Gegenseitige beeinflussung von Nebeneinander liegenden Tonabnehmern

  • Ersteller miker119
  • Erstellt am
Hi,

ich denke schon, dass die Ursache in den Magnetfeldern liegt, denn durch die Verschaltung wäre es nicht erklärbar, dass sich der Sound auch im Einzelbetrieb verändert. Ich meine sogar, dass ein Workshopautor in einer Gitarrenzeitschrift genau diesen Effekt schon mal beschrieben hat, als er am Steg einen SC und einen schmalen HB kombinieren wollte.

Was ich mir als Ursache vorstellen könnte, wäre der Umstand, dass es sich beim Pro Track um einen ganz anders als den Texas Special aufgebauten PU handelt, der einen recht starken Keramikmagenten an der Unterseite trägt. Und der hat seine Polarität horizontal der Länge des Barrens nach aufgeteilt, während die Einzelmagnete des TS vertikal orientiert sind. Bei einem Humbucker ist die Situation eine andere, da haben wir durch die magnetisierten Schrauben bzw. Polstücke letztlich so eine Art Hufeisenmagnet mit durchgehendem Polaritätsverlauf.

Bei der Kombi hier handelt es sich dagegen um zwei getrennte Magnetsysteme, die aber sehr eng beieinander liegen; da kann ich mir schon vorstellen, dass sich die Magnetfelder gegenseitig teilweise aufheben und dadurch der Output geringer wird. Vielleicht hast Du ja noch einen rw/rp gewickelten Texas Special oder einen anderen SC mit umgekehrter Polarität, dann könntest Du den mal einbauen und schauen, ob der Pro Track dann anders klingt. Die Alternative wäre, den Barrenmagneten unten am Pro Track zu "flippen", also um die Längsachse zu drehen und damit vorne und hinten zu vertauschen. Ich glaube, der Magnet ist unten einfach eingeklebt, den müsste man eigentlich entfernen und wieder einbauen können. Für Schäden an Leib und Seele wird aber jede Haftung ausgeschlossen:p. Den kompletten PU wird man wahrscheinlich nicht einfach umgekehrt einbauen können, da wird die Grundplatte im Weg sein, wenn das Dreieick mit den Anschlüssen in Richtung Hals zeigt.

Gruß, bagotrix
 
Moin!

Der Kern wird hier noch nicht so richtig getroffen. Es wird hier mit den Verschiedensten Dingen argumentiert, aber es wirkt noch nicht wirklich schlüssig.
Zudem reichen keineswegs nur die plumpen Gleichstromwiderstände. Eine Spule ist ein zu komplexes System basierend aus einem Widerstand (den die meisten ausschließlich messen - leider... ) , einer Kapazität und dann der Induktivität selbst. Neben den Materialeigenschaften, wie zB Draht- und Lackstärke ist die Wicklung auch noch Faktor dessen. Denn wenn die Drähte alle brav parallel angeordnet sind, werden die Obertöne stärker durch die größere kapazitive Last der Spule gedämpft. Das ist der Grund, wieso Handwicklungen meist besser klingen.
So, leider habe ich nocht nicht vom Magneten geredet. Dieser hat auch einen sehr großen Einfluss. Wenn man einen HB konstruieren mag, müssen die zu den Saiten schauenden Pole pro Spule unterschiedlich sein. Je stärker der Magnet, also je stärker die magnetische Flussdichte, desto stärker auch die Kraft, die auf die Saite ausgeübt wird (Ergebnis: Stratitis, das ist klar). Aber die induzierte Spannung steigt ebenso.

Ich bin ein Freund von SC-Einzelmagneten in einem HB. Ich habe einfach das Gefühl, dass der Ton direkter ist. Für mich klingt es stets Prima und die Klangformung ist seidiger. Es ist schwer zu beschreiben. Allerdings sind diese HB aber auch wesentlich weiter von den Saiten entfernt als die Kontrahenten mit dem breiteren Magnetfeld. Das breitere Magnetfeld ergibt sich ja dadurch, dass unter der Spulenanordnung ein Magnet ist, dessen Pole parallel zu den Saiten stehen. Das hat schon einen gehörigen Einfluss.

Um sich ganz bewusst zu werden, wie ein Tonabnehmer gedeutet werden kann, sollte man den Frequenzverlauf am Oszi plotten lassen, damit man die Dämpfung und die Resonanzfrequenz der Spulenanordnung kennt. Erst dann kann man wirklich sehen wie sich der PU verhält und auf den Klang nach dem Einbauch Rückschlüsse ziehen zu können.

Neben all Dem gibt es leider noch einen weiteren Faktor: Die Position vom Hals-PU ist nicht willkürlich gewählt. Er befindet sich bei Strats direkt und Les Pauls mit 22 Bünden an der richtigen Stelle, da diese einen ganzen Teiler der Saitenlänge misst. Natürlich sind die meist um wenige mm verschoben. Das macht aber nicht den Effekt. Dadurch, dass sich nun beide SCs um den einen Platz streiten, kann ich mir vorstellen, dass diese nun anders als erhofft klingen, weil sie nicht die optimale Position haben. Darum klingen die meisten PUs in der Halsposition von 24-Bündern nie so fett. Klar wird der Ton dumpfer, je näher der PU zur Saitenhalbierenden gelangt, aber den Stellen der natürlichen Schwingungsresonanzen rastet der Ton einfach ein.

Also... Nach so viel Text eine plumpe Empfehlung: Lass die beiden SCs mit größerem Abstand zu den Saiten. Ins besondere am Hals ist die Auslenkung der Saiten deutlich Größer, als an der Brücke. Danach passt du einfach die Abstände an. Wenn du bei einem SC mehr Bässe brauchst, dann dreh die Bassseite näher an die Saiten und wenn du meinst mehr Höhen zu brauchen, dann das und wenn du meinst es bedrückt zu sehr, dreh sie Beide wieder runter usw... Wenn du die PUs plump parallel liegen hast, kann es so nicht ideal klingen.

Es nützt letzten Endes alles nichts. Entweder man probiert sich zu Tode, bis man etwas hat, das einem Gefällt, oder Schnappt sich ein Grundlagenbuch der Mechanik und eines der Elektrotechnik und fängt an zu rechnen. Da stehen viele Dinge drin, die in keinem Gitarrenbaubuch oder dergleichen stehen. Zudem verraten einem Diejenigen, die sowas auf Gitarren oder generell Musikgeräte anwenden meist nicht. ;)

Ich hoffe ich konnte geholfen werden tun. :bang:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das Problem sind hier mMn. wirklich keine Spuleninduktionen, sondern einfach nur die Interferenz der passiven Magnetfelder.

Das hier ist doch mal ganz interessant. (Wobei er davon ausgeht, dass Barrenmagnete weniger Probleme machen, was ich auf jeden Fall widerlegen kann.)
Demzufolge ist der Effekt auch bei der Music Man vorhanden.
 
Meine Fehlertheorie basierte darauf, das z.B. bei Schalterpos. 3 (Texas PU) der
der Neckhumbucker (DiMarzio Pro Track) trotzdem mit einer Spule, evtl. Out-of-Phase,
mit aktiv ist. Das gleiche wäre dann mit Pos. 5.

Aufbau eines Doppelspulentonabnehmers und unterschiedliche Polarität
der Magnete:

magnetpolarität_humbucker.jpg.

Auch wenn in einem Humbucker außerlich nur 1 Magnet drinsteckt,
hat dieser trotzdem entgegengesetzte Polarität. Und nach meinen
Laienverständnis sind das auch 2 Magnetfelder. Das eine N-S, das
andere S-N Polarität. Ansonsten würde der Humbuckereffekt nicht
funktionieren.
Ich kann mich jetzt wirklich täuschen und vielleicht kann mich ein
Fachmann darüber aufklären, aber nach meinem, vielleicht falschen
Verständnis, kann ich mir nicht vorstellen, das aus 2 Magnetfeldern
mit unterschiedlicher Polarität 1 Magnetfeld wird.

Deshalb meine Bezeichnung als Spulen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Organic
So gesehen kannst du natürlich recht haben. Was mich verwirrt hat, war deine Aussage, dass ein parallel geschalteter HB nicht funktionieren würde wenn 2 Magnetfelder usw.. Möglicherweise ist das der Punkt? Die HB Magnete liegen, bzw haben ihre Pole seitlich, weil sie die Polstifte seitlich berühren müssen, während SC Magnete die Pole unten und oben haben.
Würde man so 2 Magnete aneinander halten, wie sie im Problemfall in der Gitarre positioniert sind, würden sie sich abstoßen. :gruebel:
Wir brauchen einen Fachmann...
 
Das Problem sind hier mMn. wirklich keine Spuleninduktionen, sondern einfach nur die Interferenz der passiven Magnetfelder.

Wie soll das physikalisch möglich sein? Wenn ich die Vokabeln nehme, was sie bedeuten sollen exsistiert das physikalisch einfach nicht. Bitte umschreibe nochmal was du meinst.

Ich gebe dir aber in dem Punkt recht, dass die Magnetart egal ist. Wichtig ist die Feldstärke.

Das die magnete anders herum gepolt sind spielt dem Feld doch nur zu, weil sie die Feldlinien so geschlossen in einem Kreis zeichnen lassen. An sich stoßen sich die Magnete ab, aber bei der Entfernung der Spulen ist das nicht wirklich relevant. Aber die Stratitis wird schlimmer durch solch eine Anordnung, da man quasi von einer versetzten Wechselstrombremse sprechen kann. Die Schwingung geht durch die Saite, der Kern der Saite wird vom PU angezogen, dadurch polarisieren sich die Teilchen und werden gleich wieder abgestoßen. Dabei geht sicherlich mehr Energie flöten. Allerdings hilft man sich hier ganz einfach durchs herunterschrauben der PUs, da der Einfluss des Magneten auf die Saite im Quadrat pro Entfernung abnimmt. So eine Parabel ist schon ein recht steiler Graph.

Meine 3 Cent dazu.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hi,

zum Thema Beeinflussung der Magnetfelder wollte ich mal das hier posten:

http://www.zum.de/dwu/pma007vs.htm

und das hier, was wohl noch besser passt:

http://www.grzesina.de/physik/sa-ex/magnetfeld_2_magneten_sued_gegen_sued_90_grad.gif

Dass es beim Steve Morse-Modell keine Probleme gibt, wird ja vielleicht gerade dadurch erreicht, dass man hier die Polung ganz bewusst ausgewählt hat. Von daher denke ich immer noch, dass es einen Versuch wert ist, mal einen SC mit umgekehrter Polung einzubauen.

Gruß, bagotrix
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das war jetzt ne Menge Theorie und auch wirklich sehr interessant, aber wie sieht das jetzt in der Praxis aus. Beide TA erstmal n gutes Stück runterschrauben?
 
Wie soll das physikalisch möglich sein? Wenn ich die Vokabeln nehme, was sie bedeuten sollen exsistiert das physikalisch einfach nicht. Bitte umschreibe nochmal was du meinst.

Ich meine Im Prinzip das, was in der zweiten Abbildung von Bagotrix zu sehen ist. Die Felder krümmen sich gegenseitig und die Saitenschwingung kann nicht mehr optimal umgewandelt werden. Mehr dazu sagen kann ich leider auch nicht.

@ miker
Das Runterschrauben würde in erster Linie einer ungestörten Saitenschwingung zugute kommen.
Als ich mit 2 ähnlichen Single Coils mit Barrenmagneten experimentiert habe, klangen sie jeweils am besten, wenn einer der beiden vollständig runtergeschraubt war, also die Magnete einen möglichst großen Höhenunterschied / Abstand zueinander hatten. Optimal war das Ergebnis dennoch nicht und vor allem unpraktisch.
Probier doch einfach, ob sich was am Klang des Single Coils ändert, wenn du den Humbucker in der Höhe veränderst. Bei mir waren sehr deutliche Unterschiede zu hören.
 
Oder für ein noch klareres Ergebnis:
Probier doch einfach, ob sich was am Klang des Single Coils ändert, wenn du den Humbucker komplett ausbaust.
Und dann probier noch, ob sich was am Klang des Humbuckers ändert, wenn du den Single Coil komplett ausbaust.
Dann weißt Du schonmal definitiv, ob sie sich beeinflussen.
Das "warum" und das "wie stark" wäre dann im Anschluss zu klären...
 
Oder für ein noch klareres Ergebnis:
Probier doch einfach, ob sich was am Klang des Single Coils ändert, wenn du den Humbucker komplett ausbaust.
Und dann probier noch, ob sich was am Klang des Humbuckers ändert, wenn du den Single Coil komplett ausbaust.
Dann weißt Du schonmal definitiv, ob sie sich beeinflussen.
Das "warum" und das "wie stark" wäre dann im Anschluss zu klären...

Klar, das doofe ist dabei nur, dass man das so nicht beurteilen kann. Durch die Umbauphase vergisst man, wie man was gespielt hat. Zudem sind ja stets auch Anschlag und Spielweise immer unterschiedlich. Ohne konkrete Aufnahme, um den Vergleich hinterher sauber hinzubekommen ist weitaus schwieriger als sich mal ein wenig den Kopf zu zermatern, was die Theorie solcher Zusammenhänge ausmacht.
 
Tja, aber über Theorien scheiden sich oft die Geister...
 
Ich hab kürzlich in meiner Strat am Hals einen Dimarzio Pro Track und einen Texas Special Nebeneinader geschraubt...Jetzt meine Frage: Beeinflussen die sich jetzt immer, auch wenn immer nur(je nach Schalterstellung) einer von beiden angesteuert wird?

Dazu lautet die grundsätzliche Antwort: Ja!

Ich frage, weil mir beide PUs auf einmal so kleinlaut vorkommen...kenne das anders...

Das kann unter bestimmten Umständen durchaus vorkommen.

Die passiven Magnetfelder stören sich permanent gegenseitig. Dadurch kommt es zur beobachteten Auslöschung an einigen oder allen Saiten.

Nicht schlecht!

...ich glaube gelesen zu haben, dass eine Abschirmung von Magnetfeldern fast unmöglich sei...

Das ist im Zusammenhang mit der Funktion eines Magnettonabnehmers korrekt!

...Also wird das Magnetfeld an dieser einen Stelle dann so vertärkt, dass es sich so auswirkt, wie ein zu hochgeschraubter PUs? Richtig soweit? Das hat dann aber sicher auch was mit der Phasenlage zu tun...

Ja und in gewisser Weise.

Aber wie kann es denn dann sein, dass es zB in der Steve Morse Signature so gut funktioniert...diese hat ja im Vergleich zu seinem Original nur 3 PUs drin...das Original hat auch 4...

Das ist Knoff-Hoff! ;)

das sich die Magnetfelder, insbesondere von passiven Pickups, die nebeneinander (eigentlich hintereinander)
angeordnet sind, beinflussen ist nachvollziehbar. Allerdings sind die dadurch auftretenden Interferenzen so
gering, dass diese Beeinflussungen nicht zu den Auslöschungseffekten wie beschrieben führen können.

Na, wenn Du Dich da mal nicht täuscht!

"Deine" Feldlinienbilder sind zur Erklärung leider nicht geeignet, sondern können lediglich als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen dienen.

Der DiMarzio DP188 Pro Track ist ein Doppelspulen-Tonabnehmer (4 Drähte)
und der Texas Spezial ist ein Einspulen-Tonabnehmer.
Kann es sein, dass du beim Anschließen die Pickups evtl. "Out-of-Phase" geschaltet hast?

Nein, denn der beklagte Effekt tritt ja auf, wenn nur einer der beiden Tonabnehmer aktiviert ist!

Hm, könnte es sein, dass du die Pickups Out-Of-Phase verschaltet hast? Dann wären diese Effekte evtl. durch Auslöschungen zu erklären...

Rudi, Du bist die Nummer 2! ;)

...ich würde den Texas abklemmen und...

Immer noch auf dem gleichen Trip! :confused:

ich denke schon, dass die Ursache in den Magnetfeldern liegt, denn durch die Verschaltung wäre es nicht erklärbar, dass sich der Sound auch im Einzelbetrieb verändert.

Na, da geht es schon in die richtige Richtung!

Was ich mir als Ursache vorstellen könnte, wäre der Umstand, dass es sich beim Pro Track um einen ganz anders als den Texas Special aufgebauten PU handelt, der einen recht starken Keramikmagenten an der Unterseite trägt. Und der hat seine Polarität horizontal der Länge des Barrens nach aufgeteilt, während die Einzelmagnete des TS vertikal orientiert sind. Bei einem Humbucker ist die Situation eine andere, da haben wir durch die magnetisierten Schrauben bzw. Polstücke letztlich so eine Art Hufeisenmagnet mit durchgehendem Polaritätsverlauf.

Jetzt wird es wieder kälter! ;)

Bei der Kombi hier handelt es sich dagegen um zwei getrennte Magnetsysteme, die aber sehr eng beieinander liegen; da kann ich mir schon vorstellen, dass sich die Magnetfelder gegenseitig teilweise aufheben und dadurch der Output geringer wird.

Und da wird es wieder viel wärmer! ;)

Das Problem sind hier mMn. wirklich keine Spuleninduktionen, sondern einfach nur die Interferenz der passiven Magnetfelder.

Wenn man das Attribut " passiv" durch "statisch" ersetzt, wird daraus ein Schuh!

Das hier ist doch mal ganz interessant.

Und deutet ebenfalls in die richtige Richtung!

Demzufolge ist der Effekt auch bei der Music Man vorhanden.

Nicht zwingend negativ!

Wir brauchen einen Fachmann...

Scheint so. ;)

Also, fangen wir mal an...

Zunächst ist festzustellen, daß sich zwei magnetische Tonabnehmer auf vielerlei Art gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen können. Da wird das Feld ganz schnell ganz groß und um das alles korrekt bewerten zu können, fehlen den meisten wohl die notwendigen theoretischen Grundlagen. Also, versuchen wird den Arbeitsbereich zunächst soweit wie möglich einzugrenzen!

Aus der "Fehlerangabe" sind zwei Dinge zu entnehmen:

  1. Der Effekt betrifft auch nur einen Tonabnehmer, wenn dieser allein in Betrieb ist.

  2. Das Signal scheint insgesamt leiser zu sein, als man es von dem betreffenden Tonabnehmer gewohnt ist.

Daraus ist folgender Schluß zu ziehen:

Alle Effekte, die auf der elektrischen Kombination der beteiligten Tonabnehmer beruhen, sind auszuschließen. Induktivität, Kapazität, Gleichstromwiderstand sowie Out-Of-Phase sind Begriffe, die wird also getrost vergessen können!

Der Hinweis auf die Magnetfelder und eine eventuell entstehende Auslöschung wurde ja schon von einigen gegeben. Wir vergessen also auch die Spulen. Damit bestehen die Tonabnehmer nur noch aus Magneten und eisernen Polstücken. Die Frage ist jetzt, wie wirken sich diese auf die Saite aus? Dazu ein Bild aus der zittrigen Hand des Onkels:

fml2li.gif

Dieses Bild hat es in sich, deshalb sollte man sich alles sehr genau ansehen!

Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen zweipoligen lateralen Humbucker und um einen einpoligen Single-Coil. Die Anordnung der der Saite zugewandten Magnetpole (S-N-S) ist keinesfalls willkürlich erfolgt!

Betrachten wir zunächst den Dauermagneten des Single-Coil.

Die nicht eingezeichneten Feldlinien verlassen den Magneten am Nordpol, um durch den Raum zum Südpol zu "fließen". Wobei fließen hier eigentlich nicht der richtige Begriff ist. Nehmen wir es aber trotzdem etwas "blumig". Ein Teil der Feldlinien verläuft dann auch durch die am Südpol angeordnete Saite aus ferromagnetischem Material, die in einem Teilbereich magnetisiert wird. Dabei werden in der Saite quasi zwei Stabmagente C und D induziert. Diese sind für die Entstehung einer Induktionsspannung ursächlich, wenn die Saite bewegt wird. Der Dauermagnet und auch das Magnetmaterial spielt in dieser Hinsicht so gut wie keine Rolle, ja es ist sogar denkbar, den Dauermagneten für eine gewisse Zeit zu entfernen und trotzdem könnte man mit Hilfe einer Induktionsspule eine Spannung erzeugen!

Interessant ist, daß sich die beiden Saitenmagneten mit den gleichnamigen Polen gegenüberliegen. In der Folge liegt über dem Magnetpol also ein feldfreier Saitenteil, dessen Breite auch auf das sogenannte Aperturfilter Einfluß nimmt, aber das ist hier nicht das Thema.

Nochmal zum Mitschreiben: Für die Erzeugung einer Induktionsspannung sind die magnetisierten Bereiche C und D der Saite relevant!

Diese Erkenntnis wollen wir jetzt nie mehr vergessen, denn sie ist der Schlüssel zur Erkenntnis!

Wer aufmerksam gefolgt ist, kann sich jetzt leicht selber ausmalen, wie die Magnetisierung der Saite über einem zweipoligen lateralen Humbucker wohl aussieht: Es entstehen sogar drei Saitenmagnete, die im Bild als A, B und C bezeichnet sind und es gibt zwei feldfreie Zonen, jeweils eine über jedem Pol.

Jetzt ordnen wir die beiden Tonabnehmer nebeneinander an und das ist genau die Situation, die das Bild zeigt. Jetzt haben wir sogar vier Saitenmagneten!

Der Knackpunkt ist der Magnet C. Er wird durch die statischen Felder beider Tonabnehmer erzeugt. Aber nur, wenn die magnetische Polarität so wie dargestellt ist.

Jetzt wieder eine Herausforderung an unsere Vorstellungskraft:

Wir ändern die Polarität des Single-Coils. Damit ist jetzt der Nordpol oben. Folge: Die Summe der magnetischen Flüsse hebt sich auf. Das Feld im Bereich C wird stark geschwächt oder wird sogar feldfrei. Welche Möglichkeit eintritt, hängt von der Stärke der beiden Dauermagneten in den Tonabnehmern ab. Wir nehmen jetzt den Extremfall an, der Bereich C ist also quasi feldfrei und damit unmagnetisiert. Was ist die Folge?

Wird die Saite bewegt, so erzeugt dieser Bereich in der Nordspule des Humbucker und in der Spule des Single-Coil keine Flußdichteänderung und somit auch keine Induktionsspannung. Durch diese "Kompensation" kann der Single-Coil durchaus nur noch halb so laut sein und der Humbucker könnte bis zu 25% "verlieren"!

Das wäre die physikalisch korrekte Erklärung!

Es gibt natürlich noch einen anderen Effekt, der hier kurz erwähnt werden soll: Die Nordspule des Humbucker und in der Spule des Single-Coil sind über die Luft induktiv gekoppelt. Man kann sich das in etwa wie einen Transformator vorstellen. Dadurch verändern sich die wirksamen elektrischen Daten beider Tonabnehmer etwas. Aufgrund des sehr schlechten Kopplungsfaktors kann man diesen Effekt jedoch getrost vernachlässigen. Beim lateralen Humbucker ist die Kopplung deutlich besser und hier ist der Effekt deutlich messbar. Dieser Effekt hat jedoch keinen Einfluß auf die Höhe der Induktionsspannung. Also, wie haben ihn der Ordnung halber erwähnt und nun ist es auch gut damit. ;)

Die Frage, warum es bei Steve Morse funktioniert und bei miker119 nicht, läßt sich jetzt ganz einfach beantworten: Der Texas hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die falsche magentische Polarität!

Was kann man zur Lösung tun?

Nun, noch einmal das Bild ansehen! Der "verbotenen" Fall ist S-N-N. Also, ordnen wird die beiden Tonabnehmer anders an. Der Texas kommt einfach auch die linke Saite und wir hätten N-S-N.

Ach so, der Texas soll nicht an die Neck-Position! Nun, dann drehen wir den DirMarzio einfach um 180°. Ah, N-S-N! So soll es ein! Sollte jetzt in der elektrischen Kombination der beiden Tonabnehmer ein Out-Of-Phase-Effekt auftreten, läßt sich das leicht durch ein Umphasen des Texas beheben.

That's it!

Ulf
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 11 Benutzer
Na, das war doch mal ein schön zu lesender Beitrag!
:great:
 
Vielen Dank, Ulf!
Damit wäre dieses, recht seltene, Problem endlich verständlich geklärt.
 
Na, einige waren ja schon recht dicht dran! ;)
 
Na, einige waren ja schon recht dicht dran! ;)

Hallo Ulf, danke für die klasse Erklärung. Ich gebe zu ich musste drei Mal lesen, bis ich alle halbwegs verstanden habe.

Nur nochmal um zu sehn, dass ich es verstanden habe. Auf dem Bild was ich angehängt habe ist die JETZIGE Konfiguration zu sehen. Ich tausche also die Position der beiden(Wobei ich logischerweise den Texas wieder um 180° zurückdrehen muss wegen der Nase) und drehe den Pro Track dafür um 180°. Sag bitte Ja...

lg Mike und VIELEN VIELEN DANK
2 PUs Strat.jpg
 
Wenn die Pickups ihre Position behalten sollen, wird er schmale Klingen-Humbucker um 180° gedreht.

Wenn der Klingen-Humbucker an den Hals soll, dann wird er nicht gedreht, sondern wechselt nur den Platz.

Bei einem Single-Coil muß garnichts gedreht werden.

Nochmal Bild kucken! ;)

Ulf
 
Die Nase des Humbuckers wird hier tatsächlich zum Verhängnis. Ob du den Single Coil drehst, ist wie gesagt egal. Wenn dein DiMarzio so aufgebaut ist, wie hier, besteht die einzige Möglichkeit darin, den Magnet selbst abzunehmen und gedreht wieder anzubringen. Wenn du Glück hast, ist er nicht all zu fest eingeklebt.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben