Globus-/Fremdkörpergefühl im Hals bleibt. Zuviel (psych.) Druck?

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Citrus
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Hallo zusammen

Möchte mal nachfragen, ob jemand auch schon Probleme hatte mit einem Globus-/Fremdkörpergefühl im Hals?

Angefangen hat alles vor einem 3/4 Jahr im Dezember. Ich stand kurz vor unserem grossen Gospelkonzert und hatte mir eine Halsentzündung eingefangen. War beim HNO und hab Antibiotika gekriegt und musste ca. 1.5 Wochen zu Hause bleiben. Natürlich wurde ich total nervös wegen dem Konzert, hatte Angst, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen, denn diese Konzerte bedeuten mir unendlich viel -> psychischer Druck.

Am Schluss klappte die Abheilung rechtzeitig, aber zurück blieb dieses Gefühl, als würde mich jemand am Kehlkopf würgen. Ich war diese 10 Tage in ziemlich ungünstiger Position zu Hause aufm Sofa vorm Fernseher, ich hab schon an ne bleibende Fehlhaltung gedacht. Oder an die Schilddrüse etc. Der Arzt und mein GL meinen jedoch, das sei (vielleicht! wissen tut man's nicht) alles nur psychosomatisch?

Ich bin w und 29 und hab vor erst 2 Jahren angefangen zu singen. Ich glaube, das ist gar nicht so lange bei Gesang. GL auch nur am Anfang ein halbes Jahr Einzelunterricht, ansonsten singe ich 1 Mal pro Woche in einem kleineren Ensemble. Möchte demnächst wieder mit Einzelunterricht anfangen, weil ich technisch an meine Grenzen stosse.

Nun merke ich tatsächlich, wie sehr ich mich unter Druck setze. Ich möchte so sehr gut singen können, wahrscheinlich zu sehr. Es ist mir so wichtig, aber ich hab das Gefühl, nicht gut zu sein. Ich bin leider etwas perfektionistisch veranlagt und kann oft nicht annehmen, dass meine Fortschritte so langsam sind (ich bin es ansonsten von mir gewohnt, dass ich schnell lerne, aber hier dauert alles sooo lang). Unbewusste Gedanken sind: "Warum hab ich nicht schon früher begonnen? Jetzt muss ich möglichst intensiv dahinter, ich bin schon 29, sonst wird das nie mehr was." (Selbstverständlich plane ich keine Profikarriere!)

Grundsätzlich mag ich meine Stimme, was schon ein Fortschritt ist. Ich kann wohl einfach noch nicht wirklich mit meinem Instrument umgehen. Und je mehr ich mit Gewalt Fortschritte erzielen will, desto weniger funktioniert es wohl. Dazu kommt eben dieses Globusgefühl und nicht richtig schliessende Stimmbänder. Manchmal werde ich traurig und weiss nicht mehr, ob's an meiner (fehlenden?) Technik liegt oder ich einfach etwas Pech mit meinen "natürlichen Anlagen" hab.
:gruebel:
Vielleicht kann jemand berichten, der sich selber von diesem Leistungsgedanken abbringen konnte? Und auch das ewige Denken im Unterricht bei den einfachsten Übungen (wie töne ich gerade? Gefällt es? Mache ich Fortschritte? etc) Hat jemand Erfahrung mit diesem nervigen und einengenden Globusgefühl im Hals gemacht? (das übrigens dauernd auftritt, dafür muss ich nicht mal sprechen oder singen)
Liebe Grüsse
Citrus
 
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So ein "Globus-Gefühl" kenne ich nicht. Lass mal vom HNO-Arzt abklären, dass physiologisch alles in Ordnung ist. Was ich aber kenne ist, sich selbst zu sehr unter Druck zu setzen. Ich leide an chronischem Schnupfen. Der schlägt natürlich schnell auf die Stimme und auf´s Hören.

Was mir geholfen hat davon abzukommen, ist, dass ich mir irgendwann eingestanden habe, dass ich mit der Einschränkung zurecht kommen muss. Das hat sehr viel Druck weggenommen. Die Stimme ist nunmal nicht immer gleich. Es hat mich aber auch angespornt, an meinem Stimmniveau zu arbeiten, so dass die Schwankungen durch Stimmung, Tagesform, Schnupfen kaum noch auffallen. Schließlich habe ich dadurch auch eingesehen, dass ich zwar immer besser werde, aber perfekt wird´s nie! Das ist aber auch nicht das Ziel, denn wenn man irgendwann denkt man sei perfekt, hat man schon verloren. Warum also nach Perfektion streben?
 
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Zum Fremdkörpergefühl: hast du mal abgeklärt ob du unter Reflux leidest? Das wäre auch noch eine mögliche Ursache.

Warum hab ich nicht schon früher begonnen? Jetzt muss ich möglichst intensiv dahinter

Willkommen im Club ;), dieser Satz könnte 1:1 von mir sein!

Ich hatte damals zwar schon recht lange Zeit im Chor gesungen, war aber, als ich mich endlich zu GU entschliessen konnte, noch einige Jahre älter als du!
Später habe ich mich dann oft grün und blau geärgert, dass ich erstens nicht schon viel früher mit den Stunden begonnen habe und zweitens, dass ich die ersten GU-Jahre bei einer Lehrerin vertrödelt hatte, die mich nur beschränkt weiterbringen konnte (und das alles, obwohl auch bei mir zu jeder Zeit klar war, dass ich nur hobbymässig singen will, der Wunsch nach einer Profikarriere bestand nie).

Was mir etwas geholfen hat, ist der Gedanke, dass vllt alles so sein musste. Hätte ich jung mit dem GU begonnen (z.B. schon während der Schulzeit), hätte ich vielleicht wegen zahlreicher anderer Interessen die ich unbedingt noch "ausleben" ;) wollte, nur wenig Zeit und Geld in die Singerei investieren können und hätte wegen deshalb ausbleibender Erfolge das Ganze vllt irgendwann hingeschmissen. Oder wenn ich, als ich dann endlich mit dem GU begann, gleich versucht hätte, bei meiner heutigen Lehrerin aufgenommen zu werden, hätte sie mich damals, als blutigen und ganz normal begabten Anfänger, ohnehin nicht genommen und ob ich dann später nochmals eine Chance bei ihr bekommen hätte, keine Ahnung...

Singen besteht ja nicht einfach nur aus muskulären Abläufen die man mal eben erlernen muss. Man muss einen inneren Drang dazu verspüren, sonst wird es nix. Und die einen verspüren diesen Drang halt etwas früher, die andern etwas später :)


Vielleicht kann jemand berichten, der sich selber von diesem Leistungsgedanken abbringen konnte? Und auch das ewige Denken im Unterricht bei den einfachsten Übungen (wie töne ich gerade? Gefällt es? Mache ich Fortschritte? etc)

Spass haben, auch und gerade im Unterricht! resp. eine(n) GL finden, der/die trotz allem seriösen arbeiten in der Stunde diesen Spass auch vermitteln und unterstützen kann.
Mit dem GL vereinbaren, ab und zu auch mal eine Stunde zu machen mit "nur" singen, dh. ohne gross an der Technik zu feilen (dies macht man am besten mit alten Repertoirestücken, die man von Zeit zu Zeit wieder hervorkramt).
Mit anderen Leuten (sprich Instrumentalisten) zusammen Musik machen, die zwar (hoffentlich) musikalisch was drauf haben, die aber, als Nicht-Sänger, deine Stimme nicht bis ins letzte Detail auseinander fusseln werden, da sie das gar nicht können :p
Sobald ein gewisses gesangliches Niveau erreicht ist, möglichst bald vor Publikum singen und dabei viel Spass haben (und ihn auch zeigen), im Wissen, das auch die die rein technische Qualität deines Gesangs nicht wirklich beurteilen können :p :p
 
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Vielleicht kann jemand berichten, der sich selber von diesem Leistungsgedanken abbringen konnte? Und auch das ewige Denken im Unterricht bei den einfachsten Übungen (wie töne ich gerade? Gefällt es? Mache ich Fortschritte? etc) Hat jemand Erfahrung mit diesem nervigen und einengenden Globusgefühl im Hals gemacht? (das übrigens dauernd auftritt, dafür muss ich nicht mal sprechen oder singen)

Eine Lektion, die ich inzwischen gelernt habe, und zwar nicht nur, was das Singen betrifft, sondern auch bei anderen "Fähigkeiten" ist, dass man Fortschritte nicht "erzwingen" kann. Fortschritte kommen automatisch bei richtiger Übung, aber meist ohne, dass man es merkt. Sich nach jeder Übung zu fragen "War das jetzt gut?", "Wie hat sich das angehört?", "An welchem Detail muss ich arbeiten?" bringt so gut wie überhaupt nichts, sondern macht einen nur verrückt. Gerade die Frage nach dem Klang ist dabei oft das größte Problem. Wenn du dich mal selber aufnimmst, sollte das vor allem den Zweck haben herauszufinden, woran du noch arbeiten kannst und welche Übungen du verwenden kannst, aber nicht um ständig über dich selbst zu urteilen.

Was mir sehr geholfen hat ist, den Fokus weg vom Klang zu verschieben.Wichtig ist nicht wie der Ton klingt, sondern, dass du ihn entspannt und "on-pitch" singen kannst. Wie er klingt ist erstmal völlig egal, Hauptsache es fühlt sich gut an ihn zu singen. Sobald sich Töne (und wenn es nur die hohen sind) nicht mehr gut anfühlen, vergeht einem sehr schnell der Spaß beim singen und es kommen Momente wie "oh nein, jetzt kommt wieder dieser hohe Ton"... das ist absolut tödlich...

Das "Kloß im Hals"-Gefühl kommt bei mir v.a. dann, wenn das Zwerchfell verspannt. Dann kannst du auch nicht mehr richtig stützen und es ergibt sich ein gewisser Teufelskreis. Was dagegen helfen kann ist laut zu lachen und vom lachen direkt ohne einen Gedanken an Technik ins Singen überzugehen.

Was auch helfen kann ist sich ein gewisses Repertoire an Songs zuzulegen, die zum einen sehr einfach sind (geringer Tonumfang, innerhalb der Tessitur usw.), zum anderen aber Spaß machen und das persönliche Gefühl ansprechen. Es lohnt sich, immer mal wieder diese Songs zu singen, um sich daran zu erinneren, dass es beim Singen v.a. darum geht Spaß daran zu haben und seine Gefühlen freien Lauf zu lassen und nicht darum besonder tolle, technisch schwierige Songs zu können.

Ich selber separiere sehr stark zwischen "Performance-Modus" und "Übungs-Modus". Im Übungs-Modus kann es gut sein, dass ich mich stärker auf Teilaspekte konzentriere, mehr darauf achte, was ich wie mache usw... Im Performance-Modus ist Technik völlig egal, es kommt nur darauf an, dass es Spaß macht und, dass ich alle Töne entspannt singen kann ohne mich besonders drauf konzentrieren zu müssen.

Deshalb dauert es z.T. auch sehr lange bis es schwierige Songs bei mir aus dem "Übungs-Modus" in den "Performance-Modus" schaffen. Der Fortschritt schleicht sich halt mit der Zeit ein.

Lange Rede kurzer Sinn. Mir hat die Grundeinstellung geholfen: Ein Ton ist dann gut, wenn er sich gut und enstpannt anfühlt und nicht, wenn er gut klingt.
 
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@Don Onkelai: Danke für deine Erfahrungswerte!

@Tonja: Sehr beruhigend, dass es anderen auch so geht/ging :)!!

Werde versuchen, mir ebenfalls vor Augen zu halten, dass es früher einfahc nicht ging. Ich hätte tatsächlich gar kein Geld für's Singen gehabt, Gesangsstunden sind schon irre teuer (hier in der CH jedenfalls). Und meine Eltern hätte ich wohl auch kaum dazu bringen können, so viel Geld für mein HObby zu investieren.

Du schriebst:
"Mit anderen Leuten (sprich Instrumentalisten) zusammen Musik machen, die zwar (hoffentlich) musikalisch was drauf haben, die aber, als Nicht-Sänger, deine Stimme nicht bis ins letzte Detail auseinander fusseln werden, da sie das gar nicht können
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Sobald ein gewisses gesangliches Niveau erreicht ist, möglichst bald vor Publikum singen und dabei viel Spass haben (und ihn auch zeigen), im Wissen, das auch die die rein technische Qualität deines Gesangs nicht wirklich beurteilen können
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"

Wie wahr! Da bin ich übrigens dran, mache öfters bei Jam Sessions bin. Geniere mich immer noch ein wenig, aber du hast sehr recht. Die meisten Instrumentalisten können eine Stimme nicht beurteilen. Und wenn es nicht gut klingt für den Moment, heisst das ja eben noch lange nicht, dass kein Potential da ist! Das habe ich zumindest gelernt hier im Forum und führe mir das immer wieder vor Augen. Ich habe eine schöne Stimme und sicherlich Potential. Wenn was schief tönt liegt's nicht dran, dass ich gar nicht singen kann, sondern was technisch noch geändert/verbessert werden muss. :D (Von Leuten, die keine Ahnung haben, heisst es schnell: der/die kann ja mal gar nicht gut singen... :mad:)

@broeschies: Interessanter Ansatz! Versuche ich umzusetzen. Mein Lehrer versucht mich auch in die Richtung zu bringen, aber ich hör halt einfach immer (zu) genau hin, wie es klingt, wenn ich singe. Aber ich lerne dazu und werde lockerer. Er meint, ich solle mir erlauben, auch mal nen Fehler zu machen oder hässlich zu singen :D

Übungs- und Performance-Modus find ich auch eine gute Sache und auch der Vorschlag mit den einfachen Songs. Ich hab mir kürzlich nen Song ausgesucht, der schlussendlich gar nicht so einfach war, wie ich dachte: Soulmate von Natasha Bedingfield. Rhythmisch nicht so einfach, wie ich dachte. Und die Brust-/Kopfstimmwechsel...

Muss wohl einfach weiter an meinen Basics feilen und mir dann aber auch den Spass mit Instrumentalisten gönnen, wo ich mich anschliessend nicht selber zu selbstkritisch auseinander nehme.

Betreffend KLoss im Hals hab ich jetzt nen Termin bei einer Schilddrüsenpraxis. Es scheint mir wirklich kein psychisches Problem zu sein, beschränkt sich ja nicht nur aufs Singen.

Liebe Grüsse! :great:
 
"Grundsätzlich mag ich meine Stimme, was schon ein Fortschritt ist. Ich kann wohl einfach noch nicht wirklich mit meinem Instrument umgehen. Und je mehr ich mit Gewalt Fortschritte erzielen will, desto weniger funktioniert es wohl. Dazu kommt eben dieses Globusgefühl und nicht richtig schliessende Stimmbänder. Manchmal werde ich traurig und weiss nicht mehr, ob's an meiner (fehlenden?) Technik liegt oder ich einfach etwas Pech mit meinen "natürlichen Anlagen" hab."

Hi Citrus,

manchmal kann auch ein HNO-Arzt nicht alles wissen, was mit der Stimme zusammenhängt. Ich empfehle hier gern einen Phoniater, möglichst auch einen, der selber Sänger ist. Würde in jedem Fall abklären lassen, ob da etwas ist, also ist der Weg zur Arztpraxis schon mal der richtige!

Wenn dir der Fortschritt so wichtig ist, dann nimm wieder Einzelunterricht bei einem guten Lehrer. Hilft. ;-) Adressen findest du entweder hier oder an deiner örtlichen Musikschule.

Psychisch kann ich dazu noch sagen, dass ein "Kloss im Hals" auch viel mit unterdrückten Gefühlen zu tun haben kann. Die Passage zu unserem Bauch, zu unserem "Bauchgefühl" ist dann quasi "verschlossen". Die Vorstellung von "innerer Weite" oder "innerer Freiheit" kann hier einen Schritt weiter helfen, ausprobieren, wie sich die Weite im Rachen anfühlt, wenn man etwas trinken möchte oder ein Gähnen verstecken will (Italienischer Fachterm: Inhalare la voce). Fehler machen gehört zum Lernprozess dazu. Wenn du also gar keine Fehler machst, dann kannst du auch nichts lernen. ;-) Ein relativer, pädagogischer Maßstab hilft hier sehr viel. Wer wollte denn von einem Menschen, der gerade mal laufen gelernt hat, einen Marathon erwarten? Da macht die Physis nicht mit. Die hat andere Lerneinheiten. Man muss eine Bewegung z. B. 100 mal richtig ausgeführt haben, bevor das Gehirn kapiert hat, wie sie sein soll. (!) Meine Lehrerin zitiert dann gern ein chinesisches Sprichwort, das da heißt: "Geduld kocht Steine weich."

Psyche und Körper gehören zusammen. Manchmal kann man durch solche Tricks den Körper dazu bringen, den Stress von selbst wieder abzubauen, der zur Krankheit geführt hat. Kann sein, dass dann emotional etwas mit dir passiert. Nicht erschrecken, das gehört zum Prozess mit dazu. Danach wirst du den Kloß im Hals wahrscheinlich nicht mehr brauchen. Geh ruhig von beiden Seiten an das Problem heran, medizinisch und psychisch. Je mehr Ansätze der Körper hat, um etwas zu verarbeiten, desto leichter wird es.

sopranora


 

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