Unsere erste Review auf den Babyblauen-Seiten ist veröffentlicht worden!
Hier der Link:
http://www.babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=12949&content=review
Hier auch gleich der Text 
 
Es tut sich was im teutonischen Progrock-Untergrund. Nachdem die  deutsche Szene in den 90ern und frühen bis mittleren 2000ern vor allem  von Bands wie Sieges Even (sowie deren Nachfolgern von Subsignal), RPWL,  Sylvan oder Alias Eye repräsentiert wurden, machten zuletzt vor allem  ‚jüngere', aufregende Gruppen wie Relocator oder die Franken von  Effloresce von sich reden. Zu diesem illustren Kreis könnten (lies:  sollten) vielleicht auch bald die bereits 2004 im pfälzischen  Hinterweidenthal gegründeten Gentlemen von Circles gehören (
no pun intended).  Nachdem man über Jahre v.a. lokaler Livegigs und diversen  Besetzungswechseln bereits einiges Material komponiert hatte, wurde im  Mai 2012 schließlich das Debüt-Album 
 Where Moments Fade in Eigenregie veröffentlicht.
 Lyrisch geht es auf diesem Konzeptwerk um eine Dreiecksbeziehung voll  Leidenschaft und Eifersucht, die in einem tragischen Mord, den  folgenden Schuldgefühlen und der schlussendlichen Verurteilung des  Mörders gipfeln. 
 Das 17minütige Titelstück eröffnet mit perlendem Piano und heftig  rockenden Gitarren, die durchweg für mächtig Drive und Spannung sorgen,  bevor man sich - in bester Progmetal-Manier - erstmalig ganz dem Fluss  der Instrumente ergibt. Dabei wird zwar das Rad vielleicht nicht neu  erfunden, aber mit so viel Variabilität, Melodie und sogar Groove  musiziert, dass man die Freude, den die Herren dabei gehabt haben  müssen, regelrecht hören kann. Plötzlich meint man gar, sich in eine  Fusion-Jazzbar verirrt zu haben … dann tanzt man unwillkürlich Samba …  oder war das Funk? Aber nein, den tanzt man ja eher nicht! Vielleicht  sollte man als Genre also einfach "geil" angeben? Der Stilbruch ist vor  allem deshalb so verblüffend, weil er den Akteuren mit einer scheinbar  spielerischen Leichtigkeit von der Hand geht, wie ich es von einem  Erstlingswerk seit Spock's Beards 
The Light höchstens noch auf Hakens 
Aquarius gehört habe. Respekt.
 "…Away" setzt als lockere, gut gelaunte und von Akustikgitarre und  Piano getragene Nummer, die Story des Openers stimmig fort, und hält die  beschwingt-verspielte Stimmung. Bei "Crossfield J." fühle ich mich  sofort ins Transsylvanien der guten alten Hammer-Horrorfilme versetzt,  oder aber in die Soundtracks der Castlevania-Reihe. Das Stück ist eine  instrumentale Achterbahnfahrt voller Breaks und Überraschungen und  dürfte für Freunde des gepflegten Gefrickels eine echte Wonne sein. 
 Soweit, so beängstigend gut. Wäre der Rest des Albums wie die ersten  drei Stücke, ich könnte mich glatt hinreißen lassen von einem der besten  Debüts im Progmetal überhaupt zu sprechen. Leider aber können die  letzten zwei Stücke auf 
Where Moments Fade das sehr hohe Niveau der ersten Hälfte nicht halten.
 Die bewegenden Zeilen des 23. Psalms leiten ein in "Mirror Sky" der  hier auch in seiner Gänze zitiert wird, und so neben dem Abschluss des  Liebesdramas auch noch religiöse Aspekte mit ins Spiel bringt.  Vielleicht war man hier einfach thematisch überambitioniert, jedenfalls  lässt dieser Longtrack - trotz weiterhin virtuosem Spiel - die  Lockerheit und eigene Identität des großartigen Openers vermissen.  Stattdessen klingt die Band hier nach Dream Theater, wo man es vorher  kein Stück nötig hatte. Mit dem abschließenden "Back in Hell" wechselt  man dann noch einmal überraschend den Stil und schlägt mit dreckigen  Gitarren, Hammondorgel und Rockröhre voll in die 70s Hardrock-Kerbe.  Nach 90 Sekunden Stille klingt das Album zu ominösen Pianoklängen und  geisterhaften Frauengesängen aus. So lässt mich die zweite Hälfte leicht  konsterniert zurück: Was war das denn jetzt? 
 Musikalisch war das alles einwandfrei. Allein was die Einheit von  Text und Musik bei diesem Konzeptalbum angeht wirkt nicht immer alles  rund: Die delikate - und sicher nicht sonderlich musikaffine, geschweige  denn progrock-taugliche - Thematik des Beziehungs- und  Eifersuchtsdramas lyrisch umzusetzen, gelingt mal besser ("Where Moments  Fade …" und "...Away"), mal weniger gut ("Mirror Sky"). Sänger Endlich  sieht sich vor die Mammutaufgabe gestellt, glaubhaft nicht nur zwischen  emotionalen Extremen (Entsetzen, Furcht, Zorn, Verliebtheit, Glück,  Schuld, Trauer, Verzweiflung etc.) sondern auch verschiedenen  Charakteren hin und her zu springen. Der Eindruck der Unangemessenheit  ist vor allem dem stellenweise etwas plumpen und ungrammatischen  englischen Text geschuldet, den Endlich zwar mit jeder Menge Herzblut  und Einsatz dramatisiert, wobei er aber nicht nur wilde vokale Kapriolen  sondern eben auch manchmal über die Stränge schlägt. Wird die  menschliche Tragödie dann noch mit Sprachsamples und kontrastierend eher  locker-fröhlicher Musik kombiniert, kippt die Stimmung schnell ins  unfreiwillig Komische. Hier wäre weniger mehr gewesen.
 Wem die Texte schnurz sind, der kann diese Kritik freilich  ignorieren. Unterm Strich geht es natürlich um die Musik. Und hier  überzeugen, nein, brillieren Circles auf voller Strecke, wobei die  starke Rhythmussektion ebenso hervorzuheben ist, wie die geschmackvollen  Keyboards von Artur Phillip und das ebenso variationsreiche wie  gefühlvolle Spiel von Gitarrist Ray Neuhart, der den meisten Stücken  klar seinen Stempel aufdrückt. 
Where Moments Fade ist gespickt  mit inspirierten Riffs und mitreißenden Melodien, die vor Spielfreude  und Spritzigkeit nur so strotzen. Kurzum: Mit diesem Debüt ist den  Pfälzern ein Album gelungen, dass für den Freund des deutschen  Progmetal-Untergrunds ein absolutes Muss darstellt, und bei dem sonstig  Interessierte zumindest ein Ohr riskieren sollten.
 P.S.: Zu letzterem hat man auf 
ProgSpheres Progstavaganza Sampler, Vol. 10 Gelegenheit, der das Titelstück des Albums zur Gänze enthält. 
 P.P.S: Beziehen kann man das Album für sehr faire 10€ direkt bei der Band unter 
order@circlesmusic.de.