Grundsätzliche Unterschiede der verschiedenen Akkordeonarten

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dirk1980
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Hallo,

Mich würde einmal interessieren wo die genauen Unterschiede liegen...
Es gibt ja Instrumente mit Tasten, mit vielen Knöpfen und welche die haben nur 2 Knopfreihen und 8 Bassknöpfe.
Wo liegt der Unterschied. Welches ist am einfachsten und welches am schwersten zu erlernen.

Ich hatte vor 20 Jahren mal Orgelunterricht aber das zählt wohl nicht mehr :)



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uff, das ist mit wenigen Worten eine sehr umfangreiche Frage gestellt.

Die 3 verschiedenen Bauarten hast Du ja schon erkannt. Ich fange mal mit dem an, mit dem ich mich am wenigsten auskenne.

Die Instrumente mit für die rechte Hand ("Diskant") oft nur wenigen Knopfreihen und links ("Bass") noch weniger Knöpfen sind Harmonikainstrumente. Die sind wechseltönig (wird oft auch "diatonisch" genannt, auch wenn das technisch nicht ganz korrekt ist), auf Zug und Druck (wenn Du den Balg auf- oder zumachst) erklingen beim gleichen Knopf unterschiedliche Töne. Das sind die von der Bauart her ältesten Akkordeoninstrumente und werden hauptsächlich im Bereich der (internationalen) Volksmusik eingesetzt - von der Steirischen Harmonika oder dem Schwyzerörgeli im Alpenraum über Französische Folklore und der irischen Button Box bis hin zum Cajun oder dem Bandoneon im argentinischen Tango. Das sind vermutlich (mit Ausnahme des Bandoneon) die am einfachsten zu lernenden Instrumente, Du bist aber von den spielbaren Tonarten her eingeschränkt und ein wenig auch von der sinnvoll spielbaren Literatur. Und Achtung: wenn Du eine Art der Harmonikas spielen kannst, heißt das nicht, dass Du automatisch auch alle anderen spielen kannst. Die sehen sich zwar äußerlich alle mehr oder weniger ähnlich, unterscheiden sich aber von der Spielweise her mehr oder weniger stark. Und wenn Du Notenspieler bist: diese Art der Instrumente wird selten nach herkömmlichen Noten gespielt, sondern nach Griffschrift, einer Art Tabulator. Oder eben gleich nach Gehör. Wenn Du spezielle Fragen zu diesen Instrumenten hast, stellt Du sie sinnvollerweise in diesem Subforum: https://www.musiker-board.de/forum/steirische-clubharmonikas-bandoneons-etc.753/

Die anderen Instrumente, mit entweder Tasten oder viiiielen Knöpfen im Diskant und vielen Knöpfen im Bass sind die sogenannten chromatischen (oder gleichtönigen) Akkordeons. Die unterscheiden sich (natürlich) von der Spielweise in der rechten Hand her, sind vom Aufbau und der Bauweise her aber grundsätzlich gleich (bauartbedingte Unterschiede mal außen vor, die erkennt man von außen eh nicht). Im Gegensatz zu den wechseltönigen Harmonikas klingt bei den gleichtönigen Akkordeons pro Taste bzw. Knopf immer nur ein Ton. Dafür braucht man aber halt mehr Tasten / Knöpfe als bei den Harmonikas, weil man ja für jeden spielbaren Ton eine Taste / einen Knopf benötigt. Vorteil der Akkordeons gegenüber den Harmonikas ist, dass sämtliche Tonarten gespielt werden können, da innerhalb des durch die Anzahl der Tasten definierten Tonumfangs alle Töne vorhanden sind (bei den Harmonikas nur die, die zur jeweiligen Tonart gehören). Deshalb sind die chromatischen Akkordeons von der Spielmöglichkeit her quasi grenzenlos. Sie werden von Klassik über Jazz bis zur Volksmusik in allen Stilrichtungen eingesetzt, vom Ländler bis zur Bach-Toccata ist im Prinzip alles möglich.
Der Unterschied zwischen den Instrumenten mit Pianotastatur und Knöpfen ist gravierend: die einen werden auf Tasten gespielt, die anderen auf Knöpfen :rofl:
Vorteil der Pianotastatur: wer (z.B. vom Klavier her kommend) die Tastatur schon kennt, muss keine neuen Tasten kennenlernen. Außerdem ist sie für einen musikalischen Anfänger möglicherweise schneller zu begreifen, da sich das übliche Notensystem recht einfach auf die Tasten übertragen lässt und vor allem die C-Dur-Tonleiter quasi "auf der Hand" liegt.
Vorteil der Knöpfe: durch die 2-dimensionale Anordnung liegt alles näher beisammen. Dadurch entstehen bei gleichem Tonumfang kleinere Instrumentengrößen oder bei gleicher Größe ein größerer Tonumfang gegenüber einem Pianoakkordeon. Außerdem lassen sich größere Intervalle greifen. Mit einer Handspreizung, mit der Du beim Pianoakkordeon eine Oktave greifst, bekommst Du auf dem Knopfakkordeon (je nach Knopfgröße) beinahe zwei. Es bieten sich also ganz andere spielerische Möglichkeiten. Wegen der Anordung der Knöpfe musst Du auch nicht für jede Tonleiter einen eigenen Fingersatz lernen, es reichen 3 Fingersätze für alle 12 Tonarten (und mit "Schummeln" sogar einer). Transponieren ist also einfach: Du suchst Dir den neuen Startpunkt und legst los.

Natürlich gibt es Spielweisen, die auf entweder Knopf oder Taste besser gehen als mit der jeweils anderen Griffweise - grundsätzlich lässt sich aber alles auf beiden Instrumenten spielen. Und was sich leichter lernen lässt, kommt auf den Einzelnen an: jemand der bereits Klavier spielt, wird vermutlich eher zum Pianoakkordeon tendieren, ein Gitarrist möglicherweise zum Knopfakkordeon. Und noch ein anderer macht es evtl. davon abhängig, wofür er einen Lehrer findet ...
 
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Hallo Dirk,

Inge hat das wirklich gut zusammengefasst.
Ausführliche Artikel, darüber was das eine ist und was das andere gibt es mit Bildern auch bei Wikipedia unter "Akkordeon", "Pianoakkordeon", "Chromatisches Knopfakkordeon" und "Diatonisches Akkordeon".
Ich gehe vielleicht am besten auf die Vor- und Nachteile der Systeme ein, und darauf, was ich für schwer oder leicht zu lernen halte:

Die diatonischen haben den Vorteil, dass sie kleiner, leichter und billiger sind und wenn du mit einer Tonart auskommst, die Töne günstiger liegen. Die Tonanordnung ähnelt übrigens der von Mundharmonikas (Richter-Stimmung, Blues-Harp). Jede Reihe ist eine Tonart. Jede Tonart spielt sich (meistens) genauso oder zumindest ähnlich wie die anderen.
Nachteile: Du musst mit dem Balg mehr aufpassen, weil die die Richtung, in der du den Balg bewegst (Zug oder Druck) den Ton bestimmt. Tonartfremde Töne fehlen meistens ganz. Es funktionieren nicht einmal alle tonarteigenen Akkorde und Intervalle, weil vielleicht ein Ton nur auf Zug kommt, der andere nur auf Druck.
Insgesamt bist du mit allen diatonischen relativ eingeschränkt, was die Musikauswahl angeht. Volksmusik geht in der Regel gut, "klassische" Konzertmusik kannst du damit in der Regel vergessen.

Deshalb meine Empfehlung zu einem chromatischen Akkordeon.
Tasten oder Knöpfe? Wenn du mit der Klaviertastatur vertraut bist, lernst du Tastenakkordeon wahrscheinlich schneller. Tonartunabhängiges Spiel (d.h. gleicher Griff/Fingersatz = gleicher Akkord/gleiches Intervall) funktioniert beim Tastenakkordeon nicht, beim (chromatischen) Knopfakkordeon schon.

Viel Erfolg.
 
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Das war die rechte Hand, jetzt kommt die linke ;-)

zum Bass der Harmonikas kann ich Dir nichts sagen, da kenne ich mich nicht aus. Es muss da also jemand anderes einspringen.

bei den Akkordeons sieht die Bassseite grundsätzlich erst mal immer gleich aus. Es sind Knopfreihen, die in horizontaler Richtung leicht schräg angeordnet sind und vertikal übereinander stehen. Die einzelnen Instrumente unterscheiden sich in der Anzahl der Knöpfe pro Reihe und der Anzahl der Reihen. Das fängt an mit 6 Reihen mit je 2 Knöpfen (Kinder- und/oder Spielzeugakkordeons) und endet bei großen Instrumenten bei normalerweise 20 Reihen mit je 6 Knöpfen pro Reihe. Dabei handelt es sich sehr oft um den sogenannten "Standardbass", auch "Stradella-Bass" genannt. Eine Erklärung des Aufbaus gibt es bei Wikipedia. Es gibt also Knöpfe mit Einzeltönen und solche mit Akkorden.
Bei den Einzeltönen hast Du links allerdings grundsätzlich nur einen Tonumfang von einer einzigen Oktave. Wenn Dir dieses nicht ausreicht, weil Du z.B. Klavier- oder Orgelliteratur tonhöhengenau spielen möchtest, benötigst Du einen Melodiebass, auch Manual III (MIII) genannt (Manual I = Diskant, Manual II = Standardbass, Manual III = Melodiebass).
Da gibt es einmal die reinen Freebass-Instrumente, bei denen jedem Knopf der linken Seite ein Einzelton zugewiesen ist, ein Standardbass-Spiel also nicht möglich ist. Diese Instrumente sind aber relativ selten.
Dann gibt es Converter-Instrumente, bei denen den Akkord-Knöpfen des Standardbasses Einzeltöne zugewiesen werden können. "Converter" deshalb, weil ein Standardbass-Instrument somit zu einem Melodiebass-Instument konvertiert werden kann.
Und dann gibt es noch die Instrumente mit vorgelagertem MIII. Dort liegen vor den 6 (vertikalen) Reihen des Standardbass noch (meistens) 3 Reihen Melodiebass. Es sind also MII und MIII gleichzeitig aktiv. Daher kommt auch die Bezeichnung MIII, weil dies die älteste Form (soviel ich weiß) des Melodiebasses ist und eben dem Standardbass ein "echtes" drittes Manual vorgelagert wurde.

Als Akkordeon-Anfänger beginnst Du "normalerweise" mit dem Standardbass und erst wenn Du in Richtung klassischer Musik oder Originalwerke für Akkordeon entwickelst entscheidest Du Dich für oder gegen das Dazulernen des Melodiebasses. Es gibt viele Spieler (mich eingeschlossen), die mit MIII (für sich selbst) nichts am Hut haben, weil auch "nur" der Standardbass sehr viele Möglichkeiten bietet. Z.B. kannst Du durch das Kombinieren mehrerer Akkordknöpfe oder eine Akkordknopfs mit anderem Basston durchaus auch Akkorde bilden, die nicht standardmäßig "verdrahtet" sind wie z.B. m7 und andere Jazzakkorde.

Jetzt wünsche ich Dir viel Spaß beim Lesen ;-)
 
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zum Bass der Harmonikas kann ich Dir nichts sagen, da kenne ich mich nicht aus. Es muss da also jemand anderes einspringen.

Dann will ich da mal kurz einspringen. :)

Offensichtlich ist, daß Harmonikas deutliche weniger Baßknöpfe haben als chromatische Akkordeons.
Das liegt zum einen daran, daß die durch ihre diatonische Natur auf wenige Tonarten eingeschränkt sind und zum anderen daran, daß auch der Baß wechseltönig ist - also auf Zug und Druck andere Töne/Akkorde kommen.

So ist es z. B. möglich, viele einfache Volks- und Kinderlieder zu spielen, ohne in der linken Hand die Knöpfe wechseln zu müssen, weil einfach nur durch Änderung der Balgrichtung zwischen Tonika und Dominante gewechselt werden kann.
Eine wesentliche Beschränkung besteht jedoch in der Auswahl der Töne - es ist einerseits nicht einmal immer möglich, einen so genannten "Wechselbaß" zu spielen, weil der Wechselton nicht immer verfügbar ist. Es gibt in der Regel auch nur Dur-Akkorde - mit Ausnahme eines einzigen Moll-Akkords im Hohner-Club-System. Man kann zwar (analog zu den von Inge ergwähnten "Jazzakkorden" beim chromatischen Akkordeon) auch durch geschickte Kombination von Baßtönen und Akkorden einen Moll-Akkord (eigentlich Moll-7) zusammenbauen, aber auch nicht immer, denn manchmal erfordert der benötigte Akkord eine andere Balgrichtung als der benötigte Baßton.

Das soll jetzt die Harmonikas nicht "schlechtreden", sondern nur darauf hinweisen, daß man nicht einfach so wie beim chromatischen Akkordeon ohne weiteres "alles" (ähem...) spielen kann.
Dort, wo diatonische Instrumente musikalisch zu Hause sind, haben sie jedoch durchaus ihre Vorteile.

@dirk1980: Kurzum - an Deiner Stelle würde ich würde ich mir vor allem Gendanken machen, welche Art von Musik Du spielen möchtest und dann davon ausgehend das passende Instrument (d. h. Werkzeug) wählen.

Viele Grüße
Torsten
 
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