"Gefühle der Stadt" - Ist dieser Text zu unkonkret?

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Hi,

ich bin in letzter Zeit wieder viel am texten und probiere da auch immer mal neue Herangehensweise aus. Mit vielen Sachen bin ich tatsächlich recht zufrieden, aber manchmal wenn ich etwas neues versuche bin ich selbst vom Ergebnis ein wenig überrascht und kann es nicht so ganz einordnen. So auch bei diesen Zeilen. Ich mag eigentlich Texte, die sehr viel Interpretationsspielraum lassen, aber ich finde es gleichzeitig auch unschön, wenn ein Text dadurch gar keine richtige Message hat.
Ein schmaler Grat und ich bin mir wirklich nicht sicher, wie mir die Wanderung auf jenem in diesem Fall gelungen ist.
Daher also meine Fragen: Findet ihr, dass bei diesem Text die Aussage fehlt oder zu gut versteckt ist? Findet ihr also überhaupt eine? Und falls nicht: Ruft das ganze irgendeine Stimmung hervor? Ist es als Songtext brauchbar oder einfach nichtssagend und langweilig?

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Gefühle der Stadt

Die Autos fressen ihren Staub
Die Hitze brüllt, und die Motoren auch
Lichter gehen aus
Lawinen im Stillstand
Gedanken stehn im Stau
Dann geht ein Licht an
Und alles geht wie immer
Seinen Gang

Die Sonne sinkt in rot und gelb
Sie erzählt Geschichten aus der Welt
Manche sind traurig
Manche sind heiter
Manche snd lauter
Manche sind leiser
Ich hör gut zu und
Erzähle ihr von meiner

lalala...


Der Mond wacht über diese Nacht
Es ist still auf den Straßen dieser Stadt
Freunde und Feinde
Schlafen und träumen
Und ganz ohne Eile
Warten die Bäume
Auf neuen Staub und auf
Andere Zeiten

Der Vogel singt von seinem freien Tag
Er schert sich nicht um das was mal war
Er singt von heute
Als gäb es kein morgen
Und all die Leute
Die ihn umsorgen
Laufen mit dem Käfig
Hinter ihm her und hörn nicht zu

lalala...

Die Autos fressen ihren Staub
Die Bäume stehen still und bleiben´s auch...

-----------------------------------------------------

Bin, wie immer, über jedes Feedback dankbar :)

MfG
Tasunoro
 
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Ich finde den Anfang von dem Text ganz gut nur das mit der Lawine kann ich nicht ganz einordnen
Lawine und eine Stadt bzw Gefühle der Stadt... Ich weiß nicht so recht das passt für mich irgendwie nicht so recht
Man sollte irgendwas anderes im Stillstand stehen lassen nur müsste ich nochmal darüber nachdenken was
Ansonsten finde ich den Text recht gut

Eine Frage hab ich an dich:
Was genau für eine Massage hast du dir bei dem Text ausgedacht? Für mich ist gerade die Massage am wichtigsten bei einem Text
Kannst mir ja mal persönlich schreiben evtl hab ich vllt noch eine brauchbare Idee was man an dem Text verbessern oder ändern könnte ;)
 
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Ah ok dann macht es Sinn
Danke dir :)
 
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Hallo @Tasunoro,
Du hast in dem Text viele gute Ideen drin. Auch schöne Gedanken, die viel Interpretationsspielraum lassen. Leider kommt man nicht dazu in die Tiefe zu gehen und alles nachzuvollziehen, weil gleich die nächste inhaltschschwere Zeile folgt und dann das nächste Bild, dass wieder in eine andere Richtung geht.
Man wird thematischen ganz schön hin und her geschickt: Tag, Hitze, Stau, Hektik, Abend, Sonne, Ferne, Geschichten, Nacht, Mond, Bäume, Stille, Vogel, Käfig, Leute...
Für mich wäre das Material für mind. 3 Texte, die auf eine Kernidee hin ausgearbeitet werden können.
Oder es braucht einen Refrain, der alles auf geniale Weise verbindet - roter Faden, Grundstimmung etc.

Das ist jetzt mein subjektiver Eindruck als "Dorfkind" - ich weiß nicht so recht auf was der Text hinaus läuft, was am Ende hängen bleibt von den vielen Inhalten.

Für mich ist gerade die Massage am wichtigsten bei einem Text
Massage ist nicht zu unterschätzen ;-)
Sorry - lustiger Tippfehler
 
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Ups ich glaube ich lass das lieber mit den Fremdwörtern haha
Aber ihr wisst was ich meine ;)
 
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Hey, danke für eure Antworten :)
Leider habt ihr wohl das gleich Problem wie ich: so ne richtige Message kommt nicht rüber, und das liegt vermutlich an meiner Herangehensweise: Ich hab mir vorgestellt, dass ich einen Tag lang an einem bestimmten Ort in meiner Heimatstadt neben der Straße sitze und zuschaue. Meine Gedanken zu den einzelnen Strophen sind dann die verschiedenen Tageszeiten:
1. Strophe - nachmittags
2. Strophe - abends
3. Strophe - nachts
4. Strophe - morgens

Ich fand die Idee cool, aber irgendwie ist mir das Ergebnis zu schwammig und für einen griffigen Chorus fehlt mir grade die Inspiration beziehungsweise die "Meta-Ebene", die die Strophen thematisch verbindet..
Hat jemand eine Idee? Ansonsten muss ich da wohl noch ein wenig drüber nachdenken..

MfG
Tasu
 
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Ich hab mir vorgestellt, dass ich einen Tag lang an einem bestimmten Ort in meiner Heimatstadt neben der Straße sitze und zuschaue.
Dann wäre das doch der ideale Inhalt für den Chorus. Wie man das allerdings griffig umsetzt weiß jetzt auf die schnelle nicht.
 
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Also ich mag offene Texte mit vielen Bildern, wo die Phantasie des Zuhörers angeregt wird und wo man sozusagen selbst durch die Assoziationen aktiv wird, statt nur eine bereits fertige Aussage zu übernehmen.
Wieviel Message muss es denn wirklich sein? Sicher, der Text hat vielleicht keine explizite Botschaft, aber dafür zeichet er ein stimmungsvolle(s) Bild / Szene der Stadt mit ihren Gegensätzen und ich finde, das kann durchaus ausreichend sein!

Eine paar Stichpukte zum Text:
"Die Autos fressen ihren Staub" Das ihren bezieht sich ja auf die erwähnte Stadt in der Überschrift, d.h. du bindest die Überschrift inhaltlich in das Gedicht mit ein, obwohl die Überschrift ja eigentlich nur den Rahmen des Gedichtes bildet. Das empfinde ich also ungünstig. D.h. das ihren lässt sich eigentlich nur mit der Überschrift verstehen, würde dann beispielsweise schwierig werden als Song, wo der Titel (zB. im Radio :D) oft nicht angesagt wird.

Die monotone Aufzählung in Strophe zwei finde ich insofern etwas ungünstig, weil es den (Lese-) Flow des Gedichtes stark reduziert und als monotone Aufzählung einen starken Kontrast zu deiner Sprache in den anderen Strophen bildet. (Kann aber auch gerade gewollt sein...)
Eine Alternative wäre vielleicht etwas in dieser Richtung:
Über Traurig bis Heiter,
Von Lauter nach Leise
Durch Schwer und Leicht.....


Ich empfinde weiterhin deine bestimmen Artikel (die Sonne, die Autos, der Mond, der Vogel) lassen sich auch etwas poetischer gestalten, wie wäre es beispielsweise unbestimmt oder auch bildhaft (zb:
hungrige Autos, warme Sonne, kalter Mond, ein Vogel... o.ä.)

Eine andere Thematik ist der Spannungsbogen des Gedichtes. Dadurch, das du eigentlich einen Tagesverlauf nachzeichnest, ist mehr oder weniger nur der normale Spannungsbogen eines Tagesverlaufs vorhanden, mir persönlich ist das etwas zu wenig.
Möglich wäre ja beispielsweise ein Chorus, wo diese "Stadtgefühle" auf eine persönliche, halt ganz andere Ebene übertragen werden. Und der Chorus lässt sich ja auch im Sinne des Spannungsbogens schrittweise steigern, entwickeln...
Sozusagen die dargestellten Gegensätze der Stadt auf die gegensätzlichen persönlichen Position/Gefühle etc. übertragen. Und selbst da gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten: Du könntest beispielsweise ein eigenes, inneres Spannungsverhältnis beschreiben, ein beziehungstechnisches Spannungsverhältnis oder auch ein soziales Spannungsverhältnis. ...

Der Ausdruck ist gefühlt in den 1970ern beheimatet :)
Kann ich nicht so direkt bestätigen. Im "Osten" gibt es erst seit der Wende Blechlawinen.... :D
 
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Jo, also vielleicht eine Art Hookline, die das ganze noch stärker mit dem lyrischen Ich verbindet...
"Und ich sitz mittendrin
Und weiß nicht, wohin"
Oder sowas in der Art :rolleyes:

@Primut danke für deine Stichpunkte :)
Das "ihren" soll sich tatsächlich reflexiv auf die Autos beziehen, also sie fressen ihren eigenen Staub, abgewandelt von der Redewendung "Friss meinen Staub" wenn man das Rennen gewinnt.
Vielleicht wäre da besser
"Hungrige Autos fressen ihren eigenen Staub"
o.ä. um das klar zu machen. Danke!

Zu der Aufzählung: Ich finde dieses montone ganz cool, weil es die "Flut" an Geschichten gut rüberbringt. Aber ich stimme zu, das ist vielleicht übertrieben. Ich glaube ich werde in so eine Richtung
"Manche sind traurig
Andere heiter
Einige lauter
Selten nur leiser.."
Gehen also Abwechslung in der Monotonie^^

"Hungrige Autos" find ich cool (s.o.), und auch ansonsten hast du recht, da kann man mehr drauß machen. "Müde Sonne", "Schweigender Mond", "Bunter Vogel" wären da meine Favoriten :)

Ja, bleibt nur das Problem mit dem Chorus...
Ich mag das Bild vom verlorenen Ich im Chaos des Geschehens.

"Ich sitz mittendrin,
Und frag mich wohin"

Dann

"Ich sitz mittendrin
Und weiß nicht wohin"

Und dann

"Ich sitz mittendrin
Und nehme es einfach so hin"

Das nimmt dann nicht so den Fokus vom Stadtgeschehen, aber fügt dem ganz noch ne Ebene und ne Entwicklung hinzu..
Meinungen? ^^
 
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Wie wäre es mit

Ich bin hier verloren
Hörst du die Motoren
Ich weiß nicht wohin
Bin hier mittendrin

Das ist das Gefühl der Stadt
Vielleicht doch alles ein wenig matt
Ich weiß nicht wohin
vielleicht nehm ich es so hin
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Keine Ahnung ob das passen könnte
 
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Hi du;

Bin über die Kritik etwas erstaunt.

Ich finde den Text wirklich sehr schön.

Hab jetzt nicht tiefer drüber nachgedacht.
Aber ich finde, dir ist einfach ein schöner Text gelungen.
Merci
Lg
 
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@Tasunoro
Endlich mal ein Text, den ich einfach durchlesen kann, ohne daran herumkritteln zu müssen!
Message? Könnte ich ausbuchstabieren, aber das bräuchte mehr Worte, als im Text drin sind. So sollte Lyrik auch sein!
Zur Lyrik gehört kein Predigtton, kein "shau, wie schön" oder "schau, wie hässlich". Hast du auch nicht gesagt. Ich schaue einfach die Bilder an, die du aus deiner Perspektive gezeichnet hast, und ziehe die Schlüsse, die ich gezogen hätte, wenn ich an deiner Stelle gestanden hätte. Ob die mit deinen Schlüssen (die du zurecht nicht preisgibst!) übereinstimmen, ist egal. So ist Lyrik nun mal.

Ein Sprachenlehrer auf meinem Gymnasium hat mal gesagt, "Der einzige, den man nicht um die Interpretation eines Gedichtes fragen sollte, ist der Dichter selbst." Er hatte Recht - wenn du sagst, was du ausagen wolltest, anstatt es einfach zu sagen, bricht vielleicht meine Interpretation als Leser zusammen, und das Gedicht ist um eine Interpretation ärmer.

Ich habe deshalb deinen Text aufmerksam gelesen, deine Antworte auf die Kommentare nur überflogen. Der Kern ist für mich der Mensch, der "seinen eigenen Staub frißt" und seine lawinenartigen, motorisierten Bewegungen einem technischen Licht (wohl Verkehrsampel) unterwirft und versucht, die freie Natur (Singvögel) mit in die Technik (Käfig) einzubinden, ohne den Wert oder die Schönheit der Freiheit zu beachten. Die Bäume aber stehen für die Unmöglichkeit dieses Unterfangens.

Message: Wir Menschen gehen in unsere von Menschen geschaffene Technikwelt auf und wollen - sinnloserweise - die freie Natur darin mit einbinden.

An und für sich nichts Neues.

Aber da fällt mir eine Zeile des Englischen Dichters Alexander Pope (ca. 1700) ein. Lyrik definiert er als: "What oft was thought, but ne'er so well express'd" (Was oft gedacht, doch nie so gut ausgedrückt wurde).

Um nicht ins Schwärmen abzufallen, schließe ich mich denen an, die sich irgendeinen Refrain wünschen. Ich denke an sowas wie deine "Ich sitz (bzw. steh) mittendrin und ..."

Cheers,
Jed
 
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