[Gitarre] Ibanez AF71F-TBC-12-02

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Das ist meine Neue. Eine Ibanez mit ihrem sperrigen Namen AF71F-TBC-12-02 oder kurz "AF71F" genannt. Ein weiterer "Brotkasten" mit einem "Eff" nach der Zahl im Namen, das auf "Floating montierten Pickup" hindeutet.

DSC00500.JPG


Warum?

Ist man begeistert von der hier vorgestellten Ibanez AF85VLS-12-01, dann ist der Schritt zu einer konsequenter ausgelegten Gitarre dieser Bauart eigentlich nur folgerichtig.

DSC00600.jpg


Da war keine lange Vorüberlegung im Spiel. Oder eigentlich doch. Diese Art Gitarren haben ihre Pickups auf ihrer Korpusdecke montiert und nun hört und sieht man immer wieder Gitarren mit ihrem einzigen oder zwei floating Minipickups, die freischwebend über der Decke entweder am Hals oder am Pickguard montiert sind.

Klingt eine Gitarre mit einem floating Pickups wirklich so anders, wie man es immer wieder hören kann? Schwingt die Decke dann besser, weil ja "nix drauf" ist? Und überhaupt: Was fängt man mit so einer "Ohne Alles"-Gitarre an, die mit ihrer geradezu herausfordernden, schnörkellosen Schlichtheit daherkommt, die aus meiner Sicht wie angegossen zur ebenbürtigen Schlichtheit des Excelsiors passt? Es ist ja genau das, was ich suche: Tone pur, gewissermaßen ein Back To The Roots einer Gitarre an einem ebenso einfachen Amp.

Was spielt man mit ihr, wo ich ja nun mal kein ausgewiesener Jazzer bin, aber dennoch sehr gerne auf meiner AF85 spiele und versuche, mich in Lehrhefte zum Thema Jazz einzuarbeiten?

Was ist das für eine Gitarre, deren ähnliche Abbildungen auf vielen Lehrwerken der Jazzgitarre zu finden sind? Stellvertretend seien hier mal zwei Hefte seines dreibändigem Lehrwerkes genannt: "Die Plektrumgitarre" vom 2015 verstorbenen Thomas Buhé, dem "Vater der Jazzgitarristen-Ausbildung" in der DDR, nämlich "Lead Guitar":

Buhe_#1.jpg


und "Rhythm Guitar":

Buhe_#2.jpg


Was wird mich also mit dieser, anhand ihrer Seriennummer nach Ibanez-Fandom datieren, im November 2015 in China gefertigten Gitarre erwarten? Ihr dürft gerne lachen, aber alleine nur schon der Gedanke, eine Gitarre zu bespielen, bei der man nicht an einem Toggle Switch schalten kann oder bei der man nach dem Spielen nicht den Switch in die vielbesprochene Mittelstellung bringen soll, um auf Dauer ja keine Kontakte auszuleiern, ist für mich völlig neu. Man stellt die Gitarre nach dem Spielen auf ihren Ständer und fragt sich: "War da nicht noch was? Switch in Mittelstellung schalten nicht vergessen!" Aber nein, da ist - nichts. Eigentlich wie bei einer Strat, aber da stelle ich z.B. deren Schalthebel immer zurück auf die "Pole Position", resp. auf den Neck-Pickup. Jahrzehntelange Gewohnheit...

Hier ist nichts davon. Es gibt nur einen einzigen Pickup mit seinen beiden Reglern.

Specs

Der Body besteht aus laminiertem Ahorn, wie man hier sehen kann. Die Ausführung in dezentem Tobacco Brown gefällt mir außerordentlich gut. Die Lackierung der gesamten Gitarre ist tadellos. Nicht ein einziger Makel ist zu finden.

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DSC00602.JPG


Für den Fototermin hat sich ihre Schwester, die AF85 in ihrem Flamed Sycamore dazugesellt. Die unterschiedlichen Ausführungen sind schön zu erkennen:

DSC00603.jpg


Die Montage des Halses an den Body sowie die Ausführungen des Bindings sind auch an der AF71F makellos. Die Maße der Bodys und der Hälse sind übrigens identisch.

DSC00604.JPG


Hier sieht man eine unschöne Stelle:

DSC00605.JPG


Was ist passiert? Nun, ich habe beim Kauf der Gitarre nicht genau auf die Angebotsfotos geschaut. Und dadurch ist mir entgangen, dass der Gurtpin, der eigentlich hinten auf dem Korpus sitzt, dort gar nicht sitzt, sondern hier seitlich:

DSC00606.jpg


Das Loch auf dem Korpusrücken war sauber verschlossen.

Ich habe den Gurtpin wieder rückseitig montiert. Zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme ist das seitliche Loch frisch mit schwarzem Holzkitt verschlossen und wartet auf das Aushärten des Kitts. Mehr dazu in einem Folgenteil dieses Reviews, wo ich mir die Gitarre gründlich angeschaut, d.h. geölt, neu besaitet und neu justiert habe, verbunden mit Politur. Kurzum: wo ich die Gute beschnarcht habe. :)

Der Hals der AF71F ist kein dreistreifiger, sondern er ist aus einem Stück Mahagoni gefertigt. Ob die Kopfplatte angeschäftet ist, kann ich aufgrund der deckenden Lackierung nicht erkennen.

Die Kopfplatte hat die typische Form der Ibanez Artcore - Serie. Schön: Wie weiland bei der AGS73 muss man nur die Abdeckung zum Trussrod aufschieben und schon kann man rein:

DSC00607.JPG


Über das Logo auf der Kopfplatte kann man geteilter Meinung sein. Manche freuen sich alleine schon, wenn bloß kein "Thunderbolt" mehr zu sehen ist, wie er noch die Kopfplatte meiner AF85 ziert. Das Logo auf dieser AF71F ist wahrscheinlich eines der letzten, bevor 2015 die Serie zu einem lilienähnlichen Logo gewechselt ist, wie es seinerzeit meine AGS73 zierte. Der aus meiner Sicht sehr unpassende und hässliche Entsorgungshinweis, der rückseitig auf der Kopfplatte prangte, ließ sich auch bei dieser Ibanez problemlos und rückstandsfrei abrubbeln (bei der AGS73 war das nicht mehr möglich). So etwas gehört einfach nicht auf so ein Instrument, finde ich.

Die für die Artcore - Serie so typische Volute darf nicht fehlen:

DSC00608.jpg


Das Griffbrett ist makellos. Es war nur etwas trocken. Aber dafür gibt es ja Öl. Ein gewisses. Riechendes. Ähem. Oops. :D

DSC00609.JPG


Die leicht perlmuttartig schimmernden Einlagen sind sauber eingelegt.

Die Abrichtung der Bünde ist einwandfrei, auch wenn das bei den hohen Saiten etwas täuscht. Es gibt keine scharfkantigen Bundränder, nichts. Laut Angaben des Verkäufers war die Gitarre ein Sammlerstück und wurde so gut wie nie bespielt. Das scheint insofern zu stimmen: Beim etwas kräftigeren Anspielen von Akkorden riecht man sogar noch den Holzleim, wenn die durch Schwingungen bewegte Luft aus dem Korpus austritt und dabei den Leimgeruch mitnimmt...

Gibt es nichts zu finden, nichts zu bemängeln? Gar nichts? Nein, wenn man mal von der sehr wahrscheinlich nachträglich durchgeführten Montage des Gurtpins am Halsfuß absieht. Die Gitarre ist perfekt. Selbst die Mechaniken verrichten hier ihren Job klaglos, was bei Artcores dieser Preisklasse längst nicht der Fall ist. Sie sind schön schwergängig, laufen dennoch sahnig und halten die Stimmung.

Was soll ich sagen? Perfekte Verarbeitung, Made in China. Man bedenke den einstigen Originalpreis dieser Gitarre.

(Wird fortgesetzt)


Zum Nachschlagen:

Ibanez-Fandom AF71F-TBC

Seite aus Produktkatalog 2014
 
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Fahre ich mit der Kamera die AF71F von unten nach oben ab, so erscheint der Saitenhalter / das Tailpiece, ein VT106 Trapeze.

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Darüber ist die Bridge aufgesetzt, eine ART-1, wie sie auch auf meiner AF85 sitzt. Zu dieser Bridge gibt es viele Für und Wider. Manche finden sie fürchterlich klappernd und rappelnd, manche wiederum wollen für einen etwas perkussiveren Tone genau solche Bridge haben. Andere tauschen schnell diese Bridge aus z.B. gegen eine einstellbare, die nur aus zwei Holzteilen besteht. Man sagt solchen Bridges, zum Beispiel einer Göldo HW155, Höfner H72/22 oder Graph Tech PS-7551-N einen wesentlich smootheren Klang nach anstelle der ART-1. Ich werd's probieren, aber zumindest ein Klappern oder Rappeln ist mit dieser ART-1-Bridge nicht festzustellen.

Der Pickup war aus meiner Sicht mit seiner zur Bridge zeigenden Seite aus meiner Sicht optisch etwas unsauber nach oben stehend. Er ist kein Ibanez-AMH1, wie ich zunächst anhand der Angaben aus dem Ibanez Fandom und dort aus einer Ibanez Product Page von 2014 entnahm und hier schrieb. Es ist bereits ein Ibanez Classic Elite Mini-Humbucker verbaut.

Durch die schräg nach oben zeigende Stellung des Pickups liefen die Saiten nicht parallel zur Pickup-Oberfläche. Ich habe das inzwischen nachjustiert. So sieht es jetzt aus:

DSC00611.JPG


Die Elektrik ist schnell erklärt. Ein Volume- und ein Toneregler mit seinem klangbeeinflussenden Kondensator. Die Verkabelung liegt sauber angeordnet unter dem dreischichtigen Tortoise-Pickguard und wird durch das F-Loch zur zargenseitigen Klinkenbuchse geführt. Fertig. Mehr braucht es nicht.

DSC00612.JPG


Klang

Trocken angespielt, ist die AF71F sehr resonant, laut und schwingfreudig, dass es eine Freude ist. Man bekommt lange, stehende Töne und lang ausschwingende Akkorde. Mit Plektrum oder auch gezupft - das Sustain ist außerordentlich gut. Die AF71F hört sich fast wie eine Akustikgitarre an. Meine vergleichsweise herangezogene AF85 kann das so nicht. Man hat (sich sicherlich einredend) das Gefühl, dass die AF71F mit ihrer nicht durch Pickupfräsungen durchbrochenen Decke ein anderes, stabileres, viel intensiver ansprechendes, schwingfähigeres System darstellt...

...was sich am Amp sofort durch Hupen einzelner Töne inform von ausgeprägten Resonanzen bemerkbar macht. :evil:

Angeschlossen am "gnadenlosen" Bassman 59 LTD macht die AF71F einen sehr guten Job. Ja, vorausgesetzt, man übertreibt es nicht. Ist an mit dem Korpus nahe am Amp, dann setzt sehr schnell bei diversen Tönen Hupen ein. Also heißt es "Volume runterdrehen". Oder man setzt sich eben vom Amp einen gehörigen Ticken weiter weg. Dann klappt das wieder mit der Lautstärke. Ja, ich muss erst einmal lernen, dieses schwingfreudige Gebilde zu beherrschen.

Es gibt auf ultimative-guitar ein schönes Review, wo unter dem Stichwort "Sound" wunderbar beschrieben ist, was man klanglich von dieser Gitarre zu erwarten hat. Mit meinen eigenen Worten kann ich das gar nicht so wiedergeben, deshalb lasse ich den Author hierzu einfach selbst sprechen. Der Link zum Nachschlagen steht unten.

Ich habe auch auf dieser Gitarre D'Addario EXL115er Roundwound aufgezogen. Stilbruch? Naja, jeder nach seiner Facon und wozu haben Amp und Gitarre Tone-Regler? Oder man dreht einfach das tropfenförmige Plektrum um und spielt statt mit der Spitze mit der Rundung. Schon wird der Ton weniger perkussiv im Anschlag... Schon mit diesen Saiten klingt die AF71F unglaublich gut. Eigen, ja, sie will sofort loshupen, wenn man nicht aufpasst, aber es macht einen unglaublichen Spaß auf dieser perfekt abgerichteten Gitarre zu spielen - zu lernen, sie zu beherrschen. Der Pickup reagiert sehr gut, ja regelrecht feinfühlig auf den Anschlag, auf dessen Art und Stärke. Die ACH1 der AF85 sind hier träger.

Die Regler arbeiten sehr sauber, d.h. der zur Verfügung stehende Regelweg wird komplett und gleichmäßig ausgenutzt.

Alles paletti? Ja, auf jeden Fall. Die AF71F hängt wunderbar am entsprechend eingestellten Bassman. Nur ganz wenig Hall aus dem Prussian Blue Reverb dazu und das ist einfach eine große Sache.

Die Überraschung kam aber mit einem meiner beiden Excelsioren. Ein aus meiner Sicht wunderschönes (um mal ein altes, französisches Wort zu gebrauchen) Complet ist die Kombination dieser Gitarre mit diesem Amp, wie im Startfoto meines Reviews gezeigt.

Und hier habe ich den Excelsior eben nicht (!) mit den 6L6 bestückt, sondern ihn nach Hin- und Her-Tests mit 6V6 bestückt gelassen, für die der Amp sowieso vorgesehen ist. Ob Wahrnehmung oder nun mal dafür ausgelegte Schaltungsumgebung im Amp, aber die, wie ich immer sage, etwas "schmierige" Wiedergabe der 6V6 kommt der Ibanez AF71F ausgezeichnet entgegen. Das, was ich in ihrer Analytik bei den 6L6 und meinen Strats sowohl am Bassman als auch an einem Excelsior zweifelsohne so schätze, funktioniert klanglich mit der AF71F scheinbar nicht. Mit den 6V6 werden die Saiten über ihren gesamten Tonbereich "warm", "weich" und ausgeglichen "oldscool" wiedergegeben, während die 6L6 den Höhenbereich zu sehr betonen und ab Mitten bis runter zum Bassbereich ihr klangliches Volumen abgesenkt wird.

Das trennt klanglich irgendwie und klingt aus meiner Sicht unschön. Und der Fünfzehnzöller im Excelsior, ohnehin nur clean angesteuert, trägt mit seiner Wiedergabecharakteristik erstaunlich gut zum Gesamtklang bei.

Der Classic Elite Mini-Humbucker klingt logischerweise anders als z.B. die ACH1- oder Super58-Humbucker, die ein größeres magnetisches Fenster haben. Er klingt vergleichsweise zu den "Großen" etwas eigen, flötig. Vergleichsweise zu einem Ibanez ACH1 am Neck klingt er deutlich weniger bedeckt als dieser; klanglich geht er mit seiner schönen Höhenwiedergabe in die Richtung der Super58, was mir sehr gefällt. Auch liefert er einen Ticken mehr Output als ein ACH1. Er liefert von einem tiefen Bass bis rauf zu den Höhen ein sehr gutes, saitentrennendes Klangbild ab. Einfach gefällig. Und das bereits mit den 115er D'Addario Roundwounds.

Die Gitarre kann mehr, da bin ich mir sicher. Sie wirkt auf mich wie ein ungeschliffener Rohdiamant. Ein Saitenhalter aus Holz und eine passende Bridge nur aus Holz werten dieses Instrument sehr wahrscheinlich wesentlich auf, nicht nur optisch, sondern sicherlich auch klanglich. Thomastik-Saiten werden ihr Übriges dazu beitragen.

Möglicherweise werden viele über den relativ günstigen Preis der Ibanez die Nase rümpfen. Das ficht mich jedoch nicht an. Verarbeitung, Aussehen, Gebrauchswert und Klang sind für mich in Relation zum Preis über jeden Zweifel erhaben.

DSC00613.jpg


Willkommen, Ibanez AF71F!

(Wird fortgesetzt)


Zum Nachschlagen:

Klang, hier (sehr wahrscheinlich mit Roundwounds) oder hier ab 1:40

Seite aus Produktkatalog 2014

Das Review aus ultimate-guitar ist hier zu finden. Besser kann ich es nicht ausdrücken.
 
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Ist die Bessere der Guten Feind?

Im vorherigen Teil meines Reviews schrieb ich, dass ich es mir durchaus sehr gut vorstellen kann, die AF71F optisch und klanglich aufzuwerten. Sowohl mit einem anderen Saitenhalter als auch mit einer Nur-Holz-Brücke.

Die Vorstellung geht dabei in die Richtung einen Ibanez AFC151, wie sie im Ibanez-Fandom als AFC151-TBC zu sehen ist (more images anklicken). Sofern das mit der unterschiedlichen Verschraubung an der Zargenseite ohne großen Kaschieraufwand passt, denn da sitzt eine unterschiedliche Anzahl Schrauben. Das (hier güldene) Ibanez VT06 bzw. VT106 der AF71F braucht drei Befestigungsbohrungen, das relativ teure VT14 der AFC151 derer fünf:

VT06.jpg
VT14.jpg

(Urheberrechte beider Bilder: www)

Warum dann nicht gleich die zur im Aussehen konservativ gehaltenen AF71F vergleichsweise moderner ausschauende, ansprechend gefällig daherkommende AFC151? Weil ich es mir zur Vorgabe gemacht hatte, nichts, absolut gar nichts auf der schwingenden Decke haben zu wollen. Bei der AFC151 wären es aber nun wieder zwei Regler, d.h. Bohrungen durch die Decke. Inwieweit freilich diese beiden Bohrungen nun negativ klangbeeinflussend sind, oder ob das nun durch Holzwahl und einem anderen Pickup wieder ausgeglichen wird, kann ich nicht beurteilen.

Und: Muss das alles wirklich umgebaut sein? Mit der AF71F lässt es sich bereits schon so, wie sie ist, bestens musizieren!

Beschnarchen

Liegt die AF71F auf dem Werkstatt-Tisch, so kamen erst einmal die Gebraucht-Saiten runter. Aufgezogen waren D'Addario EXL 115, da musste ich mir also keine großen Gedanken über die Neujustage der Halskrümmung machen, da ich ja wieder die gleichen Saiten aufzog. Die Bridge war viel zu hoch eingestellt, die drehte ich gehörig runter, so dass es noch nicht scheppert. Dank der hervorragenden Abrichtung der Bünde lässt sich eine sehr flache Saitenlage einstellen.

HINT: Rändelschrauben im Uhrzeigersinn drehen: Die Bridge senkt sich. Rändelschrauben gegen den Uhrzeigersinn gedreht: Die Bridge hebt sich.

Pic_#1.jpg


Bei der Gelegenheit habe ich das Griffbrett geölt, wie man sehen kann. Es war viel zu trocken.

Nächste Gelegenheit: Zwei Schrauben sind zu lösen und das Pickguard ist mitsamt der kompletten Elektrik ab. Beim Wiederanbau muss man nur drauf achten, die Kabel wieder schön im F-Loch zu versenken.

Will man den Pickup ausbauen, so sind vier Schrauben zu lösen, mit denen der Pickup seitlich am Hals befestigt ist. Es ist ein Classic Elite verbaut:

Pic_#2.jpg


Die "Gabel" des Pickups, die an den Hals geschraubt ist, lässt sich jetzt vorsichtig, aber problemlos etwas rauf oder runter biegen, so dass der Pickup dann schön parallel zu den Saiten ausgerichtet ist:

Pic_#3.jpg


Doof war die Geschichte mit dem seitlich an den Halsfuß geschraubten Gurtpin. Das Angebotsfoto zeigte zwar den Gurtpin...

Pic_#A2.jpg

(Urheberrecht: Anbieter)

..aber ich habe das ganz einfach übersehen. Somit habe ich das jetzt zu sehende Loch

Pic_#4.jpg


zunächst mit schwarzem Holzkitt verschlossen, welcher dann erstmalig lackiert wurde:

Pic_#5.jpg


Nach vorsichtigem Verschleifen bzw. Glätten des Lacktupfers kann eine Lackschicht mit einem dunkleren Schwarz draufkommen oder ein Tupfer Klarlack. Da schaue ich in Ruhe, was sich da Passendes findet.

Auf dem Angebotsfoto sieht man übrigens gut den nicht parallelen Verlauf der Pickup-Oberfläche zu den Saiten.

Und ja: In der Guten sind alle beiden Balken drin. Gleich nach dem Erhalt habe ich schnell verstohlen unter die Decke gefingert. Nochmal soll mir das nicht passieren, wie es mir mit meiner AF85 passiert ist... :redface:

So, die AF71F war gerichtet, also alles fix wieder zusammengebaut.

Stimmt's?

Pic_#6.jpg


Stimmt! Politur drauf, fertig!

:hat:
 
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Inzwischen habe ich eine neue Bridge bestellt, nämlich hier.

Und zwar, nachdem ich in diesem Video gesehen habe, dass die dort vorgestellte Gibson L-5 Lee Ritenour eine sehr ähnliche Bridge verbaut hat. Ich werde berichten!

Eingangs hatte ich geschrieben: "Der Classic Elite Mini-Humbucker klingt ... vergleichsweise zu den "Großen" etwas eigen, flötig."

Zu diesem "flötig": Mir fiel kein besseres Wort ein. Inzwischen habe ich ein Video gefunden, welches den Klang der AF71F bzw. ihres Pickups verblüffend authentisch rüberbringt. Da kann sich jeder selbst ein klanglich passendes Wort bilden.
 
Mir gefallen Deine Netzteile und Messgeräte fast besser als diese hübschen Gitarren.

Schicken Gruß
Etna.
 
Ich werde berichten!

Brückentausch

Sah die AF71F vorher noch so aus

Pic_#1.JPG


so sieht sie jetzt so aus:

Pic_#2.jpg


Glaubt man der Aufschrift auf der Verpackung, so hat sie eine Boston P-107-P bekommen. Eine "Boston bridge for guitar, rosewood, height adjustable, compensated saddles, thin bottom".

Das mit dem "Thin bottom" stimmt. Mehr dazu im Text weiter unten.

Die originale Ibanez-Bridge...

Pic_#3.jpg


...möchte ich durch die Boston-Bridge austauschen. Stellt man die neue Bridge vor sich hin, so fällt die merkwürdige Lage eines ihrer Sattel auf. Ist es der für die h- oder der für die A-Saite?

Pic_#4.jpg


So herum, wie auf dem Foto gezeigt, ist es richtig. Man vergleiche mit Produktfotos aus derm web, zum Beispiel einer Ibanez AF95.

Und erstaunlicherweise fällt beim genauen Betrachten der Produktfotos auch auf, dass die äußeren Saiten der AF95 nicht exakt mittig auf ihren Satteln liegen würden. Das wäre auch bei meiner AF71F der Fall. Kein Problem, denn das kann man korrigieren. Nämlich, indem man die Mittellagen anzeichnet (die Handycam verzieht das etwas)...

Pic_#5.jpg


...dann mit einem scharfen Messer vorsichtig einritzt und anschließend mit einer Dreikantschlüsselfeile minimal auffeilt. Muss man das überhaupt so machen? Ich weiß es nicht. Vielleicht drücken sich die Saiten auch von selbst ins Palisander ein, zumindest die dünnen. Mit dem wirklich nur minimalen Feilstrich sind die Saiten jedenfalls positioniert.

Nach dem für jeden Sattel gleichmäßig tiefen Feilstrich habe ich die Höhe anhand des Originalsattels justiert. Das ging erst mal schief. Denn die Gewindebolzen sind nicht lang genug, so dass die Rändelschrauben oben an den Enden der Gewindestangen ankamen - das Oberteil der Bridge hatte keinen Halt mehr. Also habe ich einfach die Gewindestangen aus dem Unterteil weiter rausgedreht, was problemlos möglich ist. Nun hat das Oberteil guten Halt:

Pic_#6.jpg


Allerdings: Die Löcher des Oberteiles haben einen größeren Durchmesser als die Gewindestangen. Warum das so sein muss, erschließt sich mir nicht. Trotz der notwendigerweise schiefen Justage, wo die Löcher zwangsläufig einen Ticken dicker sein sollten, als die Gewindestangen, würde aus meiner Sicht ein nur minimal größerer Lochdurchmesser genügen.

Ich schrieb es oben schon: Die Bridge hat tatsächlich einen ziemlich dünnes Unterteil. Die Voreinstellung der Höhe habe ich anhand der Originalbridge vorgenommen. Ich habe sie beide nebeneinander auf dem Werkstatt-Tisch aufgestellt und mit einem in die Kerben der Sattel gelegten Stahllineal die Justage derart vorgenommen, dass das Stahllineal waagerecht liegt. Dabei merkt man schon, dass die Originalbridge stabil auf der Tischplatte liegt, während man die Boston-Bridge federnd etwas runterdrücken kann - geschuldet des wirklich dünnen Holzes zwischen den Auflagen.

Nach dem Aufsetzen der Bridge ziehen sich deren Auflagen durch den Druck der Saiten von selbst auf den Korpus, wie man auf dem Bild gut sehen kann.

Ich bin kein Brückenspezialist und schon gar kein Professor Zollner, der hier sicherlich Vor- und Nachteile einer solchen filigranen Bridge finden würde. Auch erspare ich mir an dieser Stelle das Geschwafel eines Musiker-Fachblattes derart, ob oder wie nun durch so eine Bridge "die Schwingungen der Saiten in den Korpus geleitet werden und dieser dadurch vorzüglich räsoniert" oder was auch immer. Ich denke nur, dass so eine vergleichsweise zur stabilen Originalbridge hier recht filigrane Bridge mit ziemlicher Sicherheit Auswirkungen auf den Klang der AF71F haben muss. Alleine nur schon, weil die Gewindestangen nicht mehr so weit im Unterteil sitzen, dann das Holzoberteil und das vergleichsweise sehr dünne Holz zwischen den Auflagen. Die Originalbridge wirkt hier dagegen sinnbildlich fast so wie ein Panzer.

Klangliches

Für den Brückenvergleichsklang antreten als "gnadenlose und unbestechliche Jury" musste natürlich mein Fender Bassman '59 LTD. Der Test war insofern sinnvoll, weil so ein Umbau einer Bridge schnell vonstatten geht. Die Vorarbeiten an der Boston-Bridge, abgesehen von der Höhenjustage, geschahen alle vorher. So konnte ich mir den Bassman einstellen und erst einmal genügend mit der Originalbridge fiedeln, um mir den Klang einzuprägen. Aufgrund der dann nur sehr kurzen Umbauzeit auf die Boston-Bridge denke ich, dass ich den Originalklang nicht aus der Erinnerung verloren habe und so konnte ich bei unveränderter Einstellung des Amps und mit denselben Saiten testen (die kamen ja nicht unter, da reicht es sie nur zu lockern und schon lässt sich so eine Bridge tauschen, Korpusplatz markiert, versteht sich).

Ja, die AF71F klingt nun ganz anders. Ich versuche mal, das nicht wertend zu beschreiben, sondern so neutral wie möglich.

Mit der Originalbridge hatte die AF71F ihr langes Sustain bei ausklingenden Akkorden, ihren recht spritzigen Klang, einen hellen Ton, den ich "flötig" genannt habe. Die Ansprache war direkt, sie reagierte bei gespielten Einzeltönen dynamisch, filigran und sensibel auf den Anschlag und auf die Art des Plektrums. Ohne Amp ging der Klang aufgrund der ausgeprägten Schwingeigenschaften verblüffend in Richtung Acoustik-Gitarre.

Mit der Boston-Bridge ist das jetzt alles anders. Man muss den Höhenregler am Amp weiter aufdrehen, um wieder an die gehörten, ursprünglichen Höhen ranzukommen. Das Sustain bei ausklingenden Akkorden hat sich verringert. Die Spritzigkeit des Klanges ist nicht mehr da, gespielte Einzeltöne klingen nicht mehr hell. Die AF71F reagiert jetzt etwas träger und nicht ganz so sensibel oder dynamisch auf die Art des Plektrums und dessen Anschlag. Ihre Töne und generell ihr Klang, all das hat jetzt "mehr Bauch" bekommen, ist gefühlt mittiger, voluminöser geworden. So als ob jetzt am Neck nicht mehr ein Mini-Pickup werkelt, sondern ein großer Humbucker.
Ohne Amp geht der Klang jetzt in die Richtung der AF85.

Die Neigung zum Hupen ist geblieben. An diueser Stelle fand ich die Aussage im Video zur Gibson L-5 Lee Ritenour interessant, nämlich, dass ein Korpus aus Massivholz nicht hupt, während ein Korpus aus Sperrholz eben zum Huen neigt - wenn ich das so richtig verstanden habe (ab 7:06).

Am Excelsior setzt sich das fort, wenngleich dieser durch seine beiden 6V6 hier eher wieder klanglich etwas "verschmiert". Will man die nun fehlenden Höhen, so muss man den Toneregler am Amp weiter aufdrehen.

Ich schreibe ganz bewusst "von der Gitarre" und nicht "vom Pickup". Seine Wiedergabecharakteristik hat sich nicht geändert, sicherlich aber das Schwingverhalten des Gesamtkontextes.

Lasse ich die Bridge drauf? Die Optik ist das eine! Der Klang zählt! Und hier ist ein halb volles Glas gleichzeitig ein halb leeres. Wer dieses Helle, Spritzige, "Flötige" der AF71F gewöhnt war, der wird sich jetzt vielleicht verwundert umschauen: "Wie jetzt?! Ich möchte das so behalten, wie es war!" Andererseits kann man nun auch sagen, dass die Gitarre jetzt verdammt amtlich klingt: "Hallo?! Dieser volle Ton, und dann noch Thomastiks drauf - man muss sich nur noch dran gewöhnen. Jazziger geht es einfach nicht!"

Schaun' mer mal!
 
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Und wie schaut es mit der Intonation aus bei der neuen Bridge? Oder hast Du nun einfach eine umsponnene G-Saite hergenommen? (Oder anders herum?) Zumindest scheint sich da ja zwischen den Beiden viel zu tun.

Schicken Gruß
Etna.
 
Wenn du mit "Intonation" die Oktavreinheit meinst: Funzt prima. Stellt man die Bridge korrekt, d.h. mensurgerecht auf, so stimmt das alles sehr gut. Ich habe bislang für die Tests die D'Addario EXl115er Saiten drauf.

Tja... das ist eben mein Problem: Ich bin krankheitsmäßig mit einer schweren Stratocastritis belastet. :D

Die Originalbridge der AF87F gefällt mir, da höhengewohnt, besser als die Nur-Wood-Bridge, die mir die Gitarre zu bedeckt und zu träge ansprechen und kommen lässt. Die nimmt mir zuviel vom gewohnten Klang UND weil ich davon ja habe: Den hat meine AF85.

Die Entscheidung hinsichtlich der AF71F fällt daher bei mir (mit Sicherheit aus Gewohnheitsgründen) zugunsten der Originalbridge.
 
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