[Gitarre] Squier Sonic Esquire H

Flosef
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Squier Sonic Esquire H (Review)​

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Hey Leute, ich habe gesehen, dass es noch kein Review zu der Esquire aus der neuen Sonic Serie von Squier gibt (und anscheinend auch [noch] nicht zu einem anderen Modell), also dachte ich, ich nehme das mal zum Anlass um mein erstes Review zu schreiben. Vielleicht hilft es ja dem einen oder der anderen sich ein Bild von der Gitarre zu machen und eine etwaige Kaufentscheidung abzuwägen.

Prolog (gerne überspringen, um zum eigentlichen Review zu kommen, für ganz Eilige gibt es unten ein Fazit und Pros&Cons):

Ich wollte schon längere Zeit eine Tele mit Humbucker haben, weil mir die Brücken bei den LPs etc. irgendwie nicht so behagen. Das einzige in dem Bereich, was mir dabei über den Weg lief, war die eine oder andere Deluxe Tele, die aber - neben der Tatsache, dass sie für mich schlicht zu teuer sind - für mich weniger in Frage gekommen sind, weil ich - grobschlächtig wie ich bin - dabei die Befürchtung hatte, ständig gegen den Toggle-Switch zu rammeln, wie es mir schon öfter bei meiner LP-Kopie passiert ist. Als ich dann auf die neue Sonic Serie aufmerksam wurde und gesehen habe, dass diese eine Esquire mit Humbucker beinhaltet, war mir klar, dass ich sie unbedingt antesten muss. Ich war dann auch so f***erich, dass ich die Wartezeiten, die das Musikhaus mit dem T derzeit angibt, nicht abwarten konnte und sie, nachdem ich die Nachricht über ihre Lieferbarkeit bekommen habe, direkt bei Fender bestellt und dafür etwas höhere Kosten in Kauf genommen habe.


Specs (von der Fender-Webseite):

Body: Pappel

Farbe/Finish: Arctic White /Gloss Polyurethane (gibt’s auch in Ultraviolet)

Hals: Ahorn (C-Shape mit Satin Urethane-Finish und Skunk-Stripe) mit Ahorn-Griffbrett (21 Narrow-Tall-Bünde, 9,5’’ Radius)

Sattel: aus syntetischem Knochen (42mm breit)

Pickup: Squier Ceramic Humbucker (mit 14,62kΩ, zumindest habe ich das so gemessen)

Regler: Master- und Tone-Control (flat top)

Brücke: Hardtail mit 6-Saddle Top-Load with Block Saddles in Chrom-Finish

Mechaniken: geschlossene DieCast Mechaniken

Schlagbrett: einlagig in schwarz

Saiten: ab Werk Nickel Plated Steel (.009-.042)

Preis: 199€ (Fender) / 169€ Thomann (allerdings aktuell Lieferzeit 7-9 Wochen) beide inkl. Versand

Lieferung: Die Gitarre wäre sehr zügig geliefert worden (3 Werktage), hätte ich nicht an einem Sonntag bestellt und den Liefertag auf den nächsten Samstag gesetzt, da ich unter der Woche kaum zu Hause bin. Die Gitarre kam wie gewünscht von DPD, da hab ich mit anderen Logistikunternehmen schlechtere Erfahrungen sammeln müssen. Die Gitarre kam in Plastik gehüllt im üblichen Pappkarton mit Extra-Pappe um den Hals, das war sicher genug für den Transport. Im Lieferumfang enthalten waren außerdem noch 2 Sechskantschlüssel für die Böckchen der Bridge und den Halsspannstab.

Verarbeitung: Fangen wir mit den positiven Sachen an. Bei Gitarren in diesem Preissegment ist es ja leider keineswegs unüblich, dass die Bünde nicht ordentlich abgegratet werden und die Gefahr besteht sich die Flossen zu ramponieren. Das ist hier überhaupt nicht der Fall, die Bünde sind angenehm abgerundet und lassen sich ohne eigenes Zutun out-of-the box spielen, ohne Verletzungen zu riskieren. Das Finish ist ebenfalls als positiv zu vermerken, was selbst bei Gitarren in höheren Preisklassen nicht unbedingt der Fall sein muss (Glenn Fricker is looking at you Gibson). Hier gab es bei meinem Exemplar nichts zu beanstanden, ich hatte den Bildern auf der Webseite nach zu urteilen mit einem etwas blaustichigerem Weiss gerechnet, es geht aber eher etwas in Richtung Olympic, was ich persönlich sehr gut finde. Die Brücke und die Mechaniken machen auch einen soliden Eindruck. Leider gibt es auch ein paar negative Punkte zu erwähnen, allen voran die Potis. Nach dem Auspacken stellte ich fest, dass diese beim Drehen schleifen. Dies liegt meiner Einschätzung nach daran, dass das Plastik im Inneren der Drehknöpfe nicht ganz gerade ist, die Potis selbst scheinen gerade zu sein. Das ist für mich kein Grund, die Gitarre zurückzuschicken, ich hatte eh vor die Knöpfe für echtes Tele-Feeling durch welche mit Wölbung zu ersetzen, aktuell habe ich sie einfach minimal „hochgezogen, so dass das Schleifen aufhört. Ein kleiner optischer Mangel besteht noch bei der Gratung am Sattel/Kopfplatte, so dass es so aussieht, als wäre dieser schief eingesetzt. Dies ist glücklicherweise nicht der Fall, er ist parallel zu den Bünden ausgerichtet, nur die Gratung ist anscheinend schief, was mich jetzt aber auch nicht massiv stört.

Setup & Handling: Als Vergleich dient mir meine Telecaster mit Rockinger-Hals (alles andere stammt aus den 70ern, vermutlich eher Ende 70er). Die Esquire wird auf der Fender-Seite als Gitarre mit schmalem leichtem Body beschrieben, der Unterschied beträgt allerdings nur ca. 1mm (mit Lineal gemessen) in der Dicke, vom Gewicht her ist die Squier folgerichtig auch minimal leichter. Dies äußert sich in einer etwas größeren Kopflastigkeit – ohne dass ich die Esquire als kopflastig im eigentlichen Sinne bezeichnen würde, sie hängt am selben Gurt halt minimal tiefer, aber eben nicht so, dass es mir beim Spielen negativ auffällt.

Die meisten Gitarren in dieser Preisklasse kommen eher selten so eingestellt aus dem Werk, wie es wünschenswert wäre. Für Anfänger ist das natürlich blöd. Hier würde ich der Esquire allerdings zu Gute halten, dass sowohl Saitenlage als auch Intonation schon ganz ordentlich waren. Für mich war die Saitenlage allerdings doch eine Spur zu hoch, dies lies sich aber aber ruckzuck ändern (auch dank mitgeliefertem 6-Kant-Zahnstocher). Trotzdessen ich dickere Saiten (Ernie Ball STHB .010 – .052) aufgezogen habe, gab es bei der von mir angestrebten Saitenlage kein Geschnarre oder Totpunkte, auch der Sattel hat dies mitgemacht, ich habe lediglich vorher die Saitenenden der umwickelten Saiten ein paar mal durch die Kerben gezogen und damit ein paar Moleküle Material abgetragen. Ebenso lies sich die Intonation problemlos noch etwas justieren (wir reden hier von 95% auf 98%, wobei ich der Meinung bin, dass 100% kaum zu erreichen sind und das auch völlig ok ist, weil jede Gitarre durch diese kleinen Abweichungen ihren eigenen Charakter hat).

Trotz ihrer Windschiefe laufen die Potis super und der gesamte Reglerweg ist nutzbar. Nachdem die neuen Saiten eingespielt sind, zeigen sich die Mechaniken als stimmstabil, selbst nach einer Reihe relativ brachialer Bendings. Dadurch hatte ich schon einige Stunden ungetrübten Spielspaß.


Sound: Ich mag Gitarren mit nur einem Tonabnehmer. Zwei Knöpfe dran und gut ist. Das galt schon für meine Epiphone LP Junior 57 RI (abgesehen von der bereits erwähnten Brückengeschichte), die allerdings, nachdem ich sie von dem mäßig klingenden P100 befreit und mit einem P90 ausgetauscht hatte, etwas mehr rauschte, Singlecoil halt. Ganz anders die Esquire, die ist mucksmäuschenstill, was bei Humbuckern zwar grundsätzlich eher der Fall ist, nicht aber zwangsläufig bei welchen aus dem unteren Preissegment. Ich hab mir die Gitarre als Ergänzung für härtere Stilrichtungen (Doom, Stoner, Metal) zugelegt, weil meine Singlecoil-Gitarren (neben den beiden erwähnten, Tele und LP jr., auch ne Strat) dafür eben nicht so geeignet sind, wie eine Klampfe mit Humbucker. Selbiger klingt tatsächlich etwas weniger „hot“ als es die gemessenen 14,62kΩ vermuten lassen. Damit lässt sich schon ordentlich auf die Kacke hauen, dennoch überlege ich, einen etwas weniger heißen Kollegen einzubauen, um die Gitarre potentiell noch etwas vielseitiger zu machen, was den Sound angeht. Das hat aber durch die bereits vorhandenen Gitarren keine Eile. Klanglich ist die Esquire für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig, einfach weil sie weniger Hochmitten raushaut und daher auch weniger sägt als ich es von meiner Tele gewohnt bin. Aber das ist eben der Humbucker-Sound, hier wird es auch bei voll aufgedrehtem Tone-Poti nicht so schneidend, wie bei der Tele. Allerdings ist der Klang auch nicht irgendwie matschig oder mumpfig, sondern entspricht dem, was ich von einem Humbucker erwarte: ordentlich Dampf in den Mitten und ein sattes aber prägnantes Low-End. Der Tone-Regler hat ein ordentliches Spektrum zu bieten, so dass, wenn er etwas zurückgedreht wird, auch Sounds realisierbar sind, die etwas mehr nach Halstonabnehmer klingen. Das Volumen-Poti tut auch was es meiner Meinung nach soll, nimmt man es zurück wird es leiser und der Sound wird weniger verzerrt (wenn man einen Röhrenamp nutzt, der ordentlich angebraten ist), ohne jedoch an Klarheit zu verlieren. Auch da muss ich sagen, dass das meine Erwartungen durchaus übertroffen hat und einen weiteren Punkt dafür sprechen lässt, dass der verbaute Doppelspuler vorerst bleiben kann wo er ist.

Fazit: ~200€ für eine Gitarre sind verhältnismäßig wenig Geld, dafür bekommt man bei der Esquier eine Menge geboten. Die beschriebenen Verarbeitungsmängel sind zwar nicht schön, angesichts des Preises aber in Kauf zu nehmen. Einem blutigen Anfänger würde ich nur bedingt zu dieser Gitarre raten, es sei den es besteht die Möglichkeit sie günstig oder gar kostenlos einstellen zu lassen (z.B. von einem netten Gitarrenlehrer/-lehrerin). Für Menschen, die bereits die Erfahrung haben, sich ihre Gitarre nach ihren Wünschen selbst einstellen zu können, ist die Squier Sonic Esquire durch aus eine Überlegung wert. Entweder als Modding-Plattform oder als kostengünstiges Back-Up für den nächsten Gig. Vom Klang und der Bespielbarkeit her braucht sie sich meier Meinung nach auch vor Vertreterinnen der nächsthöheren Preisklasse nicht verstecken. Squier scheint mit der Sonic Serie eine Produktlinie geschaffen zu haben, die es in puncto Preis-/Leistungsverhältnis durchaus mit Harley Benton aufnehmen kann bzw. - wenn ich meine persönliche Erfahrung mit beiden zugrunde lege - den Kampf um das Niedrigpreissegment über kurz oder lang für sich entscheiden dürfte.

In aller Kürze:

+ Klang

+ Bespielbarkeit

+ Preis-/Leistungsverhältnis

+ Optik

- leichte Verarbeitungsmängel

- recht heißer Tonabnehmer

- Verfügbarkeit / aktuell oft lange Lieferzeiten

Insgesamt: 4 von 5 Pleks

Bin gespannt auf eure Meinungen zur Esquire / Sonic-Serie und euer Feedback zu meinem ersten Review.
 
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