[Gitarre] Tokai Love Rock LS80 1981

drul
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Nun kenne ich sie gut genug – und kann somit einen Review über meine Tokai Love Rock LS 80 verfassen.

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Nun, die Gitarre ist so käuflich nicht mehr neu erhältlich- ihr Fertigungsjahr ist 1981 – aber dennoch kann der Review vielleicht dem einen oder anderen Hilfestellung leisten, der sich für eine Alternative zum Original interessiert. Gebrauchte aus den frühen Tokai-Jahren sind ab und an erhältlich, wenn auch z.T. zu stolzen Preisen.

Kaufentscheidung:

Trotz wirklich hoher Zufriedenheit mit meiner Gibson 50’s Tribute (siehe separater Review) hatte ich immer wieder mal Gibson Custom Shop Modelle (R7-R0) angespielt, und mich hat der wesentlich sattere, vollere Klang im Vergleich zur 50’s Tribute nicht mehr losgelassen. Es entstand also der Plan, eine R7 oder R8 gebraucht zu erstehen. Unterdessen schaute ich mich auch nach Alternativen um und kam relativ schnell auf Tokai. Meine wichtigsten Kriterien für die neue Les Paul:
  • massiver Body ohne Chambering; möglichst one-piece
  • qualitative hochwertige Konstruktion und Ausführung; Kein Furnier auf der Decke
  • Nitro-Lackierung
  • Optik: Plaintop oder Goldtop; möglichst nahe am Original (Body-Kontur, Headstock)
  • Gewicht unter 4 kg
Die Tokai LS-1 Modelle machten just in dem Moment als ich begann mich für sie zu interessieren, leider einen krassen Preissprung (andere Geschichte …); also schaute ich mich auf dem Gebrauchtmarkt um. Ich testete: fabrikneue LS-1, gebrauchte LS-1, gebrauchte LS-150, und eine mir von Gottfried (Tokai-Vertrieb D) empfohlene 1981er LS-80.
Kurzfazit: Die neuen LS-1 sind absolut Top; aber preislich nicht mehr weit von einer gebrauchten Gibson CS entfernt und die matte Lackierung ist nicht jedermanns Sache. Direkter Vergleich zwischen gebrauchten relativ jungen Tokais und der 81er ergab – ich kann es einfach nicht anders beschreiben – mehr „Feeling“, besseres Spielgefühl mit der 81er. Nach einer kurzen Verhandlungsrunde wurde sie dann mein.

Spezifikationen:
  • Finish: Plaintop, Cherry Sunburst; Nitrolackierung
  • Body: 1-teilig; afrikanisches Mahagoni
  • Hals: 1-teilig; afr. Mahagoni mit Palisandergriffbrett; Knochensattel
    Halsdicke 22,5 mm am ersten und 25 mm am zwölften Bund; typischer 58er Wert
  • Saiten: D‘Addario 10-46
  • Gewicht: 3,85 kg (!)
Modifikationen:
  • Faber aged ABR locking Bridge und aged locking Alu Tailpiece (in erster Linie aus optischen Gründen)
  • 500k Log Potis, PiO Caps (Original: Platine mit lin. Potis)
  • PAF Replicas (die Original Pus sind wirklich gut, haben aber einen immensen Output)
Verarbeitung / Erscheinungsbild

Die LS80 war 1981 im Tokai-Programm im Premium-Bereich angesiedelt und das teuerste Modell der 58er Replikas. Darüber standen dann die 59er Replicas (LS 100-120) und darüber nur noch Custom Shop. Entsprechend ist die Fertigungsqualität sehr hochwertig. Die Holzauswahl scheint ebenfalls sehr gut; damals wurden zumal noch keine schnellwachsenden Plantagenhölzer verwendet.
Die Halskonstruktion ist ein Intermediate (oder transitional oder medium) Tenon, d.h der Hals endet an der Hals-Pickup-Fräsung und hat keine Lasche, die wie beim Long Tenon noch etwas unter die PU-Fräsung geht. Dies ist aber so gut ausgeführt (Hals-Body-Passung), dass ein wahrnehmbarer Unterschied wohl auszuschließen ist. Dazu auch hier: http://www.latesixtieslespauls.com/images/tenons_lpf.jpg
Die Bünde sind ohne Verschleiß und perfekt abgerichtet und haben ein sehr schönes Fret Edge Binding. Das haben nicht einmal mehr die aktuellen LS-1.
Die Bespielbarkeit ist Les-Paul typisch sehr gut; tiefe Saitenlagen sind problemlos möglich. Ich selbst habe für mich mit der Zeit eine eher mittlere Saitenlage (E etwas über 2 mm; e etwas unter 2 mm am 12. Bund) als am passendsten herausgefunden.
HW sind eine Gotoh ABR-Bridge, deren Bolzen ohne Buchsen direkt in das Holz des Body geschraubt sind, sowie ein Alu-Stoptailpiece. Ich habe diese eigentlich nur aus optischen Gründen gegen aged Faber HW getauscht. Schönes Detail ist der Tokai-Schriftzug aus Perlmutt auf dem open book Headstock.

Klang

Unverstärkt: Hals und Body resonieren sehr stark mit. Das Sustain ist sehr ausgeprägt. Das ergibt ein wirklich tolles Spielgefühl.
Verstärkt: holzig, perkussiv, mit viel Anschlagsschmatz. Im Vergleich zur gechamberten 50‘s Tribute macht sich der Steg-PU besser, da er imho durch den massiven Body besser „unterfüttert“ wird. Ansonsten spare ich mir, den typischen Vintage Les Paul Sound zu beschrieben – auf jeden Fall ist er hier voll und ganz gegeben. Im Vergleich zu mehreren Gibson CS Modellen fügt sie sich ein; leichte Differenzen gibt es zwischen Gibson CS untereinander sowie zwischen Gibson und der Tokai in etwa gleichem Maße.
Zwei kleine Soundschnipsel hier: https://www.musiker-board.de/thread...erock-reborn-u-a.158073/page-158#post-7706221

Fazit:

Die 81er Tokai Love Rock ist ein qualitativ hochwertiges Instrument aus den legendären Anfangsjahren von Tokai und versprüht jede Menge Vintage-Feeling. Vom Sound her liegt sie gleichauf mit Gibson CS. Preislich lag sie in meinem Fall noch deutlich unter einer gebrauchten Gibson CS, hat ggf. qualitativ sogar einige Vorteile (Hölzer, Fertigungsqualität) und ist deshalb sicher eine sehr gute Alternative.

Mehr Bilder: https://www.musiker-board.de/media/albums/tokai-ls-80-1981.4126/
 
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Schönes Review! :great: Deckt sich mit meinen Erfahrungen...
 
Es ist zwar schon ein wenig her, dass ich "olle" Tokais in der Hand hatte, aber die waren immer toll. Nochmals herzlichen Glückwunsch zur Paula und danke für die Eindrücke.
 
Bin seit 2 Wochen ebenfalls stolzer Besitzer einer LS85. Ich kann deine meinung zur Tokai nur bestätigen. gegenüber der Tokai tut sich manche Gibson äusserst schwer. Wenn Gibson dann ab custom shop aufwärts.
wenn man dann noch den Preisunterschied zwischen Gibson und Tokai betrachtet gewinnt die Tokai haushoch.
Viel Spass übrigends mit deiner Klampfe.
Sehr schönes Review.
 
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:great: Klasse Review, geht runter wie Öl ;)
 
Danke mal soweit für die Kekse. Ich denke ich sollte doch auch noch ein paar potenzielle Kritikpunkte vermerken:

- der Nitrolack hat an einigen Stellen Schäden durch Weichmacher (die meisten an eher nicht so prominenten Stellen wie Rückseite Headstock, Unterseite Zargen) - wen es stört.
- im Detail sieht man an mehreren Stellen den hohen Anteil an Handarbeit; da ist mit der Lupe betrachtet nicht alles perfekt; z.B. das Fret Edge Binding, Sattel, Lackübergänge Halsbinding/Body. Ich erachte das aber als Qualitätsmerkmal von Handarbeit.
- im Original ist die Elektrik mit den lin. Potis und dem Platinenaufbau nicht optimal ausgelegt; einige der Potis haben nach 34 Jahren gekratzt. Für mich war das kein Thema, da ich ohnehin von Beginn an geplant hatte, "meine" gewohnte Elektrik zu verbauen.
- kein Long Neck Tenon im Vergleich zu den heutigen LS-1 (aber zur Einordnung siehe Review bzw. Galeriebild)
 
Naja, ob ein Long neck tenon soo wichtig ist? Heißt ja nicht zwingend, dass eine Gitarre damit besser klingt.
 
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Danke mal soweit für die Kekse. Ich denke ich sollte doch auch noch ein paar potenzielle Kritikpunkte vermerken:

- der Nitrolack hat an einigen Stellen Schäden durch Weichmacher (die meisten an eher nicht so prominenten Stellen wie Rückseite Headstock, Unterseite Zargen) - wen es stört.
- im Detail sieht man an mehreren Stellen den hohen Anteil an Handarbeit; da ist mit der Lupe betrachtet nicht alles perfekt; z.B. das Fret Edge Binding, Sattel, Lackübergänge Halsbinding/Body. Ich erachte das aber als Qualitätsmerkmal von Handarbeit.
- im Original ist die Elektrik mit den lin. Potis und dem Platinenaufbau nicht optimal ausgelegt; einige der Potis haben nach 34 Jahren gekratzt. Für mich war das kein Thema, da ich ohnehin von Beginn an geplant hatte, "meine" gewohnte Elektrik zu verbauen.
- kein Long Neck Tenon im Vergleich zu den heutigen LS-1 (aber zur Einordnung siehe Review bzw. Galeriebild)

Ein tolles Review!

Dinge die ja bei Gibson damals wie heute auch immer wieder kritisiert werden.
Insofern, danke für die Info :great:
 
Naja, ob ein Long neck tenon soo wichtig ist? Heißt ja nicht zwingend, dass eine Gitarre damit besser klingt

Nun - das wird halt oft als Kriterium für eine hohe Qualitätsstufe verwendet und kommt sicher grundsätzlich der Klangqualität zu Gute - es kommt aber eben auch auf die handwerkliche Ausführung der Halspassung an sich an; und wenn die so gut ist wie hier, ist der Unterschied - auch nach Meinung einiger anderer hier im Forum - vernachlässigbar..
 
Die LS2 hat auch nen kurzen ;) obwohl, Gottfried meinte 'ALLE' MIJ hätten nen Long Tenon :weird: keine ahnung!
 
Ich muss jetzt doch nochmal einen kurzen Nachtrag schreiben: ich habe sie in der letzten Zeit sehr häufig gespielt und sie hat inzwischen ein noch stärkeres Schwingungsverhalten und entsprechend lebendigeres Spielgefühl entwickelt. Am Anfang dachte ich noch dass ich mir das nur einbilde, aber es wird immer besser und der Unterschied zu vorher ist nun ganz deutlich. Ich denke sie hat bevor ich sie gekauft habe eine Zeit "geruht" und kommt jetzt wieder in Form ... einfach fantastisch.

Habe schon Ärger mit meiner besseren Hälfte weil ich mir die Tokai in jedem freien Moment schnappe um darauf zu gniedeln :rolleyes:
 
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Hast sie ordentlich eingespielt ;) wird sich sicher auch optisch bemerkbar machen.. früher oder später
 
mir gefällt sie schon so wie sie ist. habe meinen Frieden mit dem kräftigen CS gemacht. Im Gegenteil: ich find sie richtig geil! Durch die aged HW ist die Optik viel stimmiger geworden; das 80ies Flair ist weg ...
 
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Die LS2 hat auch nen kurzen ;) obwohl, Gottfried meinte 'ALLE' MIJ hätten nen Long Tenon :weird: keine ahnung!

Die LS 2 hat auch einen Long Tenon! Nicht alle Mij haben zwangsläufig LTN (es gibt ältere Modelle wie z.b. die LS 80 oder ältere LS 60 die keinen haben) aber die LS 2 und sogar die LS3 haben es!




Sonst schönes Rew. und tolle Gitarre!
 
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Okaay ;) danke für die Info's!

Bei den LS1 wird ja immer auf das "Deep Joint" =LT hingewiesen.. bei den LS2 eben nicht, deswegen :D aber hey, mich freuts!
 
cooles Teil :great:
 
Ich merke erst jetzt, dass ich in meinem Review etwas falsches geschrieben habe: die LS80 war nicht das teuerste/höchste Modell der 58er Replicas, sondern das war die LS100, die der LS80 entsprach, aber mit DiMarzio Pickups ausgestattet war. Dies sei also hiermit richtig gestellt.

Ich war der Annahme gewesen, die LS100 sei bereits die kleinste der 59er Replicas, aber das war dann die LS120.

Danke Settebello für die diese Info (im Vintage Tokai Thread)
 

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