[Gitarre] - Tokai 60th Anniversary Model

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Kurz zur Vorgeschichte - nachdem ich mal wieder meine Tokai Les Paul aus dem Koffer geholt und gespielt hatte packte mich ein spontaner Anfall von GAS und irgendwelche Stimmen flüsterten mir "Du brauchst mal wieder eine Japan Paula". Na ja, wenn die Stimmen das sagen, wer bin ich, dass ich mich da widersetze? ;)

Ich stürzte mich natürlich umgehend in Recherchearbeit und wurde dann relativ schnell in Japan fündig - eine Edwards Les Paul sollte es werden, was ich auch im Japan Les Paul Thread ankündigte.

Kurz nach meinem Post bekam ich eine PN von unserem allseits geschätzten User Gitarerro (alias Golfredo), der mir mitteilte, dass er grade wieder 40 Tokais reinbekommen hatte. Tja, da ich Gottfried schon vom Kauf meiner Goldtop her kannte und ich ohnehin nur 20 Minuten entfernt wohne, dacht ich mir, ich könnte ja auf nen Cappuccino vorbeifahren.

Gesagt getan - in Aalen angekommen zeigte mir Gottfried gleich, was er alles so reinbekommen hatte, schöne neue und Vintage Paulas dabei. Darüberhinaus zeigte er mir die neue Tokai Serie, die nun offiziell auf der My Music in Friedrichshafen vorgestellt werden soll. Arbeitsname des Modells lautet 60th Anniversary, es wird aber wohl noch auf einen anderen Namen hinauslaufen.

Na ja, da standen sie nun... einmal schwarz, einmal quilttop und zwei Flametops - auf den ersten Blick fühlte ich mich gleich an eine Gitarre erinnert, die mir schon immer gut gefiel - richtig, die Nik Huber Dolphin. Es wurde mir auch bestätigt, das die 60th Anniversary an die Dolphin angelehnt ist.
In einem der Ständer entdeckte ich dann noch eine 60th Anniversary mit einem wunderschönen Quilttop - es handelte sich hier um den Prototypen der Serienmodelle, der sich in einigen Details von den Serienmodellen unterscheidet (Body-Konstruktion, Anzahl der Regler und Anordnung).

Nun gut, was soll ich lange drumherum reden - ich war von der 60th Anniversary sofort angetan und nun steht der Prototyp hier bei mir - kommen wir mal zu den Fakten:

Body / Konstruktion

Angelehnt an die Les Paul findet man eine klassische Mahagoni- / Ahornkonstruktion vor - der Korpus bzw. die gesamte Gitarre wirkt hier allerdings etwas kompakter, obwohl die Masse des Korpus identisch mit einer Paula sein dürfte (was sich auch im Gewicht bemerkbar macht). Der Korpus des Prototyps wurde als SEB (Soundstream Effects Body) ausgeführt d.h. es handelt sich um eine Sandwich-Bauweise mit Ahorntop, mehreren verleimten Mahagoniblöcken in der Mitte, die in Wuchsrichtung verleimt wurden und einem einteiligen Mahagoni-Boden. Diese Konstruktion soll die Schwingungen schneller zu Boden und Decke der Gitarre leiten - nun ja, ich merke keinen massiven Unterschied zu einer Gitarre mit normalem Body, außer vielleicht, dass die Anniversary etwas schneller anspricht als eine Paula.
Den SEB-Korpus wird es allerdings bei den Seriengitarren nicht geben - bei diesen wird ein einteiliger Mahagoniboden mit Ahorndecke zum Einsatz kommen.

A propos Ahorndecke, diese scheint bei der Anniversary etwas dicker zu sein als bei einer Paula, also richtig fett.

Der Hals wurde aus einem Stück Mahagoni gefertigt und mit einem extrem feinporigen Palisander-Griffbrett versehen, als Griffbrettmarker kommen schlichte Dots zum Einsatz. Lobend gibt es noch zu erwähnen, dass es einen Matching-Headstock gibt, an dem Gotoh SD-90 SL Tuner verbaut sind.

Stegseitig kommen eine Tune-o-matic Bridge und eine Alu-Stoptailpiece zum Einsatz.

Die Elektronik ist Les Paul typisch, 2 Humbucker (Tokai PAF MKII), 3-way-Toggle und beim Prototypen 2 x Volume 1 x Tone (bei den Serienmodellen sind´s die gewohnten 4 Regler). Der Toggle wurde griffgünstig am unteren Korpushorn verbaut.

Verarbeitung

Die Verarbeitung ist, wie bei so ziemlich allen Japan-Tokais, über jeden Zweifel erhaben. Die Lackierung ist makellos, die 22 Bünde sauber eingesetzt, entgratet und auf Hochglanz poliert und der Knochensattel wurde exakt eingesetzt.
Es gibt nirgends an dieser Gitarre irgendwelche Unsauberkeiten, da könnte sich der eine oder andere große Hersteller eine oder zwei Scheiben davon abschneiden.

Bespielbarkeit

Erstmal vorweg - wer Flitzefingerhälse mag, der ist hier definitiv falsch! Den Hals der 60th Anniversary kann man eigentlich nur mit einem Wort umschreiben...FETT...er orientiert sich ganz klar an den 59er Paula-Hälsen.

Ich persönlich mag es, wenn man beim Spielen auch etwas Holz in der Hand hat und fühle mich von daher auf dieser Gitarre pudelwohl. Bespielbarkeit würde ich mit vorbildlich umschreiben.

Alles in allem hängt die 60th Anniversary sehr ausgewogen am Gurt und fühlt sich, bedingt durch den etwas kürzeren Korpus und die kleinere Kopfplatte sehr kompakt an.

Sound

Kommen wir zu dem Kapitel, dass wohl die meisten interessieren dürfte, wie klingt das Ding denn nun? Tja, den Sound mit FETT zu umschreiben wäre etwas zu wenig...ich versuch einfach mal meine Eindrücke im Vergleich mit meiner Paula wiederzugeben:

Die 60th Anniversary hat irgendwie von allem etwas mehr, sie hat strammere Bässe und brilliantere Höhen als eine Paula und liefert in Kombination mit den beiden excellenten Humbuckern ein enorm druckvolles Klangbild ab. Man erkennt definitiv den Les Paul-Charakter, kann aber dennoch gewisse eigenständige Nuancen heraushören.
Was mit persönlich sehr gut gefällt ist, dass es problemlos möglich ist, die einzelnen Töne in Obertöne umkippen zu lassen, bei anderen Gitarren hat man hier ja doch immer wieder etwas zu kämpfen.

Der Stegpickup klingt schön differenziert, mit einer gesunden Prise Schärfe mit dabei - die Durchsetzungsfähigkeit in der Band dürfte somit außer Frage stehen.
Am Hals ehält man einen dermaßen singenden Sound, dass es dem lieben Gary Moore sehr wahrscheinlich die Tränen in die Augen treiben dürfte. :D

Fazit

Die Tokai 60th Anniversary ist eine echte Alternative für diejenigen, die zwar einen Les Paul-Sound wollen, sich aber in Sachen Design doch von der Masse abheben wollen. Dass man hier natürlich zusätzlich eine Gitarren aus hochwertigen Materialien, mit bester Verarbeitung und klasse Bespielbarkeit bekommt sollte den einen oder anderen potentiellen Les Paul Kunden doch ins Grübeln bringen.

Ach ja...der Preis: Für die gebotene Qualität absolut gerechtfertigt - die Quilttop wird mit einem Listenpreis von 1.599 € auf den Markt kommen, in welcher Region sich der Straßenpreis einpendelt, wird sich zeigen. Die Flametops und deckend lackierten dürften ein wenig günstiger werden.


Zu guter Letzt hier noch ein paar Bilder - sollte ich bei meinen Ausführungen was vergessen haben, dann einfach fragen.
 
Eigenschaft
 

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Hi,
auch wenn mir das Design jetzt nicht sooo zusagt, eine wirklich schöne Gitarre. Die Verarbeitung sieht absolut top aus und klanglich mache ich mir da auch keine Sorgen. Könnte mir vorstellen, dass die Gitarre wenn man sie spielt auch noch stimmiger wirkt, als jetzt auf den Bildern.
Vielleicht ist sie ja für Spieler von Framus oder ähnlichen Herstellern eine Alternative. Würde es Tokai gönnen viele Abnehmer für die 60th Anniversary zu finden.
 
Also an das Design gewöhnt man sich sehr schnell - je öfter ich das Teil umhänge desto besser gefällt sie mir.

Was ich einfach tierisch geil finde ist die Kompaktheit gegenüber der Paula - ich werd mal ein Bild der beiden nebeneinander einstellen, damit man mal sieht um wie viel kleiner bzw. kürzer die Anniversary ist.
 
Sehr schick, hat ein bißchen was von einer Huber... in Jever bekommen die die bald auch... bin ja schon sehr gespannt!! danke für den ausführlichen bericht! macht lust aufs gitarren-testen ;))
 
na warhscheinlich vom gottfried ;)
 
Sehr schick, hat ein bißchen was von einer Huber...

Ein bisschen ist gut, der body sieht nahezu genauso aus! Ich find es dreißt, wie sich die Japaner am geistigen Eigentum bzw. der kreativität anderer bedienen! Was kommt als nächstes eine Siggi Braun Korpus form?!!

Nichts desto trotz viel Spaß mit dem Teil!

Grüße
 
Was ich einfach tierisch geil finde ist die Kompaktheit gegenüber der Paula - ich werd mal ein Bild der beiden nebeneinander einstellen, damit man mal sieht um wie viel kleiner bzw. kürzer die Anniversary ist.

oh ja, das würd mich sehr interessieren. hört sich aber wirklich gut an, was du da zum besten gibst. das design find ich klasse!
 
Also ich finde sie hübsch, sieht toll aus deine Lady!
Einzig die Mechaniken wirken auf mich etwas .. naja billig.
Oder täuscht der Schein?
 
Einzig die Mechaniken wirken auf mich etwas .. naja billig.
Oder täuscht der Schein?

Also anfühlen tun sie sich nicht billig, allerdings würden sie mir mit Perloid-, oder Holz-Flügelchen besser gefallen. Auf der einen Seite kann man das ja noch nachrüsten, auf der anderen Seite find ich´s aber auch nicht störend.
 
Ein bisschen ist gut, der body sieht nahezu genauso aus!

Bei der Grundform geb ich Dir recht - allerdings ist das carved-top der Huber wesentlich stärker herausgearbeitet, wobei das wirklich nur Kleinigkeiten sind.
 

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Also anfühlen tun sie sich nicht billig, allerdings würden sie mir mit Perloid-, oder Holz-Flügelchen besser gefallen. Auf der einen Seite kann man das ja noch nachrüsten, auf der anderen Seite find ich´s aber auch nicht störend.

Also ich würde das machen denn das Top sieht echt schick aus, da gehören doch auch hübsche Mechaniken dazu.

Ansonsten würde es mich mal interessieren wie nah sie im Klang denn der Nik Huber kommt. Kannst du dazu was sagen??
 
Also ich würde das machen denn das Top sieht echt schick aus, da gehören doch auch hübsche Mechaniken dazu.

Na ja, kommt Zeit kommt Mechanik! ;)

Ich muss mich jetzt zunächst mal um ein passendes Case kümmern, für ein Les Paul Case ist nämlich ihr hintern etwas zu dick! ;)

Ansonsten würde es mich mal interessieren wie nah sie im Klang denn der Nik Huber kommt. Kannst du dazu was sagen??

Da ich noch nie ne Nik Huber über nen Amp gespielt hab, sondern immer nur trocken auf Messen, kann ich dazu gar nix sagen.
Ich denk, das ist auch nicht die Richtung in die die Anniversary abzielt - sie soll eindeutig nach Paula klingen und den Job macht sie meiner Meinung nach sehr gut.
 
Hier noch die versprochenen Vergleichsbilder mit der Paula im Bezug auf die Kompaktheit der Anniversary...
 

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Ein bisschen ist gut, der body sieht nahezu genauso aus! Ich find es dreißt, wie sich die Japaner am geistigen Eigentum bzw. der kreativität anderer bedienen! Was kommt als nächstes eine Siggi Braun Korpus form?!!

Nichts desto trotz viel Spaß mit dem Teil!

Grüße

Tokai hat dieses Body Design schon in den früheren Neunzigern benutzt!



 
Tokai hat dieses Body Design schon in den früheren Neunzigern benutzt!

Danke für die Klarstellung Gottfried - vielleicht sollte dann mal jemand den Nik Huber rügen, dass er bei Tokai geklaut hat!? :D
 
Da hat doch Huber selbst plump kopiert. Und zwar den Tele Korpus :D
 
Hallo! Wollte den schönen Test mal um einen vom Serienmodell (Tokai Anniversary GA140F VF) ergänzen; hier erst mal die technischen Daten:
Body: Canadian Hard Rock Maple Top (evtl. furniert; ein so schönes Top für so wenig Geld?), One Piece Mahagony Back (könnten evtl. auch 2 sein)
Neck: One Piece Mahagony, Set-Neck Deep Joint / XXL-Long Tennon
Fingerboard: Rosewood
Positions Marks: Dish (Amber Cell)
Tuners: Gotoh SD90-SL
Nut(width): Bone(43.0mm)
Pickups: Tokai MK I PAF-Vintage
Pots: Alpha Pots
Jack: Switch Craft
Condenser: Orange Drops
Bridge: Faber '59 Brass Saddles
Tailpiece: Faber Aluminum
Weight: ca. 3,2 - 3,6 kg (noch nicht gewogen)
Ich muss dazu sagen, dass ich eigentlich eine Paula gesucht habe, und dann in der Bucht über die Auktion einer Anniversary GA140F VF gestolpert bin. Ich habe sie zu einem Preis von Gottfried ersteigert, der mir immer noch die Schamesröte ins Gesicht treibt ...
Das ist zwar meine erste Paula-artige Gitarre, aber da ich schon 25 Jahre spiele, kann ich - denke ich - schon was dazu sagen: Der akustische Grundton ist ein Gedicht; die Klampfe hat einen charakteristischen "Mitte-Nöck", der vielleicht vom Mahagoni herrührt, den meine anderen Gitarren definitiv nicht haben; das Sustain ist extrem lang, der Klang auch in höheren Lagen laut, was vermutlich von der extra-langen Halsbefestigung kommt (die Zunge geht bis ans Ende der Halspickup-Bohrung!). Wie die wohl erst klingt, wenn sie eingespielt ist?
Die Pickups (ob jetzt MK2 wie auf Gottfrieds Hoomepage oder MK1 wie es bei ebay stand) klingen, wie PAFs klingen sollen. Es mag "heißere" Pickups geben, es mag PAFs geben, die ein bisschen anders klingen - diese sind aber definitiv Gourmet-Abteilung, was vielleicht auch an der übrigen Elektrik (Alpha-Potis, Orange-Drop-Kondensatoren) liegt.
Meiner Ansicht nach eine Klampfe, die weit über 1000 Euro wert ist (auch im Vergleich zu den Paulas von Tokai) und die, wenn ein richtig großer Name draufstünde, viele 1000 Euro kosten würde!
Werkseinstellung ist OK, G- und D- Saite schnarren minimal, aber insgesamt besser als bei den allermeisten Klampfen, die man im Laden vom Haken nimmt.
Fazit: Wer einen Paula-Sound sucht, aber mit einer abgewandelten Optik leben kann, für den ist diese Tokai ein echter Tipp!!
Die Bilder sind von der Auktion und etwas kontrastreicher als der Originalanblick. Schön ist sie trotzdem :)
@Lightmanager
Welcher Koffer passt denn? Ich suche auch noch einen.
 

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Was Tokai angeht, kann ich dich gut verstehen! ;) Bin mit meiner auch zufrieden ohne Ende und so viel Gitarre für dieses Geld gibt's halt doch noch. :D
 

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