Anthrax schrieb:
Du schreibst ja das je niedriger der innenwiderstand ist desto höher die leistung.
Das ist auch erstmal richtig.
jetzt sagt Jens aber das da keine Leistungsanpasung passiert.
Die elektrotechnischen Formeln sind nicht falsch, aber in der Tontechnik wird eben mit Spannungsanpassung und nicht mit Leistungsanpassung gearbeitet.
Stimmt es also das je niedriger der widersand desto mehr Lautstärke?
Aaaalso, holen wir doch mal ein bisschen aus:
1) Bei
vorgegebenem Innenwiderstand ist es tatsächlich so, dass man die maximale Leistung entnehmen kann, wenn der (wählbare) Lastwiderstand gleich dem Innenwiderstand ist.
2) Bei vorgegebenem
Lastwiderstand steigt die abgegebene Leistung stetig mit kleiner werdendem Innenwiderstand.
Stopp. Die erste Frage ist also: kann man sich die Innen- und Lastwiderstände, bzw. welchen davon aussuchen?
2a) Punkt 2) zeigt sich ganz deutlich bei PA-Endstufen. Der Innenwiderstand bleibt immer gleich, aber an einer 4-Ohm-Box wird etwa doppelt soviel Leistung abgegeben wie an einer 8 Ohm-Box. Würde man den Widerstand weiter verringern, könnte man
theoretisch noch mehr Leistung herausholen, aber irgendwann klappt das bei einer Endstufe nicht mehr, weil das Netzteil die aus dem Stromnetz kommende Leistung gar nicht mehr umsetzen kann. Die Klemmenspannung (am Netzteil!) bricht ein und die Leistung steigt nicht mehr an.
3) Diese ganzen Betrachtungen aus der E-Technik-Theorie gelten nur für
ideale Spannungsquellen, die insbesondere beliebige Ströme liefern können. Dem kommen in der Realität Batterien noch am nächsten, dort ist der Strom wirklich im wesentlichen durch den Innenwiderstand begrenzt. Für einen Modellbauer, der seinen Elektrorenner auf maximale Leistung trimmen will, oder für einen U-Boot-Konstrukteur, der in Unterwasserfahrt viel Power braucht, ist also Leistungsanpassung ein hilfreiches Kapitel.
Sobald wir von einem Netzteil reden, ist die Sache ohnehin komplizierter, weil hier im Grunde an mehreren Stellen angepasst werden müsste (Primärseitig, sekundärseitig, dann nochmal nach der Endstufe...)
Wir folgern weiter...
3a) Der
Wirkungsgrad einer Endstufe steigt mit dem Verhältnis Last- zu Innenwiderstand. Bei Leistungsanpassung wird die Hälfte der Leistung in der Endstufe verheizt; bei einem (theoretischen) Innenwiderstand von 0 würde der Lautsprecher 100% der Leistung abbekommen.
Am Rande: Leistungsanpassung macht IMHO nur Sinn, wenn man sich zu gegebenem Innenwiderstand (den man IMMER möglichst niedrig wählt, s. Wirkungsgrad und Verluste) einen möglichst effizienten Lastwiderstand sucht. Umgekehrt macht es keinen Sinn.
4) Bei der ganzen Diskussion bisher ist noch gar nicht aufgetaucht, dass in der Tontechnik das eigentliche Ziel nicht maximale Leistung ist (notfalls nimmt man eben einen größeren Verstärker), sondern bestmögliche Linearität und größtmögliche Kontrolle der Lautsprechermembran - beides Dinge, die in den "Anpassungen" der E-Technik überhaupt nicht vorkommen. Hier kommt der
Dämpfungsfaktor ins Spiel: Das ist das Verhältnis von Last- zu Innenwiderstand; ausführlich nachzulesen hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4mpfungsfaktor
Kurzfassung: je höher, umso besser folgt die Membran dem Eingangssignal der Endstufe - und genau das wollen wir.
Vorallem interresiert mich da die praxis. Ob das theoretisch funktioniert is ja eine sache, aber ob da praktisch auch ein unterschied zu hören ist is ja was anderes.
Den Dämpfungsfaktor hörst du. Ein 4-Ohm Subwoofer ist zwar lauter zu kriegen mit derselben Endstufe, aber er ist
bei gleicher Lautstärke "schwammiger" und weniger präzise in der Basswidergabe.
Einen echt leistungsangepassten Amp zu hören, wird dir mangels Auswahl schwerfallen. Vielleicht findet man noch ein paar uralte Gitarrenamps, die noch so arbeiten, oder eben die schon erwähnten ELA-Anlagen.
Die einzigen mir bekannten Beispiele für leistungsangepasste Audiotechnik sind jedenfalls: "Bahnhofsdurchsage", analoges Telefon. Und das sind keine Paradebeispiele für außergewöhnlich gute Klangqualität - gut, das liegt vor allem an den dort verwendeten Lautsprechern...

Aber auch mit besseren würde man mit einem Dämpfungsfaktor von 1 keinen besonders guten Klang hinbekommen.
Jens