Flache Zunge oder nicht

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Brigitte
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Hallo,
ich wollte mal fragen, was ihr zu dem Thema "flache Zunge" meint (ich hoffe, das wurde nicht schon tausendfach besprochen).

Also, man lernt ja im Unterricht und in den meisten Büchern zum Thema Gesang, dass man die Zunge flach im Mund halten soll. Ich habe mir das auch so antrainiert, dass ich eigentlich gar nicht mehr anders kann :)

Jetzt habe ich aber vor einer Weile im Internet (Links darf man keine schicken - oder doch?) gelesen,
dass da jemand genau gegenteiliger Meinung ist. Das würde beispielsweise gerade die Höhen behindern.
(ist jetzt natürlich nur ein minimaler Ausschnitt aus dem Text).

Was ist denn eure Erfahrung dazu? Flache Zunge - ja oder nein?

Grüße
Brigitte
 
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Mit den Links bin ich mir nicht sicher, allerdings will ich dazu meine Meinung sagen:

Die Zunge sollte stets natürlich und nicht verkrampft sein. Eine erzwungen Flache Zunge ist dieses nicht. Ich will mal sehen, wie du ein [i:] mit flacher Zunge singst. Das geht gar nicht. Das Rohr muss, von den Stimmlippen aufwärts geformt werden, je nach Vokal und Tonhöhe.

Gerade bei hohen Tönen muss das Rohr etwas verengt werden, denn - schau dir Piccoloflöten oder Violinen an - sie sind alle klein, weil dieses die akustischen Eigenschaften so verlangen, ich gebe also dem Link der das mit der hohen Zunge behauptet vollkommen recht.
 
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Meiner Ansicht nach ist im Gesangsunterricht so wenig wie möglich, am besten GAR NICHT an der Zunge herumzumanipulieren. So gut wie jede Schülerin, die ich übernommen habe, die vorher die flache Zunge gelernt hatte klingt eng bis hin zum Kermitmäßigen Knödelklang. Das kann die Höhen verhindern keine Frage. Und es kann lange dauern bis sich sowas normalisiert. Die Zunge ist tief im Kehlkopf verankert. Sobald du versuchst sie irgendwo festzuhalten bekommst du daher auch auf tieferer Ebene Spannungen. Es ist auch völlig unnötig, die Zungenstellung zu korrigieren, da bei den meisten die Zunge ohnehin macht was sie soll. Einmal hatte ich einen Schüler, der die Zunge beim singen rausstreckte, da hab ich ihn mal drauf aufmerksam gemacht. Aber normalerweise ist das keine Baustelle außer wenn es um Artikulationsübungen geht.
 
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Hhm, das erscheint mir bisher alles logisch, was ihr dazu gesagt habt. Man soll echt nicht alles glauben, was man in Büchern liest ;) Ich habe noch eine Frage:
Glaubt ihr, dass jemand, der eigentlich groß ist, aber einen kleinen Kiefer hat, beim Singen vielleicht eher Schwierigkeiten bezüglich Zunge usw. bekommen könnte als jemand mit einer grossen "Klappe" wie z.B. - sagen wir mal - Freddy Mercury, Steven Tyler? Oder ist das Quatsch?
 
Meine jetzige Lehrerin (ursprünglich hat sie eigentlich Logopädin gelernt, aber dann am Gesangsunterricht mehr Freude gehabt) hat mir mal erklärt, dass die "flache Zunge" im Grunde eines der größten gesangspädagogischen Missverständnisse überhaupt sei. Eine flache Zunge bei den Vokalen a und o ist aus logopädischer Sicht durchaus richtig, aber ob sie bei diesen Vokalen auch tatsächlich flach liegt, gibt nur Aufschluss darüber, ob sie entspannt ist/ richtig arbeitet. Wenn unnötige Spannungen in der Zunge vorherrschen, dann neigt sie zur Wölbung (bei anderen Vokalen wölbt sie sich übrigens sowieso, wie Cörnel richtig erklärt hat). Eine falsche/ verspannte Zungenhaltung kommt zum Beispiel bei Mundatmern zustande.

Der große Fehler sei laut ihr aber, dass die Anweisung "mach die Zunge flach" absolut kontraproduktiv ist und nur zu weiteren Verspannungen und einem Runterdrücken des Zungengrunds (womöglich auf den Kehlkopf) führt. Wenn die Zunge verspannt ist/ etwas tut, das sie nicht soll, gibt es Übungen sie zu entkrampfen, aber die haben alle nichts damit zu tun, dass der Schüler sie "flachlegen" soll.
 
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Ich denke, man sollte um die Zungenhaltung nicht so einen Voodoo betreiben. Aber mir hat auch die Beobachtung meiner Lehrerin geholfen, dass bei hohen Tönen ab und zu meine Zunge im Weg ist. Die hat manchmal einfach den Luftstrom behindert. Ich habe zum Beispiel ein dunkles l artikuliert und danach blieb die Zunge halt im Weg. Auf die Haltung der Zunge achte ich eigentlich nie - aber wenn ich eine Passage vergeige ist das ein Instrument zur Fehleranalyse. Mehr Wirbel würde ich darum nicht machen :)
Übrigens habe ich so eine Tyler'eske große Klappe :D
 
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Ich hatte mal eine Gesangslehrerin, die verlangte, daß die Zungenspitze immer und unter allen Umständen an den unteren Zähnen sein müsse, bei allen Vokalen so flach wie möglich, manchmal sollte ich die Zungenränder an die seitlichen Zahnreihen legen und was weiß ich noch alles. Furchtbar. Im Unterricht hab ich das auch brav gemacht, um Ruhe zu haben, aber tatsächlich angewendet hab ich diesen Krampf nie. Zumal ich den Klang fürchterlich fand.
Bei meinen Schülern lasse ich die Zungen auch am liebsten in Ruhe. Sicher, bei manchen steht sie bei "i" und "e" zu hoch, das kann man korrigieren, mehr ist meistens unnötig.
 
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Sei vorsichtig mit der Zunge! Ich habe mir damit beinahe die Stimme ruiniert. Das krampfhafte Flachhalten der Zunge führt eben nicht dazu, dass mehr Platz im Rachen entsteht (was von außen so aussieht), sondern dazu dass sie den Kehldeckel schließt, den Kehlkopf runterdrückt und so eine Drucküberlastung der Stimmlippen entsteht. Ich habe ein Jahr lang mit der Methode der flachen Zunge gesungen (und sogar mit dem Spiegel kontrolliert) mit dem Endergebnis, dass ich häufig obere Atemwegsinfekte eingefangen habe und schließlich meine Stimme für eine Woche komplett verloren habe. Erst als ich mich ein halbes Jahr später davon erholt habe, habe ich (bei einem anderen GL natürlich) erst sinnvolle Zungenübungen gemacht, um das zu korrigieren. Das Zungeplätten saß so fest in meinem Hirn, dass ich lange gebraucht habe mich davon zu lösen und die Zunge einfach locker machen zu lassen. Seitdem ist die Artikulation deutlich besser, seitdem komme ich locker in die Höhe, klinge mehr nach Sopran (klang vorher abgedunkelter und knödelig) und erkälte mich vor allem nicht mehr so oft.
Nur fürs Pfeifregister, also superhohe Töne, die keiner braucht :D muss ich bewusst die Zungenwölbung ein Tuck weiter vorne platzieren, weil der Ton sonst abgewürgt wird. Flacher sollte sie aber nicht werden.

Klar, bei manchen Vokalen darf die Zunge nicht zu hoch stehen, aber das korrigiert man besser indirekt, als dass man irgendwelche Zungengymnastik fordert. "Halte die Zunge flacher" führt bei den meisten eher dazu, dass die Zunge verspannt zu Boden gedrückt wird. Besser man orientiert sich mehr am Klang (beim i eine Prise ü einmischen z.B.) oder gibt unterstützende Bilder oder Arm/Beinbewegungen.
Und wenn die Zunge sowieso von alleine das richtige macht, sollte man tunlichst vermeiden da noch rumzumanipulieren.

Achja, die wenigsten haben eine verhältnismäßig zu große Zunge. Jemand mit großer Klappe hat die passende große Zunge dazu, sowie umgekehrt.
 
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dass sie den Kehldeckel schließt, den Kehlkopf runterdrückt und so eine Drucküberlastung der Stimmlippen entsteht
Dass das Kehlkopfrunterdrücken schadet, das zweifel ich gar nicht an, aber deiner Begründung, nämlich der Drucküberlastung kann meine Logik nicht zustimmen: Ja, der Kehldeckel wird sich ein Stück schließen - hierdurch entsteht jedoch eine supraglottische Verenung, welches den supraglottischen Druck erhöht und folglich den subglottischen Druck abschwächt - oder sehe ich da was falsch? Das erhöhen des supraglottischen Drucks (z.B. mit Twang) ist sogar gut, um die Stimme zu schützen!

Meine These, warum das Kehlkopfrunterdrücken schadet:
Der Kehlkopf verformt sich während des Drückens, da er ja ein Knorpel ist und die innere Kehlkopfmuskulatur Kompensations(fehl)spannungen aufbauen muss, außerdem wird die natürliche Tendenz des Kehlkopfes, moderat mit der Tonhöhe zu steigen unterdrückt.
 
Ich habe eigentlich nie gelernt, die Zunge flach zu halten. Ich hatte das Problem, dass die Zunge sonstwo stand, viel zu weit oben, auch bei Vokalen, bei denen sie eigentlich gar nicht gewölbt sein muss. Da hat mich meine damalige GL drauf hingewiesen, aber sie sprach was von Zunge entspannen. Inzwischen liegt sie von alleine, wo sie soll.

Cörnel, ich versteh mal wieder kein Wort :(
 
es besteht ja auch ein unterschied in den stilen. mein GL meckert immer sofort darüber, das ich meine zunge lockern soll bei klassischen übungen, aber wenn ich einen popsong singe, generell was in speech quality oder belt- zunge arbeitet !!!!!!
 
Cörnel;5176095 schrieb:
Dass das Kehlkopfrunterdrücken schadet, das zweifel ich gar nicht an, aber deiner Begründung, nämlich der Drucküberlastung kann meine Logik nicht zustimmen: Ja, der Kehldeckel wird sich ein Stück schließen - hierdurch entsteht jedoch eine supraglottische Verenung, welches den supraglottischen Druck erhöht und folglich den subglottischen Druck abschwächt - oder sehe ich da was falsch? Das erhöhen des supraglottischen Drucks (z.B. mit Twang) ist sogar gut, um die Stimme zu schützen!

Meine GL hatte damals so erklärt, dass durch die supraglottische Verengung durch Zungengrund und Kehldeckel der supraglottische Druck erhöht wird, genau. Aber da der Atemstrom (der mit den geschlossenen Stimmlippen als Widerstand den subglottischen Druck erzeugt) gleich bleibt, werden die druckempfindlichen Stimmlippen gereizt und schwellen dann an. Das ist der Grund warum ich nach einigen Minuten singen immer heiser war. Eine reflektorische subglottische Drucksenkung bei Erhöhung des supraglottischen Drucks sah sie nicht. Mal davon abgesehen, warum sollte eine Erhöhung des supraglottischen Drucks die Stimme schützen? Kann mir gerade nicht vorstellen warum das so sein soll. Übrigens, die Lehrerin, die damals an der Korrektur meines Technikfehlers gearbeitet hat, kommt sogar von den Funktionalen. :D Und wenn ich so zurück denke, hat sie auch nie was von Stützen geredet *g*
 
Du solltest deine Zunge nicht so halten, dass du den Luftstrom blockierst, aber auch auf gar keinen Fall verkrampfen. Solange du z. B. Vokale singst, um dich warm zu machen, liegt die Zunge locker im Mund. Ich kenn das. ;) Ich hab mich früher immer viel zu sehr darauf konzentriert.^^
 
Cörnel;5176095 schrieb:
hierdurch entsteht jedoch eine supraglottische Verenung, welches den supraglottischen Druck erhöht und folglich den subglottischen Druck abschwächt - oder sehe ich da was falsch?

Wieso sollte eine Erhöhung des Drucks über den Stimmlippen den Druck unterhalb der Stimmlippen reduzieren? Ich kenne das Argument, weil es ja auch beim Twang herangezogen wird, aber ich habe schon lange Probleme, es nachzuvollziehen. Physikalisch/ strömungstechnisch sehe ich da keinen Sinn. Der Druck unterhalb der Stimmlippen wird durch die Atmung bereit gestellt.

Was ich eher nachvollziehen könnte: dass, da bei höherem Druck über den Stimmlippen und gleichbleindem darunter ein geringerer Druckverlust bei der Phonation stattfindet, die Stimmlippen weniger beansprucht werden.
 

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