Flügeltransport (selbstgemacht)

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Ich bin günstig an einen Flügel gekommen und möchte den Transport nun ebenso günstig durchführen.
Es ist ein 1,85m langer Flügel. Ich könnte mir zwar vom Klavierbauer einen Schlitten und Wagen leihen, aber das ist wieder mit einer weiteren Fahrt verbunden und es ist ein Transport ebenerdig zu ebenerdig von nur 5km Distanz. Ich werde mir einen 7,5Tonner mieten (mit Hebebühne). Habe vor, ein breites Baubrett, auf Länge zugeschnitten an die Langseite zu schnallen (mit einem Spanngurt) und dann den Flügel auf die Seite zu kippen. Dann zwei kl. Rollwagen drunter. Ein Rollwagen alleine wird das Gewicht nicht halten (vielleicht gerade, ist mir aber zu riskant).

Jetzt nochmal eine Frage zur Vorgehensweise:

Lyra und Beine abschrauben. Erst das hintere Bein? Dann absenken, dann kippen, dann die anderen Beine?
Nimmt man den Deckel ab?

Grübel(Edit): Ich glaube, doch erst das vordere linke Bein, dann absenken und kippen.
 
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Hi,

ich kann verstehen, dass man das so günstig wie möglich haben möchte, aber ich würde jedem davon abraten einen Tansport selbst zu machen. Ich werde Dir trotzdem ein paar Tipps geben.

Variante 1:
Wenn Du die Möglichkeit hast einen Schlitten zu bekommen, wäre das schon mal nicht schlecht. Dazu bräuchtest Du noch Schrauben und eine Bohrmaschine. Der Schlitten sollte natürlich die richtige Länge haben. D.h. vorne und hinten sollte er gut 25cm überstehen, damit das Gehäuse keinen Schaden nehmen kann. Der Schlitten wird angebracht, wenn das Instrument steht. Wichtig ist, dass der Schlitten an der linken Seite des Flügels gut anliegt, und man den linken Fuß des Flügels abmontieren kann. Wenn der Schlitten gut und sicher befestigt wurde, wird zuerst die Lyra demontiert. Dann braucht man 2 starke Leute, die das Instrument am Schlitten hochheben, während ein dritter Mann den linken Fuß demontiert. Man kann auch auf dieser Seite einen höhenverstellbaren Hubwagen, oder etwas anderes stabiles untersetzen, solange man mit dem Fuß beschäftigt ist. Dann wird die Seite des Instrumentes mit dem Schlitten runtergelassen. Zur Sicherheit kann man die vordere Gehäusekante mit einer auf dem Boden bereitgelegten dicken Dicke zusätzlich schützen. Der Flügel steht nun schief auf zwei Beinen und der Kante vom Schlitten. Dann wird der Flügel seitlich auf den Schlitten gestellt. Anschließend werden die beiden anderen Füße demontiert. Bei der Demontage der Füße ist zu achten, dass man sich merkt (am besten beschriften!) Wo welcher Fuß befestigt war.
Um den Flügel samt Schlitten auf einem Rollwagen zu transportieren, muss der Flügel hinten am Schlitten angehoben werden. Gleichzeitig wird unter dem vorderen Drittel des Schlittens ein! Rollwagen gestellt. Dann kann man ihn eigentlich ganz leicht bewegen. Aber das hört sich alles leichter an als es ist. Allein das Ablassen des Flügels, oder das unterstellen des Rollwagens kostet Kraft und Nerven, wenn man keine Erfahrung damit hat. Davon ab, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die ganze Geschichte umkippt nicht gering ist!
Am Bestimmungsort angekommen wird die ganze Prozedur umgekehrt gehandhabt. Flügel vom Rollbrett runter, den rechten und hinteren Fuß anbringen. Dabei darauf achten, dass die Rollen nach "oben" zeigen, da sonst beim Ablassen des Flügels die Gefahr besteht, dass sie abbrechen könnten. Am Schlitten den Flügel hochheben, an der Seite etwas unterstellen oder so lange hochheben, bis der linke Fuß befestigt ist und anschließend die Lyra montieren. Fertig :)

Wenn man es ganz professionell machen möchte, schützt man den Flügel bevor man den Schlitten anbringt indem man eine Lederdecke um das Gehäuse befestigt. Zsätzlich kann man noch 2 Tücher rechts und links zwischen Klappe und Gehäusekanten klemmen, damit die Klappe nicht aufgeht und die Klavatur nicht beschädigt wird.

Varinate 2:

Der Deckel muss demontiert werden, und zwar mit Scharnieren. Das hat den Sinn, dass man den Flügel auf die Seite legen und ein Rollbrett unterlegen kann. Das geht aber nicht, wenn der Deckel noch dran ist, da er übersteht und sonst die Gefahr zu groß ist, dass Schaden entstehen könnte.
Ansonsten verfährt man mit der Demontage der Füße wie in Varinate 1. Allerdings ist das eine höchst wackelige Angelegenheit. Man kann den Flügel kaum vernünftig packen. Macken und Beschädigungen lassen sich so kaum vermeiden! Ich würde es gar nicht erst versuchen ;)

Wenn Du Dir ein Brett selbst machst, sollte es auch wie ein richtiger Schlitten funktionieren. Dabei solltest Du Dir die Frage stellen, ob es nicht günstiger wäre, Dir zumindest den Schlitten auszuleihen. Schlitten "anschnallen"? Es gibt tatsächlich Transporteure die das so machen, aber das ist wirklich die hohe Kunst des Befestigens! Wenn irgend etwas wackelt, schlecht befestigt ist, oder schief draufsteht und die ganze Geschichte kommt in Bewegung, dann heißt es nur noch so schnell wegspringen wie möglich. Einen Flügel hält niemand auf!
Eine andere Sache ist noch, dass der Flügel im Transporter selbst gut befestigt werden muss. Da gilt dasselbe. Wenn der einmal eine unfreiwillige Bewegung in irgend eine Richtung macht, macht der Transporter die auch. Da hilft dann auch kein Gegenlenken mehr :eek: Am besten alles doppelt und dreifach absichern. Und keiner soll den Helden oder Mr. 500.000Volt spielen ;)

Viel Glück :)

Paul
 
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Danke, Paul! :great: Das drucke ich aus und nehme es mit als Gebrauchsanleitung :)
 
Übrigens habe ich heute meinen Klavierbauer angerufen. Er könne mir gerne einen Schlitten und Wagen leihen, aber er sagte, er habe "Rücken" und mache es auch nicht mehr selber. Er empfahl mir seinen Transporteur, den ich kurzerhand anrief. Heute abend steigt der Transport und ich werde nur Zuschauer sein.

Ich habe mir ausgerechnet: 90 € Transporter (4,5t mit Hebebordwand)+Holen und Bringen, die Fahrt, den Schlitten und Wagen zu holen und wieder zurückzubringen, den 2-3 Helfern noch ein Trinkgeld geben, Unfallgefahr, Havarierisiko, mein eigener Rücken. Nur wenig mehr zahle ich dem Transporteur nun.

Danke noch mal, Paul, für die schöne Beschreibung.
 
Ich wollte noch schreiben "Pass auf dich auf", jetzt schreib ich "Viel Vergnügen" :)
 
Nur wenig mehr zahle ich dem Transporteur nun.
Und der Transporteur hat vermutlich eine Versicherung, falls etwas passiert ...
 
Im Regelfall sind Transporteure versichert. Aber wie überall, gibt es auch da schwarze Schafe. Die Profitransporteure sind auf jeden Fall alle versichert. Die machen z.B. auch so einen Flügeltransport höchstens zu dritt. Die Videos sind schon lustig :D Es gibt tatsächlich noch einige Unternehmen, die zu viert unterwegs sind. Ehrlich gesagt kenne ich nur eines. Und die sind auch nicht gut :mad:
Die Maschine für den Transport allein kenne ich auch. Die hat nur einen Haken: Sie ist total unhandlich, sperrig, und passt kaum durch jedes zweite Treppenhaus. Und das Ding ist total zeitintensiv. Das kann heute kein Mensch mehr bezahlen.

Unfälle :eek: Ich hab´s mir verkiffen darüber zu schreiben und werde es auch nicht. Ich bin letztendlich froh, dass Don Leslie es sich noch anders überlegt hat :) Ich habe (musste :rolleyes:) früher auch transportieren. Das ist wirklich kein Geschenk, aber mit der richtigen Technik, und wenn man weiß, wann man die Gurte wo befestigt und in welcher Länge, kommt man ganz gut durch. Aber auf den Rücken geht´s trotzdem :eek:
 
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Ich grabe den Thread mal aus, da ich eine Frage habe und nicht unnötig einen neuen Starten will.

Vor 3 Jahre wurde mir ein kleiner Flügel geschenkt, der steht bei meiner Oma im Dachboden, seit mittlerweile 15 Jahren wurde er nicht angefasst und ist laut einer Schätzung ziemlich wertlos, funktioniert aber. Bisher konnte ich ihn nicht nach hause stellen, da ich einfach nicht das Geld für den teuren Klaviertransport zahlen will. Aber nun wird es mal Zeit, es nützt ja nix wenn der nur irgendwo rumsteht.

Meine Frage ist jetzt, wie viele Leute würde ich brauchen um das Teil zu tragen?? Wie schwer ist sowas?
Er ist recht klein mit 150cm länge. Aber das Ding muss durch ein extrem schmales und steiles Treppenhaus, das auch noch um eine Kurve geht. Unvorteilhafter kann es gar nicht sein.

Meine überlegte Vorgehensweise wäre so:

Der Flügel bekommt Decken drüber. Beine, Deckel und das Teil mit den Fußtasten (sry, kenn die Wörter nicht wie das heisst, bin Gitarrist :D) werden abmontiert. Dann wird der seitlich aufgestellt und hinunter getragen.
Kann man das ohne Bedenken so machen? Oder muss ich angst haben, dass mir eventuell der Gusseisen-Rahmen raus kippt??

lg,
Alex
 
Hi Alex,

was den Transport ansich angeht, so wurde in den oberen Posts eigentlich schon alles gesagt. Man braucht für einen Flügeltransport i.d.R mindestens 2 Leute, wenn sie genau wissen, was sie zu tun haben. Häufig werden Flügel zu dritt, ganz selten alleine transportiert..

Das Problem bei Deinem Flügel ist einfach, dass selbst wenn Du die Beine und die Lyra abmontiert bekommst, Du ihn nicht richtig packen kannst (vorallendingen hinten bei der Rundung). Und ich kann Dir sagen, selbst ein 150er Flügel ist ziemlich schwer. Du kannst ihn (den Flügel) auch nicht so einfach auf die Seite stellen, da die Deckelkante übersteht. Wenn Du es trotzdem tust, machen die Scharniere kurz ein unschönes Geräusch und die Deckelkante ist bündig mit dem Gehäuse :rolleyes: Machst Du hingegen den Deckel ab, um dem vorzubeugen, und wickelst den Flügel in Decken ein, riskierst Du, dass beim Transportieren z.B. die Dämpfung beschädigt wird. Also wie man´s selbst macht, ist´s verkehrt ;) Zudem das Risko, dass euch oder dem Treppenhaus beim Transportieren was passiert sehr hoch ist. Wenn so ein Ding einmal in Bewegung ist, hält das niemand mehr auf. Ich werde hier keine Horrorgeschichten posten, aber es sind schon viele passiert :eek:
Der Gußrahmen kann übrigens nicht rausfallen. Der ist fest verschraubt. Das wäre sozusagen das geringste Problem.

Ich kann nur raten Klaviertransporteure in Deiner Umgebung anzurufen und Preise vergleichen.
 

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