Franz Lambert und die WM 2006

  • Ersteller Böhmorgler
  • Erstellt am
wtf is Franz Lambert? :confused: Muss man den kennen?
 
Doch. Er ist der Charles Manson der Analogorgel.
 
Da sieht man mal wieder wer hier im Forum älter und wer Jünger ist;)

Distance und Jay: Ihr seid beide in einem Alter, in dem ihr den Franz nicht kennen müsst. Auch seid ihr nicht die Analog-Orgel-Freaks, deshalb sei es Euch verziehen !

Prinzipiell denke ich, sollte man als Keyboarder/Orgler zumindest schonmal den Namen gehört haben. Ich selbst habe früher viele seiner Titel mit den beiliegenden Noten zu den Platten eingeprobt und mitgespielt - und das war zum teil garnichtmal so leicht.
Ich würde ihn jetzt nicht als den "Superstar der Orgler" bezeichnen, dennoch hat er eine ganze "Orgel-Epoche" in Europa mitgeprägt (ca. von 1970 - 1990).
Seine Wersi-Helios und Wersi-Galaxis waren damals kult.
Auch kann ich mich noch an viele Länderspiele erinnern, bei denen er in der Halbzeitpause orgelspielend über die Aschenbahn gezogen wurde.

Ich hab ihn sogar mal live gehört (muss ca. 1980 gewesen sein) und fand das damals wirklich sehr toll und inspirierend (war damals mitten in der Orgel-Ausbildung).

Auch wenn es meinen heutigen Musikgeschmack nicht mehr trifft und es auch sicher viele besseren Musiker als ihn gibt, habe ich derben Respekt vor diesem Mann.

Micha
 
Micha bringts auf den Punkt: jeden Respekt vor Franz Lambert als Musiker - aber seine Zeit ist halt rum....

ciao,
Stefan
 
Ich fand die Antwort gut. :rolleyes:
 
@Böhmorgler: jetzt mach mal langsam. Du stellst mich jetzt hierhin, als ob ich behauptet hätte besser als der Franz zu sein. Das würde ich mir nie anmaßen. Trotzdem bin ich früher (als ich noch richtig viel geübt habe;) )
ganz gut mit den Noten zu den entsprechenden Platten zurecht gekommen. (aber das nur am Rande) - das ist auch schon lange her...:)

Wenn ich sage, dass es viele bessere Musiker gibt, denke ich an Absolventen der diversen Musik-Hochschulen - egal ob klassik oder Pop oder Jazz, wenn man hört was die Leute so abziehen, da kann man sich zuhause ins Zimmer setzen und heulen. Auch ein Franz Lambert kann da bei weitem nicht mit. Und genau das wollte ich in meinem Post ausdrücken.

Micha
 
Ok,
wenn ich mir Hector Olivera angucke, dann denke ich auch, daß er "virtuoser" spielt :rolleyes:

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Was mich hier etwas ärgert sind so gewisse Pauschalierungen:

WERSI -> kann nur schlecht sein
Orgel -> ist tot, die Zeit ist vorbei
Orgelmusik -> ist "Mist"; Tanzmusik; grausam; hört bloss auf damit
Lambert -> da gibt's bessere Musiker (was wohl unterschwellig auch bedeutet, daß er schlecht ist)
etc.
etc.
 
Naja sagen wir mal so: Lambert wäre mir lieber als ein "richtiger" Alleinunterhalter. Was man auf seiner Website hören kann, ist allerdings fast alles schmierige Keyboardtanzmusik, größtenteils mit billigen Synthiedrums untermaltes seichtes Schlagerpopklassik-Gedudel. Wie man das beurteilt, ist letztlich Geschmackssache, für mich ist diese Art von Musik aber nicht ernstzunehmen.

EDIT:

Ach übrigens, ich hab ihn oder einen seiner Epigonen mal zufällig live gehört. Der Mann, ob es jetzt Lambert war oder nicht, hat sich mächtig ins Zeug gelegt an seiner Orgel und hatte zweifellos technisch einiges drauf, es ist aber nun mal nichts dabei rausgekommen, was ein Alleinunterhalterkeyboard nicht automatisch spielen könnte und er ist etwas untergegangen, was mir sehr leid tat weil er doch mit sehr viel Engagement dabei war.
 
Hi

Seltsam, am Anfang der WM dachte ich noch, hey warum lassen die Franz Lambert nicht wieder im Stadion spielen. In den 80 ern haben die den auf nem Laster mitsammt der Orschel durchs Stadion gekarrt. Eine riesen Gaudi.
Kult.
Ich stelle mir gerade einen Pianisten mit Frack auf so einem Laster vor, der eine Huette auf Huehnerfuessen zum besten gibt. Technisch sicherlich anspruchsvoller. Waere auch ne Gaudi. Tomaten und faule Eier garantiert.

Es gibt 2 Sorten Musiker:
Die eine spielt weil sie sich produzieren muss und auch kann oder nicht ;-).
Die andere ganz einfach aus Spass an der Musik.
Beides hat seine Berechtigung.
Auf dem Video sieht man nicht nur Lamberts super Technik, dazu gehoert auch das blitzschnelle Umschalten und Tastaturwechsel, sondern dass die Titel (Ammorati,Tici ...? Kann mir deren Noten besser merken als Titelname:) fuer das Publikum fast zu anspruchsvoll sind.

Ein Terminkalender der nicht nur am WE gefuellt ist, etliche Plattenproduktionen konstant ueber die Jahrzehnte, Auftritte in der ganzen Welt. Vor Millionen von Zuschauern am TV. Das ist der Traum des Berufsmusikers. Hat Franz Lambert alles erreicht. Richard Clayderman wuerde sicherlich auch gerne was anderes als Pour adelene spielen, aber traurig ist er ueber dieses Klavierstueck sicherklich nicht :) Wer ist traurig ueber Kohle die man mit der eigenen Musik macht ?
(BTW, hat ein Bekannter von ihm "komponiert")

Top Berufsmusiker dieser Sparte denken in ganz anderen Kategorien. Wenn man sich entschlossen hat den Weg zu gehen, dann ist die wichtigste Frage: Wie krieg ich ein Engagement.Dazu gehoert auch dass man die Leute beeindruckt. Es ist aber ein Unterschied ob man versucht die Leute fuer sein eigenes Ego zu beeindrucken (so denken meist Amateure und das geht bis auf einige Ausnahmen schief ... ueber diese Einstellung laecheln die meisten Tanzmusiker uebrigends) , fuer die Kohle oder fuer etwas anderes, dass man nur sehr schwer beschreiben kann, die Musik selbst ? Auch die damit zusammenhaengende Lebensfreude ? auch die Situation.
Vor Millionen vor TV Zuschauern in Berlin orscheln. Woooow :)

Vor 4 Wochen hab ich bei ner Trauung zusammen mit Geige , klassischem Gesang das Ave Maria und nen modernen Titel gespielt.Meine Zielsetzung bei so etwas ist, dass moeglichst viele heulen muessen. Ahhh jeder Schluchzer ging runter wie Butter. Danach tobender Applaus. In der Kirche !
Applaus nicht fuer die tolle Technik oder sonst was, sondern dafuer
dass sie heulen durften. So was mach ich gerne.
Auch wenn es kitschig ist.
Genauso muss auch jemand den Job im Bierzelt erledigen.
Der Bedarf ist da, waere doof es nicht zu tun.

ciao

BTW:
Dieses Hummelflug Orgel Video ist der Hammer.
Da ist mir seit langem mal wieder der Kinnladen runtergefallen.
Yeahhhh so was will man sehen :)
 
richy schrieb:
BTW:
Dieses Hummelflug Orgel Video ist der Hammer.
Da ist mir seit langem mal wieder der Kinnladen runtergefallen.
Yeahhhh so was will man sehen :)
Wenn Du den Hummelflug "mal anders" sehen willst, dann guck Dir mal die DVD von Hector Olivera an (oder das Demo im Netz). Der Spielt den Hummelflug im Pedal :eek:



http://www.hectorolivera.com/movies/hectorweb.wmv
Achtung sind gut 22 MB.
Hummelflug kommt gegen ende des Videos
 
@Boehmorgler
He he, das Video hattest du schon mal hier reingestellt.
Genau das meinte ich.
Es ist unglaublich nicht ?
Anfangs dachte ich, Hae ???, laeuft da was mit.
Oh gott der spielt das mit den Fuessen !
Blech wegflieg :)

Wer ist denn der Herr ? Wer ist denn die Orschel ?
Klingt alles unglaublich authentisch.

ciao
 
Der Franz hat sicherlich Talent und nichts gegen deutsche Analog-Orgeln an sich. Aber das was dieser Mann - und irgendwie aus unerklärlichen Gründen die meisten alten Männer mit weißen Protz-Orgeln - macht, ist die ultimative Manifestation eines in der Musik seit jeher in unguter Art und Weise bedeutsamen Begriffes: des Kitsches.
Sorry, aber ist es nicht einfach kitschig, wenn jemand mit einem quietschweißen Monstrum von Alleinunterhalter-Orgel aufkreuzt und darauf Weihnachtslieder spielt? Das ist genau sowas, was im ZDF-Seniorenprogramm läuft, zwischen Traumschiff und Rosamunde Pilcher.
Ich kenne die Vergangenheit von Lambert nicht, vielleicht hat er in den 70er Jahren geiles Retro-Kultzeuch gemacht - dann ist es nur bedauerlich, daß er zum Schlager-Kitsch-Caballero geworden ist.
Es mag Leute geben, die auf sowas stehen, aber ich sehe es wie iron_net: ich kann es nicht ernstnehmen.

@richy:
Gerade mit einem solchen Musikverständnis kann ich nichts anfangen. Das ist weder als Angriff gemeint, noch als Kritik. Mir zumindest geht um anderes, als bloß ein Publikum zum flennen zu bringen. Ich betrachte ein Musikstück als Kunstwerk, bei dem der schöpferische Prozess im Vordergrund steht. Es mir geht darum, etwas an sich wertvolles zu schaffen und nicht, als Stimmungskanone für ein Mainstream-Publikum herzuhalten. Wenn man die Qualität von Musik nur über die Reaktion des Publikums definiert, kann man gleich Tanzmusik machen, da erzielt man automatisch die besten Ergebnisse.

So, Philosophiestunde für heute zuende... ;)
 
richy schrieb:
@Boehmorgler
...
Wer ist denn der Herr ? Wer ist denn die Orschel ?
Klingt alles unglaublich authentisch.
Geht doch schon aus dem Link hervor:

www.hectorolivera.com

Die Orgel dürfte eine Roland sein.


iron_net schrieb:
...Der Mann, ob es jetzt Lambert war oder nicht, hat sich mächtig ins Zeug gelegt an seiner Orgel und hatte zweifellos technisch einiges drauf, es ist aber nun mal nichts dabei rausgekommen, was ein Alleinunterhalterkeyboard nicht automatisch spielen könnte und er ist etwas untergegangen, was mir sehr leid tat weil er doch mit sehr viel Engagement dabei war.

Mit dem gleichen Argument kann man sagen, wir stellen einen PC auf die Bühne, der von guten Progammierern programmiert wurde und damit sind alle Bands überflüssig.

Gut, so ein grauer Kasten macht optisch nicht so ein gutes Bild, als wenn ein paar Junx auf der Bühne rumzappeln, aber wenn die gleiche Musik raus kommt, ist es doch musikalisch gesehen dasselbe.
 
richy schrieb:
Seltsam, am Anfang der WM dachte ich noch, hey warum lassen die Franz Lambert nicht wieder im Stadion spielen. In den 80 ern haben die den auf nem Laster mitsammt der Orschel durchs Stadion gekarrt. Eine riesen Gaudi.
Kult.
Ich stelle mir gerade einen Pianisten mit Frack auf so einem Laster vor, der eine Huette auf Huehnerfuessen zum besten gibt. Technisch sicherlich anspruchsvoller. Waere auch ne Gaudi. Tomaten und faule Eier garantiert.
Ich erinnere mich, in den seeligen 80ern mal übers Wochenende am Schleitzer Dreieck zu einem Motorradrennen gewesen zu sein.
Da fuhr zwischen den Läufen auch so ein angeblich super bekannter deutscher Orgelspieler auf einer LKW-Ladefläche mit einem riesigen Aufbau an Instrumenten, Verstärkern und Boxen spielenderweise über die Rennstrecke.
Ich glaube, den kannte kein Schwein.
Da die meißten Leute von Alkohol und Sonnenstich aber eh benebelt waren, hat man das wohl mit nem Bier in der einen Hand und nem belegten Brötchen in der andern übberwiegend schulterzuckend über sich ergehen lassen oder völlig ignoriert.
So kam es zu keinen Ausschreitungen.
Ich dachte damals nur: Wenn das ein Außerirdischer ist, bleiben wir doch lieber alleine.

Muss allerdings dazu sagen, dass ich mich seinerzeit noch nicht für handgemachte Musik (und all seinen Folgen :D ) interessiert hatte.
Interessanter war da schon, wie nachts so gegen 02:00 Uhr Hunderte Leute auf dem riesigen Zeltplatz (in der "Seng") wie auf Befehl ihre 4-Takt-AWO's anwarfen und zu mitgebrachtem Feuerwerk mächtig orgeln ließen.
 
Hi
Klar das geht ins philosophische, wobei meine Einstellung sich eben aus den Erfahrungen als Tanzmusiker ergeben hat. Dabei hab ich aber auch alle Sparten der Rockmusik bis hin zu Blasorchester, Jazz als Livemusiker durch.
Ich mache da kaum Unterschiede. Musik ist Musik. Und selbst bei klassischen Stuecken ist die Grenze zu kitsch hin auch oft fliessend.
Der einzigste gemeinsame Nenner ist die eigene Spieltechnik. An der lohnt es sich immer zu arbeiten. Wenn du dich mit deiner Experomental-Jazzcombo nun auf unerklaerliche Weise ploetzlich in einem Bierzelt wiederfindest, nuetzt dir diese aber auch wenig. Genausowenig wie der Vocalist des Alleinunterhalters bei einer als Klavierkonzert angekuendigten Veranstaltung.
Sich wie Hape Kerkeling mit einem Hurz aus der Affaire ziehen, das nenne ich genial :)
Wenn ich jetzt ein super klassischer oder Jazz Pianist waere haette ich vielleicht ne andere Einstellung. Das Publikum soll gefaelligst ehrfuehrchtig den Klaengen lauschen. Kopfmusik. Auch das kann Unterhaltung sein.
Vielleicht kann man E und Tanzmusik so abgrenzen:

Der Pianist wird im Bierzelt sein Programm durchziehen. Vielleicht sogar auch
mit Erfolg, wer weiss.
Der Alleinunterhalter wird nen Midi File mit nem Klavierkonzert einlegen.
Der Tanzmusiker oder ein echter Entertainer wuerde versuchen aus der Fehlbuchung einen unterhaltsamen Event machen.

Der Habicht das Lamm :)
Huuuuuurz
 
Ja, da ist vielleicht was dran. Es auf jeden Fall in der Hinsicht unterschiedliche Musikertypen. Mir ist z.B. aufgefallen, daß ich einen "erfolgreichen" Gig anders definiere als manche meiner Bandkumpanen. Für die ist ein Gig dann erfolgreich, wenn möglichst viele Leute dabei abgegangen sind. Für mich ist er dann ein Erfolg, wenn unsere Soli gut waren, wenn unser Zusammenspiel gestimmt hat, wenn wir viele Ideen hatten...
Musik muß mE nicht jedes mal eine bedeutungsschwangere Kopforgie sein, auch schlichte, lockere, aber ehrliche Musik kann gut sein. Ob sie das ist, mache ich aber nicht vom Massenpublikum abhängig. Wenn es diesem trotzdem gefällt, ist das dann halt das Sahnehäubchen.

Aber nicht zuletzt ist es wohl auch eine Frage, ob und wieviel Geld man fürs Musizieren kassiert. Wie heißt es so schön? Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. (In diesem Kontext wörtlich zu gebrauchen :D) Klar, wenn ich für die Musik bezahlt werde, dann möchte ich denjenigen, die geblecht haben auch etwas bieten. Dann bin ich Dienstleister.
Berufsmusiker machen in der Regel beides - Musik, die das Publikum will und Musik, die sie wollen. Wenn beides identisch ist, dann gehören sie zu den Glücklichen. Wenn nicht, werden sie bestimmt Jahre Studiert haben und 5 Studen täglich üben, um auschließlich auf Kaninchenzüchtervereinsjubiläen Hossa zu spielen. ;)
 
lucjesuistonpere schrieb:
Es auf jeden Fall in der Hinsicht unterschiedliche Musikertypen.
Was soll der Satz bedeuten?

Es diskutieren auf jeden Fall in der Hinsicht unterschiedliche Musikertypen.
Es bepinkeln sich auf jeden Fall in der Hinsicht unterschiedliche Musikertypen.
Es spielen auf jeden Fall in der Hinsicht unterschiedliche Musikertypen.
Es furzen auf jeden Fall in der Hinsicht unterschiedliche Musikertypen.
Es gibt auf jeden Fall in der Hinsicht unterschiedliche Musikertypen.
...
...

:rolleyes:
 

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