Hi,
bei solchen Entscheidungen empfehle ich immer eine kleine Checkliste mit dem, was man bei der neuen Gitarre konkret sucht. Zu Deinen Kandidaten fällt mir zB folgendes ein, was ich mir anschauen würde:
Wer viele größere Akkorde in den tiefen Lagen spielt, kommt oft mit einer etwas stärkeren Griffbrettwölbung besser zurecht - in dem Bereich unterscheiden sich die Gitarren ja kaum. Ich kann für mich allerdings sagen, dass ich etwas mehr Wölbung auch bei Soli in den oberen Lagen (wo es bei der Ultra ja schon recht flach wird) als angenehm empfinde. Das scheint daran zu liegen, dass ich meistens mit dem Daumen um den Hals herumgreife und nur mit den ersten drei Fingern spiele. Bei mir liegts an einem alten Defekt an meinem kleinen Finger, aber das machen ja öfters auch bessere Spieler, vor allem aus der Blues und Classic Rock-Ecke (Eric Clapton zB...). Da solltest Du beim Anspielen also vielleicht ein bisschen drauf achten, was zu Deiner Technik passt.
Immerhin kann man bei weniger Radius in den oberen Lagen theoretisch die Saiten noch ein wenig tiefer legen, ohne dass sie bei Bendings aufliegen. Wenn Du darauf Wert legst, bietet die Ultra da vielleicht mehr. Die Ultra Noiseless PUs sind für den einen ein Kaufargument, für den anderen ein Graus, vor allem für Traditionalisten. Sie klingen mMn schon viel besser als die erste Noiseless-Generation, aber Vintage ist halt anders. Ähnliches gilt für das Tremolo, bei em die dicken Saitenreiter einen ausgeglicheneren, fetteren Ton begünstigen und weniger den drahtigen Twang.
Die Narrow Tall-Bünde der Am Pro II fühlen sich ein paar Minuten etwas ungewohnt an, weil heute gefühlt 90 % der Gitarren dickeres Material tragen, aber ich finde, das gibt sich schnell. Als den eigentlichen Nachteil der Vintage-Bünde empfand ich eher immer die geringe Höhe und damit die größeren Kontaktfläche der Fingerspitze auf dem Griffbrett - speziell beim Saitenziehen hat man damit mehr Reibung, und das ist bei den Narrow Tall ja nicht mehr der Fall.
Zusammenfassend empfinde ich die Ultra als sehr gute Gitarre für den, der eine perfekte "Arbeitsstrat" mit modernem Spielgefühl sucht, die vielleicht nicht
den alten, aber einen richtig guten Stratsound liefert, die Stimmung gut hält, das Saitenaufziehen schneller macht und einen auch in problematischen Umgebungen nicht mir lautem Brummen und Surren verrückt macht - sprich, sie liefert zuverlässig ab und man kann sich ganz auf die Musik konzentrieren. Ich habe den Eindruck, viele Ultras landen in den Händen von Profis und Semiprofis aus dem Top-40- oder Pop-Bereich - vielleicht sogar samt Chef/Chefin mit sehr geringer Brummtoleranz
. Nicht zuletzt sind sie ja auch Stück teurer, und da schmerzt es schon etwas weniger, wenn sie absetzbar ist...
Die Am Pro II ist irgendwo ein Kompromiss (und das ist überhaupt nicht negativ gemeint) zwischen modernisierten Details (zB einem Tonregler für die Bridge, und dass man bei Nebengeräuschen immer noch die Zwischenpositionen nehmen kann) und einem Sound, der insgesamt doch sehr nach klassischer Strat klingt. Also eher der Rock- und Blues-Enthusiast mit einem klassischen Soundideal, der es sich aber ein bisschen leichter machen will.
Das ist jetzt natürlich bewusst ein wenig zugespitzt, aber ich denke Du weisst, was ich meine. Viel Spaß!
Gruß, bagotrix