Flugrost - Fluchrost auf Stimmplatten

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tvmaci
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Guten Abend,

mit Spannung habe ich das Forum durchforstet und in den letzten Tagen sehr viele Inspirationen und interessante Beiträge gelesen.

Gerne stelle ich mich kurz vor:

Ich spiele seit meinen 7. Lebensjahr chromatisches Pianoakkordeon, meist nur für mich, habe ein paar Jahre im Orchester mitgewirkt, und dann ca. 10 Jahre gar nicht mehr musiziert. Nach einigen Erfahrungen mit dem Gitarrenspiel, habe ich in letzten Wochen nun wieder meine Atlantik IN N De Luxe wiederentdeckt und bin überrascht, wie schnell doch die einst gelernten Kniffe wieder zurückkommen. Angespornt vom Übererfolg musste ich eine sehr gut aussehende Morino V N kaufen. Aber ich werde einige Reparaturen durchführen müssen.

Ach ja, jetzt bin ich 33, lebe seit 2 Jahren als Deutscher in der Schweiz, und mein erster Sohn ist gerade zur Welt gekommen :)

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in den nächsten Tagen und Wochen einige Themen hier im Forum austauschen könnten - denn von der Technik und Reparatur habe ich keine Kenntnis und keine Erfahrung und brauche Hilfe.

Ich fange heute mal mit einer einfachen Frage an:
Nachdem ich das Instrument (Morino V N) geöffnet habe, muss ich feststellen, dass sich auf einme Stimmstock auf den Stimmzungen Flugrost befindet. Es ist glücklicherweise nur die auf dem Bild gezeigte Seite des Stimmstockes betroffen, alle anderen sehen auf den ersten Blick quasi rostfrei aus.
Es handelt sich also um die nach zum Bass hin gerichtete Seite des Cassotto-Diskant-Stimmstocks, ich vermute, dass einmalig im Balg feuchte Luft gewesen sein muss, oder/und sich hier Kondenswasser gebildet hat.

Muss ich das behandeln, was passiert wenn nicht?
Genügt eine Vorsichtige Reinigung mit einem Wattestäbchen und etwas ?welchem?Reinigungs/Roslösemittel? ??

Welche Empfehlung gebt ihr mir?

Ist die Lage, also das leichte Abstehen der Ventile gut so?

Viele Grüsse
Tvmaci
 
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Hallo tvmaci,

dumme Sache das mit dem Flugrost!

Merkwürdig, dass es nur die Seite ist und nur vom Zungenfuß ausgehend. Die Spitze ist merkwürdigerweise durchweg frei von Rostspuren. und klar - bei Rost ist immer Feuchtigkeit mit im Spiel gewesen. Aber was das ausgelöst hat, ist meist nicht genau nach vollziehbar. Oft sind es auch unachtsame Wechsel vom Kalten ins Warme und umgekehrt, die zu Kondensation führen können und im weiteren Verlauf zu Rost.

Aber spannnender ist meist, was unter den Ventilen rauskommt, da dort die belüftung da schlechter ist - hast du da schon mal reingeschaut?

klar, der Rost sollte weg, soweit es geht. Aber das Problem ist, wenn du das mit einem feinen Glashaarpinsel oder Schmirgelradiergummi wegradierst, dann geht dir gleichzeitig auch die Stimmung flöten.
D.h. : entweder mit dem Zustand erstmal noch ne Weile leben, oder blank säubern und zum stimmen bringen.

.. Und dann hängen die Kosten davon ab, wie alt oder weich das Wachs ist und wie die Ventile beinander sind. Die gezeigten abstehenden für die tiefen Töne sind vermutlich unkritisch. Das hört, man wenn die nicht mehr erichtig funktionieren. Dann schließen die nicht mehr richtig und fangen bei leisem Spiel an zu schnorcheln oder man hört die Ventile mit deutlichem Flopp schließen.

Kannst ja mal in ner Fachwerkstatt nachfragen und je nachdem wie der genannte Preis und deine persönliche Schmerzgrenze ist, gleich oder später richten lassen. Aber grundsätzlich ist die Morino VN ein gutes solides Instrument, das auch eine eventuelle Generalüberholung wert ist.

Gruß, maxito
 
Glashaarpinsel funktionieren unter Aufopferung ihrer selbst, will heißen anschließend hat man unzählige Glaspartikel freigesetzt, die sich nicht nur in die Fungerkuppen bohren (kann verdammt wehtun), sondern wild umhervagabundieren. Ich mag diese Dinger überhaupt nicht.

Es gibt anstelle der Glashaare auch feinborstige Stahldrahteinsätze, die finde ich wesentlich besser. Es gibt sie auch in Messing, das hinterlässt dann eine leicht goldene Färbung ... finde ich nicht so gut geeignet.

Mit einem Wattestäbchen an eine angerostete Stimmzunge gehen, macht man in der Regel nur einmal. Die Wattefasern bleiben an der rauhen Metalloberfläche hängen und man hat seine liebe Mühe die wieder wegzukriegen.

In der Elektrotechnik gab's mal Kontaktreinungshölzer: Am Ende abgeflachtes Rundholz (wie ein dünner Bleistift), beklebt mit Lederstreifen (rauhe Seite nach außen). Damit haben in grauer Vorzeit die Fernmelder ihre Relais-Klappertechnik gereinigt. Sowas kann man sich leicht selbst basteln. Damit geht's wesentlich besser.

Chemische Rostumwandler basieren meist auf Phosphorsäure. Damit würde ich nicht arbeiten. Das läuft schnell in irgendwelche Ecken und Fugen, wo es nur Schaden anrichtet.

Gruß
Herbert
 
Hallo Tvmaci
wenn es wirklich nur Flugrost ist, so müsste eigentlich Wattestäbchen und Aceton reichen. Aber wie schon von Maxito erwähnt, ein ziemlich ungewöhnlicher Befall. Hast Du die anderen Stimmstöcke mal demontiert und auch die Basseite und Innenseite untersucht?

Weisst Du, wie das Instrument gelagert wurde?

Ev. kannst Du in das Instrument ein Päckchen Silica Gel tun als Prävention gehen weiteren Rostbefall, denn alle Instrumente, die ich damit sah, hatten blitzblanke Zungen.

Grüsse accordion
 
Aceton bringt da nichts, außer, daß es die Plastikventile zersetzt. Der Flugrost ist auf dem Foto ungewöhnlich hellbraun, weshalb ich glaube, daß da irgendein Mittelchen im Spiel gewesen ist.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Aceton bringt da nichts, außer, daß es die Plastikventile zersetzt.

Da habe ich andere Erfahrungen gemacht: gerade bei älteren Instrumenten ist es erstaunlich, was man mit einem Ohrenstäbchen und Aceton alles von den Platten putzt, auch leichten Flugrost. Dabei verbessert sich jeweils die Stimmung deutlich.

Natürlich sollte man die Plastikventile nicht mit Aceton schrubben, aber das merkt man ziemlich schnell :D
 
Guten Abend,
besten Dank für die Empfehlungen und Meinungen.
Ich habe nun eine vorsichtige Reinigung mit Wattestäbchen und Isopropanol durchgeführt.
Die Ergebnisse sind dargestellt. Das Resultat ist natürlich nicht mit dem Neuzustand vergleichbar, aber meines Erachtens besser als vorher.

Der Praxistest liegt noch in der Zukunft, es gibt derzeit einige andere offene Reparaturen.

@ Maxito:
Unter den Ventilen habe ich bei 3-4 Zungen minimalste Rostinselchen gefunden; habe ich vorerst so belassen. Generell sieht es unter den Ventilen besser aus als draussen.

@ Accordion
Ich kenne die genaue Vorgeschichte von dem Instrument nicht - habe es aus erster Hand, noch mit klebenden Filzen aus einem Nachlass gekauft.
Habe die anderen Stimmstöcke ebenfalls demontiert. Es gibt Flugrost auf 2 weiteren Zungen und auf wenigen "Zungennieten (?)". Silicagel finde ich super, werde vor dem Zusammenbau erörten, wo es Platz defür gibt.

@ Ippenstein
Evtl.täuscht die Aufnahme unter künstlichem Licht. Ich denke, es handelt sich nur um Rost - um welches Mittelchen sollte es sich handeln?

Ansonsten würde ich vorerst die Stimmstöcke so wieder einbauen - oder gibt es noch weitere Ratschläge zur Pflege?

Grüsse
Tvmaci
 

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Hallo tvmaci,

irgendwie lassen mich die Rostflecken nicht ganz in Ruhe!

Gut, dass unter den Ventilen praktisch nichts angerostet ist. Wenn der Rostbefall durch kondensierende Luftfeuchtigkeit herkommt, dann kondensiert es gewöhnlich auf allen Stimmzungen und bleibt dann auf den abgedeckten Zugnenseiten (unter den Ventilen) länger feucht und rostet dann eher. - Das ist bei dir aber nicht der Fall. Somit vermute ich , dass aus irgendwelechn Gründen beim Vorbesitzer mal auf irgendeine Art Wasser ins Instrument reingetropft ist und an einem Stimmstock entlang nach unten gelaufen ist. Da rostet es dann natürlich nicht überall, sondern vor allem dort, wo die Flüssigkeit entlanglief - und das war offenbar die Sohle des Stimmstocks und an den Nietköpfen entlang.

Wenn ich mir die Bilder genauer anschaue, dann sieht es aus, als ob der Rostbefall eigentlich nur auf dem Niet, dem Zungenfuß und auf dem dicken Teil der stimmzunge ist und die dünner ausgeschliffenen Bereiche der Stimmzunge weitestgehend rostfrei sind.

Das ist bei allem Unglück gut so!
Denn wenn du mit einem feinen Schmirgelradiergummi (so heißen glaub ich die schleifklotzgroßen Teile, die aus einer Gummimischung mit Schmiergelpartikel versetzt sind und wie ein Radiergummi verwendet werden können) die befallenen Bereiche rostfrei radierst, dann wird sich die Stimmung praktsich nicht ändern. Je weiter man in Richtung Zungenfuß im dicken Teil der Zunge bleibt, desto weniger Einfluss hat der Materialabtrag. Je weiter nach vorne in den dünneren Bereich, desto mehr wird sich das in der (Ver-) Stimmung bemerkbar machen. Da solltest du möglichst nicht "rumradieren".

Ich denke, du hast gute Chancen, den Rost größtenteils weg zu bekommen, ohne das dir die Stimmung dabei flöten geht, wenn du vorsichtig zu Werke gehst.

Und dann - Silicagelpäckchen reinbauen - das hilft dann fürs meiste für ne Weile.

Gruß, maxito
 

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