[Gitarre] Harley Benton Custom Line Manhattan Wizard

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Die neue Harley Benton Custom Line Wizard ist mir mehr zufällig beim alltäglichen Bummel durch den Thomann-Onlineshop ins Auge gefallen, als das ich konkret nach einer weiteren Gitarre gesucht hätte. Vielmehr hatte Thomanns Hausmarke Harley Benton meines Wissens nach seit Jahren kein Fullsize Hollowbody ES-Modell mehr am Start und als Gretsch-Fan brennt einem natürlich zwangsläufig der Dreck unter den Nägeln, wenn ein „Lookalike“ zu diesem Kurs auf dem Bildschirm erscheint.
Afair gab es vor einigen Jahren (2005) eine naturfarbene Fullsize 17 Zöller mit allerhand Bling Bling (aufwendige Fretboard- und Headstock Inlays, viel Binding, Gold Hardware) und NoName-B7 „Bigsby“, die auf den mächtigen Namen „Big 1000“ hörte. Damals eine typische Vertreterin ihrer Zunft mit Ähnlichkeiten zur Epiphone Broadway oder ähnlichen Kandidaten. Mit immerhin 444,- Euro im direkten Fight gegen renommierte Marken wie eben Epiphone, Ibanez und Yamaha etc. auch nicht gerade das Schnäppchen, das man sich von Harley Benton vielleicht erhoffte und erwartete.


Eine Nummer kleiner war dann die „Big 900“, welche als kleinere 16 Zöller mit recht schmalen Zargen, spitzem Cutaway und kleinem Sustainblock unter der eingelassenen Tunomatic Bridge ausgeführt war. Dafür aber im Gretsch typischen „Orange Stain“, mit Humbuckern in Filtertron Optik und der eben schon genannten B7-Kopie. Auch dieses Modell hatte verhältnismäßig aufwendige Inlays und Binding und wirkte zumindest auf den ersten Blick sehr Gretsch alike, was wohl durchaus so beabsichtigt war. Mit einem Preis von damals 398,- Euro war aber auch dieses Schätzchen für eine Thomann Hausmarke nicht eben ein Superschnäppchen.


Dementsprechend habe ich diese Modelle weder jemals in den Händen gehalten, noch habe ich viel darüber gelesen oder sie gar im Proberaum oder auf der Bühne erlebt. Zumal sich meine Erfahrungen mit Harley Benton Gitarren zu dieser Zeit auf zwei T-Style Modelle beschränkten, deren Existenz ich eigentlich bis heute zu Vergessen versuche. Somit hat sich bei mir auch kein akutes GAS eingestellt, wenn beide oben genannten Modelle mich auch optisch zumindest ansprachen.
Jedenfalls scheint diese Custom Line Wizard bereits seit September 2013 im Sortiment zu sein und ist bislang völlig an mir vorbeigegangen.
Hier also erstmal der Direktlink zur Thomann-Seite, damit ihr euch ein direktes Bild mit schönen Hochglanzfotos zur orangen Oma machen könnt:


Machen wir uns nichts vor, das schaut für den lächerlich niedrigen Preis von 249 Euro für eine Fullsize Hollowbody erst mal richtig gut aus und auch die bisherigen Bewertungen lesen sich jetzt nicht, als wäre die Gitarre per se ein Griff ins Klo. Mein Interesse war also geweckt und nach kurzer Rücksprache mit einem Mitarbeiter Thomanns (ja, das Musiker-Board hat Gewicht da draußen... :D) wurde mir kurzerhand ein Testexemplar zugeschickt.
Der erste Eindruck:
Nach der üblichen Umverpackung und Massen an Luftpolsterfolie kam dann irgendwann der eigentliche Karton zum Vorschein.



Irritiert hat mich zunächst die Tatsache, daß dieser offensichtlich bereits geöffnet und später wieder per Paketband verschlossen wurde. Hat mich da eine B-Stock erwischt? Im Thomann Shop wurde zu dieser Zeit nämlich eine angeboten...
Aber genau hinschauen hilft und dann erklärt sich auch die Voraböffnung durch die Thomänner.


Und lasst euch nicht durch die Harley Benton 335 Kopie irritieren. Auch die bekam ich zum Test zugeschickt und wird noch von mir reviewt. Aber erst mal konzentrieren wir uns auf die dickbäuchige Dame aus dem Sonnenstudio.
Ein Teppichmesser später schielte mich was Großes, Oranges durch noch mehr Schaum- und Füllstoff an.


Also runter mit dem Präser und die Wizard gleich mal kritisch beäugt.
Aha! Da klemmt ein Inspektionszettel der Thomann Qualitätssicherung zwischen den Saiten am Sattel plus einem Harley Benton Hang Tag inklusive wohl dem Eingangs-und Prüfdatumsstempel durch „Martin“.
Von hier aus also einen schönen Gruß an Martin!
Und ich möchte es gleich vorweg nehmen, der zuständige Mitarbeiter hat soweit gute Arbeit geleistet...




Aber fangen wir einfach mal ganz von vorne an.
Die Specs lassen sich auf der Thomann Homepage finden, dazu möchte ich eigentlich gerne im Einzelnen eingehen.

Wie bereits erwähnt, ist dieses Modell eine vollwertige 17“ Hollowbody. Und zwar ziemlich exakt 17,33 Zoll (etwa 44cm). Der Korpus ist an der tiefsten Stelle ungefähr 4,14 Zoll dick (~10,5 cm). Zudem ist sie tatsächlich vollkommen hohl, hat also keinerlei Sustainblock zwischen der laminierter Fichtendecke und dem ebenfalls laminierten Ahornboden und auch keinen (wie bei Gretsch beispielsweise üblich) Soundpost, der beides akustisch miteinander koppelt. Dafür wurde ein relativ kräftiges H-Bracing unter der Decke verleimt, um dem unvermeidlichen Feedback etwas Einhalt zu gebieten und dem Saitendruck des Palisander-Stegs inklusive Tunomatic Bridge auf der Decke entgegenzuwirken.
Der gesamte Korpus wirkt wohl auch aufgrund der transparent hellorangen (Signalfarben-) Lackierung und des rundum cremefarbenen Bindings (Decke und Boden eingefasst) auf den ersten Blick ziemlich mächtig.






Dabei ist Lackierung und auch das Binding (auch das der F-Holes) tadellos und vorbildlich ausgeführt. Keine rumpeligen Übergänge, keine Schleifspuren oder Einschlüsse etc. Ich kann da jetzt beim besten Willen nichts erkennen, daß mich die Stirn runzeln lässt. Da ist also alles absolut im grünen Bereich.



Hier auch noch mal die Wizard im direkten Vergleich zu ihrer deutlich höherpreisigen Konkurrentin, einer Gretsch 5420 mit zig Modifikationen, komplett überholter Elektronik und Pickups, plus einem hier im Board gewonnenen PLEK-Verfahren bei Thomann.


Die in der Wizard verbaute Goldhardware erscheint mir als funktionelle Standardware, nicht berauschend aber auch nichts, was sofort in die Tonne wandern müsste.
Das Trapez Tailpiece ist schlicht gehalten und erfüllt seinen Zweck dreipunktverschraubt (inklusive hinterem Gurtpin) in der Zarge. Als Gretscher würde ich mir dort natürlich ein schönes Bigsby B-6/B-3 oder ein gutes Pendant (Bitte keines mit Niederdruckrolle!!!) wünschen, denn in der Folgezeit ist so manches Mal meine Hand automatisch zum „Jammern“ in Richtung vermeintlichen Vibratohebel gewandert und wurde enttäuscht. Phantomschmerz mal anders...
Aber natürlich gibt es massig Gitarristen, die mit so einem monströsen Vibratogebilde überhaupt nichts anfangen können oder wollen und lieber auf eine feste Variante vertrauen.


Der Toggleswitch im oberen Bereich des Korpus (leider mit schwarzem und damit gar nicht zum Rest passenden Knob) sitzt auf der ebenfalls cremefarbenen Rhythm/Treble-Plate, lässt sich sauber und satt schalten, ist jedoch etwas schief zur Achse verbaut. Das schränkt die Funktion nicht ein, sieht aber etwas nachlässig aus und Mancher stört sich an solchen Kleinigkeiten.


Und da kommen wir zu den Potis und der Klinkenbuchse, welche in der Zarge verbaut ist. Die Harley Benton verfügt über zwei separate Volume Potis für jeweils einen der Humbucker, einen Mastertonepoti dahinter und am vorderen Horn nochmal einen Mastervolumepoti, um beide Pickups gemeinsam einzubremsen.




Wer Gretsch spielt, findet sich hier sofort zurecht. Auch die Potis laufen allesamt satt, nicht zu leicht und auch nicht zu schwer. Bernsteinfarbene Knobs im Gibson Style runden das Bild ab, auch wenn hell goldfarbene etwas etwas stimmiger wirken würden.
Warum allerdings Klinkenbuchse und Volumepoti des Stegpickups nicht ordentlich verschraubt sind und sich mitdrehen, bzw. fast in den Korpus fallen, erschliesst sich mir nicht. Bei einer Semi- oder Hollowbody kann eine Reparatur solcher Mängel (sollten die Bauteile tatsächlich im Inneren verschwinden) nämlich gerne den unerfahrenen Nutzer völlig aus der Bahn werfen und die Ader auf die Stirn treiben, weil der Zugang zur Elektronik nur sehr beschränkt, um nicht zu sagen, besch....eiden zu erreichen ist. Da hat der Kollege aus der QS wohl einen kleinen, drögen Moment gehabt.
Um gleich bei der Elektronik zu bleiben... Die Verkabelung im Inneren ist leider nicht annähernd so vorbildlich verlegt, wie ich es z.B. von Gretsch oder Epiphone gewohnt bin. Es werden keine Kabelbinder verwendet, also gibt es lange, lose Strippen und Kabelwege ohne Fixierung. Das birgt mechanische Belastungen auf eventuelle Lötpunkte und zudem sieht es durch die F-Holes einfach unschön aus. Mit drei oder vier Bindern ließe sich das Ganze viel eleganter und professioneller verbauen.
Die (laut Thomann Beschreibung AlNiCo-) Humbucker bergen eine Überraschung. Nicht optisch, sondern rein funktionell. Offene Spulen sind zwar Geschmackssache, Ibanez macht das bei ihren äußerst günstigen AF-Modellen aber ebenfalls und vielleicht wären goldene Cover schon wieder zu viel des Guten. Trotzdem stört es in meinen Augen das Gesamtbild und die Optik wirkt damit nicht so richtig „rund“. Da helfen auch die goldenen Polepieces nichts.



Passend zu den cremefarbenen Humbuckerrahmen hätte man die Spulenabdeckung ebenfalls in Creme statt in schwarz ausführen können. Somit wäre das dann weniger „Bling“ und trotzdem einheitlich. Die angedeutete Überraschung erwischte mich beim Durchmessen auf der Suche nach den (zugegeben nicht 100%ig aussagekräftigen) DC-Werten. Während der Hals-PU zwar kräftige aber doch noch durchschnittliche 7,79 kOhm ins Multimeter drückt,


prügelt der Steg-PU mit vollen 17,63 kOhm in Messgerät, die ich wohl eher in einem hochgezüchteten Metal-PU vermuten würde.


Da geht augenblicklich bei mir der Alarm an und ich befürchte, daß mein kleiner zehn Watt 210er Vollröhren Testamp bereits in der Aufwärmphase alle Fünfe von sich streckt.
Echt jetzt? Soll das so sein? Oder macht das Volumepoti bereits voll aufgedreht etwas dicht? Schauen wir mal, das wird sich bei den Aufnahmen zeigen.
Und damit ich meine kleine Rüffelphase korpusseitig ordnungsgemäß beenden kann, muß ich noch auf das Pickguard und die TOM mit Brücke zu sprechen kommen.
Das Pickguard scheint aus einer Art furniertem Sperrholz gemacht zu sein, dessen Flammung durchaus gut zum Rest der Gitarre passt und sich schön einfügt.



Der Mitarbeiter in der herstellenden Fabrik hingegen war aber entweder unmotiviert, übermüdet oder angetrunken (oder von allem etwas). Die Passung und das Shaping sind imho gewöhnungsbedürftig. Die Kanten/die Fase sehen an mancher Stelle aus, als wäre die Säge oder Fräse verrutscht oder schlicht Freihand gemacht. Irgendwie „eierig“, wenn ihr versteht, was ich meine.



Die Fräsungen für die Humbuckerrahmen könnten ebenfalls präziser ausgeführt sein. Unten klemmt es, oben hingegen ist es zu weit...



Klar sieht man das alles nur, wenn man nah dran ist und die Brille aufhat. Aber ich bin ja nah dran und setze mir extra für euch die Brille auf (außerdem sehe ich damit aus wie Buddy Holly).

Die TOM ist eine recht simple Ausführung mit Rappelfeder. Insofern nichts Ungewöhnliches. Passt, funktioniert, macht keine Probleme oder Geräusche. Sie sitzt auf (ungewöhnlich für „asiatische Verhältnisse“) 4mm Gewindebolzen mit Rändelrädern. Die Bolzen sind per Mini-Inbus direkt in in das Holz der Palisanderbrücke geschraubt.


Mmmhhhh, diese Palisanderbrücke und ich waren nicht immer Freunde!

Und nun hole ich mal etwas weiter aus und hole tief Luft...
Nach der Begutachtung (die ich hier nach dieser Anekdote gleich fortführe, kleinen Moment) setzte ich mich erwartungsvoll mit der Wizard auf das Sofa, stimmte die Gitarre kurz durch und schlug zwei, drei Akkorde unplugged an. Ja, wie jetzt? Meine Gretschen sind ja auch allesamt nicht so viel lauter (weil eben ausschließlich für die laute Bühne gebaut plus den Resonanz hemmenden Soundposts unter den Stegfüßen und dünnen 10-46er Seilen) aber hier tat sich ja fast gar nichts. Das erinnerte mich eher an meine damalige Gibson 135er Kopie von Hoyer (sehr schlanke Semisolid mit quasi Null akustischem Ton und wenig Sustain).
Da hat mich fast ein wenig die Lust verlassen und ich hab sie mal für fünf Minuten zur Seite gestellt, Kaffee gekocht und ein Fluppe gedreht.
Zweiter Anlauf: Bei der Suche nach eventuell schnarrenden Bünden oder Dead Spots auf dem gesamten Griffbrett fällt mir auf, daß die TOM ruhig einen Hauch weiter oben sitzen könnte, da die Saiten nicht 100% über die Polepieces führten, bzw. die dünne E-Saite zu nah am Griffbrettrand lag. Also schnell die Saiten minimal gelockert und leicht an der Brücke geruckelt.
Nüscht!
Doller?
Nö!
Die haben die Bridge doch nicht etwa gepinnt? Etwas genauer (die Brille, Jungs! Die Brille! Deswegen!) auf die Kontaktfläche zwischen Brücke und Decke geschielt und da ist etwas seltsames, bröselig Weißes zu sehen.
„Die haben die Brücke verklebt! Diese Voll******* haben die Brücke verklebt! Das kann ja wohl nicht.....“
Denkt euch einfach 10 Minuten übelstes Gezeter mit allerhand Mittelfingern Richtung China.
Nun bin aber selbst ich im Stande, mich wieder einzukriegen und an meiner Wahrnehmung zu zweifeln. So einen Fauxpas traue ich Thomann schlicht nicht zu. Und da ich die Bunddrähte eh mit Haarlineal auf Nivellierung prüfen wollte, kamen die Saiten eben gleich komplett runter.
Und siehe da, mit einem Ruck hatte ich plötzlich den Steg in der Hand.
An der Unterseite der Brücke klebt bombenfest eine ziemlich dicke Lage weißen Schaumstoffs. Allerdings nicht um, wie bei Archtops mit floating Bridge gemeinhin üblich deutlich sichtbar, als Transportsicherung zu dienen und die Decke vor Beschädigungen während der Reise zum Endverbraucher zu schützen, sondern die Brücke im Spielbetrieb am versehentlichen Verrutschen zu hindern. Also als dauerhafte Fixierung.


Diesen Job hat der Schaumstoff auch imposant erledigt. Was er aber zudem mit Bravour geschafft hat, ist die komplette akustische Kopplung zwischen Brücke und Decke zu unterbinden. Und die ist bei Akustikgitarren, Jazzboxen und eigentlich allen traditionellen Instrumenten mit solch einem Aufbau, von der Geige bis zum Kontrabass, dringender von Nöten als alles andere, sonst funktioniert ein Resonanzkörper einfach nicht.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mit spitzen Fingernägeln, noch mehr Geduld und 800er Schleifleinen wurde der Schaumstoff samt allen Kleberesten von der Brücke entfernt und die ganze Chose inklusive Saiten wieder montiert.
By the way sei lobenswert erwähnt, daß die Brücke wirklich richtig sauber und vollflächig auf der Decke aufliegt und der Wölbung folgt. Es sind keine unschönen Spalte oder hochstehenden Kanten zu erkennen. Damit können die Saitenschwingungen tipptopp direkt auf den Korpus übertragen werden.



Muß so etwas mal nachgearbeitet (Ersatzsteg oder schlicht mangelnde Passung beim Neuinstrument) werden, kann man beim Gitarrenbauer nämlich richtig Geld für diese Strafarbeit loswerden und für DIY sollte man bereits einiges an Erfahrung mitbringen. Das ist kein Job für den Einstiegsbastler!
Und nun schau mal einer an! Da kommt ja plötzlich ein richtig lauter und holziger Ton aus der Wizard! Der Pegel hat sich gefühlt vervielfacht, da ist ordentlich Dynamik im Ton, das ganze Instrument schwingt spürbar und intensiv vom hinteren Gurtpin bis in den Headstock. Toll!
Akustisch hat sie nun in etwa die gleiche Lautstärke wie meine uralte Epiphone AJ-100 (Steelstring) und taugt als Akustikgitarre damit sogar locker für mikrofonierte Strummings bei Recordings im Studio oder Zuhause. Da kommen meine Gretschen nicht mal annähernd mit und ich komme nicht umhin, meiner 5420 und 6118 dafür einen schiefen und leicht bösen Blick zuzuwerfen. Aber okay, letztendlich zählt ja die Leistung am Amp. Wir sind primär verstärkt bei teils richtig hohen Bühnenlautstärken unterwegs. Unkontrolliertes Gehupe ist da auch nicht zwingend gewünscht. Dieses Drama habe ich schon mit meiner Epiphone Swingster (ebenfalls komplett Hollowbody, massive Decke) hinter mir und es hat je nach Location etwas von „unkalkulierbarem Risiko“.
Das die Gitarre akustisch nun soviel Druck macht, ist sicherlich auch der ungewohnt langen (Fender-) Mensur von 64,8cm zu verdanken. Gretsch baut afaik 62,2 cm und Gibson wie immer 62,8 cm. Diese zwei Zentimeter mehr in Kombination mit dem sehr straffen (laut Digital-Messschieber) 12-54er Saitensatz erzeugen natürlich mächtig Druck auf die Tunomatic-Brücken Konstruktion und damit auch tonal Fülle. Alles über Halbtonbendings hinaus ist damit aber pure Strafe, das versteht sich von selbst, denke ich. Einige Jazzboxen renommierter Hersteller (als Beispiel mal die Tal Farlow oder die Byrdland von Epiphone oder Gibson gehen den Weg der verkürzten Mensur, was ja zum Bleistift bei gestreckten Akkorden durchaus Sinn ergibt. Dafür hat man bei der Wizard zumindest massiv Twäng am Steg, sollte man zumindest meinen...
Die Thomann Homepage spricht übrigens von D'Addario Strings. Ich kann es nicht beurteilen, kenne diese eigentlich nur noch mit den farbigen Ballends und die hat der hier aufgezogene Satz nicht.


Wenn wir aber schon bei den Saiten und der Mensur sind, können wir auch gleich zum Rest der Gitarre kommen. Dem Hals und Headstock samt Details.
Der aus Mahagoni gefertigte Hals ist ebenfalls Hochglanz transparent lackiert und besitzt insgesamt ein sehr angenehm kräftiges Profil.



Kein Flitzefingerhals wie oft bei Ibanez oder Yamaha angetroffen und auch kein mittlerweile standardisiertes (und von mir gemiedenes) Gibson Shape ala „60s Slim Tapper“ oder „late 50s“. Selbst die Epiphonehälse meiner letzten Exemplare kommen mir noch deutlich schlanker vor. Aber ich mag kräftige Hälse. Ich würde bei der Harley Benton auf ein fleischiges C-Profil tippen, ähnlich den 50s Vintage Telecastern, nur eben insgesamt breiter. Das fühlt sich jedenfalls nach richtig Masse in der Hand an und das kann dem Ton nur gut tun.
Der Halsfuß (in dem übrigens der vordere Gurtpin verschraubt ist) beginnt Mitte des 12. Bundes und geht zwischen 14. und 15. Bund in den Korpus über.


Spätestens da muß man also seine Finger ordentlich strecken und/oder es wird in Daumenlage gespielt, wenn man sich da pentatonisch austoben möchte. Das ist aber kein Manko, sondern eher ein charakteristisches Merkmal dieser Bauart. Man hat da also zu kämpfen, dafür ist die Belohnung mit einem gelungenen Lick dann umso schöner.
Des weiteren ist die Halsauflage auf dem Korpus nicht bis zum letzten (22.) Bund ausgeführt, sondern ab dem 18. Bund wieder von der Decke entkoppelt, um eben diese nicht unnötig einzubremsen. Mitgedacht, Freunde!


Das Griffbrett Material ist verhältnismäßig unauffälliges Palisander mit sauber eingelegten „Crown“-Inlays aus Kunststoff. Das wiederum eingefasst in cremefarbenen Binding. All das ohne jeglichen erkennbaren Mangel. Auch hier saubere Lackkanten und keine Patzer.



Der Griffbrettradius scheint mir ein 14“ zu sein, darauf platzieren sich 22 wiederum spiegelblanke Neusilber Bünde ohne Riefen, Grate oder Überstände. Mit dem digitalen Messschieber ermittle ich durchschnittliche 2,4 mm Breite x 1,3 mm Höhe Bunddrahtprofil, was (nach offensichtlich vorgenommener Abrichtung) einem Medium Jumbo Format gleichkommen dürfte. Die Bundenden liegen auf dem Halsbinding auf, die Anker sind also ausgeklinkt.



In den Bundhöhen gibt es auf dem kompletten Griffbrett keine Ausreißer, kein Schnarren oder gar Deadnotes durch differentes Niveau der Bundkronen. Auch hier ist alles mit hoher handwerklicher Präzision umgesetzt worden. Bravo! Ein solches Ergebnis kann man sich von vielen teureren Produkten nur wünschen. Der zuständige Angestellte war jedenfalls bestimmt ein anderer als der, der sich am Pickguard versuchte. :D
 
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Vor dem Headstock werden die Saiten über einen simplen Kunststoffsattel geführt, der aber in den Abmessungen als auch in der Abrichtung wieder wie Arsch auf Eimer passt. Sauber eingeklebt, keine fühlbaren scharfen Kanten und die gekerbte Saitenhöhe im Bezug zum ersten Bunddraht ist traumhaft niedrig (Diskantsaiten 0,25 mm und Basssaiten etwa 0,3 mm zum ersten Bund bei gegriffener Saite im 3. Bund). Das kann euer Gitarrentech vor Ort sehr wahrscheinlich nicht besser.



Die erforderliche Halskrümmung ist mit knapp 0,20 mm (im 7. Bund zur Saitenunterkante bei gegriffenem ersten und letzten Bund) meiner Meinung nach eher knapp bemessen, funktioniert hier aber einwandfrei. Wer nun aber der langen Mensur und des starken („Echte Männer“-) Saitensatzes geschuldet auf 10-46 oder gar 09-42 downtunen möchte, wird erfahrungsgemäß um eine Justage am Trussrod nicht vorbeikommen. Zumindest, wenn man der Werkseinstellung von 2,1 mm der dicken E und 1,8 mm der dünnen E-Saite im 12. Bund treu bleiben möchte. Und das ist ratsam, denn die Werkseinstellung ist prima gemacht und kundig vorgenommen worden.


Bei einem dünneren Saitensatz allerdings muß man aber auch mit einem herben Verlust der akustischen Qualitäten rechnen. Da muß dann jeder für sich entscheiden, ob er lieber ganz old school kämpfen oder die orange Oma eher in Richtung easy bespielbare Bühnengitarre entwickeln möchte. Eventuell spanne ich in der weiteren Testphase noch ein Paar 10-46er oder 11-50er auf die rundliche Dame, um mich da abzusichern.
Trotz Mensur und Saitenstärke kann ich der Wizard aber eine astreine Bespielbarkeit attestieren, für die man dank des guten Setups keine Herkulesfinger braucht (sofern man starken Bendings aus dem Weg geht). Bis zum 12. Bund läuft mein Standardprogramm sehr flüssig und homogen, bis dann der mächtige Halsfuß den Weg nach oben abrupt stoppt.
Der angeschäftete Headstock ist sehr schlank und filigran gehalten, erinnert in den Maßen ein wenig an die frühen Peavey-Headstocks ähnlicher Modelle. Kein Vergleich zu den klobigen Harley Benton Kopfplatten der alten „Big“-Serie oder den sehr breiten Gretsch Pedals.


Auffallend ist, daß die Schäftung nicht wie sonst üblich irgendwo zwischen 1. und 3. Bund geschieht, sondern erst hinter dem Sattel. Das habe ich bislang noch nicht gesehen und rätsele über Pro und Contra dieser Variante.


Der Headstock selbst ist das einzige Bauteil dieser Gitarre ohne Binding, dafür wieder mit nett dreinschauenden, einwandfreien Crown- und HB-Logo Inlays, Lack und Lackkanten sind spiegelglatt und unauffällig.



Wirklich superb sind allerdings die dauergeschmierten und geschlossenen (NoName-) Mechaniken, die anständig mit etwa 17:1 untersetzt sehr präzise, smooth und gleichmäßig arbeiten. Das sind tatsächlich ungewohnt hochwertige Tuner für eine so günstige Gitarre. Hier ist der bei Billigbrettern so oft notwendige Wechsel auf funktionierendes Material aus dem Zubehörhandel völlig unnötig.



Soundfiles


Als Erstes ein rein akustischer Vergleich, um meine obigen Behauptungen zu stützen.
Probanden waren die Epiphone AJ-100, die Harley Benton Custom Line Wizard Manhattan und meine heißgeliebte Gretsch 5420.


(Wie ihr da sehen könnt, passt der Thomann Jumbo Koffer ganz hervorragend für die Wizard. ;))

Aufgenommen mit simplen Akkordstrumming über eine T-Bone 450 Großmembraner in das Tascam DP-01. Das Mikro befand sich immer im selben Abstand und Position zu den Gitarren (etwa 30 Zentimeter über dem vorderen Halsende/Halspickup), keine Kompressoren oder Limiter, keine Minuspads oder Basscuts. Am Tascam wurden lediglich die Kanäle der nicht relevanten Gitarren während des Masterings auf die Summe gemutet, Eingangspegel, EQ und Aussteuerung waren jederzeit identisch.


Bevor ihr euch das schlimme Geschrammel antut, hier noch ein Screenshot in Audacity (Schnitt und Export im MP3).
Eigentlich sind alle drei Gitarren in der Grafik klar zu erkennen, ich habe sie aber nochmal gekennzeichnet und beschriftet. Zwischen Epiphone und Wizard ist vom Pegel her kein allzu großer Unterschied, das Frequenzspektrum allerdings dagegen spricht Bände. Während die Epiphone relativ wuchtig und breitbandig tönt, wirkt die Wizard sehr eindimensional und "trötig". Dem verwöhnten Akustiker werden da die Ohren abfallen, für den Hobbyisten, der bei Homerecordings oder im Studio mal einen leichten Teppich unter die Aufnahmen legen möchte, kann das durchaus ausreichen und auch für gelegentliche Strassenmucken finde ich das in Ordnung.
Über die Gretsch brauche ich nicht viele Worte verlieren. Sie klingt zwar sehr ausgewogen ohne irgendwelche Über- oder Unterbetonung, ist aber eben doch trotz Hollowbody eine reine E-Gitarre für den verstärkten Sektor.


Hier also abwechselnd alle drei Gitarren in der Reihenfolge Epiphone, Harley Benton und Gretsch. Ich habe die Wechsel im Soundcloud Playmodus gekennzeichnet, sie sind aber relativ deutlich zu hören.

https://soundcloud.com/oliver_langner/vergleich-wizard-akustisch



Relevant für den geneigten Musikanten dürfte allerdings eher der verstärkte Sektor sein und da ist der Unterschied zwischen Harley Benton und Gretsch in meinen Ohren gravierend.
Wie befürchtet drückt die Wizard Manhattan durch das Mehr an Saitenmasse und die relativ starken PUs (besonders am Steg) ordentlich in den Mitten. Die Gretsch wirkt einfach ausgewogener und graziler, einfach holziger und knochiger. Zudem hatte mein kleiner 10 Watter schon bei geringen Lautstärken Probleme, den Steg-PU der HB clean abzubilden. Mit einem hochwattigen Transistoramp mag das keine Sau kümmern. Bei kleinen Sessions oder Mucken mit locker tragbarem Equipment allerdings dürfte selbst ein Blues Junior oder ähnliches relativ fix an seine (Clean-) Grenzen kommen.
Aber hört selbst.


Golden Ton Smart10 mit 210er Bestückung:



https://soundcloud.com/oliver_langner/vergleich-clean

Wieder ist die Reihenfolge im Playmodus markiert:

HB Wizard Hals PU
Gretsch 5420 Hals PU
HB Wizard beide PUs
Gretsch 5420 beide PUs
HB Wizard Steg PU
Gretsch 5420 Steg PU

Zudem habe ich die einzelnen Aufnahmen mal durch den Frequenzspektrum Analyzer gejagt und auch da zeigt sich so manche Beule:

HB Wizard Hals PU und Gretsch 5420 Hals PU


HB Wizard beide PUs und
Gretsch 5420 beide PUs


HB Wizard Steg PU und
Gretsch 5420 Steg PU


Zu guter Letzt noch ein kurzes Soundfile der Bridge Humbucker mit etwas Crunch über einen Bad Monkey (Volume und EQ auf 12 Uhr, Gain komplett raus).


https://soundcloud.com/oliver_langner/vergleich-crunch


Kurzes Resümee...

Ich habe euch schon mit allerhand Geschreibsel gelangweilt, daher fasse ich mich hier nun kurz.
Die Harley Benton Custom Line Manhattan Wizard ist in meinen Augen eine wirklich gute und bis auf wenige Abstriche astrein verarbeitete Hollowbody in einer Preisklasse, in der man normalerweise ein solches Stück Gitarre nicht erwarten würde und früher wohl auch nicht erhalten hätte.
Korpus, Hals und ein Großteil der Hardware sind funktionell und teilweise sogar überdurchschnittlich. Einzig die nachlässig montierten Elektronikkomponenten, der kaum beherrschbare Steg-Pickup und das suboptimal gefräste Pickguard schmälern die (Schnäppchen-)Freude.

Ich werde die nächsten Tage eventuell noch ein paar Worte nachtragen. Solltet ihr bis dahin noch Fragen oder Anregungen haben, lasst es mich wissen. Noch habe ich die Gitarre ein paar Tage hier stehen und kann ggf. noch Soundfiles oder Fotos nachreichen.

Beste Grüße,

Euer Oliver

 
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Hi ...

:great::great::great:

Wie immer vorzüglich ..

Du hast im Bezug auf den Preis ja eine relative Aussage gemacht ... Wie würdest du das Absolut sehen, z.B. im Vergleich zu deiner Gretsch im Serienzustand. Und ebenso die Frage wie du die "Ausbaufähigkeit" siehst. Lohnt es sich damit einzusteigen und ihr dann den Basteltrieb zukommen zu lassen, dem auch die Gretsch zum Opfer gefallen ist ...

Gruß
Martin
 
Hi Martin,

noch vor wenigen Jahren bekam man für das Geld bestenfalls eine wirklich billig zusammengeschusterte Ebay-China/Vietnam whatever Gitarre von fragwürdiger Herkunft. Davon hatte ich einige in der Hand und sie waren selbst das wenige Geld nicht ansatzweise wert. Heutzutage bieten einige große Musikhäuser Eigenmarken an, die in ähnlichen Preisgefilden wildern. Zum Beispiel Musicstore:
http://www.musicstore.de/de_DE/EUR/...anny-SA-10-HB-Honey-Burst-/art-GIT0016581-000

und sogar sehr angesehene Hersteller wie Ibanez treiben sich in diesen flachen Gewässern rum:

oder als "tobacco flat" für sogar nur 249 Euro (also wie die Harley Benton).

Ich kann diese Gitarren nicht beurteilen, weil ich sie nicht in den Händen hatte, kann mir aber nicht vorstellen, daß sich so renommierte Häuser wie Ibanez oder eben Thomann völlige Gurken ins Haus holen oder produzieren lassen.

Rein emotional und vom puren Bauchgefühl her würde ich die HB nicht mit der Stock 5420 gleichsetzen wollen. Die Wizard ist sehr speziell. Die lange Mensur und die mächtigen Saiten sind gewöhnungsbedürftig, der verstärkte Klang wirkt gepresst und sehr aggressiv. Das könnte sich allerdings mit einem z.B. 10-46er Saitensatz schon wieder drastisch ändern. Wenn man die luschig verlegte und montiert Elektronik in den Griff bekommt und ein ordentliches Paar Vintage-PUs verbaut (wäre ja ein Abwasch), hat man den größten Schwachpunkt der Wizard bereits ausgemerzt.
Die Basis ist mehr als ordentlich, da habe ich überhaupt nichts zu meckern gefunden. Toller Hals, sauberer Korpus, Bespielbarkeit (abgesehen von den Mörderstrippen) tadellos.
Aber, um es kurz zu machen, die HB ist ein Relikt der Anfangszeit der verstärkten Hollowbodies, während die Gretschen eher moderne Interpretationen sind. Daher fühlen sie sich auch geschmeidiger an und klingen irgendwie "fein auflösender" und graziler. HB->Lo-Fi, Gretsch->Hi-Fi
Mit der HB muß man kämpfen, eine Gretsch kommt einem immer etwas entgegen und macht es einem leichter.

Während der Aufnahmen hatte ich beide Gitarren immer abwechselnd in der Hand. Spaß gemacht haben beide auf ihre eigene Art und Weise.

Aber sich so eine Wizard nach eingehender Prüfung hinstellen und nach und nach mit schicken Komponenten pimpen, könnte sich durchaus lohnen. Wobei man da allerdings dann wieder schnell in Regionen kommt, wo man bereits für etwa 150 Euro mehr eine Ibanez AF-75 abgreifen kann. Aber die ist dann eben nicht "customized".:D
 
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Danke für das ausführliche und informative Review. Wirklich gut gemacht und sinnvoll bebildert!

Hab' da noch ein paar Anmerkungen / Fragen:

Macht es wirklich Sinn, eine Westernklampfe und eine (Elektrik-)Jazzgitarre akustisch zu vergleichen? Die SOLLEN sich ja unterschiedlich anhören, und die Jazzgitarre ist auch noch durch die wohl auf Rückkopplungsfestigkeit ausgelegte Decke/Bracing gehandicapt. Viele Bässe kann man da nicht erwarten, ansatzweise bietet die HB aber doch den eher "trockenen" und sustainarmen Klang eines "Brotkastens".

Was das Setup angeht: So eine gute Einstellung (und so einen QS-Wiederverschluss-Aufkleber) hab ich auch bei teureren Gitarren noch nicht gesehen. War da vielleicht doch der Versender am Werk, um beim Review einen guten Eindruck zu machen? (Kannst du wohl nicht beantworten, ist nur ne Vermutung von mir)

Mein Eindruck bei den "verstärkten" Soundtests (find' ich übrigens ebenso wirklich gut gemacht!): Zumindest für Rockabilly wirklich nicht geeignet, da wäre schon "Nachhilfe" nötig! Dass du es überhaupt geschafft hast so einen typischen Ton rauszuholen ist schon beeindruckend, aber die Gretsch ist da halt um Längen besser. Hast du ja auch schon angedeutet mit der Bemerkung über die "Generationszugehörigkeit" der Gitarren.
Der Test ist ja schon ein paar Tage alt, aber falls du die Klampfe noch hast, kannst du ja vielleicht bei eher dunkler Soundeinstellung über den Neck-PU noch ein paar Jazz-Akkorde runterschrubben? ..... Hast du angeboten, selber schuld ;):D


PS: Was das Anschäften am Headstock angeht: Das halte ich für eine simple Holzsparmassnahme, wird bei den China-Epiphone Les Pauls genauso gemacht. Die andere Variante des Anschäftens am Hals würde zusätzlich noch der Halsbruchgefahr entgegenwirken (durch den Verlauf der Fasern parallel zur Kopfplatte).
 
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Interessante Gitarre. Danke für das Review.
Wie ist sie denn im Vergleich zu Deiner Epi Wildcat?

Mich macht die relativ tiefe Resonanzüberhöhung der Pickups etwas stutzig.
Müsste das bei so einer Gitarre nicht eher höhenreicher, perliger sein?
Das Frequenzband sieht bei der Gretsch 'bunter' aus.
Ich würde der Wizard ein paar GFS-Retroton PUs einbauen.
Diese hier z.B.:
http://www.guitarfetish.com/Memphis-Alnico-2-Rickenbacker-tone-Vintage-Jangle-Pickup_c_159.html
 
So eine gute Einstellung (und so einen QS-Wiederverschluss-Aufkleber) hab ich auch bei teureren Gitarren noch nicht gesehen. War da vielleicht doch der Versender am Werk, um beim Review einen guten Eindruck zu machen?
Afaik gehen alle HB durch die Finger eines Thomann Mitarbeiters, um sie entsprechend einzustellen oder ggf. auszusortieren. Sven (von die Thomänners :D) hat das mal irgendwo erklärt.
falls du die Klampfe noch hast, kannst du ja vielleicht bei eher dunkler Soundeinstellung über den Neck-PU noch ein paar Jazz-Akkorde runterschrubben? ..... Hast du angeboten, selber schuld
Krieg ich hin. :)
Wie ist sie denn im Vergleich zu Deiner Epi Wildcat?
Das kann man schlecht vergleichen. Die Wildkat ist eine reine E-Gitarre mit P-90. Da ist eine LP Junior Special wahrscheinlich näher dran. :redface:
 
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Stimmt, hatte ich vergessen.
Ich vermute die Pickups der Wizard werden sonst für outputstärkere Modelle verwendet.
Mit was Gretsch-ähnlichem würde die Gitarre vielleicht wirklich aufleben.
 
kannst du ja vielleicht bei eher dunkler Soundeinstellung über den Neck-PU noch ein paar Jazz-Akkorde runterschrubben?
@Tom Beck
Gestern abend zwischen Puller waschen und ins Bett ins Tascam georgelt
https://soundcloud.com/oliver_langner/wixst001

Über einen Epiphone Valve Junior (8"), Rhythmusgitarre ist ebenfalls die Wizard, Kontrabass mein Frick 3/4

Mit was Gretsch-ähnlichem würde die Gitarre vielleicht wirklich aufleben.
Vielleicht reicht auch erstmal eine vernünftige Saitenstärke ala 10-46.
Mal schauen, ob ich noch ein paar Pyramids im Koffer hab.
 
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Danke! Das hört sich doch schon ganz ordentlich an - dafür würd ich die Wizard schon nehmen so wie sie ist!
Leider muss erst noch ein paar andere bekeksen eh du wieder dran sein darfst.
 
@Tom Beck


Vielleicht reicht auch erstmal eine vernünftige Saitenstärke ala 10-46.
Mal schauen, ob ich noch ein paar Pyramids im Koffer hab.

Pyramids sind schonmal gut.
Ich glaube damals haben die Jazzer sogar 12er-Saiten auf diese Art von Gitarre gezogen.
 
Ist eine befestigte Brücke nicht auch bei Hollows Standard? Ich würde mich jedenfalls ziemlich wundern, wenn mir beim Saitenwechseln plötzlich die Brücke abfällt und ich erst mühsam die genaue Position wieder ermitteln müsste.

Wieso hast du eigentlich so eine Abneigung gegen outputstarke PUs, beim Review der HB-Semisolid nanntest du das ja auch? Ich würde bei einem Amp, der darauf sensitiv reagiert, einfach das Volume-Poti der Gitarre etwas zurückdrehen, gerade hier bei getrennten Volume-Potis für beide PUs kann man ja auch einfach eine dauerhaft passende Einstellung, die harmonisch für beide PUS passt, finden. Oder man stellt den Amp entsprechend ein oder justiert die PU-Höhe, wenns einen stört. Für mich wäre ein höherer Output eher ein positiver Aspekt, da er zu mehr Flexibilität führt.
 
Ist eine befestigte Brücke nicht auch bei Hollows Standard?

Nein, zumindest bei "Brotkästen", also Jazz-Gitarren mit grosser Korpushöhe, ist die Bridge standardmässig unten einfach glatt und wird nur durch die Saitenspannung festgehalten. :govampire::D


EDIT: Eine Tuneomatic-Brücke mit Befestigung per eingepressten Hülsen würde (wegen hohl) auch gar nicht richtig halten. Bei ES330 / Casino ist der Bereich wohl extra verstärkt. Bei Jazzgitarren mit Bigsby sind die Einstellschrauben auch häufig verlängert und passen in entsprechende Mulden im Body.
 
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Gut zu wissen, falls ich doch mal so ein "Monstrum" in die Hand bekommen sollte wird mich das zumindest nicht mehr überraschen. :)
 
Als stiller Liebhaber Gretsch-artiger Gitarren treffen Design und Farbvarianten einen Nerv bei mir.
Der erste Schritt vor dem Lesen des Reviews: checken der entsprechenden Thomann - Seiten.
Das erfolgt wider jeglichem Bedarf und komplett unter Umgehung irgendwelcher vernunftgesteuerten Impulse.
Soweit hat HB ja schon mal einiges richtig gemacht.

Der Blick auf den Preis lässt mich aber sofort zweifeln. Und ruft mir in Erinnerung, dass ich gar keine weitere Gitarre brauche. Noch viel weniger brauche ich ein hübsches Teil, was bei mir rumhängt und aufgrund verschiedener Kompromisse nicht wirklich intensiv gespielt wird.
Meine Ausgangssituation würde ich als mindestens skeptisch bezeichnen.

Dein großartiges Review verdient meinen vollen Respekt und entsprechend Kekse!
Da hast du dir ja richtig Arbeit gemacht. Bis auf das Hören der Soundfiles (hole ich noch nach) habe ich alles durchgelesen.

Zwischen den Zeilen finde ich meine Skepsis bestätigt. Ich hatte noch gedacht, einem befreundeten Gitarristen mit derzeit begrenzten Mitteln den Link zu schicken. Ich denke, das verkneif ich mir aber.
Die Fertigungsqualität scheint soweit okay zu sein. Dass irgendwo mächtig gespart wurde - wie bei dem Preis auch nicht anders zu erwarten - sieht man aber am nicht nachvollziehbaren Gesamtkonzept, der Zusammenwürfelung und teilweise Montage der einzelnen Komponenten.

Mein persönliches Fazit:
Ein wenig ein Blender. Einerseits toll, wie viel Gitarre man heute für wenig Geld bekommt.
Andererseits - und das klingt für mich nach arg gedämpften Spaß am Gesamtpaket - wenn es schon wie eine Gretsch daher kommt, erwarte ich auch, dass es annähernd so klingt und sich annähernd so spielen lässt.
Die Mensurlänge klingt für mich eher nach halbherzigem Abklatsch als nach tatsächlichem Konzept. Ebenso die Humbucker.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Andererseits - und das klingt für mich nach arg gedämpften Spaß am Gesamtpaket - wenn es schon wie eine Gretsch daher kommt, erwarte ich auch, dass es annähernd so klingt und sich annähernd so spielen lässt.
Die Mensurlänge klingt für mich eher nach halbherzigem Abklatsch als nach tatsächlichem Konzept. Ebenso die Humbucker.

Ich denke, deine Beurteilung beruht zum Teil auf einer falschen Einschätzung - die HB Manhattan Wizard versucht eben nicht, eine Gretsch zu kopieren. Sie ist eher sowas wie eine generische Jazz-Gitarre. Und da ist zB. eine 648 mm Mensur Standard. Der heisse Bridge-Humbucker passt natürlich auch da nicht richtig rein.

Wenn du nach einer Gretsch-Kopie Richtung Rockabilly suchst, wirst du eher bei der Epiphone Swingster fündig. Die ist allerdings auch n "bissel" teurer :bad:, aber dafür direkt mit Bigsby :great:
 
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Ja, ich ging mit der Gretsch-Brille dran.
Trotzdem bleibt die Frage nach dem Konzept oder der Zielgruppe. Falls es tatsächlich eine entsprechende Überlegung vom Hersteller gab.
Ich habe da Zweifel...
 
Boar, was für ein umfangreiches und geiles Review.
Eine Ergänzung habe ich noch
„Bigsby“, die auf den mächtigen Namen „Big 1000“ hörte. Damals eine typische Vertreterin ihrer Zunft mit Ähnlichkeiten zur Epiphone Broadway oder ähnlichen Kandidaten. Mit immerhin 444,- Euro im direkten Fight gegen renommierte Marken wie eben Epiphone, Ibanez und Yamaha etc. auch nicht gerade das Schnäppchen, das man sich von Harley Benton vielleicht erhoffte und erwartete.
die Big 1000 ist, soweit ich das beurteilen kann, eine gelabelte Farida. Die Farida selbst wird für 800 - 1400.-€ gehandelt. Daher wäre, sofern es sich weitesgehend um diesselbe Ausstattung handelt, dann doch ein (heftiges) Schnäppchen.
 
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Hab seit gestern auch eine HB Wizard. Es soll sich um eine vom Thomann-Musikmessestand 2013 handeln. Sie besitzt keine geschäftete Kopfplatte, vielmehr erscheint der Hals aus einem Stück. Des Weiteren wurden bei ihr G&B 245-Pickups (die man von den PRS SE 245-Modellen her kennt) verbaut. Die nächsten Tage/Wochen werde ich mich mit ihr mal etwas eingehender beschäftigen.
 
Hallo, ich habe auch so eine Manhattan Wizard und kann mich dem Geschrieben nur anschließen. Eine tolle Gitarre für das Geld. Meine kam damals oktavrein und mit super Saitenlage. Macht einfach Spaß das Gerät, ich benutze sie allerdings nur akustisch, die Elektrik ist aber sogar bir mir schon auseinandergefallen. Ich habe die Vermutung, dass die Gitarre von der koreanischen Firma "Shine" hergestellt wurde (vielleicht in derem chinesischen Werk) auf deren Homepage gibt es auch sehr ähnliche Gitarren wie aktuell bei Harley Benton. Kann mich aber auch irren, ist nur eine Vermutung.
Absolute Empfehlung die Gitarre.
 

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