Genre finden: Erstmal zweitrangig in einer neuen Band?

  • Ersteller Marty94
  • Erstellt am
Marty94
Marty94
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
10.04.24
Registriert
01.11.11
Beiträge
169
Kekse
0
Ort
Marburg
Gudn Tach erstmal
Ich hoffe mal, ich bin hier im richtigen Subforum und lege mal los...

Im Spätsommer des letzten Jahres habe ich zusammen mit einem guten Freund (ich Bassist, er Gitarrist) nach Mitmusikern für eine Bandgründung gesucht. Bei dieser Suche habe ich als Genre einfach grob "Rock und so" angegeben und bin fündig geworden. Seit September proben wir regelmäßig. Anfangs haben wir zum "kennenlernen" verschiedenste Songs gecovert (The Subways - Rock 'n Roll Queen, Imagine Dragons uvm, also auf keinen bestimmten Stil gerichtet).
Im Winter haben wir dann angefangen, eigene Songs zu schreiben. Nix mega dolles, hauptsache klingt ganz gut in unseren Ohren und macht Spaß.
Im Moment arbeiten wir am dritten Song, Sonntag war die letzte Probe. Wir kamen irgendwie nicht vorran und haben eine kleine Raucherpause eingelegt um zu besprechen, wie wir mit dem Song weiter verfahren, da hat unsere Drummerin folgendes angesprochen: Sie ist der Meinung, dass wir uns auf ein Genre festlegen, bevor wir unsere Songs schreiben oder fertigstellen. Sie hat sich wohl in den Tagen zuvor mit Mitgliedern anderer Bands und Veranstaltern regionaler Festivals unterhalte, die auch alle der Meinung waren, wir brauchen eine Richtung die wir durchziehen. Vor allem für die Veranstalter wäre es schwierig Bands zu finden, wenn diese auf die Frage "Was für Musik macht ihr denn?" immer nur mit "Was uns gerade so passt" antworten.
Nun aufgrund dieser Anregungen gibt es nun kleine Meinungsverschiedenheiten in der Band. Die Drummerin ist der Meinung, wir brauchen ein Genre nach dem wir uns richten. Der Sänger ist fest überzeugt, das bringt nix und wir sollten weiterhin machen was wir wollen. Der Gitarrero enthält sich mehr oder weniger und ich selbst bin etwas unentschlossen.
Einerseits stimmt es schon, dass eigentlich jede Band in einer Musikrichtung bleibt (Balladen zwischendurch mal unbeachtet...). Das macht ja auch den Wiedererkennungswert einer Band her. Andererseits stehen wir ja noch relativ am Anfang und sollten uns vielleicht erstmal finden, oder sehe ich das falsch?

Mich würde die allgemeine Meinung hier im Forum mal interessieren. Ein Genre festlegen um immer "ähnliche" Stücke zu zaubern und einen gewissen Wiedererkennungswert zu schaffen, oder erstmal machen worauf wir bock haben und hoffen dass sich das irgendwann einpegelt?
Es ist im Moment echt schwer zu antworten, wenn mich jemand fragt was für Musik ich mache. Ich antworte dann der einfachheit halber einfach meistens Alternative Rock.

Zu unseren Songs:
Unser erstes eigenes Liedchen ist quasi eine rockige Ballade bzw. ein rockiges Schmuselied
Der zweite Song ist fast schon Punkrockig (ala Blink-182 vielleicht...)
Der aktuelle Song tendiert in eine lockere Nu-Metal Richtung (ähnlich wie die alten Linkin Park lieder vielleicht...)
Zwischendurch hatten wir einen Song gestartet (dann aber vorerst verworfen) der stark in Richtung Rage Against The Machine ging (Alternative Metal / Nu Metal?)
Ausserdem haben wir vorerst schonmal ein Riff für künftige Songs festgehalten, dass leicht nach Rammstein klingt (nich ganz so "dolle" wie Rammstein, aber so grob in die Richtung)

Ist das ein zu großes durcheinander? Oder könnte man das alles in einer Band unter einen Hut bekommen? (Gut, ich denke mal ohne konkrete Soundbeispiele ist das schwer zu sagen...)

Ich würde mich über zahlreiche Ideen, Anregungen und Meinungen freuen ;)

Danke schonmal

Feste Brüste,
Marty
 
Eigenschaft
 
Hi,

ich würde mich beim Songschreiben zuerst mal keinesfalls unnötig einschränken.

Falls später wirklich mal der Bedarf entstehen sollte sich auf ein Genre festzulegen, kann man auch prüfen inwieweit die schon bestehenden Songs "angepasst" werden könnten.
Gruß
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Bin ich auch der Meinung, sonst lauft ihr Gefahr nichts eigenes zu machen und lauft evtl. nur den gewählten Vorbildern hinterher. Wenns gut passt werdet ihr mit der Zeit schon von selbst eine Richtung entwickeln.
 
Hey Marty94,

jaja, das alt bekannte Problem xD Ich kenn das selber, dass die Genredisskusion endlos andauern kann. Meiner Erfahrung nach bringt es aber nichts, etwas zu überstürzen. Schau mal, ihr habt nicht mal 3 Songs und fangt eine Genredisskusion an^^ Ihr habt euch doch noch gar nicht richtig ausprobiert. Du wirst feststellen, dass ihr gerade was das Songwriting angeht noch euren Weg finden müsst, da wird jeder mal mit einer Idee um die Ecke kommen und jenachdem wer das ist, wird es auch unterschiedlich klingen. Wenn ihr dann irgendwann mal euren Weg gefunden habt, kommt das Genre von ganz allein.

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass der erste Song einer Band häufig etwas ruiger ist, als der zweite oder dritte. Man steigert sich halt mit der Erfahrung ;-) Davon abgesehen habt ihr vieleicht auch grade die 2 Extreme ausgetestet mit eurem ersten und dritten Song. Macht mal noch 4-5 weitere Songs, dann werdet ihr feststellen, wo der Großteil eurer Songs angesiedelt ist und dann könnt ihr die Frage "was macht ihr eigentlich für Musik?" ganz locker beantworten. Um deine Schlagzeugerin zu beruigen, kannst du ihr ja erklären, dass ihr euch mit nicht mal 3 Songs keine Sorgen machen müsst zwecks Auftritte, denn vor 30 Minuten Spielzeit werdet ihr wahrscheinlich eh nichts bekommen, außer vieleicht bei einem Bandcontest und wenn ihr die 30 Minuten Spielzeit zusammen habt, erkennt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit, was es denn am Ende für eine Richtung geworden ist.

Grüße

Jonny
 
Hi Marty,
gut, dass Ihr über so Sachen sprecht, denn nix ist tödlicher als wenn die Dinge einfach so laufen und sich schleichende Unzufriedenheit einstellt.

Ihr seid eine im Entstehen befriffene Band, macht eigene songs und die Frage nach dem Genre ist in einer kreativen Lücke entstanden - man sucht einfach, was vielleicht fehlt und wie es vielleicht besser laufen könnte. Manchmal bringt es weiter, sich von Beliebigkeit zu lösen, manchmal schränkt eine Festlegung unnötig ein. Meine Erfahrung ist, dass man in so Suchbewegungen gut daran tut, darüber zu reden, was eigentlich das Ziel dieser Suchbewegungen ist und woran man feststellen kann, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet.
Folgende Fragen fallen mir dazu ein:
> Bringt es uns mehr Spaß?
> Bringt es uns mehr Zuschauer oder die, die wir haben wollen?
> Werden die songs besser und entwickeln wir uns dadurch musikalisch?

Ihr könnt alles, was Ihr ausprobieren wollt - auch die Frage eines Genres - anhand dieser Fragen checken und nach einer Weile Ausprobieren auch gucken, ob sich Eure Erwartungen erfüllt haben. Möglicherweise werdet Ihr feststellen, dass Ihr Euch über die Fragen auch über Eure Prioritäten klar werdet: geht es Euch mehr darum, aufzutreten und erfolgreich zu sein oder mehr darum, Euch musikalisch zu entwickeln (und dann: wohin - habt Ihr Vorbilder etc?) oder wollt Ihr vorwiegend Spaß haben und soll es ein Hobby bleiben?

Die Frage, was ihr als Band seid und wir Ihr nach Außen auftreten wollt, wird Euch sowieso vermutlich länger begleiten, nicht nur bei der songauswahl oder -entwicklung - bandnahme, wo wollen wir auftreten, wie sollen die flyer aussehen, was ziehen wir auf der bühne an, wie sieht die show / das auftreten aus etc. - all das kreist schließlich um die Frage der Identität und macht dann letztlich eine Band aus.
Es gibt auch Bands, bei denen das Programm von Anfang an klar ist: lauter, schneller und wilder als jede andere Band, beispielsweise. Das scheint bei Euch nicht der Fall zu sein, was auch kein Nachteil ist. Heißt halt nur, dass Ihr auf der Suche seid - und da kann die frage, woran ihr erkennt, dass ihr fündig geworden seid, schon ganz spannend sein.

Herzliche grüße und viel Spaß!

x-Riff
 
Ganz grob wuerd ich schon eine Richtung abstecken. Eure bisherige Mischung wuerde mir da als Zuhörer nicht unangenehm auffallen.
Grobe Ausreisser sollten halt nicht sein finde ich. Sonst vergraulst du dir bei Gigs das Publikum. Wenn ich auf ein Rock Konzert gehe, will ich nicht 5 Schlagernummern dabei haben. Dann geh ich heim. Hab die Diskussion derzeit selbst, werd aber ignoriert :)

cu
martin
 
Ganz grob ist sie doch schon abgesteckt: Rock. Ich meine, ist ja nicht so, daß sie als viertes einen Song im Stil von Nile Rodgers (Disco, Funk) und als fünftes einen im Stil von B.B. King (Blues) bringen.


Martman
 
Drum hab ich auch geschrieben, dass mir die bisherige Mischung nicht unangenehm auffallen wuerde.

cu
martin
 
Hallo Marty94,
Ich glaube, dass das wichtigste für alle Bands ist, Musik mit Spaß zu schreiben und zu spielen. Wenn ihr an euren Songs Vergnügen findet, ist die Genreangehörigkeit nicht so wesentlich. Zum Beispiel, ist es manchmal schwer, bekannte Musiker exakt zu "definieren": Lieder aus verschiedenen Alben gehören zu (manchmal absolut) verschiedenen Genres. Und das ist ganz leicht zu erklären: eine (gute) Band entwickelt sich ständig. entdeckt neues Sounding, usw. Also bin ich der Ansicht, daß ihr sich auf Musikschreiben, Proben, usw. konzentrieren sollt, und daran wahre Freude finden.
Gruß,
Mike
 
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten und Meinungen :)

Das hat mir (bzw. uns) ziemlich weitergeholfen.

Ich denke auch das der aktuelle Mix ok ist. Wahrscheinlich kann man konkrete Angaben zum Stil auch erst machen, wenn man mehr als 3 Songs hat....erst dann kommt ja richtig Leben in die Bude.
Und natürlich sind keine Schlager dazwischen und dazu wird es wohl auch nie kommen ;)
 
Sich auf ein Genre festzulegen halte ich für einen mentalen Käfig. Bands wie die Beatles, Queen oder Led Zeppelin, Bands die wir heute gemein hin als das beste sehen was es jemals gab sind dazu genau dadurch geworden, dass sie ihrer Kreativität freien Lauf gelassen haben anstatt sich selbst als Produkt zu betrachten das in irgendeine Schublade passen muss um die "Kunden" zu befriedigen - oder um eine gute Antwort auf die Frage zu haben was man denn für eine Musik macht.

Ich komm ja aus der Heavy Metal Szene und kann ein Lied davon singen - es gibt ja tausend verschiedene Metal Subgenres. Sobald sich doch mal eine Band traut was neues zu machen wird quasi sofort ein neues Subgenre eröffnet. Und darauf folgen dann immer tausend Klonbands. Langweilig! Und oftmals seelenlos. Und wenn eine Band sich von Platte zu Platte weiterentwickelt und mal ein paar Experimente wagt wird gemeckert. Die Leute wollen tatsächlich immer das gleiche hören, so wie bei AC/DC. (Inzwischen haben sich dem sogar Black Sabbath dem gebeugt. Eine Band die sich von anfang an immer weiterentwickelt hat. Ich finde das traurig.) Mir geht es sogar selbst sehr oft so, dass mir die Weiterentwicklung von Band X nicht gefällt. Aber scheiß drauf was ich denke. Oder irgend ein anderer Fan. Niemand sollte einem Musiker sagen was er tun soll wenn er nicht selbst in der Band ist. Das nennt man künstlerische Freiheit. Festlegen sollte man sich wenn dann nur grob. Und damit meine ich nicht unbedingt eine Kategorie, eher die kreative Vision die ganz am Anfang einer Band stehen sollte.

Ich hab diese Anekdote in diesem Forum sicher schon tausend mal erzählt, aber nochmal: Ich erinnere mich an eine Schulzeit, ein paar Kumpels von mir haben eine Band gegründet. Ich war nicht Teil davon, aber ich mal mit ihnen zusammen gesessen als sie sich unterhalten haben. "Was wollen wir denn überhaupt für Musik machen?" "Death Metal!" Ich hab mir dann gedacht, Leute, wenn ihr nicht mal wisst was ihr machen wollt, wenn ihr nicht mal eine Vision, eine bestimmte Message habt, warum gründet ihr dann überhaupt eine Band? Reiner Selbstzweck? Musik nach Baukastenprinzip? Warum tut ihr euch die ganze Action überhaupt an wenn es überhaupt keine Idee gibt die ihr irgendwie umsetzen müsst, die irgendwie raus muss damit ihr Nachts ruhig schlafen könnt?
Das sehen natürlich viele anders aber mir ist diese Situation irgendwie völlig unbekannt. Bei mir war es so, dass ich angefangen habe Songs zu schreiben. Meine Vision war immer melodische, schöne, atmosphärisch-verträumte Musik zu machen - aber mit Drive - unbändiger Energie. (Im Prinzip also das was man als Musikjournalist "guten alten Heavy Metal" nennt. Das Prinzip gibts ja oft (Musiktipp: Crimson Glory) - natürlich geht meine Idee von der Atmosphäre die ich erzeugen möchte weiter als diese völlig generische Beschreibung. Es ist aber recht schwierig das tiefergehend in der menschlichen Sprache zu beschreiben.) Ich konnte damals noch nicht mal Gitarre spielen, aber Songs ausgedacht hab ich mir schon immer, schon als Kind. Erst nur im Kopf, später hab ich dann Midi Sequencer und Guitar Pro entdeckt. Und irgendwann hab ich mich dann mit Musiktheorie beschäftigt um die Ideen leichter vom Kopf aufs Papier bzw den Bildschirm zu übertragen. Irgendwann hab ich dann mit Gleichgesinnten eine Band gegründet um diese Vision umzusetzen. Und natürlich kann man das was wir machen als Metal kategorisieren. Aber wenn ich mal einen Song schreibe der eher Psychedelic Rock oder sowas ist - super. Abwechslung ist gut. Ein Stilbruch nicht unbedingt. Aber es muss nicht zwingend ein Stilbruch sein und der Stil einer Band ist eben auch viel mehr als eine leere Genre-Worthülse - sich als Musiker selbst in eine solche reinzuzwingen ist imo eine dumme Idee und führt zu langweiler Musik.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Naja, metal als ueberbegriff triffts ja auch bei dir.

Cu
Martin
 
Eventuell reicht es ja auch für einen Selbst/der Band, wenn man sich sein Ziel zum Oberbegriff wählt.
Dann hätten wir z.B. 60er/70er Jahre Rock als Genre.
Bei der Auswahl des Liedguts hingegen können wir uns frei austoben :)
 
Wenn man zu Beginn ein Genre wählt, dann sollte man auf den Hauptsongwriter Rücksicht nehmen (falls ein Hauptsongwriter vorhanden ist). Denn wenn sich die anderen Mitglieder der Band dazu entscheiden, Pop-Rock zu spielen, der Songwriter jedoch nur Soul-Songs schreiben kann, wird weder er noch der Rest der Band glücklich.
 
Ich hab diese Anekdote in diesem Forum sicher schon tausend mal erzählt, aber nochmal: Ich erinnere mich an eine Schulzeit, ein paar Kumpels von mir haben eine Band gegründet. Ich war nicht Teil davon, aber ich mal mit ihnen zusammen gesessen als sie sich unterhalten haben. "Was wollen wir denn überhaupt für Musik machen?" "Death Metal!" Ich hab mir dann gedacht, Leute, wenn ihr nicht mal wisst was ihr machen wollt, wenn ihr nicht mal eine Vision, eine bestimmte Message habt, warum gründet ihr dann überhaupt eine Band? Reiner Selbstzweck? Musik nach Baukastenprinzip? Warum tut ihr euch die ganze Action überhaupt an wenn es überhaupt keine Idee gibt die ihr irgendwie umsetzen müsst, die irgendwie raus muss damit ihr Nachts ruhig schlafen könnt?
Wieso? Liest sich für mich ganz klar. Teenager in ihrer hormonellen Sturm-und-Drang-Zeit, die außerdem noch nicht mit so viel Musik konfrontiert wurden. Wahrscheinlich haben die erst wenige Monate vorher entdeckt, daß es auch noch andere Metalbands als Metallica gibt. Die wählen dann - aus Prinzip - die härteste, krasseste Musik, die sie kennen, um sich dann wie die Härtesten und Krassesten vorzukommen. Schneller, lauter, härter, brutaler. Alles andere an Musik ist für Opas und Pussies.

Eine musikalische Vision haben die ansonsten nicht.


Martman
 
Waren das noch Zeiten, als es nur Klassik, Schlager, Jazz, Blues, Rock´n Roll und Beatmusik gab... da "wusste" man wenigstens noch wie das heißt was man macht...
Heute ist mir das alles immer noch egal und ich nenne es Rock, weil es so schön rockt...
Wenn es aber jemandem furchtbar viel Spaß machen würde es anders zu nennen, soll er/sie das meinetwegen tun. An dem was ich mache ändert das nichts.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Waren das noch Zeiten, als es nur Klassik, Schlager, Jazz, Blues, Rock´n Roll und Beatmusik gab... da "wusste" man wenigstens noch wie das heißt was man macht...
Heute ist mir das alles immer noch egal und ich nenne es Rock, weil es so schön rockt...
Wenn es aber jemandem furchtbar viel Spaß machen würde es anders zu nennen, soll er/sie das meinetwegen tun. An dem was ich mache ändert das nichts.

Dass es heutzutage viele Genreverbindungen und viele neue Genres (vor allem auch im elektronischen Bereich) gibt, finde ich eine positive Entwicklung. Weniger positiv ist, dass jeder, der nicht genau weiss, wie er seine Musik nennen soll, ein neues Genre erfindet. Oftmals geschieht das auch, weil die Bandmitglieder nicht wissen, dass es das, was sie so speziell finden, schon lange gibt.
Aber ich denke, die Hauptmusikrichtungen sind immernoch ziemlich überschaubar. Wer eine Band gründet, der sollte sich, wenn er unbedingt ein Genre bestimmen will, eines dieser Hauptgenres auswählen. Wer gleich ein Subgenre anpeilt, der sollte zumindest schon Erfahrung damit haben.
 
Unsere Band - 3 beste Freunde - hat sich aus einer Alkohollaune heraus gegründet. Der Gitarrist hat vorher schon ein bisschen im stillen Kämmerlein geklampft, ich hab früher 2 Jahre just for fun getrommelt und unser Drummer war unbefleckt. Ich bin dann auf den Bass umgestiegen. Ursprünglicher Gedanke war technischen Death Metal zu kloppen (Gitarrist ist im Black Metal, Drummer im Hardcore, ich im Death/Thrash Metal zuhause). Der Gedanke wurde aber sofort verworfen, als der Drummer das erste mal hinter seinem neuen gebrauchten Set saß. Da er auch großer Kyuss-Fan ist, dachten wir uns: Asskla, machen wir eben Stoner.
Beim schreiben/spielen der Songs hat sich allerdings rausgestellt, dass das nicht wirklich was für uns ist. Und bei weitergehenden Recherchen (Bier trinken, neue Stonerbands entdecken, Proben) sind wir irgendwann auch bei neuerem Psychedelic Rock gelandet und haben festgestellt: Ja genau, das müssen wir machen!
Und seit dem bewegen wir uns hauptsächlich in diesem Genre. In den einzelnen Songs streuen natürlich auch mal andere Genres mit hinein, da wir ziemlich offen für andere Musik sind.
Tja, und wir sind mit unserem Werdegang ziemlich zufrieden. Ich möchte auch nicht wissen, wie es ausgegangen wäre, hätten wir stur versucht das Deathmetal-Ding durchzuziehen :ugly:
 
Sich auf ein Genre festzulegen halte ich für einen mentalen Käfig. Bands wie die Beatles, Queen oder Led Zeppelin, Bands die wir heute gemein hin als das beste sehen was es jemals gab sind dazu genau dadurch geworden, dass sie ihrer Kreativität freien Lauf gelassen haben anstatt sich selbst als Produkt zu betrachten das in irgendeine Schublade passen muss um die "Kunden" zu befriedigen - oder um eine gute Antwort auf die Frage zu haben was man denn für eine Musik macht. [...] Niemand sollte einem Musiker sagen was er tun soll wenn er nicht selbst in der Band ist. Das nennt man künstlerische Freiheit. Festlegen sollte man sich wenn dann nur grob. Und damit meine ich nicht unbedingt eine Kategorie, eher die kreative Vision die ganz am Anfang einer Band stehen sollte.

Du hast schon recht damit, dass niemand einem Musiker vorschreiben soll, was er zu machen hat. Andererseits sollte der Musiker dann aber auch nicht erwarten, dass ihm irgendjemand so etwas wie "Erfolg" bzw. "beständigen Erfolg" garantiert. Dazu braucht man Fans und da muss man in einer gewissen Hinsicht auch Kompromisse schließen. Es gibt da einen schwer auflösbaren Gegensatz: Der Musiker kennt sich selbst ganz persönlich - auch inklusive seiner möglichen Weiterentwicklungen, in denen er sich selbst immer wieder persönlich wiederfindet -, die Fans kennen den Musiker aber nur über das, was er veröffentlicht hat bzw. gerade veröffentlicht und haben daher ein sehr viel statischeres Bild im Kopf. Ich meine, wenn man erfolgreich Musik machen möchte, dann sollte man das auf jeden Fall im Hinterkopf haben.

Und kurz zu dem, was du über die Beatles, Queen und Led Zeppelin geschrieben hast: Richtig, das sind alles große Bands. Aber ich habe die 1970er als Jugendlicher live miterlebt und weiß noch genau, wie viele Hardrock-Fans sich enttäuscht von Queen abgewandt haben, wie man bei Led Zeppelin schon murmelte, der Dampf gehe langsam raus, wie die Kiss-Fans bei "Dynasty" das große Kotzen kriegten, wie die Punk-Welle über die ganzen großen Super-Groups hinwegbrauste und die Musikwelt auf den Kopf stellte, wie danach viele Hard-Rocker (die mit Punk nichts anfangen konnten) heilfroh über die NWOBHM waren ... was ich sagen möchte, ist, dass man da ein bisschen aufpassen muss, damit man im Nachhinein nicht zu sehr idealisiert. Weiterentwicklungen und Stilwechsel gehen fast immer mit Publikumsbrüchen einher (mal mehr, mal weniger) - manche Künstler schaffen es, das erfolgreich zu meistern, andere gehen dabei unter.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Waren das noch Zeiten, als es nur Klassik, Schlager, Jazz, Blues, Rock´n Roll und Beatmusik gab... da "wusste" man wenigstens noch wie das heißt was man macht...
Heute ist mir das alles immer noch egal und ich nenne es Rock, weil es so schön rockt...
Wenn es aber jemandem furchtbar viel Spaß machen würde es anders zu nennen, soll er/sie das meinetwegen tun. An dem was ich mache ändert das nichts.
Das war dann vor Musikmagazinen, die bei Rezensionen und Ankündigungen den Sound eines Albums in drei Worte packen mußten. Das ging dann nur, indem sie die jeweilige Musik in Schubladen schmissen mit Namen drauf. Einige Künstler zogen sich den jeweiligen Schuh dann an und erfüllten die Erwartungen derjenigen, die damit rechneten, daß die nächsten 25 Alben der Band sich genauso anhören wie das erste bzw. das erste wirklich erfolgreiche, andere wiederum lehnten diese Kategorisierung ab, siehe die Hälfte von allem, was ab 1981 Neue Deutsche Welle genannt wurde.


Martman
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben