Hohner Atlantic IV de luxe: Scheppernde Tasten

  • Ersteller Sven Svensson
  • Erstellt am
Sven Svensson
Sven Svensson
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.03.23
Registriert
22.10.14
Beiträge
121
Kekse
508
Ort
Lübeck
Hallo, ich habe eine Hohner Atlantic IV de luxe und da scheppert das c' bzw. klingt auffällig schief, wenn man den Balg zudrückt (sonst nicht) und auch hauptsächlich nur im Tremolo. Das c'' kommt manchmal nicht, als wenn der Ton verschluckt würde.
Kann mir jemand sagen, woran das liegen könnte und wie man das wieder hinbiegt?

Die Tasten sind leider aus Plastik und nicht mehr so schön auf Holz geleimt, ist das bei allen Modellen Atlantic IV de luxe so oder wurde meine Tastatur evtl. einmal früher ausgetauscht vom Vorbesitzer?

Danke für eure Hilfe :)
 
Eigenschaft
 
Hallo Sven,

dann hat sich ein Ventil an den Stimmzungen gelöst oder verklemmt.
Die Ventile sind kleine Leder oder Kunststoffstreifen, den die jeweils nicht aktive
Stimmzunge abdecken , damit keine Balgluft verloren geht.
Wenn Du den Blag selbst lösen kannst, ist die entspechende Stimmzunge sogar zu sehen,
da auf Druck die sichtbaren Zungen schwingen, während es auf Zug die innenliegenden sind.
Für eine Werkstatt ist das eigentlich ein Klacks, was nicht viel kosten wird.
Es könnte auch sein, daß die Stimmzunge verschoben oder angebrochen ist.
Dann müßte eine neue Stimmplatte eingebaut werden.
Die Stimmplatten sind bei Hohner für rund 6€ erhältlich -
also auch in der Werkstatt kostengünstig zu ersetzen.

Die Tastatur wird ab Werk aus Plastik gewesen sein,
Kosten wurden gerne eingespart ...

Dank+Gruss,

Ludger
 
Hallo Ludger, vielen Dank für die schnelle ausführliche Antwort! Ich guck mir mal genau an, wie das Akkordeon innen aufgebaut ist, dann müsste das ja eigentlich zu regeln sein.
Danke und viele Grüße! :)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich habe gerade einmal geschaut und dies hier gefunden:


5. Ein Ton hat beim Anspielen zuerst ein tieferes schnarrendes Nebengeräusch, das bei stärker werdendem Druck allmählich weniger wird oder verschwindet:

Das Nebenventil dieses Tones ist wohl aus Leder und zeigt beim Mittelbereich eine Wölbung von der Stimmplatte weg. Abnehmen, Wölbung der 2/3 zum Ende hin entfernen, erstes Drittel wölben, wieder anleimen. Das Problem entsteht oft, wenn beim Kurieren von Problem 4. die äußeren 2/3 des Lederventils zu stark eingerollt und nicht wieder begradigt wurden, so daß sie zuletzt eine Wölbung behalten.


Das müsste man ja sogar selbst hinkriegen oder? Danke nochmal und schönes Wochenende!
 
da scheppert das c' bzw. klingt auffällig schief,
Das c'' kommt manchmal nicht, als wenn der Ton verschluckt würde

Du schreibst "scheppert" ... kann es auch sein, dass er Ton eher so n bischen "klirrt", wie wenn Metall irgend wo an Metall streift? Und du schreibst, dass du Kunststofftasten hast. Aus dem schließe ich , dass du eine Atlanti IV vermutlich aus der N Reihe (oder neuer) hast - die so ab ca. Ende 60-er bis 70-er gebaut wurden. Da hat man tatsächlich von Tasten mit Holzkern auf Vollkunststofftasten umgestellt.

Die Tasten kann man übrigens nicht einfach "mal so" tauschen - die sind schon ab Werk so gewesen. Wobei gegen eine gute Kunststofftaste rein spieltechnisch nichts einzuwenden ist!

Auf jeden Fall ist das Akko ein paar Jahrzehnte als - und da wird einfach irgendwann auch mal das Wachs mit dem die Stimmplatten aufgeklebt wurden auch mal spröde und brüchig. Und weil die Dinger damals auch zusätzlich noch mit Nägeln gesichert wurden hängt dann die Stimmplatte nur noch in den Nägeln und schlägt beim Schwingen dagegen, was dann einen merkwürdig klirrenden Klang macht.

-> Da hilft dann nur einmal neu Einwachsen lassen beim Fachmann.

Das gelegentlich Töne einfach mal nicht mehr kommen, gibts immer wieder. Das kann viele Ursachen haben. Z.B. ein herumfliegender Wachsbrösel, der sich in der Stimmzugnen verklemmt - und schon geht der Ton nicht mehr. Oder weil sich die Zungen aufbiegung im Laufe der Jahrzehnte verstellt hat - Dafür braucht man keine neue Stimmplatte. Da muss man den Bösel entfernen (lassen) und/oder die Aufbiegung wieder richtig einstellen lassen - Auch das kann der Fachmann ohne großen Aufwand machen.

Da aber obendrein, wie ich lese die Ventile auch schon das "schnarchen " anfangen ists nicht mehr nur mit ein paar kleinen Handgriffen hier oder dort getan, denn es geht dann an anderen Ecken gleich weiter. Klar kann man die Lederventile nachrollen und frisch einbiegen - hilft auch für ne Weile- aber nicht auf Dauer. Wirklich Ruhe für die nächsten Jahr(zehnt)e hat man hier nur, wenn man die austauscht.

Das sind einfach dann die typischen Anzeichen, dass hier ne Komplettüberholung der Stimmstöcke fällig wird - also alle Stimmplatten mit neuen Ventilen belegen und frisch einwachsen, Ansprache einstellen und neu stimmen. Ist alles machbar - allerdings sollte man hierfür auch mal einen höheren 3 stelligen Betrag einrechnen.

Hier ist so - sehe ichdas - ein Punkt erreicht, wo man ordentlich Geld investieren muss in das Instrument, auch wenn es alt ist. Aber dann läufts wieder für lange Zeit. Und reparieren ist allemal billiger, als neu kaufen. Eine Atlantik ist zwar kein Oberklasseinstrument, aber auch nicht schlecht. Wenn also nicht sowieso ein Wechsel auf ein anderes Instrument geplant ist und man das Akko weiter nutzen will, lohnt sich schon Geld für die Überholung reinzustecken.

Gruß, maxito
 
Hallo Maxito, vielen Dank für die lange hilfreiche Antwort!
Ja, das Akkordeon stammt aus den 60er / 70er-Jahren, hat aber keinen Zusatz "N" o. Ä.
Ich hab es gerade noch einmal ausgetestet und gemerkt, dass ich mich verschrieben habe: das f' scheppert / klirrt und das c''' kommt manchmal nicht.
Ein bisschen scheppert das f', klirren verbinde ich eher mit Glas oder dünnem Eis, das bricht, hier hört es sich eher an wie ein ganz dünner feiner (Zahnarzt-)Bohrer, schwer zu beschreiben, aber nur beim Drücken. Wenn man Ziehtt oder stärker drückt oder andere Register nimmt klingt es gut. Das muss dann ja an den Ventilen liegen.
Ich hab das Instrument gerade erst gestern erhalten aus einem Akkordeonladen, die Verkäuferin hatte es von einem älteren Mann gekauft, der es nicht mehr spielen konnte. Die Flizlederbezüge wurden erneuert, das Akkordeon ist überall gut gestimmt, meinte sie.Die Tasten und Bässe klingen alle klar, sind leichtgängig und auch die Register gehen gut. Sieht sehr gepflegt aus, wenige Schürfstellen, nur ein bisschen Oxidation oder so an den Balgkanten.
Aber das wurmt mich jetzt, ich dachte, ich hätte endlich einmal ein richtiges Instrument gefunden - und wenn jetzt nur ein einziger Ton nicht gut klingt und es aber gestimmt ist usw., dann wäre es ja total ärgerlich, es komplett überholen zu lassen.
Ein paar Tasten - die um das f' herum - knarzen leicht, das hört man aber nur bei leisem spielen, das muss wohl an den Federn oder anderen Drähten liegen oder der Aufhängung.
Dann istder Metallene Klang ganz nett, aber wie einer schon einmal hier meinte - das ist ein "gutes Arbeitstier, aber nichts zum verlieben."
Ich überlege, ob ich es vielleicht dann zurückgebe, habe es mit Paypal gezahlt, aber wir haben das per Telefon besprochen und da war nichts von Garantie usw. gesagt. Die Frau war aber sehr sehr nett. Nur 580 Euro mögen ein guter Preis sein, aber sind auch viel Geld und ich möchte nicht mehrere 100 Euro reinstecken.
Ich habe mich eigentlich sehr darauf gefreut, war ganz glücklich und sie meinte auch, es wäre sehr gut in Schuss und konnte am Telefon auch sehr viel über Akkordeons und deren Reparatur erzählen, sie hatte offensichtlich viel Ahnung.
Du hast ja mehr Erfahrung - hast du einen guten Rat? Danke noch einmal!!!
 
nur ein bisschen Oxidation oder so an den Balgkanten.

Ok, bei den "De luxe" weiß ich nicht sicher, ob die Bauserienbuchstaben mitgepflegt wurden.. Ist dein Gehäuse aus Metalldruckguss oder aus abgekantetem und vernietetem Aluminiumblech?... Die Druckgussgehäuse haben über die Zeit gerne mal etwas Oxidation angesetzt ... sieht man dann immer in Form von weißen pulverartigen Ausblühungen- die aus Alublech hatten diese Neigung weniger - aber n bissl Oxidation ist nach der Zeit einfach drin. Kann man ja aber selber wegpolieren und hinter mit Wachspolitur n bissl schützen, wenn man mag.

Wenn man Ziehtt oder stärker drückt oder andere Register nimmt klingt es gut. Das muss dann ja an den Ventilen liegen.

Nun, das kann man nur wirklich sagen, wenn man das Instrument vor sich hat.

Ein paar Tasten - die um das f' herum - knarzen leicht,

Nicht vergessen: Es handelt sich hier um ein mechanisches Instrument. Auch wenn man es auf Aufnahmen meist nicht hört - in natura arbeiten die Teile nie ganz geräuschlos (selbst eine Gola macht mechanich noch durchaus hörbare Geräusche!)

nd konnte am Telefon auch sehr viel über Akkordeons und deren Reparatur erzählen,

Tja.. fragt sich nur, was die dann wirklich gemacht haben... ob nur gestimmt wurde oder wirklich überholt. Wobei ich das für den Preis den du nennst nicht glaube. Atlantiks die wirklich überholt wurden laufen bei einem Händler meist so zwischen 1000;-- und 1500;-- Euro über den Tisch, weil die Überholung einfach eine Menge Zeit braucht, die keiner umsonst macht..

Aber wenn du es bei einem Händler gekauft hast, dann würde ich die Punkte, die dich stören mit dem Händler mal besprechen.

Gruß, maxito
 
Ich habe einmal ein pdf heruntergeladen, da gab es "de luxe" mit und ohne Bauserienbuchstaben. So richtig kann ich das leider nicht beurteilen, woraus genau das Gehäuse ist, aber das Gehäuse selbst ist tadellos, nur beim Balg diese selbernen abgerundeten Metallteile an den Kanten sind oxidiert, aber das ist nicht wild.
Kann ich das knarzen / Quietschen der Tasten durch Ölen wegkriegen? Lieber nicht oder? bei einigen ist es schon relativ laut, bei den meisten hört man gar nichts.
Das Akkordeon war wohl gestimmt, weiter überholt sicher nicht, nur die Lederflizbeläge bei den Klappen sind neu, damit der Balg dichter wurde. Die Frau sagte, sie verkauft die für günstigere Preise, um einen höheren Umsatz zu erzielen, sie verkauft dann ja mehr, alles klang sehr glaubwürdig, aber man weiß natürlich nie ...
Ich wollte einmal die Stimmstöcke angucken, aber konnte nur die Metallhaube beim Bass und das Verdeck beim Diskant abkriegen, den Rest nicht. Ich frage die Frau dann einmal.
Weißt du zufällig, ob man den metallenen Klang im Bass weicher / hölzerner / wärmer kriegen kann, wenn man da eine Art fuzzlefreien Stoff o. Ä. von innen einlegt oder einklebt?
Viele Grüße!
 
Die Frau sagte, sie verkauft die für günstigere Preise, um einen höheren Umsatz zu erzielen, sie verkauft dann ja mehr,

Ja, der bekannte Klassiker: "... am Einzelnen leg ich drauf, aber der Umsatz machts!.." :D


Weißt du zufällig, ob man den metallenen Klang im Bass weicher / hölzerner / wärmer kriegen kann, wenn man da eine Art fuzzlefreien Stoff o. Ä. von innen einlegt oder einklebt?

probiers aus - ist doch jetzt dein Instrument! Leg einfach mal einen Filz unter Die Tonöffnungen im Bassteil , oder decks von Innen mti Pappe ab. Einfahc mal probieren und hören obs einem dann angenehmer vorkommt. Größere Änderungen sind sonst nicht machbar. Der Bass klingt im Goßen und Ganzen so, wie er ist. Soll er anders klingen, sind bauliche Maßnahmen nötig. und das macht bei einem Fertigen (alten) instrument keinen Sinn. Leichter Korrekturen sind nur an der Schallübertragung als speziell an den Tonöffnungen im Gehäuse machbar.

Kann ich das knarzen / Quietschen der Tasten durch Ölen wegkriegen? Lieber nicht oder?

nein Kein Öl! Lieber nicht! Das fängt irgendwann zu kleben an und dann hat man erst recht die große Sauerei!
Bei der Atlantik kann man die Tasten einzeln ausbauen und wieder einbauen. Das kann man auch selber machen. Und dann würde ich maximal Talkum verwenden oder alternativ vorsichtig aufgebrachtes trocken abtrocknendes Teflonspray.

Gruß, maxito
 
Hallo Sven,

das Knarzen könnte von den Federn der Tastenbefestigung kommen - das hatte ich bei meiner Lucia (die je größtenteils baugleich mit dem Atlantic-Modell ist) auch. Meist reicht es schon, die betroffene Taste auszubauen, die Feder bzw. deren Aufhängung ein wenig zu richten und dann wieder einzubauen.
Die Reparaturanleitung für diese Modellreihe kannst Du Dir dort durchlesen bzw. herunterladen: Reparaturunterlagen Hohner Atlantic
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Danke nochmal für eure Antworten! Habe versucht, solche Verpackungsfolie (ziemlich weich und dick) in das Metallteil u legen, aber es gab keine Unterschiede. Dank der Anleitung konnte ich jetzt das Akkordeon "zerlegen" und von innen begutachten, ein bisschen weißes Pulver von einigen Schrauben im Diskantstimmstock entfernen und auch einige Tasten aus- und wieder einhaken. Ein bisschen kaum leicht herumgebogen und Das Knarzen hat aufgehört, einige schubbern leicht aneinander, einige quietschen leicht und eine Tastenklappe schlägt leicht an den Hebel der Nachbartaste, aber das ist alles nicht groß nennenswert. Es war spannend, das Akkordeon mal genauer kennen zu lernen - zumindest ein bisschen.

Oben hatte ich ja geschrieben, dass das f' schnarrt.
Da hat sich dies gezeigt: die f‘-Taste verdeckt 4 Löcher, dahinter 2 Stimmstöcke mit – für diesen Ton – je 2 Stimmplatten (außen), also 4 insgesamt, eine für jeden Chor. Das Ventil der unteren Stimmplatte des unteren Stimmstocks ist leicht gebogen, steht verdreht ab. Mit Schraubendreher und Pinzette gedreht usw., ging aber kaum zurückzudrehen, ist ja aus Plastik, ca. 6 mm x 3,7 cm oder so. Beim Spielen war es weniger auffällig als vorher und nur in den Registern merkbar, wo zwei mittlere Töne spielen, es muss also das Ventil sein, wo die zweite mittlere Stimme zugeschaltet wird, das ist vermutlich das 4. von oben. Wachs war vorhanden und sah gut aus.

Überhaupt sahen die Stimmstöcke bis auf das weiße pulvrige Schmadder (Oxidation?) bei den ganz hohen Tasten / Tönen richtig gut und gepflegt aus.

Kann ich da jetzt einfach den Stimmstock rausschrauben und ein passend großes Ventil wieder ankleben oder ist das zu heikel und ich sollte lieber in eine Werkstatt gehen?

Schönen Abend und viel Spaß beim Spielen! :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben