Funktionale Stimmbildung

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Dominic89
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Hallo,

ich habe drei Jahre mit einer Unterbrechung bei einer studierten Jazsängerin Gesangstunterricht genommen. Ich bin männlich, sie hat gut mein Falsett trainiert, aber auch meine Bruststimme und den Übergang zwischen den Registern. 2/3 der Gesangsstunde habe ich Lieder gesungen. Nach dem ich mich näher mit Gesangstechniken befasst habe, kam ich darauf, dass sie mit mir die Funktionale Stimmbildung gemacht hat. Dies hat sie mir auch per E-mail bestätigt. Nun hat sie allerdings an meiner Musikschule gekündigt. Ich müsste lange in eine andere Stadt fahren, um noch bei Ihr lernen zu können. Nun frage ich mich, ob die Funktionale Stimmbildung gut ist und sich dafür der Weg lohnen würde. Im Falsett möchte ich auf jeden Fall weiter singen, auch wenn es viele evt. nicht schön finden, habe ich im Falsett meine größten Stärken, was Power, Klang und Intonation angeht. An meiner alten Musikschule unterrichht noch eine andere Lehrerin Musicalgesang und Belting. Vor meinen Gesangsstunden hat sie mich nicht genommen, weil ich angeblich kein talent hätte. Meine Gesangslehrerin nahm mich sofort. Was haltet ihr von der Funktionalen Stimmbildung, lohnt sich dafür ein weiter weg? Oder welche Gesangstechniken sind ähnlich? Mich interessiet natürlich euere Meinung auch unabhänig davon, wie weit der weg ist!


Viele liebe Grüße

Christoph
 
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Hi Dominic89,


funktionale Stimmbildung ist grundsätzlich keine "Technik" sondern eine Lehrschule, die ursprünglich auf Cornelius Reid, einen amerikanischen Stimmforscher, zurückgeht. Der Anspruch ist, dass die physiologischen Grundlagen der Stimmgebung gelehrt und die beteiligten Organe und Muskeln bewusst angesteuert werden sollen. Zudem werden bestimmte Lehrprinzipien proklamiert - die Registertrennung, die deine Lehrerin offenbar auch mit dir vorgenommen hat, ist eine ganz wesentliche davon.


Ob es sich für dich lohnt, deiner Lehrerin zu folgen und dafür einen weiteren Weg auf dich zu nehmen, ist in aller erster Linie aber keine Frage der Methode, sondern ob du persönlich dich bei deiner Lehrerin wohlgefühlt und viel gelernt hast. Es existieren so viele gesangspädagogische Ansätze und auch wenn viele gerne von sich behaupten, die einzig wahre Methode zu sein, so wird eigentlich überall mit Wasser gekocht und es gibt immer sowohl gute als auch schlechte Lehrer, egal ob sie die funktionale Schule vertreten, nach Belcanto-Prinzipien vorgehen, CVS lehren oder einfach ihren persönlich Mix durchziehen. Ergo: geh nicht nach dem Etikett sondern nach der lehrenden Person. :)

Wenn du mit der Registertrennung gut fährst und dir der Weg doch zu weit sein sollte, kann es natürlich dennoch sinnvoll sein, sich wieder nach einem Lehrer umzusehen, der ähnlich vorgeht - einfach weil du jetzt bereits ein Stück dieses Weges gegangen bist und dich damit wohlfühlst und es dir sehr gut passieren kann, dass beispielsweise ein Belcantolehrer die bewusste Registertrennung gerade nicht gut findet und das deshalb nicht mit dir machen wird.

Im Zweifelsfall frag deine Lehrerin doch einfach mal, ob sie dir nicht einen Kollegen/ eine Kollegin empfehlen kann. :)
 
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Ich würde auch, wie Foxx in erster Linie nach einer Lehrerin suchen, bei der ich mich wohlfühle.

Von Reid und so manchen funktionalen Ansätzen halte ich persönlich nicht viel. Wenn du hier mal die Suchfunktion betätigst findest du da schon einiges an Diskussionen. Ich würde dir persönlich daher raten, mal bei verschiedenen LehrerInnen Probestunden zu nehmen, einfach damit du mal vergleichen kannst: Was hast du bisher gemacht? Wie machen es andere? Wie fühlst du dich mit anderen Ansätzen? Usw.
Jetzt einfach den Weg weiterzugehen, weil du ihn zufällig begonnen hast muss eigentlich nicht sein.
 
Nicht nur Reid ist funktional. Rohmert und Estill ordne ich da auch ein. Da du von Registertrennung sprichst, kann es aber gut sein, dass du Reid meinst. Ich komme mit der funktionalen Schule sehr gut zurecht, aber habe auch nicht-funktionale Lehrer gehabt, die auch mir sehr geholfen haben. Wichtig am Ende ist es, ob der Lehrer gut ist! Wenn du nach meinen Beiträgen und denen von Stimme17 suchsts findest du "funktionale Beiträge".
 
Ich müsste lange in eine andere Stadt fahren, um noch bei Ihr lernen zu können.

Was haltet ihr von der Funktionalen Stimmbildung, lohnt sich dafür ein weiter weg?

Wie lange ist "lange"? Ob sich der weite Weg (wie weit ist "weit"?) für diese Lehrerin lohnt, wirst wohl nur Du entscheiden können. Wenn nicht, die anderen haben Dir schon einiges zum Thema geschrieben. Ich finde auch wichtiger, mit dem Lehrer zu können, als nach welcher Methode unterrichtet wird.
 
Ich vernahm bei der Beschreibung des Fragestellers aber nicht nur deutlich "Registertrennung", sondern auch Registerangleich, was ja das endprodukt sein sollte.
Letzten Endes will ein gutes Gesangslehrer dafür sorgen, dass du das tun kannst, was du tun willst. Wo wohnst du denn überhaupt? Stadt? Land?
 
Hey,

danke schonmal an alle für die Antworten.

Wo ist den der Unterschied zwischen Gesangstechnik und Lehrschule? Ich müsste sicher für den Weg 60 Minuten einplanen. Früher konnte ich in 7 Minuten zur Musikschule laufen. Ich wohne im Ruhrgebiet. Die andere Musikschule wäre in Düsseldorf und wesentlich teurer. Wohlgefühlt habe ich mich bei meiner Lehrerin sehr.
 
Wo ist den der Unterschied zwischen Gesangstechnik und Lehrschule?

Der Unterschied liegt einfach darin, dass viele Wege nach Rom führen. Die verschiedenen Schulen lehren im Grunde keine verschiedenen Techniken sondern wenden nur verschiedene Pädagogik an, um die richtige Technik zu erreichen. Ich wage aber mal die These, dass es in den meisten Fällen eigentlich aufs Gleiche hinausläuft.

Ein (anschauliches, weil kontroverses) Beispiel: Manche Lehrmethoden - darunter auch gerade die funktionalen - lehnen beispielsweise ein bewusstes Trainieren der Stütze/ Atemanbindung ab, während im Belcanto oder auch beispielsweise der Voce-Methode nach ein starker Fokus auf Atemtraining liegt. Nun ist es aber nicht so, dass die funktional Lernenden am Ende alle nicht stützen würden - nur ist hier eben das Lehrprinzip, dass die richtige Atmung sich von alleine eintstellt, wenn der Rest stimmt. Cörnel hat dazu mal eine Hausarbeit verfasst, die du in den FAQ finden kannst und die sehr übersichtlich die Argumente beider Seiten auflistet.

Ein anderes Beispiel ist das Ziel des Einregisters (auch im Bezug auf das, was stimme17 angesprochen hat). Lassen wir mal außer Acht, dass einregistriges Singen im Pop und Rock kein zwingendes Ideal ist, kann man auch hier verschiedene Ansätze beobachten. Klassiker trainieren eigentlich immer auf die umgehende Verbindung der Register hin. In der Randstimme wird nach unten gedacht, in der Vollstimme der Kopfklang aufgebaut. Nach Reids Ansatz hingegen sollen die Register erst getrennt und isoliert werden und erst anschließend einander wieder angenähert. Beides hat das gleiche Ziel, die Vorgehensweisen stehen aber quasi diametral zueinander.

---------- Post hinzugefügt um 14:35:46 ---------- Letzter Beitrag war um 14:32:59 ----------

Cörnel;5384908 schrieb:
Rohmert und Estill ordne ich da auch ein.

Rohmert ist die vom Lichtenberger Institut, oder? Die beruft sich ja auch auf Reid, wenngleich sie nicht in allem mit ihm übereinstimmt. Ich würde sogar annehmen, dass die funktionale Schule nach dem Lichtenberger Institut in Deutschland verbreiteter sein dürfte als Reids Lehre.

Estill und CVT sind vom Prinzip/ Anspruch her funktional, auch wenn sie sich den Begriff nicht auf die Fahnen schreiben.
 
Ich würde auch sagen, frag' doch Deine Lehrerin, ob sie Dir jemanden in Deiner Nähe empfehlen kann. Ansonsten kannst Du entweder den Weg auf Dich nehmen und z.B. die Unterrichtshäufigkeit reduzieren oder Du suchst selbst nach einem passenden Lehrer in Deiner Nähe. Das sollte im Ruhrgebiet nicht so schwierig sein. Ich würde letzteres vorziehen. Wenn Du niemanden findest, kannst Du immer noch überlegen, die Reise anzutreten.

Und noch zwei Tipps: 1. Warum Schule? Kuck' Dich nach einem Privatlehrer um, die sind oft günstiger bzw. man bekommt mehr für's Geld und es gibt weniger vertraglichen Mumpitz. Kuck' Dich einfach um, Probestunden sind meist kostenlos und Du weißt ja schon, was Du willst, kannst also beurteilen, ob der Lehrer was für Dich ist. Und 2. Es kann durchaus hilfreich sein, auch andere Methoden kennenzulernen. Das Ei des Columbus gibt es nicht, jede Methode beleuchtet andere Aspekte. Solltest Du also schon weit genug sein (sprich: die funktionale Methode begreifen und sie als Baustein betrachten können, sodaß Du anderes damit vergleichen kannst), kannst Du auch über den Zaun schauen und andere Dinge probieren. Wichtig ist, was einen voranbringt - egal wie's heißt.
 

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