[Gitarre] Fender Noir Telecaster - Ltd. Edition

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Prolog

Was ist das schlimmste, das passieren kann, wenn man im Rahmen seines verdienten USA-Urlaubs an der Westküste einen Gitarrenladen in San Francisco betritt?

Wie sich herausgestellt hat, zwei Dinge: Zum einen vergisst man in der unmittelbaren Nähe zu den Wohnhäusern von Janis Joplin, Jimmy Hendrix und den Grateful Dead die Zeit um sich herum und kommt fast zu spät zum Flughafen. Insbesondere, wenn während des Aufenthalts im Laden der Mietwagen aufgebrochen und ein Rucksack mit schmutziger Wäsche entwendet wird.

Zum anderen wirft man seine Vorsätze über Bord und verguckt sich in eine Telecaster.

Auch wenn der erste Punkt eine äußerst spannende Geschichte ergibt, will ich mich auf Punkt 2 konzentrieren und euch ein kleines Review zu meiner letzten Neuanschaffung nicht vorenthalten...


Fender Standard Telecaster Noir Special Edition - Intro

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Wie ich an die Tele gekommen bin, habe ich ja schon angedeutet. Im Rahmen unseres Urlaubs bin ich kurz in einen Laden reingefedert und habe mich durch die Reihen probiert – soweit nichts Neues. Da ich seit einiger Zeit auf der Suche nach einer vernünftigen Telecaster bin, verweilte ich also längere Zeit auch in den Reihen der Fenders.
Da ich eigentlich ein schön helles Fretboard mein Eigen nennen wollte, beachtete ich die dunklen Hälse kaum, konnte mich dann aber doch von einer ganz bestimmten, matt schwarzen Kopfplatte nicht lösen. Mattschwarze Telecaster, günstiger Preis, rote Details? Testen.
Und getestet wurde. Die Zeit zum Flughafen zu fahren kam und ich konnte mich nicht dazu durchringen mein Handgepäck durch eine Gitarre zu ersetzen. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass mein Handgepäck grad durch den Fahrer eines weißen SUV aus meinem Auto gezerrt wurde, hätte ich vermutlich nicht lang gefackelt.

Zurück in Deutschland ging die Suche dann los. Leider konnte ich in Hamburg und näherer Umgebung keine Tele aus der Noir Serie entdecken, online hatte das große T auch nur noch die zugehörige Strat (Tremolo…duh).
Irgendwann kam ich dann auf die Bucht und surfte so durch die Angebote meiner Lieblingsverkäufer – und siehe da: Eine Tele Noir mit leichtem Defekt am Lack für schmales Geld. Zuschlag. Versand. Auspacken. Strahlen. Beziehungsweise…ermatten.

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Da war sie also wieder, die matt schwarze Schönheit, die jetzt natürlich ausgiebig getestet werden wollte. Machen wir also dort weiter.

Look

Der Lack wirkt sehr „natürlich“, hat also eine gewisse Struktur. Das weiß zu gefallen, insbesondere, da der ganze Korpus so etwas holziger wirkt, einfach gut anzufassen. Optisch ist der schwarze Korpus mit der passenden Kopfplatte ein absoluter Hingucker. Gekrönt wird das ganze Ensemble mit einem rot umrandeten Pickguard und dem Fender Telecaster Schriftzug in Kontrastfarben. Aber seht selbst:

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Optisch gibt es also nichts zu meckern.

Verarbeitung

Für eine Gitarre eines namhaften Herstellers in dieser Preisklasse (bis 600 €) bin ich sehr zufrieden. Die Bünde sind sauber abgerichtet, das Griffbrett aus Pau Ferro fühlt sich sehr geschmeidig an, die Mechaniken sitzen fest, alle Einschlaghülsen sind da, wo sie sein sollen – kurzum ich habe nichts zu meckern. Sicher ist die Bauweise Telecaster aber auch ausschlaggebend dafür, eher Gröberes zu erwarten und eben das zu schätzen. Wie beschrieb mal jemand den Unterschied Strat vs. Tele? Die Traumfrau vs. Saufkumpan? Na, wir bewegen uns mit der Tele auf jeden Fall deutlich im Bereich Saufkumpan. Und das meine ich durchweg positiv. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Verarbeitung ist gut.

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Setup / Technik

Ich nutze seit geraumer Zeit ausschließlich 10er Elixir Saiten und stelle meine Gitarren auf diese ein, da ist man ja schließlich Gewohnheitstier und als Gitarrist vermutlich auch auf dem besten Wege in eine OCD.

Die Tele lässt sich hervorragend einstellen, die Halskrümmung ist glücklicherweise bereits nach meinem Geschmack, so dass ich nicht zu sehr in die Tiefen einsteigen musste. Oktavreinheit war eine kleine Fummelei, aber bei welcher Gitarre ist das anders? Ich bin mit meinem Ergebnis jedoch zufrieden.
Ein kurzer Ausflug in Dropped D Stimmungen (Foo Fighters – Everlong usw. lassen sich hervorragend „schrammeln“) zeigt: Auch das beherrscht die Tele ohne Murren.

Die Stimmstabilität ist, vermutlich auch in Verbindung mit den eingesetzten Saiten, akkurat. Bislang war kein Nachbessern der Nut notwendig, selbst die G-Saite hält. Mal sehen, wie lange noch und ob ich dann doch gegen TUSQ o.ä. austauschen werde.

Die Mechaniken sind recht schmucklos / klassisch und arbeiten zuverlässig. Die Übersetzung könnte für meinen Geschmack etwas höher sein, man benötigt etwas Fingerspitzengefühl – nichts, was dringend behoben werden muss, aber eventuell ein weiter Punkt um anzusetzen.

Auch wenn ich es bei vielen sehe: Die Gurtpins werden in naher Zukunft nicht durch Flens-Gummis (oder die offiziellen Fender-Gurthalter-Patend-applied-for-extremely-teuer) verstärkt, sondern gegen Security Pins getauscht. Nicht, weil ich dem Gummi nicht vertraue – ich möchte einfach meinen Gurt benutzen.

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Sound

Wie anfangs dargestellt, bin ich kein Telecaster-Profi, sondern wage mich mit der Noir in neue Gefilde, und das nicht nur optisch und haptisch, sondern auch klanglich. Von Twang wird gesprochen, gern auch eingedeutscht „twäng“, wenn man in den verschiedenen Foren liest. Ich würde es mal wortschöpferisch als „drahtig“ beschreiben. Der Tele unterliegt auch bei stärkeren Verzerrungen ein gewisser akustischer Grundklang, der mir gut gefällt – ich habe das Gefühl, die Western-Wurzeln der Bauart zu hören. Im Vergleich zu einer Les Paul deutlich weniger „drückend“, mehr transparent wirkt das Klangbild.

Die Pickups der Standard-Serie aus Mexico sind ja nun, positiv ausgedrückt, nicht unumstritten. Sie tun allerdings genau das, was ich von ihnen erwartet habe. Sehr direkte Ansprache, wenig rauschen (habe mit deutlich mehr gerechnet), gute Auffächerung von Einzeltönen. Der Fender Purist würde sie vermutlich schleunigst aus der Gitarre reißen, danach ist mir, aktuell zumindest, nicht.
Es bleibt klanglich der, durchaus angenehme, Eindruck, mit einer schlanken, ausdrucksstarken und etwas komprimierten Western zu spielen.
Besser kann und will ich es nicht beschreiben.

Sie klingt in meinen Ohren super und liefert ab, was zu erwarten ist:
Blues ist in allen Lagen und allen PU-Einstellungen ein Genuss. Rock auch. Hardrock geht im Bridge PU ordentlich ab. Stadionrock a lá Foo Fighters (ich schrieb es schon) begeistert mich total – einen solchen Sound habe ich bislang noch nicht anders hinbekommen. Metal – sollte man sich nach was anderem umsehen. Das packen die PUs nicht wirklich gut.

„Specs“

Eine Auflistung. Um die Fakten schnell rüber zu bringen. Hab ich mal so gelernt...

  • Farbe: Satin Black mit roten Details
  • Halskonstruktion: verschraubt
  • Bundanzahl: 21
  • Mensur: 25,5" (64,77 cm)
  • Korpusmaterial: Erle (englisch Alder)
  • Hals: 1-tlg. Ahorn (Maple)
  • Halsprofil: Modern "C"
  • Griffbrett: Pau Ferro (CITES also kein Thema)
  • Griffbrettradius: 9,5"
  • Griffbrett Einlagen: Punkte
  • Pickup: S-S (2x Single Coil)
  • Pickup Neck: Fender Standard Single Coil
  • Pickup Bridge: Fender Standard Single Coil
  • Pickup Wahlschalter: 3-Weg Schalter
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone
  • Bridge: Moderne Tele Style Bridge
  • Hardware: Chrom
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Fazit

Ich habe mir nicht nur ein wirklich schönes Andenken an einen tollen Urlaub gegönnt, sondern ein vollwertiges Instrument, das den Fuhrpark aus Humbucker-Gitarren sinn- und stilvoll erweitert. Für alle, die sich für die Noir-Serie interessieren, kann ich nur sagen: Es lohnt sich.
Alle, die „nur“ eine Tele wollen: Es ist und bleibt eine MiM Tele. Grundsolide und gut. Nur hübscher.
 
Eigenschaft
 
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Was ist das schlimmste, das passieren kann, wenn man im Rahmen seines verdienten USA-Urlaubs an der Westküste einen Gitarrenladen in San Francisco betritt?
Dass er nur Gibson führt? :evil: :D

Schönes Review mit tollen Fotos! :great:
:keks:
 
Wirklich ein sehr schönes Review - das gibt erstmal Kekse :great:

Ich habe auch schon mehrfach mit der Hübschen geliebäugt. Sie lag auch letztes Jahr schon des Öfteren im Onlinewarenkorb ;)
Letzten Endes fiel die Entscheidung bei mir allerdings zu Gunsten einer Firebird V - da es nahezu unmöglich ist mit einer reinen Singlecoil-Gitarre bei uns in der Band zu bestehen (Stichwort Hum) und ich nach wie vor auf eine Telecaster Custom in Sunburst mit Vintage Brücke scharf bin ... :rolleyes:
Aber nach allem was ich bisher gehört und gesehen habe, scheint die Tele Noir echt super zu sein - besonders zu dem Kurs.

Machst du noch ein paar Soundbeispiele oder ein kurzes Video zu Noir?
 
Danke für das schöne Review, die Geschichte und die tollen Bilder. :)
Das ist wirklich eine schicke Tele, die gefällt mir auch sehr gut in schwarz mit dunklem Griffbrett. :great: :great:

Naja, wenigstens brauchtest du dich nach dem Rucksack-Erlebnis um keine Schmutzwäsche mehr kümmern. :D

Kekse gehen leider nicht nochmal, daher nur hier :keks:
 
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