Farfisa Transivox pimpen

  • Ersteller accordion
  • Erstellt am
accordion
accordion
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
02.02.21
Registriert
05.10.09
Beiträge
527
Kekse
3.322
Ort
Schweiz
Neugier und meine momentane Vorliebe für 3-chörige Instrumente liessen mich für eine Farfisa Transivox mitbieten. Viel überlegt hab ich mir nicht, mein Maximalgebot entsprach dem einer kleinen Hohner Student und falls es ein absoluter Schrotthaufen wäre, so hätte ich immerhin einen vergnüglichen Bastelnachmittag vor mir.

Ja, und dann war sie meins, noch deutlich unter meinem Maximalangebot, geradezu lächerlich billig: eine Farfisa Transivox TX-1. Ein riesiges, bleischweres Paket kam an, darin ein Netzteil und ein Koffer mit der Farfisa, keine Kabel. Der Kilopreis ist bei diesem Teil rekordverdächtig.

Die Transivox gehört zu den Zwitterwesen im Akkordeonbau: spielbar sowohl als normales Akkordeon wie als Heimorgel. Diese Instrumente waren eine Antwort auf die schwindende Popularität des Akkordeons Ende der 50er Jahre. Cordovox, Transivox, Syntaccordion gehörten einst zu den teuersten Akkordeons die Farfisa herstellte, teilweise teurer als die legendäre Scandalli Super VI, die ebenfalls von Farfisa gebaut wurde. Heute kriegt man diese Instrumente nachgeschmissen - erschütternd.

Die Transivox kam 1974 auf den Markt und löste die Cordovox ab, die bis in die 70er ebenfalls von Scandalli/Farfisa produziert wurde und danach von Excelsior. Anders als bei der Cordovox ist der Orgelteil bei der Transivox im Akkordeongehäuse eingebaut, nur das Netzteil und das Verbindungskabel war noch nötig.

Das macht das Instrument schwer und unförmig, ich habe über 15kg gewogen. Unter und über der Diskanttastatur ist die Elektronik verstaut. Ansonsten ist viel Plastik verbaut, der Korpus ist zwar aus Holz, aber Tastatur, Verkleidungen etc. sind alle aus Plastik. Da war auch der eine oder andere Sprung oder Absplitterung feststellbar, aber sonst ist das Instrument in gutem Zustand.

Die TX-1 ist 3-chörig im Diskant in Oktavstimmung und 4-chörig im Bass. Die Registerschalter sind leichtgängig, die äussersten schalten Diskant resp. Bass stumm. Die Belegung der Bassregister mit diesem komischen Kombischalter ist mir ein Rätsel. Der Klang hat mich von Anfang an überzeugt: voll, rund, Bass und Diskant ausgewogen, die Stimmung ist grösstenteils ok.

Als nächstes habe ich die Elektronik ausgebaut, da ich kein Interesse an den Heimorgelklängen aus den 70er habe und das Gehäuse verschlankt. Das macht das Gerät viel angenehmer zu spielen.

Gerne berichte ich darüber und über die inneren Werte der Transivox (die geradezu sensationell sind), falls Interesse besteht. Auf jeden Fall kriegt man mit der Transivox ein hochwertiges, aber tonnenschweres Instrument mit viel Plastik drum herum, das klar unterbewertet ist.
Farfisa-transivox-1.jpgFarfisa-transivox-2.jpgFarfisa-transivox-3.jpg

Grüsse, accordion
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo,

ich hatte die Transivox auch mal ,
eigentlich wollte ich sie komplett entkernen und nur als akustisches Instrument spielen.
Farfisa und Scandalli waren in den 70ern ein Konzern , unter all diesem Plastik ist eine vollwertige Scandalli zu finden !
Der damalige Neupreis war enorm....
Ich habe dann blöderweise das Set bei ebay reingestezt, weil auch die überbaute Orgel tadellos funktionierte .
Ich brachte es nicht übers Herz , da alles raus zu rupfen... hat nur 240 € gebracht, für eine Scandalli kein Geld.
Der Rückbau ist leider nicht ganz einfach , da das Gehäuse zum Großteil aus Kunststoff besteht.
Innen ein guter Rezonanzkörper aus feinen Tropenhölzern , das Diskantteil hat einen Alukern mit Kunststoffgehäuse,
die Basshaube ist auch aus Kunststoff. Es gibt eine akustische Polifonico XIV aus dieser Zeit (mit den schwarzen eckigen Tonklappen),
die fast das gleiche Gehäuse hat.
Bei der Transivox ist ein Großteil der Technik unter dem Diskantverdeck , also alle Kabel und Platinen.
Der Rest ist unter der Tastatur , ein teil noch innen, wo normalerweise ein vierter Stimmstock Platz hätte.
Dummerweise liegen die Register sehr weit vorgelagert. Selbst wenn man die ganzen Kabel entfernt,
ist das Diskantverdeck immer noch so groß. Bei der anderen Version dieses Instruments liegen die Register sogar vorne unter den Tasten.
Es gibt einen versierten Akkordeonbauer und Reparateur in Dortmund, der passend dafür auf Maß ein schlankes Verdeck baut.
Sehr schön , aber nicht ganz bilig. Es gibt also schon Spieler, die das Instrument zu schätzen wissen ( und auch ordentlich Geld investieren) !
Die elektrische Komponenten sind nicht schlecht , fast schon wieder wie eine vintage Hammond Orgel.
Ist mal was anderes , wird aber als Spielzeug schnell langweilig . Zumal die Bedienung wie bei der Orgel über ein Schwellerpedal
funktioniert (und nicht , wie bei der Hohner Elektravox über die Balgstellung) Vielleicht noch zum Üben in Nachtstunden zu gebrauchen.
Wenn man im Bass elektrisch spielt und im Diskant akkustisch , kann man ganz gut die beiden Seiten entkoppeln.
Der ehemalige Begleitmusiker der französichen Sängerin Barbara hat in den 70ern bei Livekonzerten geniale Klangkompositionen mit der Mischung
aus akustischen und elektronischen Akkordeons vorgelegt.


Also, wer ein sehr gutes Akkordeon haben möchte ,
ohne viel Geld ausgeben zu wollen , ist hier gut beraten.

Gruss,
polifonico
 
... hat nur 240 € gebracht, für eine Scandalli kein Geld.


das ist kein Preis für das Instrument (ich habe sogar noch wesentlich weniger dafür bezahlt). Aber die Transivox ist ein Instrument, bei dem man ein bisschen Hand anlegen muss, damit es aktuellen Ansprüchen genügt. Der Wertverfall geht auf jeden Fall ins Bodenlose.


Das finde ich irgendwie schade!


Stimmt, ich zögerte auch, mit dem Seitenschneider die sorgsam geschnürten Kabelbäume zu kappen. Die Elektronik ist ja noch kunstvoll von Hand gelötet und die Elektromechanik ein feinmechanisches Meisterwerk. Trotzdem, die Elektronik macht das Instrument klumpig, grottenschwer und hat am schlechtesten gealtert und ist wohl verantwortlich für die heutigen tiefen Preise. Der Sound der verbauten Orgel klingt halt nach 70er Jahre (z.B. http://www.youtube.com/watch?v=qCzml5FpOic), für mich definitiv ein No-Go. Ebenso fehlt alles, was moderne elektronische Instrumente interessant macht wie Anschlag- oder Balgdynamik, Midi, flexible Soundmodule etc.


Also hab ich mich entschlossen, ein handlicheres und spielbares akustisches Instrument aus der Transivox zu bauen. Die Elektronik lässt sich relativ einfach ausbauen, allerdings muss das Instrument zerlegt und die Kabeldurchbrüche müssen gedichtet werden. Mit ein bisschen Geschick lässt sich das gut in ein paar Stunden bewerkstelligen. Dabei musste ich immer wieder über die grosse Sorgfalt und Einfallsreichtum staunen, mit der das Instrument gebaut wurde und die den ehemals hohen Preis erklärt.

Farfisa-transivox-4.jpgFarfisa-transivox-6.jpgFarfisa-transivox-7.jpgFarfisa-transivox-8.jpg
 
Hallo zusammen!

Mein Vater spielt heute immer noch auf einer Farfisa (Knopf)-Orgel (ohne Akkordeon-Stimmzungen). Weiß gerade nicht wie das Ding heißt.

Die Orgelklänge können mit denen der heutigen Technik natürlich nicht mithalten. Daher haben wir dieses Teil hier dahintergeschaltet:

http://www.youtube.com/watch?v=8QQ4EimOoYo

mit verblüffendem Erfolg!

Damit lohnt es sich, die Elektronik einer alten Farfisa zu erhalten.

Gruß
Herbert
 
Hallo Herbert
das dürfte eine Transicord sein, was Dein Vater spielt: das hat keine Stimmplatten und ist ein rein elektronisches Gerät, was man mag oder nicht. So weist es auch nicht das Dilemma der Transivox auf: ein exzellentes Akkordeon, designt vom berühmten Gervasio Marcosignori, der auch die Super VI konzipierte und ein elektronisches Teil, an dem der Zahn der Zeit heftig genagt hat.

Ich finde, der akustische Teil der Transivox hat es definitiv nicht verdient, von der veralteten Elektronik in die Tiefe gerissen zu werden, weshalb der Ausbau der Elektronik nicht nur ein Gewinn an Handlichkeit ist, sondern auch vom Klang her viel bringt.

Die Qualität der verbauten akustischen Teile ist von hervorragender Qualität: die Nieten der Stimmplatten sind handgeklopft, die Bassmechanik ist geräuscharm, einzig die Diskantmechanik ist ein bisschen stramm. Ich hab eine Abdeckung für die Diskanttastatur und -haube gebastelt, was ganz praktisch ist. Die konstruktionsbedingten Eigenheiten, wie Registerschalter und die unförmige Diskanthaube habe ich beibehalten, das wäre nur mit grossem Aufwand zu ändern.

So aber ist das Instrument mit wenig Mühe sehr spielbar geworden mit dem berühmten Klang der Scandallis aus den besten Jahren.

Farfisa-transivox-9.jpgFarfisa-transivox-10.jpgFarfisa-transivox-11.jpgFarfisa-transivox-12.jpgFarfisa-transivox-13.jpg
 
Klar, das kann man natürlich machen. Ich weiß gar nicht, ob's diese Hybriden auch in Knopfgriff gab. Ich kann mich wohl an ein sogen. Synth-Akkordeon erinnern, das spielte ein Bekannter meiner Eltern. War ein schweres Ungetüm (das Akkordeon).

Obwohl so schlecht war die Elektronik damals gar nicht. Wenn ich mal überlege, wie alt unsere Transicord ist. Das Ding ist heute noch voll funktionstüchtig. Einzig die elektrischen Kontaktfederchen der Tastatur brauchten hin und wieder etwas Kontaktspray. Ansonsten gab's nie Probleme, trotz dass das Instrument sehr sehr viel gespielt wurde. Wenn man mal überlegt, die elektronischen Bauteile, insbesondere die Becher-Elkos sind ja ca. 40 Jahre alt. Dass das überhaupt noch klappt.

Mit dem Leslie-Simulator dahinter kann man es sich durchaus anhören.

Wenn ich mal überlege, wie viel Ärger ich mit meinem Roland FR7xb schon hatte und das Instrument ist nicht einmal 2 Jahre alt. Also 40 Jahre wird man da bestimmt keine Freude dran haben, da würde ich nahezu jede Wette eingehen.
 
Hallo Reedfan
nein, schlecht reden wollte ich den Orgelteil auf keinen Fall! Vielmehr war auch ich beeindruckt von der Sorgfalt, mit der die Elektronik und Elektromechanik ausgeführt wurde. Die Farfisa-Orgeln waren zu Ihrer Zeit ja total angesagt und der Klang ist auch wirklich sehr eigenständig. Bei meiner Transivox fehlte halt die Nabelschnur (das Verbindungskabel) und ich bevorzuge nun mal den Akkordeonklang, da lohnt sich die Abspeckung schon.

Keine Frage: die Farfisa aus dieser Zeit sind sehr hochwertige Produkte, egal ob als Zwitter oder rein elektronisch.

Grüsse, accordion

PS: ja als Knopfgriff gibts die auch.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo zusammen,

nachdem ich diesen Beitrag gelesen hatte, habe auch ich "zugeschlagen" und eine Transivox ohne Netzteil für 180 Euro erstanden. Was soll man sagen - es ist eigentlich unfassbar, was für ein gutes "richtiges" Akkordeon man mit diesem Instrument bekommt! Hervorragend verarbeitet, erstklassige Materialien und ein toller warmer / dennoch "flirrender" Klang.

Bei meinem Instrument sind die Stimmstücke mit Stimmzungen, Wachs & Ventilen, sowie der Balg quasi neuwertig. Der Bass ist noch in perfekter Stimmung. Das Tremolo ist etwas aus dem Ruder gelaufen, das lasse ich noch durchstimmen.
Die nicht benötigte Elektronik habe ich ausgebaut, wodurch das Instrument etwas leichter wird.

Nachdem ich mir die Bassregister-Schaltung des vierchörigen Basses genau angeschaut hatte, habe ich folgende Eingriffe vorgenommen:
- Für das "elektronische Spiel" gibt es einen Knopf, der alle Register des Bassteils schließt. Hier habe ich zwei "Nasen" von den Schiebern entfernt, so dass der Knopf nur noch den vierten Chor abschaltet.
- Den dritten Chor habe ich aus der Schaltung herausgenommen (Schaltfinger etwas nach oben gebogen) und den Registerschieber mittels einer kleinen Holzschraube permanent aktiviert.

Durch diese zwei Eingriffe bietet die Bass-Seite nun wunderschöne und sehr musikalische Kombinationen:

"Master"-Wippe:
Bass - Beibass - 3. Chor - 4. Chor (Tutti)
Bass - Beibass - 3. Chor (4. Chor mit dem separatem Knopf deaktiviert)

"Tenor"-Wippe:
3. Chor - 4. Chor
3. Chor (4. Chor mit dem separatem Knopf Knopf deaktiviert)

"Soft Bass"-Wippe:
Beibass - 3. Chor- 4. Chor
Beiibass - 3. Chor (4. Chor mitdem separatem Knopf Knopf deaktiviert)

Was noch ansteht ist ein Blech anzufertigen, um den wulstigen Deckel unter der Tastatur zu ersetzen, der die bisherige Tastenelektronik beherbergte. Auch ein Diskantverdeck muss noch entstehen und die Verschiebung der weit vorstehenden Registerschalter des Diskants. Hier werde ich mal einen Freund fragen, der Zugriff auf CNC-Geräte hat - vielleicht lässt sich das fräsen. Die Maßzeichnung in CAD bekäme ich hin.

Nach der Stimmung werde ich mal Hörbeispiele zum Besten geben.

Viele Grüße,
Tobias
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo Tobias
super Idee, auch die Bassregister zu pimpen! Werde ich bei Gelegenheit auch versuchen. Die Tastaturabdeckung hab ich mit einer Kunststoffplatte aus dem Baumarkt gemacht: ist einfach zu bearbeiten und formbar mit einem Heissluftbläser. Plastik hat's ja schon genug an dem Gerät. Die Diskanthaube habe ich belassen, das gehört für mich irgendwie zum Instrument, obwohl wulstig und unproportional. Ebenso die Registerschalter: da ist mir der Aufwand zu gross, aber falls Du eine elegante Möglichkeit findest: her damit.
Die Oeffnungen der Diskanthaube habe ich jetzt mit Drahtgitter bestückt. Die Plastikabdeckung auf den Fotos oben dämpften den Klang für meinen Geschmack zu sehr. Aber wie Du sagst: unglaublich, was unter diesem Geschwür für ein Instrument steckt!

Grüsse, accordion
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo accordion,

die Eingriffe auf der Bassseite sind sehr einfach zu machen, wenn man etwas Mut zur Tat hat. :)

Deine Abdeckung unter der Tastatur finde ich klasse. Das werde ich genauso machen. Welche Materialstärke hat die Kunststoffplatte, die Du verwendet hast?

Wegen dem Verdeck bin ich noch in der "innerlichen Findungsphase". Das Teil muss auf jeden Fall weg, da es optisch so schön wie ein Warzenschwein daherkommt. Auch die Registerschalter will ich versetzen, da ich sie beim Spielen sehr leicht versehentlich betätige. Bei der Akkordeonwerkstatt in Dortmund wurde schonmal ein Austauschverdeck mit Registerschalter-Versetzung angefertigt. Bilder siehe hier:

29630452ks.jpg

29630455fd.jpg


Ich werde dort mal anfragen, was ein solches Verdeck kosten würde. Die Ausführung muss auch nicht so aufwendig sein. Einfache Schlitze als Schallöffnung würden genügen. Wenn ich etwas erfahre, gebe ich hier Bescheid.

Viele Grüße,
Tobias

P.S. Danke für die Kekse, lieber "Frager" & "Folky Tom"!
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben