Harmonieanalyse/Lied

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Neudeli
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Hallo,

ich analysiere gerade ein Lied und wollte fragen, ob mir jemand sagen kann, welche Art von Modulation vorliegt.

Das Lied von Beethoven "Die Himmel rühmen" ist in As-Dur, nach einer Kadenz in As-Dur kommt anschließend ein C-Dur-Akkord, im nächsten Takt folgt schon ein f-Moll, dann Des-Dur zu Ges-Dur schließlich B7 und Es-moll, dann schließt dieser Teil mit Oktaven die auf dem Grundton Es enden. Wurde hier nach Es-moll moduliert?
Danach kommt ein Ces-Dur Akkord ein Es7 dann as-moll> ist man hier dann in as-Moll gelandet? Danach folgt gleich ein Fes-Dur und schließlich Es7 nach As (Kadenz). Wie kann ich das harmonisch einordnen?

Vielen Dank im Voraus,

Neudeli
 
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also, wir haben die verbindung As-C-f-Des-Ges-B7-es-Ces-Es7-as
wir starten eigentlich in f-moll: tP-D-t-sP-dP-X
das X wäre eine Subdominante mit kleiner 7. da es so etwas nicht gibt, haben wir f-moll verlassen und müssen rückwirkend nach es-moll deuten, und zwar bis zum dem ersten akkord, der nicht mehr in diese tonart passt. das wäre f-moll, wir starten also beim Des-Dur: dP-tP-D7-t-sP-Y
Y wäre eine T7, und das gibts ebenfalls nicht. gleiches prinzip lässt uns beim es anfangen: d*-tP-D-t

ich würde deinen vermutungen, wohin hier moduliert wurde im prinzip recht geben, aber nicht von einer modulation sprechen, sondern von einer ausweichung. für eine modulation müsste nach der kadenz noch ein abschnitt in der zieltonart kommen. der kommt nicht, deshalb spricht man von einer ausweichung. dadurch, dass wir am ende wieder in as (gut, moll, nicht dur, ich gebs zu) sind, könnte man vllt. auch von einer scheinmodulation sprechen.

* das konzept dominante setzt eigentlich einen dur-akkord voraus, dessen terz zum grundton der tonika führt. das ist bei diesem es-moll nicht gegeben. in einer prüfung würde ich diesen akkord deshalb wohl schlicht ignorieren, zumindest was den as-moll teil angeht.
 
Hier fängt der besagte Teil an:



| C7 | Fm |
C7 tritt direkt ein. Eine direkte Modulation nach F Moll. Fm wird nicht bestätigt.
|Db7| Gb |
Db7 tritt direkt ein. Eine direkte Modulation nach Gb Dur. Gb wird nicht bestätigt. Das Vorangegangene einen halben Ton höher also.

Die Melodie rückt nun wieder einen Halbton nach oben, stellt aber nun anstatt der Oktave die Terz der Dominante dar.
| Bb7 | Ebm | Direkte Modulation nach Eb Moll
Die folgenden Oktaven interpretiere ich als
| Abm Bb7 | Eb7 |

Das Ganze nennt man Modulation durch Sequenz. Sequenziert wird hier sowohl melodisch als auch harmonisch.
 
Ich habe die Notation aus der IMSLP und da steht der Song in C.

1) Nach Beginn auf Tonika und Dom. wird in T.10 "fort" ein Orgelpunkt erreicht mit C, vorbereitet mit einer bVI7 (G.S.) und Akk. G in T.9.

2) Weiter mit E, dann Am (E ist Zwischen-D.) , F7, B(b), D7, Gm, bei T.18 Orgelpunkt "Wort" Ton g, welcher mit c - d - g erreicht wird.

3) Es ab T.19 bis T. 22, bei T. 23 c - G

4) T.25 Cm, T.26 As7 (G.S.), T.27 G "Zelt" - weiter G7 usw.

Die Tonart C wird nie aufgegeben. Kurzzeitige Anmutung von Moll beim Am in T.12. Der F7 ist Zw.D. zu B(b) (der ist hier funktional eine SS) und der Gm ist Vm zu C-Dur. T.18 Ton g ist hier als dominantischer Halbschluss anzusehen. C-Moll haben wir (sicher) erst in T.23 erreicht, der Es ist bis dahin "nur" bIII im immer noch bestehenden C-Dur; C-Moll wird nach T.27 wieder verlassen und in Dur fortgesetzt.

Ich bin zwar selbst überrascht, aber hier wird "Modal Interchange" verwendet. Alle zusätzlichen Akkorde sind aus der Molltonart zu C entnommen mit Ausnahme des "dorischen" F7 - der aber als V7/bVII erklärt werden kann und zudem immer noch Subdominante in C-Dur ist. Die German-Sixth-Akkorde sind außen vor, die können nie diatonisch sein. Mit Akk. E könnte eine Modulation zu Am erfolgen - doch die wird mit dem F7 abgebrochen. Erstaunlich dieser chromatisch aufsteigende Effekt.

Die "kritische" Progression ab T.10 : III VIm IV7 bVII II7 Vm Im V5
 
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Vielen Dank für diese hilfreichen Antworten.

Gruß, Neudeli
 

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