Freier Spielen lernen - Herangehensweise?

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noDestiny
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Hallo,
Meine Situation ist folgende: Ich spiele seit ziemlich genau einem Jahr Keyboard bzw. auf meinem Controller-Key mit Hammermechanik auch ein paar Klavier-Stücke. Davor hatte ich absolut gar nichts mit Musik zu tun, meine Vorkenntnisse/Können waren also gleich 0. Aus Zeit- und Kostengründen hab ich bis jetzt auf Unterricht verzichtet (und wenn möglich würde ich das gerne beibehalten). Persönlich gefühlt habe ich in dem Jahr einiges an Fortschritten erzielt - vor allem im Produktions, Sound-Bereich, aber auch beim spielen selbst - allerdings fühle ich mich beim Spielen nicht besonders "frei", stehe mit Noten noch sehr auf Kriegsfuß (bis jetzt habe ich alles per Tutorial oder Synthesia gelernt), brauche daher auch immer ewig um neue Stücke zu lernen und kenne mich in Sachen spielen nach Akkorden praktisch nicht aus. Da mein Ziel für die Zukunft ist, möglichst frei nach Akkorden spielen zu können und für neue Stücke beim Lernen nicht ewig zu brauchen darf das natürlich nicht so bleiben. Und da kommt der Punkt: Wie ich das am besten - wenn möglich Autodidaktisch - angehe ist mir noch etwas unklar. Allerdings möchte ich mich mir langsam dahingehend einen Plan machen, und würde mir dazu gerne hier fachkundige Meinungen einholen.
Also noch mal kurz meine Ziele zusammengefasst:
- lernen relativ frei nach Akkorden zu spielen
- Spieltechnik im allgemeinen gezielter verbessern als nur durch Stücke lernen

Und noch eine Frage dazu: Ist es wirklich wichtig Noten zu lernen? Oder reicht es wenn man später in einer Band spielen will aus, wenn man gut nach Akkorden (->Leadsheets) spielen kann?

Also, was meint ihr könnte der beste Weg für mich sein? Gibt es gute und passende Literatur? Vllt gar durch gute Internet-Tutorials (obwohl ich da immer etwas Vorsichtig bin ... )? Oder sollte es doch besser richtiger Unterricht sein (da wäre dann die Frage was man sich da für einen Lehrer nimmt - den klassisches Klavierspielen möchte ich ja nicht lernen, sondern eher möglichst freies Spiel damit ich auch etwas durch die Theorie dahinter steige)?

Entschuldigt den langen Text. Würde mich sehr auf Rückmeldungen freuen. Ich bin mir zwar sicher das es schon ganz ähnliche Anfragen gab, allerdings wollte ich halt noch mal gerne meine persönliche Situation schildern damit ich keine Fehlentscheidungen treffe.

Viele Grüße
noDestiny
 
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Hallo noDestiny,
wie weit hast du dich denn schon mit dem Spielen nach Akkorden beschäftigt? Hier mal ein paar Stichworte, mit denen du dich dafür beschäftigen kannst:
- erstmal natürlich den Aufbau von Akkorden, neben Dur und Moll am besten noch 7er, maj7, sus2/sus4 sowie verminderte und übermäßige Akkorde
- dazu den Quintenzirkel, also welche Töne sind in den verschiedenen Tonarten enthalten, die wichtigsten Tonarten wären in Dur B, F, C, G, D, A, E.
- Spielen einfacher Kadenzen (Akkordfolgen) wie z.B. "C F G C" oder "F#m D A E". Diese dann in verschiedenen Tonarten und die Akkorde in Umkehrungen
- die Akkorde mit verschiedenen Arpeggios ("aufgebrochen") spielen sowie die Akkordfolgen in verschiedenen Tonarten
- dann kannst du dir Chords zu Stücken heraussuchen die du spielen willst und diese begleiten.

Kommt es dir eigentlich vor allem aufs Klavier an oder darauf als Bandkeyboarder alles zu spielen? Mit Noten würde ich mich wenn du komplette Stücke für dich spielen willst schon beschäftigen, klar dauert das erstmal aber du hast ja schon gemerkt das es mit Tutorials auch nicht unbedingt schneller geht und: man wird besser. Einen Lehrer kann ich auch nur empfehlen, es gibt zwar Lehrer die nur auf Klassik nach Noten spielen spezialisiert sind, aber du wirst bestimmt auch einen finden der das unterrichtet was du machen willst. Und vor allem in Sachen Technik können sich beim autodidaktischen lernen schnell Fehler einschleichen.
 
Erstmal Danke für die Antwort!
Zu Akkorden: Die Theorie dahinter kenne ich zumindest grundlegend. Allerdings brauche ich halt irgendwie einen Leitfaden an dem ich lernen kann wie ich das nun in der Praxis umsetzen kann. Wie kann ich eine Begleitung aus gegebenen Akkorden "zusammenbasteln"? Was für Spieltechniken gibt es da? Das möchte ich mir halt aneignen, und da frage ich mich halt ob es da gute und geeignete Literatur gibt bzw. ob doch lieber Unterricht oder ein ganz anderer Weg.

"Kommt es dir eigentlich vor allem aufs Klavier an oder darauf als Bandkeyboarder alles zu spielen?"
Definitiv eher letzteres. Ich hab zwar noch keine Band gefunden, aber in einer zu spielen ist definitiv mein Ziel. Ersteres mach ich eigentlich nur so nebenbei mit wenigen Stücken die mir halt einfach gefallen.
 
Für eine Band kommt man m.E. auch ohne Notenkenntnisse aus, aber man sollte nach den Akkorden, die auf einem Leadsheet notiert sind, frei spielen können. Meistens sind solche Leadsheets eher auf Gitarristen ausgerichtet, deswegen sollte man in der Lage sein, selbst Akkordumkehrungen und Ableitungen (sus2/4, Septakkorde, usw.) sowie übliche Begleitpattern in einigen Stilen abzuleiten und ggf. auch zusätzliche Zwischenakkorde und Übergänge hinzuzufügen. Je nach Besetzung und Stil auch mit Bassbegleitung (in einer Rockband nicht so wichtig, da ist der Bassist dafür da). Am besten natürlich halbwegs on-the-fly, aber soweit bin ich selbst auch noch nicht...

Wenn man allerdings Vorlagen genau covern will, ist es schon hilfreich, eventuell vorhandene Transkriptionen (oder MIDI oder Guitar Pro Files) benutzen zu können.

Ergänzung: es gab hier im Subforum in letzter Zeit einige Threads zum Thema Akkordbegleitung mit Literaturempfehlungen. Einfach mal die Threads der letzten Zeit durchgehen, so viele sind es hier ja nicht.
 
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Für deinen Zweck kann ich z.B. The Pop Piano Book von Mark Harrison empfehlen. Es beinhaltet ein paar Grundlagen-Kapitel Harmonie und Rhythmus und dann wird vor allem gezeigt, wie man Voicings bildet, sprich wie man Akkordsymbole in Musik umsetzt. Auch das in ein paar sehr ausführlichen Grundlagenkapiteln und dann werden diese Techniken genutzt und ergänzt, um verschiedene Musikstile zu spielen. Ich weiß ja nicht, welche Stile dich interessieren, aber das Buch bildet sehr viel ab: Rock, Pop, R'n'B, Funk, Country, Gospel. Große Ausnahme ist Jazz/Blues. Dafür gibt es andere empfehlenswerte Bücher, z.b. die von Tim Richards.
Zum Thema Noten: Wenn du nach Büchern lernen willst, nach Akkorden zu spielen, wirst du feststellen, dass diese eigentlich immer Notenbeispiele enthalten. Ein gewisses Können auf diesem Gebiet ist also so oder so sehr hilfreich.
 
Was mich betrifft, so habe ich keine Probleme mit dem Spielen ohne Noten. Im Gegenteil, das Improvisieren ist mir zur zweiten Natur geworden.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich meist schon einen markanten Style benötige, um zur "Höchstform" aufzulaufen. Das ist mir auch erst mit dem Tyros 4 gelungen, dessen Styles und auch Instrumente sehr inspirativ sind. Daneben spiele ich aber auch freie Stücke für Orgel oder Klavier, oft auch zusammen mit meinem Synthie Moxf, der interessante Arpeggios dazu liefert.
Ich finde das Spielen nach Gehör und Inspiration viel kreativer als das Abspielen von vorgegebenen Notentexten. Man muss gar nicht mal sich selber etwas ausdenken, sondern kann auch Titel nachspien, ob Schlager oder klassische Stücke spielt dabei keine Rolle.
Mir geht es dabei so dass das Interbewussein dabei eine wichtige Rolle spielt. So wie Berufsmusiker Stücke auswendig spielen können, ohne überhaupt auf die Tasten zu sehen, kann man auch als Laie eine gewisse Routine entwickeln. Dies geht natürlich nicht von heute auf morgen.
Es kan oft jahrelang dauern bis man den Dreh heraus hat. Bei mir hat es gar Jahrzehnte mit Unterbrechung gedauert. Allerdings hatte ich auch nicht die richtigen Instrumente dazu und war zeitweise durch gesundheitliche Probleme verhindert.
Mit dem Tyros kam dann vor etwa 1 Jahr die Wende. Jetzt spiele ich nur noch auswendig bzw. improvisierend. Dabei kann ich praktisch zu jedem Style eine Melodie spielen und jedes Mal eine neue. Das ist in meinen Augen ungeheuer reizvoll und anregend. Notenspieler können das vmtl. nicht verstehen, sind sie doch von ihren Vorgaben abhängig.
Allein der Umgang mit Synthesizern macht einen frei für neue musikalischen Ideen, für die es keine Noten geben würde. Hier muss man einfach improvisieren. Ebenso beim Jazz, der von der Improvisation lebt und weitgehend ohne Noten auskommt. Ich habe jedenfalls nochkeinen Jazzmusiker gesehen der nach Noten spielt.
So braucht man sich als Keyboarder keine Sorgen zu machen, von Noten abhängig zu sein. Anders als Orchestermusiker hat man die Freiheit, entweder vom Blatt, oder nach Gehör und Eingebung zu spielen. Im Allgemeinen erregt ein frei spielender Musiker mehr Aufsehen als einer der nur nach Noten spielt. Das ist für mich und auch andere sozusagen die Kür des Musizierens.
 
Hallo
Also für mich ist "freies" Spiel vs Noten ungefähr wie Geschichte selber ausdenken vs geschichte vorlesen.
Wobei freies Spiel ist ja so ein Ding. Man ist ja trotzdem irgenwie gefangen in seiner melodisch-hamonischen Wertewelt. Diese wird ja schon durch die Stimmung des Intruments begrenzt. Aber das ist wohl nicht, was Du meintest....
Back to Topic: Notenkenntnisse sind für ein Spiel in einer Band nicht unbedingt notwendig, aber sicherlich auch nicht schädlich. Noten sind nun mal die Sprache, in der Musiker miteinander musikalische Inhalte teilen.
Meine Tips an Dich:
-Es ist nicht nur wichtig herauszufinden, welche Töne/Akkorde zu einem Akkord (also z.B. C-Dur) passen, sondern eher welche Töne/Akkorde, Licks odes was auch immer zu eine Akkord im jeweiligen Kontext passen (also z.B: F-B-C-F). Das können eben u.U. ganz andere sein
-Was auch nicht schlecht ist: lade Dir ein paar freie Midifiles runter, die Dir gefallen und dann hör Dir das ganze sehr langsam über einen Midiplayer (z.B. Garageband oder so) ab und nimm für Dich mit, was Du brauchen kannst. Alternativ kannst Du Dir die Midinotation auch noch anschauen..
-Hören, hören,hören-spielen,spielen,spielen
-freies Spiel zuhause bereitet nicht zwangsläufig auf ein spielen in der Band vor. Im Bandkontext muss man (muskalisch gesprochen) häufig eine ganz ander Rolle übernehmen. Da braucht es häufig keine Tiefen Noten (die spielt der Bass), keine Melodie (die kommt vom Sänger) und keine rythmische Begleitung (das macht die Gitarre). Der Job der Tasten ist irgenwie alles das zu ergänzen und dann doch nicht. Und hoffe , das Du nicht an einen Ich-hör-mich nicht-Gitarristen gelangst. Obwohl viele von denen hören tatsächlich nichts (mehr)...
-Bereite Dich darauf vor, das im Bandkontext die Songs eher im E/D/G-Bereich sind. Oder Du hast eine Transposefunktion...


Wenn Du in der Schweiz wohnst, dann kannst Du gerne mal auf ein Citro vorbeischauen, ich zeig Dir ein paar kleine Tricks, die mein Bandleben sehr erleichtert hätten...

Grüsse
Benjamin
 
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Hier meine Empfehlungen:
Jürgen Moser - Rock Piano: Grundlagen des professionellen Keyboard-Spiels (gibt's zwei Bände)
Simon Schott - So spielen Sie Barpiano frei und ohne Noten

Das Buch von Schott ist vielleicht etwas altbacken aufgemacht, inhaltlich aber super und hilfreich. Du lernst die Akkorde vom Sound her kennen und unterscheiden. Außerdem bringt er dir Nützliches zur Harmonisierung von Melodien bei. Am Ende kannst du professionell mit einem Leadsheet umgehen. Also eigentlich genau das, was du willst. Moser geht dafür alle wesentlichen Stile der Populärmusik durch. Das ist in jedem Falle auch interessant.

Video Tutotials finde ich auch super. Gibt's ja mitlerweile einen Haufen Angebote auf Youtube.

Ach so, zusätzlich kann ich dir noch die Re-Introduction Etüden von meinem Klavierheld Chilly Gonzales empfehlen. Da gibt's auch Videos dazu.

Schau mal, ob's bei euch irgendwo eine Musikbibliothek gibt. Mir hat das sehr geholfen, verschiedene Klavieranleitungen auszuleihen. Wenn man's gleich kaufen muss schaut man sich nicht allzuviel an.

Viel Spaß!
 
Ich finde es auch immer gut, mal auf die harmonischen Vorgaben verzichten zu können. Dafür gibt´s z.B. hier gute Spielanleitungen:

http://www.amazon.de/Meditatives-Kl...3149&sr=8-4-spell&keywords=herbert+wiedenmann
http://www.amazon.de/Meditatives-Im...903/dp/3765199257/ref=asap_B00MDGFIWO?ie=UTF8

Ich spiele auch gerne mal "Gedichte", d.h. nehme mir ein Gedicht und fange an, eine kleine "Filmmusik" dazu entstehen zu lassen. Auf den schwarzen Tasten zu spielen geht immer gut, weil es nie wirklich schief klingt, Das kann man dann auch ruhig mit beiden Händen machen.

Neulich war eine Schülerin da, der es etwas schwer fällt, frei zu spielen, weil sie immer gleich denkt, es müsse "perfekt" klingen. Ich habe ihr dann die Aufgabe gegeben, ein Landschaftsgedicht nur mit den Ellenbogen und Unterarmen zu spielen, ohne Fingergebrauch. Damit sie gar nicht in die Versuchung kommt, "richtig" spielen zu wollen.

Solche Sachen machen am ehesten "frei", finde ich.
 
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