Hilfe beim neu harmonisieren einer Folk-Melodie (Modal Interchange)

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CarryWhite
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Hallo Zusammen,

ich versuche gerade den A-Teil dieser Folk-Melodie anders zu harmonisieren (also in der Aufnahme 0:00 bis 0:12 und mit Gitarren-Akkorden 0:33 bis 0:53). In der Aufnahme wird folgende Chord-Progression verwendet:
Am | Dm | E7 wobei das E7 als Verzierung kurz nach F7 geschoben wird.

Ich gehe davon aus, dass das Stück in F Dur ist und E7 statt E vermindert gespielt wird. Ist das richtig?

Ich würde nun gerne alternative Chordprogressions für diese Melodie finden. Darf auch gerne etwas interessanter und jazzig klingen. Um nicht auf die Stufenakkorden von F-Dur beschränkt zu sein, könnte ich mich (theoretisch) auch der Akkorde aus dem aeolischen Modus bedienen, also aus den Stufenakkorden der F Moll Tonleiter. Nun finde ich aber, dass die Stufenakkorden der F Moll Tonleiter so gar nicht zu dieser Melodie passen wollen.

Was mach ich falsch?
 
Ich gehe davon aus, dass das Stück in F Dur ist und E7 statt E vermindert gespielt wird. Ist das richtig?

Mich würde in diesem Zusammenhang vor allem brennen interessierend, wie Du auf diese Idee gekommen bist.
Warum um Himmels Willen F-Dur?
 
Schließe mich Turko und Be-3 an.

Klar kann man jede Melodie reharmonisieren - und auch diese.
Ich habe mir erlaubt sie mal nieder zu schreiben.
Dadurch, dass die Melodie sehr viele Akkordtöne beinhaltet, und das vor allem auf schweren Taktteilen, kann man auch ohne Akkordbegleitung die zu Grunde liegenden Harmonien hören. Eine Reharmonisation kann deswegen eventuell sehr "gekünstelt" wirken.

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Dadurch, dass die Melodie sehr viele Akkordtöne beinhaltet, und das vor allem auf schweren Taktteilen, kann man auch ohne Akkordbegleitung die zu Grunde liegenden Harmonien hören. Eine Reharmonisation kann deswegen eventuell sehr "gekünstelt" wirken.

... und da die Melodie vieler "Folk Tunes" sehr häufig aus gebrochenen Akkorden besteht, hat man es in diesem Genre mit völlig abgedrehten Reharmonisierungen nicht gerade leicht und man hat fast nur bei "länger" liegenbleibenden Tönen die Chance, schlüssige Harmoniealternativen zu finden.

@CarryWhite
Und natürlich erstmal: Willkommen im Forum!
Die Akkorde hast Du ja richtig herausgehört, aber wie Du ausgerechnet auf F-Dur kommst, wäre dann eben doch interessant, denn bevor diese Frage nicht geklärt ist, scheint es mir verfrüht, über "Modal Interchange" nachzudenken...

Viele Grüße
Torsten
 
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@Be-3, @CUDO II, @turko super, vielen Dank euch für eure Antworten :)! Die bringen mich auf jeden Fall schonmal weiter. Und Danke @CUDO II für's aufschreiben. Richtig schön, dass ich auch als Neuling so tolles Feedback bekomme :)

Ich kam auf F-Dur, weil Dm, Am und E vermindert Stufenakkorde von F-Dur sind. Okay ... das Stück ist also in A Moll. Darauf wäre ich nicht gekommen, weil A Moll auf der 5. Stufe ein Em hat. Und im Stück kommt aber ein E7 vor. Wie man rausfindet, dass das Stück in A Moll ist, ist mir noch nicht klar. Vermutlich über die Melodie, wie Cudo schon schrieb.

Wenn ich zu dieser Melodie mit den Stufenakkorden von A Moll rumprobiere, dann hört es sich nicht unbedingt stimmig, aber zumindest nicht schief an. Nur das E7 kann ich mir noch nicht erklären ...
 
Wie man rausfindet, dass das Stück in A Moll ist, ist mir noch nicht klar.
Über das Ohr, und nur über das Ohr.
Man hört sich das Musistück an, und versucht zu empfinden, um welchem Ton bzw. welchen Akkord das ganze harmonische und melodische Geschehen kreist, welcher Ton/Akkord das Zentrum von allem ist, bei welchem Ton/Akkord alles irgendwie zur Ruhe und zu einem Ende kommt.

Dieser Ton ist dann der Grundton, der Akkord ist die Tonika = 1. Stufe.

Nur das E7 kann ich mir noch nicht erklären ...
Das ist nicht sehr erklärungsbedürftig:
Ein Moll-Akkord ist als Dominante nicht wirklich gut brauchbar, deshalb wird oft (sogar überwiegend) die Dominante "verdurt", um eine stärkere Kadenzwirkung zu erzielen.

Natürlich geht das auf Kosten der Theorie, daß man nur leitereigene Akkorde nutzen dürfe.
Aber diese (oft vorgebrachte) Herangehensweise ist schlicht und einfach Unsinn, und Du solltest Dich so rasch wie irgend möglich von diesem Gedankengut befreien und das Zeug vergessen.

LG
Thomas
 
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+1 für Zuhören, Zuhören und nochmals Zuhören !!!
 
Ich kam auf F-Dur, weil Dm, Am und E vermindert Stufenakkorde von F-Dur sind.
Aber du sprichst ja von:
E vermindert ist etwas anderes als E(Dur-)7.
Das eine ist eben ein Dur- und das andere eben auch kein Moll- sondern ein verminderter Akkord.
Vor allem im Hinblick auf ansonsten ganz glatte Dreiklangsakkorde (also eben Am, Dm, C, D, ....) ähneln sich in ihrer inneren Reibung ein wenig, weil sie beide im Gegensatz dazu einen Tritonus "eingebaut" haben, beim Edim. (E-G-Bb) ist das E-Bb, beim E7 (E-G#-B-D) liegt er zwischen den Tönen G# und D. Aber das war's auch schon, ersetzen kann der eine den jeweils anderen eigentlich gar nicht.

Ohne dem expliziten Hinweis, das vor allem hörend zu erforschen widersprechen zu wollen:
Wenn man eine Akkordfolge hat, wo lauter "normale" Akkorde (also eben was wie Am, Dm, C, .... ohne weitere "Anhängsel") stehen und nur ein einziger mit einer 7 versehen ist, dann ist der Akkord eine Quinte darunter, wenn dieser Akkord dann auch noch tatsächlich vorkommt und wie in diesem Fall direkt auf den 7er-Akkord folgt schon ein sehr heißer Kandidat für die Tonika:
Nur das E7 kann ich mir noch nicht erklären ...
1. Lassen wir mal den 7er weg und das Dur weg, Em ist ja die leitereigene Dominante von Am, alleine das bedeutet schon, dass der Em merklich zum Am zurück zieht. Allerdings kann man das noch "pushen", einerseits, indem man einen Durakkord daraus macht:
2. Ein E-Dur enthält, wie du richtig erkannt hast, den leiterfremden Ton G#. Der ist nur einen Halbton unter dem Grundton A und irgendwas in unserem Hörzentrum empfindet es als sehr schlüssig, wenn in diesem Fall der Ton G# zum A "hinleitet", man nennt das G# in diesem Fall deshalb auch Leitton. In Dur ist er automatisch mit enthalten, in Moll muss man ihn gezielt basteln - oder eben auch nicht. Tut man das, nennt man es "harmonisch Moll" - und schließlich kann man noch:
3. Die (kleine) 7 hinzufügen. Die bildet wie schon erwähnt mit der Terz einen Tritonus und das reibt - wodurch die Entspannung, wenn dann wieder die Tonika folgt noch größer wird.

Grüße
 
@CarryWhite Noch zwei Lesetips & Ausprobiertips für die Anwendung von Reharmonisationstechniken.
Bei Bonedo gibt es einen Workshop zu Grundlagen der (Rock/Pop-)Harmonielehre, nachfolgend ein Link zum Kapitel Modal Interchange (Borrowed Chord).
https://www.bonedo.de/artikel/harmonielehre-workshop-7-modal-interchange/

Weitere Techniken der Reharmonisation findest Du in knapper Form im folgenden Link zum Beitrag auf der Homepage von Jonny May.
https://pianowithjonny.com/piano-lessons/piano-chord-substitution-the-complete-guide/

Gruß Claus
 

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