Gibt es Konzertgitarren mit Halsspannstab?

[trantuete]

Der Carbonstab würde mich auch interessieren. Kannst du dafür eine Bezugsquelle nennen?

 

[bemoll]

Kannst du dafür eine Bezugsquelle nennen?

Frag mal den Gitarrenbauer Michael Wichmann in Hamburg; der hat seinerzeit bei einer für mich gebauten Gitarre (1993 Riopalisander/Zeder) solch einen nicht verstellbaren Halsstab eingebaut. Der Hals ist relativ flach und hält unbeirrt seine Form ;-)

 

[supasini]

Ich spiele eine Taylor 812ce-N - die hat (wie alle Taylor-Gitarren) einen Trussrod. Einen Nachteil kann ich nicht entdecken, ist einfach eine wunderbar zu bespielende Fusion-Gitarre (leicht gewölbtes Griffbrett, ca. 4 mm schmalerer Hals als traditionell)

 

[Lu41]

Ja, oder die C5 aus der Córdoba Serie.

 

[DerAnderl]

Furch verbaut in alle Nylons das CNR-System.

 

[supasini]

Taylor verbaut in seinen Nylon-Modellen auch einen Spannstab. Dieser dient aber ausschließlich der Einstellung/Korrektur der Halskrümmung und nicht der Einstellung der Saitenlage.
Diese wird bei Taylor auch nicht über den Steg eingestellt sondern ausschließlich über den Halswinkel, dazu gibt es bei Taylor ein sensationelles System, die Hälse sind verschraubt und es werden entsprechende Winkeleinlagen zur Justierung ("Neck-Reset") eingebaut.
Der Spannstab hat nur Auswirkungen auf die ersten 10-12 Bünde je nach Halsansatz, der Rest ist ja auf Halsfuß und Decke "fest".
Ich hatte gerade an einer Taylor mit Stahlsaiten das Problem mit sterbenden Tönen ab dem 11. Bund und hatte zunächst den Denkfehler, dass sich da was mit Halsstab (oder Sattel) machen ließe. Der Gitarrenbauer hat mir den Zahn sehr deutlich gezogen und die Bünde neu abgerichtet und anschließen ein Neck-Reset durchgeführt.
Bei Gitarren ohne das Taylor-System oder ein vergleichbares ist das erheblich aufwändiger, aber auch möglich.
Fazit: beim Saitenzug von Nylonsaiten ist der Spannstab meist nicht erforderlich, ein Verstärkungsstab u.U. sinnvoll, Essence-Guitars verbaut z.B. gerne einen Carbonstab. Dann wird es steifer und gleichzeitig das Gewicht nicht erhöht. Wenn der dann gespannt werden kann erhöht das zunächst mal die Stabilität (vgl. Spannbeton), macht aber auch in sehr engen Grenzen eine spätere Korrektur einer Krümmung möglich.

 

[LUF]

Wie seht ihr Truss Rod bei Konzertgitarren?

Der Purist in mir sagt bloss nicht die Schönheit des Minimalismus zerstören und ohne Not am bewährten Rezept herumdoktoren.
Der Pragmatiker hält dagegen, was ist falsch daran mit nur einer kleinen Drehnung am Truss Rod viele Probleme umschiffen?

Danke.

Edit:

Diesen Thread habe ich gesehen aber es schien um welche Gitarre mit Truss Rod gibt es und nicht ob man das mag oder nicht. Da meine Frage zusammengeführt wurde hoffe ich hier auf Wortmeldungen wie man zu Truss Rods steht.

Nochmals Danke...

 

[Prospero]

Wie seht ihr Truss Rod bei Konzertgitarren?

Form follows function. Wenn nötig, dann nötig, warum nicht.

 

[Person]

Form follows function. Wenn nötig, dann nötig, warum nicht.

ebent. Ich habe neulich mal auf T rumgeschaut, dabei ist mir aufgefallen, dass einige Hersteller das wohl machen, eher im Midrange (weiss auch nicht mehr welche Hersteller). Es wird oft in der Beschreibung auch nicht angegeben, wenn man aber die Fotos sieht, unter die Decke fotografiert, kann man das sehen.
Bauartbedingt, braucht eine Konzertgitarre keinen Halsstab, da der Hals schon sehr breit ist, damit stabil genug, die Nylonsaiten eine wesentlich gerinere Zugkraft haben.

 

[LUF]

Form follows function. Wenn nötig, dann nötig, warum nicht.

Wenn ich sehe wie Knochen oder Plastik, Tonholz, vollmassiv, Stainless Steel oder Neusilber, PU oder Nitro kontrovers diskutiert wird hätte ich bei so massivem Eingriff in die Konzertgitarrenformel mehr Wortmeldungen erwartet. Hoffentlich kommen die noch.

Im Prinzip stimme ich dir zu. Dennoch, an der Geigenformel schraubt man ja auch nicht rum?

 

[Disgracer]

was ist falsch daran mit nur einer kleinen Drehnung am Truss Rod viele Probleme umschiffen?

Welche Probleme schweben dir denn da vor?
Ich habe meine Konzertgitarren (ohne truss rod) teilweise mehr als 20 Jahre und da gibt es kein Probleme.
Möglicherweise ist in weiteren 20 Jahren mal ein Neck-Reset notwendig, möglicherweise auch nicht. Spielt dann aber auch keine ernsthafte Rolle.
Ich hab jedenfalls bisher keinen truss rod vermisst und wüsste jetzt auch keine Probleme, bei der das Ding Abhilfe schaffen sollte.

 

[LUF]

@Disgracer

Jetzt wo du es sagst, ich habe eine Hopf 7/8 Anfängergitarre Baujahr 1974 vor dem Sperrmüll gerettet. Total runtergerockt bis zur Unspielbarkeit aber Saitenlage ist perfekt. Da stellt sich umso mehr die Frage was der Truss Rod soll.

Ist er evtl. nur eine Hilfe für die Hersteller, um die Toleranzen bei der Massenfertigung einfacher in den Griff zu bekommen? Oder will man Spielern entgegenkommen die auch bei der Konzertgitarre glauben weniger als 2 mm Saitenlage einstellen zu müssen?

 

[Disgracer]

Da stellt sich umso mehr die Frage was der Truss Rod soll.

95% der Konzertgitarren haben auch keinen. Einfach weil es nicht nötig ist.
Es wird z.B. dann nötig, wenn man den Hals besonders dünn machen möchte und stabilisieren muss. Da gibt es dann verschiedene Optionen. Truss Rod ist eine davon.
Und wie Bassturmator auf der ersten Seite schon sagte: Man stellt die Saitenlage nicht über den truss rod ein.
Eine Konzertgitarre ist keine E-Gitarre. Die Saitenlage wird vorab eingestellt und wenn man optimieren möchte, kann man das über die Stegeinlage lösen, etwa mit Shims oder durch Abfeilen oder, wenn es die ersten Bünde betrifft auch durch den Sattel. Mehr sollte im Normalfall nicht nötig sein.

 

[LUF]

Nachdem klar zu sein scheint, dass Truss Rod nicht nötig ist, würdet ihr Gitarren mit Truss Rod meiden oder tolerieren wenn der Rest stimmt?

 

[Disgracer]

Weder das eine noch das andere?
Ist doch vollkommen egal, ob die Gitarre einen hat oder nicht. Es ist weder gut noch schlecht, sondern einfach eine Möglichkeit einen Hals zu stabilisieren.
Das ist so wie zu fragen ob man Gitarren mit X-Bracing meiden sollte.
Der Gitarrenbauer wird sich schon was dabei gedacht haben, wenn er sich den Aufwand macht.
Wenn ich mir eine Gitarre kaufe, gucke ich nach Klang, Bespielbarkeit, eventuell der verbauten Technik, Aussehen und Preis.
Ist mir absolut egal ob das nur eine bei Mondschein geschlagene Fichte ist oder die Gitarre ladder-bracing hat oder truss rod oder nicht.

Warum ist das für dich so ein wichtiger Punkt?

 

[chris_kah]

Ein Truss Rod kann helfen, wenn ein Hals sich mit der Zeit verzieht. Dann kann man korrigieren.
Wenn es ohne geht, ok, wenn die Gitarre einen hat - warum nicht.
Wie schon anfangs im Thread erwähnt: meine Ibanez AEG hat einen Trussrod und die ist für eine Nylongitarre auergewöhnlich stimmstabil. Bei meiner anderen Nylon Akustik arbeitet der Hals eventuell bei sich ändernder Luftfeuchtigkeit. Der Unterschied ist deutlich wahrnehmbar.

 

[LUF]

Ich bin ein Fan von minimalistischem Design. Auch bei der Gitarre.

Dass Bindings einen Nutzen haben lernte ich als mich die Splitter einer angeschlagenen Gitarre mich am Arm pieksten aber wenn Rosette, dann am liebsten als Decal, keine Inlays und keine Schnitzereien am Kopf. Ich mag es, dass man die Saiten selbst verknoten muss. Da muss ich schlucken, wenn ein relativ komplexes Gebilde verbaut wird wegen einem nicht vorhandenes Problem. Wenn es um Stabilität geht wäre ja dickerer Hals die naheliegendere Lösung?

Ok, E-Gitarre sehe ich als den Anfang einer komplexen High-Tech Kette und da soll alles verbaut werden was hilft die ganze Kette zu beherrschen aber bei der Konzertgitarre wünsche ich mir Minimalismus.

 

[rw]

Wenn es um Stabilität geht wäre ja dickerer Hals die naheliegendere Lösung?

... der aber anders zu bespielen ist, als ein dünner, und vermutlich auf Grund der Masse auch klangliche Auswirkungen (welcher Art auch immer) haben wird.
Nein, meine klassischen haben auch keinen Halsstab und die ältesten sind fast 60 Jahre alt. Aber es mag Gründe geben, die nicht in der Beruhigung der von der E-Gitarre kommenden Käufer liegen.

 

[LUF]

Gut möglich, was deine Vermutung mit E-Gitarristen betrifft.

Ich erinnere mich an eine geharnischte Bewertung und Rückgabe weil ein Oline Käufer es empörend fand eine Gitarre ohne Truss Rod zu verkaufen. Trotz zahlreicher Daumen runter Reaktion wurde sie nicht korrigiert. Er hat wohl nie wieder in den vermeintlich skandalösen Shop reingeschaut. Schade für alle Beteiligten.