Factory-Tour bei G&L

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Ich habe mir noch mal die Vorberichte im NAMM Thread zu G&L angeschaut und beschlossen, dass es da noch mehr zu erzählen gibt - zumal ich im Nachgang auch feststellen musste, dass ein ganz besonderer Moment mit diesem Besuch verbunden war. Warum besonders ?? Na ganz einfach, ich erzähle davon ... den Kumpels bei der Probe, den Jungs von Laney in der Kneipe ... Dies sollte Grund genug sein, euch auch noch mal "the whole enchilada" aufzutischen ...

Der Moment den ich meine, war meine ganz persönliche Gedenkminute an der letzten Wirkungsstätte von Leo Fender.

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Es ergab sich, dass TheMystery und unserer Guide Ron mir den Raum überlassen haben, um mit der Video Kamera einen Schwenk zu machen. Das völlig alleine kam unvorbereitet, aber viele Dinge die ich in den tollen Wheeler Geschichtsbüchern über Leo Fender gelesen habe, waren voll präsent in dem Raum. (es wurde seit seinem Tod nichts wesentliches verändert, aber bestimmt mal Staub gewischt ...)


51QJCx3C20L.jpg


So schwelgte ich nicht nur in Bildern vor meinem geistigen Auge - im Raum gab es auch einiges an Bildern live zu bestaunen. Der Raum an sich ist in 2 Teile unterteilt. Eine Hälfte war Büro - von Leo Fender eher verschmäht - .....

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.... die andere Hälfte sein Lieblingsort, die Werkstatt. Wie oben bereits zu erkennen, ist gerade dieser Teil voll mit allem was Leo und sein Lebenswerk ausmacht. Es finden sich Konzeptgitarren, es finden sich Pick Up Entwicklungen (die bei G&L auch heute noch verwendet werden) und es finden sich Unmengen von Dingen, die er einfach nicht wegschmeißen konnte (vielleicht, eventuell usw. hätte man sie noch mal gebrauchen können).

Gerade die überall herum stehenden Planters Peanuts Dosen sind Trademark für ihn. Die Erdnüsse halten ihn tagsüber in Trab, die Dosen waren Sammelstelle für seine Kleinteile.

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Leo hat viel mit seinen Pickups experimentiert und dafür brauchte er im wahrsten Sinne des Wortes eine Brett (Bass) Gitarre.

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Und Zeichen seiner Experimentierfreudigkeit kann man an der Zahl der Testobjekte auch gut ausmachen. Gut zu erkennen dabei die Z-Form, die auch in vielen G&L Pickups zur Anwendung kommt.

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Hier jetzt mal eine Reihe von Gitarren / Bass Ideen ... vielleicht kommt euch ja sogar was bekannt vor.

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Ich habe mir jetzt ein paar mal die Frage gestellt, warum ich so beeindruckt war und ich glaube, dass sich dort ein Kreis geschlossen hat in dem Leo Fender und seine Geschichte immer wieder vorkommt und viele andere Geschichten erst ermöglicht oder sie angeschoben hat. Mit andere Worten wurde mir die Bedeutung vom Lebenswerk Leo's in diesem Moment noch mal voll bewusst, da hilft vorher schon alles gelesen nur bedingt, das war "the real thing" hautnah. In dem Raum kann man seinen Atem fast spüren. An der Grenze zwischen "Spuky und Faszinierend".

Zwei dieser Geschichten habe ich - ebenso im Rahmen dieses Trips - schon erzählt. Die eine findet ihr im Rickenbacker Bericht ... den anderen Teil im NAMM Bericht an unerwarteter Stelle bei den Machern hinter TriadOrbit.




Lasst mal euren Gedanken freien Lauf ... mit einem wilden Stapel Bildern aus der Gründerzeit der E-Gitarre ...

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Gruß
Martin

EDIT: Gerade bin ich über eine weitere Verknüpfung gestolpert. Wenn jemand behauptet Amerika wäre groß, so gilt dies offensichtlich nicht für die Gitarrenbauer Riege in und um Los Angeles.

Diesen freundlichen Herren kennen wir von der Tour bei ESP ... als Leiter des ESP Custrom Shop USA

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Woodshop and Paint

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Vor lauter Leo wollen wir aber nicht vergessen, dass es sich bei G&L um einen Gitarrenhersteller handelt. Daher gibt es da sicher auch noch genug zu erkunden und wir beginnen unsere Tour - aus purer Gewohnheit - im Holzlager.

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G&L bezieht ihr Holz von Zulieferern. Im Haus lagern sie +/- für 200 Gitarren und Bässe das Rohmaterial. Möchte man Holz längerfristig lagern, so ist es erforderlich für angemessene Luftflotte zu sorgen. Dies würde recht aufwendige Lagereinrichtungen erforderlich machen, denn so einfach wie z.B. bei Framus hinter dem Haus und bei ausreichend Belüftung im holzverträglichen Naturklima, ist es in Kalifornien nun mal nicht.

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Im NAMM Thread schon mal besprochen, sind die Korpusholzstücke mit Gewichtsangaben versehen. In einer zugehörigen Tabelle kann man das sich ergebende Gesamtgewicht ablesen. Dies ermöglicht für Einzel-Bestellungen dem Wunsch des Kunden gerecht zu werden. Ron sagte, dass dies sowohl für "sehr leicht" aber auch recht schwer und mit viel Sustain gilt. Ebenso kann der Gitarren-Einkäufer für eine Serie entsprechende Vorgaben machen.

(die größten Holzlager - inkl. Edelholz - habe ich bei Framus, PRS und erstaunlicher Weise bei Mesa Boogie gesehen ...)

Ziel ist es, mit ca. 7 % Feuchte im Holz in die Produktion zu starten. Für die Feuchtigkeit die das Holz auf dem Transport aufgenommen hat steht eine Trockenkammer zur Verfügung.

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Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen und wir begeben uns in die Produktion. Und auch wenn es sich wie ein Widerspruch anhört, auch die stark auf Handarbeit ausgelegte Produktion von G&L beginnt mit einer CNC.

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Mir soll es recht sein, haben sie noch mehr Zeit zu schleifen ...

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Im Ramen eines Grobschnitts werden die Hälse vorbereitet. Die Form ist dabei klassisch per Vorlage und Stift aufgezeichnet. Rosewood Griffbretter sind zu diesem Zeitpunkt noch sehr rustikal auf dem Holz des Halses befestigt.

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Dann wird das Ganze mit Hilfe diverser Bandschleifmaschinen - und Handarbeit - in Form gebracht. Besonders gefallen hat mir die praktische Lösung der Ansaugeinrichtung für den Schleifstaub. Ventilator bläst den Staub in Richtung Sauger.

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Neben den Schleifmaschinen, gibt es auch einige Bohrmaschinen, sowie Freihand Fräser. Ebenso im Angebot habe ich eine Einspannvorrichtung um mit dem Werkzeug im Hintergrund so richtig Druck zu machen. Und die Bünde werden in den Hals gepresst.

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Und natürlich liegt überall auch "halbfertiges" Material und wartet auf den nächsten Produktionsschritt. Orientierungslos sind sie dabei nicht, denn alle einer Bestellung zugewiesenen Bauteile sind mit Barcode gekennzeichnet.

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Wie man bis hierhin schon erkennen kann, ist das alles sehr traditionell in den Abläufen und in der Wahl der Mittel. Die CNC ist da auch nur "Dienstleister" für grobe Arbeiten. Daher passt es ganz gut, dass ich noch mal einen kleinen Zusammenschnitt von Handarbeit in Petto haben ...

Und ganz ehrlich - vor dem was die da so selbstverständlich machen, hätte ich einen massiven Respekt. Jeder Zug mit der Schleifmaschinen kann genau der eine zu viel oder zu heftig sein ...




Im Video ja schon gesehen, geht es weiter mit den Vorbereitungen auf den Lack. Hier wird noch mal ganz fein geschliffen, damit der Lackierer eine solide Basis für das anschließende Polieren schaffen kann.

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Und auch wenn ja nur ein ganz dünner Nebel aufgetragen wird, so summiert sich der im Laufe der Zeit zu ganz schönen Nasen ... Die Kappe vom Lackierer kann da auch ein Lied von singen und ist "nur" 2 Jahre alt. Base Cap in Heavy Relic.

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Und da bei G&L Glitter ja ein Thema ist - und an ihren Gitarren auch fu**ng geil aussieht - brauchen sie dafür eine eignen Arbeitsplatz. Sonst würden bei jeder unbedachten Bewegung die FETZEN fliegen. (also wie daheim :evil:).
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Im für die Lackierung vorgesehen Bereich stehen auf die Ständer auf denen die Gitarren trocknen. Hat für mich immer so ein wenig die Optik von Stockbrot (hat hier noch einer Kinder?)

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Nach dem Lack sieht die Glitzergitarre erst mal ziemlich uneben aus - ein Teil ist der Perspektive geschuldet - und muss ausgiebig geschliffen und poliert werden. Allerdings wissen sie auch da wie man es macht. Der vorher - nachher Unterschied spricht Bände.


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Nachher ... (nein, die Gitarre wechselt dabei nicht die Farbe, wir haben die Gitarre gewechselt weil wir nicht so lange warten wollten wie da geschliffen wird ... Durst, ich nehme an ihr versteht das .. :D)

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Huch, Hoppla .. Jetzt bin ich ein Bild zu weit, denn über PickUps und Zusammenbau wollten wir uns ja erst im nächsten Abschnitt unterhalten ...

Gruß
Martin








 
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Alles klar … es kann weiter gehen …

Bevor wir die Gitarre zusammen bauen, müssen wir noch einen Stop in der PU Abteilung machen. Hier stehen mehrere "Wickelmaschinen" mit denen der Draht auf den PU Träger gewickelt werden kann. Die dafür benötigten Grundplatten macht man mit dem LaserCutter selbst.

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Insgesamt haben wir jetzt bei so vielen Herstellern in Kalifornien gesehen, wie sie Pick Up's selbst machen, dass ich mich langsam frage wie Seymour Duncan und Co. überleben können. Allerdings gibt es PU's auch in deutlich mehr Geschmacksrichtungen als Eis …

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… aber wenn wir schon mal über Eis reden, dann greift bitte virtuell zu …

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Die Pick Up Designs sind - siehe Teil 1 - praktisch alle noch von Leo entworfen und übernommen. Während Leo bekannt dafür war mal schnell eine Cocktail Skizze (Zeichnung auf Serviette) anzufertigen, hat George Fullerton dann akribisch die passenden Detailzeichnungen angelegt. Einiges wüssten wir wohl heute nicht mehr, wenn George nicht Ideen-Buchhaltung betrieben hätte.

Sind die PU gewickelt und verdrahtet, geht es noch ins Bad. Die Prozessüberwachung geschieht mit einer Küchenuhr zum Aufziehen. Wenn es einen Punkt gibt der die G&L Art Gitarren zu bauen treffend beschreibt, dann ist es für mich dieser Wecker und das Braten-Thermometer im Bad. Sicher keine "Raketentechnik", sondern schlicht und es funktioniert. Einfache und bewährte Abläufe :great:

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Ergibt dann saubere Handarbeit mit viel Erfahrung ausgeführt …

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Und dann trifft der Korpus auf die PU, das Schlagbrett und die anderen Bauteile, bis es wie Gitarre oder Bass aussieht …

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Und dabei wird auch schon mal drauf geachtet, dass passende Teile zueinander finden. So war dieser Hals wohl prädestiniert für den Korpus - die hätte mir gut gefallen :great: … und ich habe keine Ahnung was mit mir los war, aber ich habe es voll verschlafen sie gleich einzupacken. :gruebel: … Untypisch eigentlich …


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Im Bereich der Teststation ist auch das Auslieferungslager und G&L scheint zumindest auf der Höhe der Zeit zu sein, denn im Lager gibt es tatsächlich eine Auswahl. Ron hat uns dann noch mal ein paar Gitarren ausgepackt und gezeigt. Für Liebhaber von Tele und Strat Bauformen ist G&L sicher eine tolle Adresse um an gut funktionierende Gitarren mit dem Flair der Handarbeit und dem Spirit von Leo Fender zu kommen. Die Menge Handarbeit in einer G&L würde bei Fender selbst schon Custom Shop Teambuild entsprechen. Aber so Eitel ist man bei G&L nicht.


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Hier habe ich noch ein "fly over" des zweiten Teiles bei G&L ….




Sowie den bereits während der NAMM-Tour vorgestellte Rundgang durch die Fertigung …






Mein Dank geht an Ron Moreno für die Tour - und einen netten Abend in einer Kneipe in Huntington Beach wo seine Band (Ron spielt Bass) Live Music gemacht hat.

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… oder ab 2:10 hier im Video …





Wünsche viel Spaß mit dem Bericht gehabt zu haben … ;)

Martin

 
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Darf nicht kecksen.....
Schöner Bericht:great:
 
Wird schon wieder … :weep:

Gruß
Martin
 
Cooler Bericht.
 
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Fett, vielen Dank dafür!
 
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Gefällt mir außerordentlich! Man sieht auch bei den Bildern sehr gut, dass sie überlegt gemacht wurden. Danke!
 
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Danke wiedermal für den tollen Bericht!
 
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Ach Martin, du bist BÖSE!

Tut mir leid, da kann ich nicht wirklich weiter helfen ... ich kenne aber ein paar Produktmanager, die das gar nicht BÖSE! finden. Wenn es dich erwischt hat, dann gibt es mir zumindest das gute Gefühl mal nicht alleine auf dem Post Factory Tour GAS sitzen zu bleiben.

Das mich bloß keiner zu Ibanez schickt, sonst nehme ich da auch noch ne Strat mit - AT100CL ...

Gruß
Martin

P.S. Bei mir wäre es bei G&L auch eine Tele - allerdings mit Humbucker in der Neck Position. (eine "normale" Tele habe ich, besser wird es nicht mehr :) )
 
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Hehe, gegen eine gute AT100 in deiner Sammlung hätte ich nichts.

Ehrlich gesagt frage ich mich ja, warum du die rote Tele mit dem rötlichen Rosewood-Griffbrett nicht gleich von der G&L-Werkbank mitgenommen hast!. DAS war auch ein heißes Teil ...
 
"Du musst erst 5 andere User bewerten, bevor du..."

Wieder einmal ein superspannender Bericht von unserem rasenden Reporter! :great: Eindrücklich finde ich vor allem die Bilder aus Leo Fenders verstaubtem Büro/Werkstatt. Da fährt mir direkt ein kalter Schauder der Ehrfurcht den Rücken hoch, dass das immer noch so original und unberührt herumliegt!
 
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Ja, mir auch ..

Dies wäre vor 3 Jahren wohl noch nicht so gewesen, aber durch die Besuche der Firmen

- MusicMan (die am Anfang im hinteren Ende des G&L Gebäudes tätig waren und Entwürfe mit Leo ausgetauscht haben),
- National (die im Ursprung von den Machern von Rickenbacker gegründet wurden),
- Fender (mit Leo vorneweg, aber ohne Leo mit ein paar Fehlern für die nötige Luft sorgend, dass sich weitere Firmen entwickeln konnten),
- Rickenbacker (die im PU Bereich Vorarbeit geleistet haben und dessen Kunde Doc Kaufmann in Leo Fenders Radio Geschäft kam um einen Verstärker reparieren zu lassen) -
- sowie G&L (das Erbe von Leo fortführen)

ist mir klar geworden, wie unabdingbar sich ihre Geschichte umeinander rankt. Alle Geschichten starten oder enden im Umfeld von Leo. Da wird das Büro von Leo Fender noch mehr zum "Home" dessen was wir heute als Musik hören und die nur dank E-Gitarre und Verstärkung möglich geworden ist.

Und selbst Heute gibt es noch Auswirkungen, wie man an dieser Fundsache erkennen kann …

Es fallen jetzt die Puzzle Teile an die richtige Stelle, was die Bedeutung nur noch mal steigert.

Gruß
Martin
 
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Sie hätten noch einiges an Potential in dem Ständer dahinter … es macht mir allerdings den Eindruck, als wären sie mit dem was gerade machen recht zufrieden.

Auch das Fender Büro wäre im Sinne Vermarktung eine Goldgrube, bleibt aber so verschlafen wie es ist. In gewissem Maß auch sympathisch. :)

Gruß
Martin
 
Insgesamt haben wir jetzt bei so vielen Herstellern in Kalifornien gesehen, wie sie Pick Up's selbst machen, dass ich mich langsam frage wie Seymour Duncan und Co. überleben können. Allerdings gibt es PU's auch in deutlich mehr Geschmacksrichtungen als Eis …
Naja, Seymour Duncan wird halt von vielen Herstellern werkseitig verbaut, z.B. Framus, Fame, Fender, usw. oder auch oft von Custom Herstellern verlangt (bei mir z.B. auf einer Custom drauf) und nebenbei auch häufig bei PU-Auswechselaktionen seitens der Benutzer genommen (z.B. auch bei mir EMG 81 mit SH-6 ausgewechselt).
 
Logisch, so ganz Bier-Ernst war der Spruch auch nicht ;)

Gruß
Martin
 

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