Harley Benton BZ-5000 NT

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Harley Benton BZ-5000 NT



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Die Vorgeschichte.
Anfang August 2014. Ich war zu Gast bei meinem Haus- und Hof Musikladen und im Verlauf eines Gesprächs unter Musikerkollegen zeigte man mir - auf die Frage, ob es denn Neuigkeiten in der Bassabteilung zu vermelden gäbe - den Weg zu einem halben Duzend neuer Bässe, die ich mir einmal zu Gemüte führen sollte. So stand ich also vor einer ganzen Reihe Bässe aus der neuen Harley Benton BZ Deluxe Series, die zwar alle irgendwie gleich aussahen, aber sich dann doch in ihrer Saitenanzahl deutlich unterschieden. Die BZ Deluxe Series umfasst 4, 5, 6 und 7 Saiter. Ich griff zum einem der Fünfsaiter und begab mich in den Ampraum, um zusammen mit Paul - einem der versiertesten Bass-Thomänner - die neuen Tieftonhölzer zu begutachten und im Rahmen des morgentlichen überdurchschnittlich starken Besucherandrangs anzutesten. Aber wer schonmal bei Thomann in der Ferienzeit aufgeschlagen ist, der weiß, dass des Musikers Mekka hoffnungslos überlaufen ist und so beschloss ich den Test zuhause detaillierter auszuführen, wenn sich diese Möglichkeit ergibt. Mitte August 2015 war es soweit! Das Corpus Delicti liegt mir nun testweise vor.

Harley Benton BZ-5000 NT.
Der 4,8 kg schwere Bass besitzt einen Sandwich Body, der aus Esche mit einer mittleren Lage Mahagoni besteht und ist auf der Vorder- sowie Rückseite jeweils mit einem dünnen Top Sycamore verleimt. Sycamores zählt zu der Familie der Platanengewächse und ist in Nordamerika heimisch. Auch findet sich unter diesem Namen die Maulbeer-Feige. Die großen Cutaways und die spielerfreundlichen Curvings auf der Rückseite des Korpus lassen den Bass unglaublich angenehm am Körper hängen und fördern die Bespielbarkeit enorm. Der durchgehende Hals (Neck Through) mit Graphit Sattel und Matching Headstock besitzt ein flaches D-Profil und besteht aus insgesamt fünf Streifen, die abwechselnd aus Ahorn und Nato gefertigt sind. Das Griffbrett aus Ebonol hat neben den 24 perfekt abgerichteten und polierten Bünden eine Sattelbreite von 45mm und zählt mit einer Zensurlänge von 864mm zu den Long Scale Bässen. Die Highgloss Lackierung weißt lediglich auf der Unterseite des oberen Cuts eine kleine Stelle mit sehr dünnem Lack auf. Die Humbucker sind von größten koreanischen OEM-Hersteller G&B Pickups aus der 10 Millionen Stadt Seoul. Andere Exemplare des Herstellers finden sich beispielsweise in den Gitaren von PRS SE, Cort, Schecter, LTDs, DBZ und Michael Kelly.

Zwischen Klinkenbuchse und Tonabnehmer befindet sich eine aktive Elektronik mit Potimetern für Mastervolumen, PU-Blend und 3-Band EQ, die durch zwei 9V Blocks gefüttert wird und sich auch durch ziehen am Volumenpoti mit deutlichen Lautstärkeverlusten passiv betreiben lässt. Der EQ arbeitet sehr effizient und die Reserven für jedes Poti sind enorm! Somit sollte wirklich jede erdenkliche Soundvorstellung realisierbar sein, die einen modernen Bassound erfordert. Die aufgesteckten Potikappen und die Potis fühlen sich sehr gut an. Die Hardware ist schwarz hochglanz lackiert. Die Bridge ist sehr massiv ausgeführt und das Einstellen der Saitenhöhe und Tonreinheit pro Saite zu - was allerdings vor dem Versand mäßig erledigt wurde. Mein nun eingestelltes Setup ermöglicht eine sehr flache Saitenlage bei sehr geradem Hals. Die Saiten werden hinten in der Bridge eingehängt. Theoretisch ist die Bridge auch auf Body Through ausgelegt, allerdings fehlen die Bohrungen und entsprechende Hülsen im Body, was ich schade finde. Die Mechaniken laufen hervorragend, wenn gleich eine Hülse etwas nachgezogen werden musste. Ab Werk wird der Bass mit Daddario EXL Nickel Round Wound Strings in 130 - 45 ausgeliefert, was das Auswechseln schlechter Werkssaiten überflüssig macht.

In einem zugegebener Maßen etwas unfairen Vergleich mit meinem Yamaha TRB 1005 NT konnte der Bass hinsichtlich Handling, Spielkomfort und Bedienung fast ebenbürtig gegenübertreten, in der Verarbeitung nicht überzeugen und in Sachen Sound war der Yamaha um Längen definiert und aufgeräumt. Der HB BZ-5000 NT schien dagegen insgesamt im Vergleich etwas mulmig, breit und muffig zu sein.

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Näheres zu den Soundbeispielen.
Den Bass habe ich direkt über mein Zoom H4n im Interface Mode in Logic laufen. Die Soundbeispiele der Tonabnehmer sind ohne jegliche Verstärkersimulation oder andere Effekte. Ich benutzte kein Plektrum. Der EQ befand sich auf 12 Uhr Stellung, andere Settings sind angegeben.

Soundbeispiele.
Neck, aktiv (12 Uhr EQ)/passiv
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-bz5000-nt

Bridge, passiv/aktiv (12 Uhr EQ)
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-bz5000-nt-1

Both, passiv/aktiv (12 Uhr EQ)
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-bz5000-nt-2

Demo (Höhen dazugedreht, Mitten etwas weggenommen)
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-bz5000-nt-3

Das Fazit.
Der Harley Benton BZ-5000 NT ist ein ganz toller Bass für schmales Geld und kleinen Features, wie zum Beispiel der Möglichkeit den Bass aktiv wie auch passiv betreiben zu können sowie die Tatsache, dass Markensaiten im Wert vom ca. 25,00 - 30,00 Euro aufgezogen sind. Es ist also dafür gesorgt, dass das Instrument out-of-the-box sofort und lange einsatzbereit ist. Achtet man beim Kauf auf kleine Verarbeitungsmängel (z.B. Lackierung) so lassen sich weniger gute Modelle aussortieren und sich nach erfolgreicher Suche das Instrumentarium um ein überdurchschnittlich großartiges Instrument erweitern. Ich war wirklich erstaunt, was das Musikhaus Thomann aus der anfänglich für ziemlich eigenwillige Modelle bekannte Hausmarke Harley Benton seit 1997 herausgearbeitet hat. Das zeigt auch, dass die Hausaufgaben erledigt werden und lässt sehr zuversichtlich in die nächsten Jahre schauen. Man darf gespannt sein, was hier noch so auf uns zukommt.

Insgesamt wirkt grade diese Serie überaus erwachsen und birgt recht gutes Ausbaupotenzial. Die Serie würde sich beispielsweise für bisher nicht zu erhältliche Fretless Modelle anbieten. Interessant ist auch, dass auf den diesjährigen Musikerflohmarkt keines dieser Modelle zu verfügbar war. Das spricht ein Stück weit auch für das Produkt. Wer also auf der Suche nach einem modernen Erst-, Zweit- oder Drittbass ist oder etwas für den Proberaum und Backup benötigt, dem kann ich die sehr erwachsene Harley Benton BZ Deluxe Series absolut empfehlen.

Weiterführende Links.
https://www.thomann.de/de/harley_benton_bz_5000_nt.htm
Andere Bässe der Serie
https://www.thomann.de/de/harley_benton_bz_4000_nt.htm
https://www.thomann.de/de/harley_benton_bz_6000_nt.htm
https://www.thomann.de/de/harley_benton_bz_7000_nt.htm
 
Eigenschaft
 
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Hey. Sehr schönes Review!

Spiele z.Z. einen Sr300 und überlege mir auch den Bz 5000 zu ordern da ich aus diversen Gründen zu nemm 5-Saiter wechseln möchte.
Bist du noch zufrieden mit dem Teil?

Zu den Soundbeispielen: Ich finde den Bass in Passiv tatsächlich schöner/voller/knurriger. Wie gehts dir dabei so?
 
Hallo @Vicious6circle ,

Deinen Thread hatte ich bereits gesehen und der Kollege @DerUnkurze war mit dem Verlinken schneller als ich.

Ich habe den Bass lediglich zu diesem Review zur Verfügung gestellt bekommen, würde aber - hätte ich nicht schon eine ausreichende Instrumentenanzahl - sicherlich diesen Kandidaten für meinen Bestand käuflich erwerben. Ich bin wirklich begeistert, was man hier für sein Geld bekommt! Das generelle Timbre des Basses ist sehr voll und knurrig. Im Aktivbetrieb würde ich sagen, dass der Sound etwas kompakter und definierter daher kommt.

Im Review hatte ich bei der Beschriftung Aktiv und Passiv vertauscht - jetzt stimmts. Vielen Dank für den Hinweis und das Ändern!
 
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Danke fürs Antworten. Mal sehen was ich noch so auf dem Gebrauchtmarkt finde. Ansonsten werde ich mir den hb mal zum antesten order.

Greets
 
Solltest Du Dich für den HB BZ entscheiden, so empfehle ich Dir NACH Ablauf der Garantie die Bohrungen und Einschlaghülsen für String Through Body ergänzen zu lassen.
 
Hey, ich mal wieder^^. Habe mir den 5000 NT letztens zum testen geordert.

Recht gute Verarbeitung und ordentliche Hölzer für eine "billig"-Marke. Bevor man loslegt sollte man das Instrument jedoch erstmal richtig einstellen (Hals, Höhe der Saitenreiter, Oktavreinheit). Den Hals empfand ich für einen 5-Saiter sehr sehr angenehm und schnell zu bespielen da sein shapping eher dünn ausfällt (Vergleich zu Rockbass Vampyr). Die Saitenlage ging nach dem einstellen auch ok. Schön flach ohne Saitenscheppern.
Der trocken angespielte Bass klingt wirklich fein. Schön bassig und samtige höhen. Am AMP klingt er auch ganz ordentlich und kann sogar knurren. Der EQ war allerdings äußerst nervig. Dieser greift wirklich viel zu krass ein. Bezeichnet man die Poti-Mittelstellung als "12 Uhr" hat man das Gefühl, dass die Wege von "9 bis 12 Uhr" und von "12 bis 3 Uhr" nicht existieren. Beim eindrehen der Höhen begann meine Elektronik auch nervig zu rauschen.

An sich kann ich dem Review von @DelayAndReverb nur zustimmen.

Alles in allem ein Ordentlicher Bass der mit einer anderen Elektronik (EQ+Pickups) bei vielen gut ankommen könnte. Mir persönlich gefiel das Mittenspektrum des Basses jedoch überhaupt nicht und der EQ regelte mir zu heftig weshalb ich das gute Stück wieder zurück gesendet habe.

Zum Schluss noch ein paar Fotos zur Ergänzung.

 
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Bezeichnet man die Poti-Mittelstellung als "12 Uhr" hat man das Gefühl, dass die Wege von "9 bis 12 Uhr" und von "12 bis 3 Uhr" nicht existieren.

Übers Interface mit dem Rechner verbunden sieht man am EQ Analyzer in der DAW recht gut, was der Bass EQ macht. Der Test ist zu lange her, als das ich das aus dem Gedächtnis in Zahlen benennen könnte, aber zwischen 9-12 und 12-15 sind es wirklich nur Nuancen. Ich selbst spiele fast alle Aktivbässe mit dem EQ auf 12 Uhr, weshalb mich das nicht weiter stören würde. Wenn, dann würde mich beim BZ das tendenziell breiige Fundament stören.
 
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Ich will das mal ergänzen mit aktuellen Bildern. Die Hölzer haben eine stark "streuende" Maserung,
jeder Bass kann deutlich anders aussehen als das Katalog-Bild. Dafür kost' er ja auch nicht viel ..

Erstmal ein 4-Saiter (Gewicht: 4,3 kg):

Harley Benton BZ-4000 NT (1) klein.jpg
Harley Benton BZ-4000 NT (2) klein.jpg
Harley Benton BZ-4000 NT (3) klein.jpg

--- Beiträge wurden zusammengefasst ---


Und hier ein 5-Saiter (Gewicht: 4,6 kg):

Harley Benton BZ-5000 NT (1) klein.jpg
Harley Benton BZ-5000 NT (2) klein.jpg
Harley Benton BZ-5000 NT (3) klein.jpg
 
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Die Mechaniken laufen hervorragend, wenn gleich eine Hülse etwas nachgezogen werden musste.

Ich habe diesen Bass auch seit ein paar Wochen und die Mechaniken sind das, was ich nicht so überzeugend finde. Sie kommen mir unpräsize vor. Bei allen Mechaniken hat die Achse etwas Spiel. Bei der tiefsten Saite bewegt sich die Spitze der Achse etwa 1mm in Griffbrettrichtung. Wenn die Saiten angezogen sind, werden die Achsen dadurch natürlich in Position gehalten.

Vielleicht ist das auch völlig normal, das ist mein erster Bass und bei dem Preis sehe ich auch keinen Anlass zu meckern. Mehr macht mir das hohe Gewicht zu schaffen.

Ach ja, ich verwende den Bass als "Contracello" mit entsprechender Stimmung: C-G-D-A-E mit Pyramid Stainless Steel 126-95-65-40-20 Saiten. Siehe auch den Thread "E-Bass in Quinten stimmen?".
 
die Mechaniken sind das, was ich nicht so überzeugend finde. Sie kommen mir unpräsize vor. Bei allen Mechaniken hat die Achse etwas Spiel
Spätestens bei meinem jährlichen "großen" Service meiner Bässe gehört dazu, die Mechaniken ggf. etwas nachzuziehen. Ein 15er Gabelschlüssel sollte zum Bass-Werkzeug dazugehören ...
 

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