
DirkS
Moderator E-Gitarren HCA frühe PRS und Superstrats
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Hier mal ein kurzer Einstieg in die Welt der Gibson-Humbucker.
Hintergrund: Ich bin seit 30 Jahren Charvelsammler (die alten echten San Dimas mit Seriennummern unter 5492) und überlegte seit Jahren, mal wieder mit einer Les Paul fremd zu gehen.
In den 90ern hatte ich schon einmal für ca. 10 Jahre einer schwarze 1980er Standard (mit Ahornhals), später bis heute eine Studio mit gebrochenem / nachgeleimtem Hals.
Beide klangen für mich okay, aber mehr auch nicht.
Jetzt also sollte es die für mich PERFEKTE Paula werden.
Während ich bei alten Charvels fast jede Schraube kenne, waren Paulas für mich weitgehend Neuland.
Der Vorteil: Schon beim unverstärkten trockenen Anspielen bekommt man eine ganze Menge über den Ton der Gitarre mit.
Umso wichtiger war die Wahl der richtigen Tonabnehmer. Daher bin ich mal in die Welt der Gibson-Humbucker eingestiegen und habe mich durch viel und umfangreiche Literatur möglichst genau informiert.
Für alle Einsteiger, die noch nicht selbst echte Experten sind und keine Gibson-Bibliothek zuhause haben, könnten die Infos nützlich sein. Daher habe ich sie einmal zusammengefasst.
P.A.F. : Mit diesen Humbuckern begann alles 1957. Die Abkürzung P.A.F steht für Patent Applied For (= Zum Patent angemeldet) und stammt von einem kleinen Label auf der Grundplatte der ersten Humbucker. Diese Tonabnehmer wurden in den unbezahlbaren Traumgitarren der Jahrgänge 1957 bis 1960 verbaut.
Jeder dieser Humbucker besteht u.a. aus einem Wickeldraht aus Kupfer mit einem Durchmesser von 0.063 mm, der ca. 5000 mal um den Wickelkörper gewickelt wird, beim Humbucker also 2 x 5000 Wicklungen.
Beim alten P.A.F. hat der Wickeldraht noch eine schwarze oder extrem dunkelrote Farbe, was von der Isolierung (bis zu 30 Schichten Einbrennlack) stammt.
Problematisch für alle späteren Nachbauten der P.A.F.s ist, dass die Spulen aus den 50er Jahren uneinheitlich gewickelt sind. Mal waren mehr, dann wieder weniger Windungen auf der Spule. Wurde ein Pärchen von zwei Spulen zu einem Humbucker zusammengefügt, dann war die Auswahl ein reiner Zufall.
Folge: Die Humbucker der 50er klingen ziemlich unterschiedlich. Es gibt großartig klingende
Exemplare, aber auch ganz anders klingende aus der selben Serie. Allen gemein ist, dass der Output eher gering ist.
Es gibt verschiedene Theorien, weshalb manche dieser Tonabnehmer so gut klingen (abnehmender Magnetismus o.ä.)
Intern wurde der P.A.F. bei Gibson bereits PU-490 genannt.
490: Als Ergebnis vieler kleiner Veränderungen stellte Gibson den 490 vor. Ursprünglich an Steg und Hals eingesetzt entschied sich Gibson Ende der 80er, zwei unterschiedliche Varianten für Steg und Hals zu bauen. Hierfür wurde für den Stegpickup der Polschraubenabstand gespreizt, damit die Saiten auch dort genau über den Schrauben verlaufen. Zur Verdeutlichung erhielt die Halsvariante der Namen 490 R (für Rhythm) und die Stegvariante die Bezeichnung 490 T (für Treble).
Der Wickeldraht ist mit einer transparenten Isolierung (Polyurethan) versehen.
Der Output dieser 490er ist wie derjenige der P.A.F.s relativ gering.
498 T: Verglichen mit den 490ern klingt dieser Humbucker druckvoller, mittiger und lauter. Der höhere Output wurde erreicht durch Verwendung eines dünneren Wicklungsdrahtes, der eine größere Anzahl von Windungen ermöglichte.
Bis heute sehen viele Anwender in der Kombination 490 R / 498 T den perfekten Les Paul Klang, es ist die wohl typischste Bestückung. Die Magneten der Tonabnehmer bestehen aus Alnico, einer Aluminium-Nickel-Cobalt-Metalllegierung
496 (R) und 500 (T): Diese Humbucker haben keine Kappe, man sieht also den Kunststoff der Tonabnehmer (entweder beide schwarz oder Zebra).
Die Tonabnehmer haben noch einmal einen gesteigerten Output und statt Alnico Keramik-Magneten.
Klanglich betont dieser PU im Vergleich zu den vorherigen Bässe und Höhen, er passte daher gut in die tief gestimmte New Metal Zeit. Cleansounds sind definitiv keine Stärke dieser Humbucker.
57 Classic: Eine Rückbesinnung auf die alten P.A.F.s / 490er brachte die 57 classics hervor.
Er liegt klanglich nahe am 490. Entwickelt von J.T. Riboloff kam allerdings wieder der dunkel isolierte Wickeldraht zum Einsatz, durch technische Änderungen (der Polschuh wurde gefräst und nicht mehr gestanzt) wurden Nebengeräusche minimiert. Mit Einführung des 57 Classic Plus umbenannt in 57 Classic Vintage.
Als 57 Classic Plus Variante wurde die Wicklung um 3 % erhöht, durch die etwas höhere Lautstärke findet sich dieser PU überwiegend in der Stegposition.
Beide erhältlich mit oder ohne (beide schwarz oder Zebra) Kappe.
BurstBucker: Ein weiterer Schritt vom 57 Classic hin zum P.A.F. : Die beiden Spulen sind nicht identisch, der Magnet hat eine ungeschliffene Oberfläche, der Tonabnehmer ist nicht gewachst (führt zu einem mittigeren Sound).
Erhältlich in 3 Varianten:
- A / Nr.1: Weniger Windungen als 57 Classic, gut für klare Sounds
- B / Nr.2: Wie 57 Classic, um 8,3 Ohm
- C / Nr.3: Hoher Output, mehr Wicklungen auf der Spule
Ursprünglich nur mit Nickelkappe, später auch ohne.
Angus Young - Signature: Basiert auf dem 57 Classic, allerdings um die 9,5 Ohm (mehr Output).
Wird von Gibson ausschließlich für die Stegposition empfohlen. Gewachst, im Vergleich zum BurstBucker (Nr.2) etwas drückender, dafür weniger fokussiert und höhenreich.
4-adrig, d.h. auch parallele, serielle oder Coil-Tap-Schaltung herstellbar.
Tony Iommi - Signature: Extremes Output-Monster mit ca. 15,3 Ohm. Ebenfalls 4-adrig. Die Spulen sind gewachst und vollständig vergossen. Prädestiniert (nur) für High-gain-Sounds, in einem Test wurden Höhen und Brillianz vermisst.
Was interssant ist: Vor einigen Jahren hatte Gibson spezielle Les Pauls im Umlauf, die dort, wo die Pickups sitzen, 2 durch den ganzen Korpus gehende Löcher hatten. Für diese Löcher gab es Holz-Einsätze, auf denen verschiedene Humbucker montiert waren und die man einschieben konnte. Dies ermöglichte großartige Direktvergleiche. Leider habe ich diese Gitarren seit Jahren nicht mehr gesehen, es gibt sie wohl nur noch in ausgewählten Läden (auch dazu der nächste Link).
Einen Soundvergleich der Humbucker inklusive der P´s (90, 100 etc.) zum selbst anhören habe ich hier gefunden:
http://www.planetguitar.net/tests/gibson_pick/gibson_pick.html
Leider ist der Amp dort so stark verzerrt, dass die Unterschiede etwas verwischt werden. Bei weniger High Gain wären die Unterschiede viel deutlicher zu hören.
Hoffe, es hilft dem einen oder anderen Einsteiger, auch wenn hier im Forum wohl überwiegend Leute sind, die sich noch viel genauer mit der Materie auskennen. Deshalb sind jedwede Ergänzungen dieses Threads sehr willkommen.
PS: Ich habe inzwischen die für mich perfekte Paula gefunden. Und verstehe inzwischen viel besser, weshalb sich so viele Menschen für dieses Model begeistern...
Hintergrund: Ich bin seit 30 Jahren Charvelsammler (die alten echten San Dimas mit Seriennummern unter 5492) und überlegte seit Jahren, mal wieder mit einer Les Paul fremd zu gehen.
In den 90ern hatte ich schon einmal für ca. 10 Jahre einer schwarze 1980er Standard (mit Ahornhals), später bis heute eine Studio mit gebrochenem / nachgeleimtem Hals.
Beide klangen für mich okay, aber mehr auch nicht.
Jetzt also sollte es die für mich PERFEKTE Paula werden.
Während ich bei alten Charvels fast jede Schraube kenne, waren Paulas für mich weitgehend Neuland.
Der Vorteil: Schon beim unverstärkten trockenen Anspielen bekommt man eine ganze Menge über den Ton der Gitarre mit.
Umso wichtiger war die Wahl der richtigen Tonabnehmer. Daher bin ich mal in die Welt der Gibson-Humbucker eingestiegen und habe mich durch viel und umfangreiche Literatur möglichst genau informiert.
Für alle Einsteiger, die noch nicht selbst echte Experten sind und keine Gibson-Bibliothek zuhause haben, könnten die Infos nützlich sein. Daher habe ich sie einmal zusammengefasst.
P.A.F. : Mit diesen Humbuckern begann alles 1957. Die Abkürzung P.A.F steht für Patent Applied For (= Zum Patent angemeldet) und stammt von einem kleinen Label auf der Grundplatte der ersten Humbucker. Diese Tonabnehmer wurden in den unbezahlbaren Traumgitarren der Jahrgänge 1957 bis 1960 verbaut.
Jeder dieser Humbucker besteht u.a. aus einem Wickeldraht aus Kupfer mit einem Durchmesser von 0.063 mm, der ca. 5000 mal um den Wickelkörper gewickelt wird, beim Humbucker also 2 x 5000 Wicklungen.
Beim alten P.A.F. hat der Wickeldraht noch eine schwarze oder extrem dunkelrote Farbe, was von der Isolierung (bis zu 30 Schichten Einbrennlack) stammt.
Problematisch für alle späteren Nachbauten der P.A.F.s ist, dass die Spulen aus den 50er Jahren uneinheitlich gewickelt sind. Mal waren mehr, dann wieder weniger Windungen auf der Spule. Wurde ein Pärchen von zwei Spulen zu einem Humbucker zusammengefügt, dann war die Auswahl ein reiner Zufall.
Folge: Die Humbucker der 50er klingen ziemlich unterschiedlich. Es gibt großartig klingende
Exemplare, aber auch ganz anders klingende aus der selben Serie. Allen gemein ist, dass der Output eher gering ist.
Es gibt verschiedene Theorien, weshalb manche dieser Tonabnehmer so gut klingen (abnehmender Magnetismus o.ä.)
Intern wurde der P.A.F. bei Gibson bereits PU-490 genannt.
490: Als Ergebnis vieler kleiner Veränderungen stellte Gibson den 490 vor. Ursprünglich an Steg und Hals eingesetzt entschied sich Gibson Ende der 80er, zwei unterschiedliche Varianten für Steg und Hals zu bauen. Hierfür wurde für den Stegpickup der Polschraubenabstand gespreizt, damit die Saiten auch dort genau über den Schrauben verlaufen. Zur Verdeutlichung erhielt die Halsvariante der Namen 490 R (für Rhythm) und die Stegvariante die Bezeichnung 490 T (für Treble).
Der Wickeldraht ist mit einer transparenten Isolierung (Polyurethan) versehen.
Der Output dieser 490er ist wie derjenige der P.A.F.s relativ gering.
498 T: Verglichen mit den 490ern klingt dieser Humbucker druckvoller, mittiger und lauter. Der höhere Output wurde erreicht durch Verwendung eines dünneren Wicklungsdrahtes, der eine größere Anzahl von Windungen ermöglichte.
Bis heute sehen viele Anwender in der Kombination 490 R / 498 T den perfekten Les Paul Klang, es ist die wohl typischste Bestückung. Die Magneten der Tonabnehmer bestehen aus Alnico, einer Aluminium-Nickel-Cobalt-Metalllegierung
496 (R) und 500 (T): Diese Humbucker haben keine Kappe, man sieht also den Kunststoff der Tonabnehmer (entweder beide schwarz oder Zebra).
Die Tonabnehmer haben noch einmal einen gesteigerten Output und statt Alnico Keramik-Magneten.
Klanglich betont dieser PU im Vergleich zu den vorherigen Bässe und Höhen, er passte daher gut in die tief gestimmte New Metal Zeit. Cleansounds sind definitiv keine Stärke dieser Humbucker.
57 Classic: Eine Rückbesinnung auf die alten P.A.F.s / 490er brachte die 57 classics hervor.
Er liegt klanglich nahe am 490. Entwickelt von J.T. Riboloff kam allerdings wieder der dunkel isolierte Wickeldraht zum Einsatz, durch technische Änderungen (der Polschuh wurde gefräst und nicht mehr gestanzt) wurden Nebengeräusche minimiert. Mit Einführung des 57 Classic Plus umbenannt in 57 Classic Vintage.
Als 57 Classic Plus Variante wurde die Wicklung um 3 % erhöht, durch die etwas höhere Lautstärke findet sich dieser PU überwiegend in der Stegposition.
Beide erhältlich mit oder ohne (beide schwarz oder Zebra) Kappe.
BurstBucker: Ein weiterer Schritt vom 57 Classic hin zum P.A.F. : Die beiden Spulen sind nicht identisch, der Magnet hat eine ungeschliffene Oberfläche, der Tonabnehmer ist nicht gewachst (führt zu einem mittigeren Sound).
Erhältlich in 3 Varianten:
- A / Nr.1: Weniger Windungen als 57 Classic, gut für klare Sounds
- B / Nr.2: Wie 57 Classic, um 8,3 Ohm
- C / Nr.3: Hoher Output, mehr Wicklungen auf der Spule
Ursprünglich nur mit Nickelkappe, später auch ohne.
Angus Young - Signature: Basiert auf dem 57 Classic, allerdings um die 9,5 Ohm (mehr Output).
Wird von Gibson ausschließlich für die Stegposition empfohlen. Gewachst, im Vergleich zum BurstBucker (Nr.2) etwas drückender, dafür weniger fokussiert und höhenreich.
4-adrig, d.h. auch parallele, serielle oder Coil-Tap-Schaltung herstellbar.
Tony Iommi - Signature: Extremes Output-Monster mit ca. 15,3 Ohm. Ebenfalls 4-adrig. Die Spulen sind gewachst und vollständig vergossen. Prädestiniert (nur) für High-gain-Sounds, in einem Test wurden Höhen und Brillianz vermisst.
Was interssant ist: Vor einigen Jahren hatte Gibson spezielle Les Pauls im Umlauf, die dort, wo die Pickups sitzen, 2 durch den ganzen Korpus gehende Löcher hatten. Für diese Löcher gab es Holz-Einsätze, auf denen verschiedene Humbucker montiert waren und die man einschieben konnte. Dies ermöglichte großartige Direktvergleiche. Leider habe ich diese Gitarren seit Jahren nicht mehr gesehen, es gibt sie wohl nur noch in ausgewählten Läden (auch dazu der nächste Link).
Einen Soundvergleich der Humbucker inklusive der P´s (90, 100 etc.) zum selbst anhören habe ich hier gefunden:
http://www.planetguitar.net/tests/gibson_pick/gibson_pick.html
Leider ist der Amp dort so stark verzerrt, dass die Unterschiede etwas verwischt werden. Bei weniger High Gain wären die Unterschiede viel deutlicher zu hören.
Hoffe, es hilft dem einen oder anderen Einsteiger, auch wenn hier im Forum wohl überwiegend Leute sind, die sich noch viel genauer mit der Materie auskennen. Deshalb sind jedwede Ergänzungen dieses Threads sehr willkommen.
PS: Ich habe inzwischen die für mich perfekte Paula gefunden. Und verstehe inzwischen viel besser, weshalb sich so viele Menschen für dieses Model begeistern...
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