für meinen Geschmack nicht gut aufgelöst, so dass ich den Platz zukünftig wohl durch ein Wah nutzen werde. Auch ist das Ding aufgrund seiner robusten Bauweise sauschwer. Vom FV-500-L geht das Signal dann wieder in den Return des DT25.


Und so sieht das fertige Endprodukt aus:


Pedalboard 1.JPG Pedalboard 2.JPG Pedalboard 3.JPG Pedalboard 4.JPG


kleine Anmerkungen zum Harley Benton FXL Pro Looper:

Mit dem Looper bin ich insgesamt zufrieden. Angesichts des niedrigen Preises muss man allerdings kleine Mängel in Kauf nehmen. Zum einen wären da die Input-Buchsen. Unter höherer Belastung würde ich mir da Gedanken machen, aber da der Looper sowie die Kabel am Board fixiert sind, treten eigentlich keine großen Belastungen auf. Ich denke, sofern man nicht ständig die Verkabelung ändert, sollte das einige Jahre halten. Zum anderen wäre da das „Ploppen“ bei erstmaligem Betätigen der Kompressions-Effekte. Das „Ploppen“ tritt ausschließlich beim Einschalten des Gerätes auf. Das stellt für mich kein größeres Problem dar. Nach dem „Plopp“ herrscht dann tatsächlich Ruhe.

Entscheidend neben dem niedrigen Preis waren für mich aber auch die kompakten Maße des Loopers. Sucht man bei diesen Maßen etwas vergleichbares, so befindet man sich ruck-zuck in ganz anderen preislichen Regionen.
Sehr sinnvoll sind auch die beiden Trigger zur Schaltung weiterer Funktionen von Verstärkern, wie Kanalwechsel oder Reverb.
Midi wurde, wie schon erwähnt, noch nicht getestet. Midi ist für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Midi macht mir Angst…

Schluss:
Leider kann ich hier keine Bilder aus der Bauphase des Roh-Boards posten. Ich habe es einfach versäumt in der Bauphase das ein oder andere Bild zu knipsen.

Ich hoffe dem ein oder anderen gefällt meine Präsentation. Mich jedenfalls, haben die anderen DIY-Projekte hier im Board in so mancher Weise inspiriert. Daher nochmal ein herzliches Dankeschön an die, die sich bei der Präsentation ihrer Projekte soviel Mühe gegeben haben.

Gruß
Gonzo
 
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Toller Baubericht, mit einem sehr guten Endergebnis :great:
 

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