Hamburg

Frank_de_Blijen
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Ein neuer Songtext.
Info: Basiert nicht auf einer eigenen Erfahrung. Zum Glück.

Hamburg

Wir wollten nur kurz – mal nach Hamburg fahr'n
Wir waren so jung – wir waren spontan
es sind nur zwei Stunden – über die Autobahn

und so fuhren wir los – der Tank war ja voll
auf St. Pauli bei nacht – wir fühlten uns cool
dann noch zum Fischmarkt – das Leben ist toll

we will remember
die Nacht zu kurz, der Rückweg zu lang
we will remember
zuhaus kam einer zu wenig an


Wir wollten nur kurz – mal nach Hamburg fahr'n
Wir waren so jung – wir waren spontan
es sind nur zwei Stunden – über dieAutobahn

es war '85 – und ein Promill
das war doch normal – es galt nicht als viel
sechs Mann im Kadett – das hatte doch Stil

wewill remember
die Nacht zu kurz, der Rückweg zu lang
we will remember
zuhaus kam einer zu wenig an


Outro

Mit 20 sind Männern noch Knaben
Heute tragen fünf von uns ihre Narben
wir trauern und sind doch froh
dass wir es nicht waren
die starben
 
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Beim ersten Lesen war da sofort die Melodie von „1000 und 1 Nacht“ in meinem Kopf. Zufall? Liegt es am Thema? „Coming of age“ in der Lyrik? Der Song gefällt mir. Und danke für die „Trigger-Warnung“ ;)
 
Ein wahrhaft gut erzählte Geschichte! (y)

Nur ein kleiner Wermutstropfen:

Info: Basiert nicht auf einer eigenen Erfahrung. Zum Glück
Gerade diese Distanzierung erzeugt in mir nachträglich und völlig überflüssiger Weise das Gefühl, die Geschichte könnte vielleicht letztlich zu moralisierend sein.

Das ist sehr schade! Ohne obige Erklärung würde ich dich noch viel mehr dafür loben, wie cool du diese vermutlich authentische Geschichte erzählst…“;)
 
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Klasse Story, gefällt mir inhaltlich gut. Wie soll die Musik dazu werden? Bin schon gespannt...
 
danke für die Feedbacks.

Mein erster Leser hatte mir "Falco" als seine Assoziation zurück gegeben.
Und ich denke da auch an etwas rockiges, evtl mit einem guten Touch NDW ... bin selbst gespannt, wie es klingen wird, wenn die Musik dazu kommt (die kommt nicht von mir ...) Vielleicht wird dann das Outro auch zum C-Teil und es kommt noch einmal der Refrain hinten dran.

@Jongleur - ich bin schon ganz froh, dass ich das nicht selbst erlebt hab (aber von genau solchen Unfällen gab es genug, ob das nun Hamburg war oder das Nachbardorf) Ich hab den Hinweis dazu gesetzt, weil sonst schnell gedacht weden könnte, ich verarbeite eine eigene Erfahrung, diesen Eindruck wollte ich lieber gleich ausräumen. -- ich freu mich einfach über Dein Lob!
 
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Klasse Text. Ich dachte erst, dass einer vielleicht einfach in der Herbertstraße verloren gegangen wäre - aber die sechs Mann im Kadett machten dann klar, wohin das ganze geht.

Boah, ja. Solche Touren waren in der Tat gar nicht selten. Eigentlich ein Wunder, wie oft es gut gegangen ist.

Die Ambivalenz im Schlussteil kommt mir noch ein bisschen zu plakativ-beiläufig um die Ecke (komische Mischung, ich weiß, aber so wirkt es auf mich). Ja, die fünf sind happy, selbst noch am Leben zu sein. Aber wie wäre es, diesen Zwiespalt ein bisschen subtiler (und damit vielleicht umso stärker) zu machen.

Da geht ein Lachen in einen Schauder über.
Die fünf stoßen an, aber das klirrende Glas lässt sie innehalten.

Sowas in der Art vielleicht.
 
Hi @Frank_de_Blijen
starker Text, der gerade durch die erzählte Beiläufigkeit bzw. die beiläufige Erzählweise an Wirkung gewinnt.
Diese Art von Todesfällen ist übrigens in allen ländlichen Gebieten berüchtigt und bekannt gleichermaßen - die Autofahrten zu Wochenenddiscos wegen zu geringen Alternativen im öffentlichen Nahverkehr, verschärft durch kurvige, baumbestandene Alleen in Kombination mit der Überschätzung ihrer Fahrtüchtigkeit seitens der jungen Erwachsenen führen in leidvoller Regelmäßigkeit zu tragischen Unfällen. Mein Wunschbild ist, dass die Kids diesen song auf der Fahrt hin hören und im besten Fall gewarnt und aufgerüttelt das Risiko der Rückfahrt (das ist in der Regel die problematischste Fahrt) mindern. Dazu paßt eine musikalische Umsetzung, die rockorientiert und mit einem guten touch NDW daherkommt.

Beim Ende stocke ich etwas:
Mit 20 sind Männern noch Knaben
Heute tragen fünf von uns ihre Narben
Ich glaube, das führt bei derzeitig rund zwanzigjährigen eher zur Distanz, unabhängig ob das richtig sein mag oder nicht. Keine/r möchte sich in dem Alter mit Knaben vergleichen lassen. Ich fürchte, diese dann erfolgende Distanzierung zum Text und seinem Inhalt bringt Dich um viel, was Du zuvor aufgebaut hast - und ist völlig unnötig. Die Gegenübersetzung von: wir wollten nur Spaß zum tragischen Ende dieser Fahrt reicht völlig aus für den Schrecken, der in Erkenntnis münden möge - die notwendige Erkenntnis muss bei der Zielgruppe der jetzig Zwanzigjährigen von Innen kommen - eine Ettikettierung von Außen bewirkt nur Distanz - meiner Meinung nach.
wir trauern und sind doch froh
dass wir es nicht waren
die starben
Das passt schon grundsätzlich, finde ich. Es betont den Gegensatz von Tod und denen, die davon gekommen sind. Das könnte man auch so benennen, in Richtung: Wir denken auf jeder Fahrt an ihn, es hätte jeden von uns treffen können.

Toller Text - wichtiges Thema!

x-Riff
 
... da machen die Reaktionen den Text besser - glaub ich.

Mit 20 sind Männern noch Knaben
... diese Zeile fliegt raus - und dann passt es geich viel besser und die Anregungen von @x-Riff und @6thfoot müssten damit schon zumindest in deren Richtung gehen und auch der Hinweis von @Jongleur, dass der Text etwas moralisierend ist, dürfte etwas weniger gelten.

So bleibt dann als Outro:

Heute tragen fünf von uns ihre Narben
wir trauern und sind doch froh
dass wir es nicht waren
die starben

... "ihre" wird auch gestrichen.

Weniger ist mehr!

----
of topic: Ich lese gerade "Stephen King: Das Leben und das Schreiben". Einmal sagt er, dass die Reaktion der Autoren auf Änderungsvorschläge in 99 Prozent der Fälle "Ja, aber" ist. Ich fühle mich ertappt :)
Und dann rät er recht intensiv "Töte Deine Lieblinge". Er hat wohl recht. Die jetzt gestrichene Zeile war mir wichtig, bevor ich den Text zur Diskussion stellte. Nun ist sie weg und siehe da: So ist's besser!
 
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Und dann rät er recht intensiv "Töte Deine Lieblinge". Er hat wohl recht. Die jetzt gestrichene Zeile war mir wichtig, bevor ich den Text zur Diskussion stellte. Nun ist sie weg und siehe da: So ist's besser!
Deine Änderungen finde ich alle gelungen! (y)

Ich habe St. King ebenfalls mit allergrößtem Vergnügen gelesen!! Wenn er solche Änderungen wie diese hier auslöst, freue ich mich für alle Beteiligten:)

—————-

Aber auch kleine Bedenken zum erwähnten Buch haben sich bei mir über die Monate eingeschlichen. Gegenüber einigen seiner empfohlenen „Verbote“ bestimmter Wortarten wie beispielsweise passiver Verben.

1. Ist die englische Sprache mit ihrer Subjekt, Prädikat, Objekt (SPO) Prägung nicht so beweglich wie die deutsche Sprache.
2. Verfolgen ein Krimi und ein Songtext sehr unterschiedliche Ziele.
3. Hat der Umfang eines Krimis keine Grenzen. Im Gegensatz zu Songtexten.

Deshalb sollte jeder Dichter seinen Wortschatz nicht freiwillig minimieren. Und da ich Kings Buch liebe, hier sein Credo: Grammatik ist wirklich wichtig, und sei es auch nur, um am Ende zu begreifen, wie furchtbar einfach sie doch ist! ;)
 
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1. Ist die englische Sprache mit ihrer Subjekt, Prädikat, Objekt (SPO) Prägung nicht so beweglich wie die deutsche Sprache.

Well, it does move - but differently.

Das ist eines der Probleme beim Übertragen von Ideen aus der deutschen (Mutter-) Sprache in englische Texte. Da werden harmlose kleine Imperative und Adjektivierungen eingestreut, Sätze nur angedeutet und mit Verneinungen gewürzt.
 
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Well, it does move - but differently.
Ich habe Jahrzehnte lang die englischen Texter um ihre klare und pragmatische Sprache beneidet. Um ihre Parataxen . Aber mit zunehmenden Alter genieße ich es, mittels einiger Hypotaxen das gleichzeitige Chaos der Gedanken in einem einigen Satz anzudeuten.

Was aber @Frank_de_Blijen mit seiner geschickten Dramaturgie und im SPO -Still auf seine Art ebenfalls gelungen ist!
 
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