Kaufberatung Kemper vers Axe-FX

  • Ersteller noslash
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Das Zauberwort heißt hier: paralleler Effektpfad. Den gibt es schon sehr lange, auch in der realen Amp-Welt (z.B. Marshall TSL 601/602) und wurde/wird meist stiefmütterlich abgetan. Vielleicht deshalb, weil man das Prinzip dahinter nicht verinnerlicht hat.
Im Gegenteil: das Prinzip dahinter ist der 'verbogene', resonanzbehaftete Frequenzgang des Speakers und sein enges Abstrahl-Verhalten in Mono ;)
Den Weg hat man aber schon immer als Send an die PA genutzt, um den Raum-Charakter bestimmter Effekte zu transportieren. Im Manual des Lexicon Vortex (modulierbares Delay) gibt es extra eine Liste, die mono-kompatible Presets nennt, die gut im Effektweg eines Amps funktionieren, für den (grösseren) Rest wird 2-Kanal Wiedergabe empfohlen.
 
Jetzt kommen wir aber in Details...

Ein Effekt im parallelen Effektweg arbeitet üblicherweise 100% wet, d.h. es gibt dann dort keinen Dry-Effektanteil. Nimmt man zum Beispiel das Triple Delay von TC, läßt es sich mittels internem Switch auf die Arbeitsweise umstellen, also nur noch das modulierte und verzögerte Signal wird ausgegeben (ich glaube sie nennen das: kill switch).

Das Verwaschen des Signals in einem seriellen Aufbau erfolgt dadurch, dass z.B. das Signal aus dem Preamp in einen Chorus geführt wird. Dort wird es verzögert und moduliert. Das Ergebnis ist ein verzögertes und phasenmoduliertes Signal. Dieses modulierte und verzögerte Signal durchläuft dann ggf. ein Delay, welches das schon modulierte und verzögerte Signal weiter verzögert und wird dann durch einen Hall geschickt usw. .

Was dann dort herauskommt hat kaum noch den Attack und Punch, welches das reine Preamp-Signal einmal hatte. Genau deshalb klingt es "processed" und nicht mehr so präsent. Das ist zum Beispiel das Problem von Stereo-Setups im Live-Betrieb. Um das zu eliminieren geht man in einem so aufwändigen Setup, dann auf Wet/Dry/Wet, weil der Dry-Signalteil das dann wieder ausgleicht.

Wenn Effektgeräte die Möglichkeit haben Dry und Wet separat auszugeben, ist es genau dafür gedacht, dass man diese Pfade entweder auf zwei Amps oder zwei getrennte FOH-Wege führt. Der FOH hat dann zwar zwei Regler für ein Instrument, kann aber den Effektanteil selbst für seinen Mix bestimmen. Man kann sie aber auch am Ende wieder zusammenführen (Mono) und den Effektanteil, wie oben schon erwähnt, mittels Volumenpedal dazu mischen.

Das funktioniert auch mit einem Lautsprecher, aber eben nicht so "flächig" wie mit zwei getrennten Wegen, in etwa wie in einem Monoradio. Da klingt es ja auch differenziert, jedoch nicht so schön aufgelöst wie in Stereo.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es liegt nun mal in der Natur eines jeden digitalen Effekts, dass er das Signal verzögert.
Und überlagerte Verzögerungen haben logischerweise einen Einfluss auf die Attack-Phase des Signals, wenn man die gesamte Kette betrachtet.
Das gilt aber nicht nur für Bühnen-Setups, sondern immer... auch in jeder DAW.

Insofern gilt auch das '... jetzt kommen wir aber in Details...' ;)
Und an denen kommt niemand vorbei, der so ein System konfigurieren will - egal auf welcher Basis.
Nebenbei: es gibt im Bereich der Delay und Reverb Effekte drastische Unterschiede in der Performance.
(was nicht immer vom Preis oder dem 'latest and greatest' abhängt)
 
Da gebe ich Dir natürlich Recht! Ich glaube aber, dass Du mich missverstanden hast. Die von mir geschilderte Verzögerung ist nicht als die übliche Latenz der digitalen Effekte zu verstehen, sondern als Delay des Effektes.

Auch bezüglich der Effekte gibt es drastische Unterschiede - stimmt.
Das oben erwähnte TC Delay mischt im "Normalbetrieb" auch den Effektanteil dem Direktsignal hinzu. Neunaber macht das, glaube ich, auch so. Derartige Konstellationen ermöglichen dann einen problemloseren Einsatz in einer seriellen Konfiguration.
 
Die von mir geschilderte Verzögerung ist nicht als die übliche Latenz der digitalen Effekte zu verstehen, sondern als Delay des Effektes.
es macht die Sache zwar nicht einfacher, aber korrekt formuliert:
es gibt es systembedingte Latenzen (Puffer für Wandlung und Verarbeitung um ggf Eingang und Ausgang miteinander zu synchronisieren)
und Effekt-bedingt Latenzen, wie das look-ahead eines Kompressors oder das schlichte Echo im Delay.

Nimmt man das zu genau, öffnet man quasi die Büchse der Pandora :D
Speziell für live Einsatz machen die natürlichen Signallaufzeiten ein Feilschen auf Sample-Ebene oft sinnfrei.
Etwas Wissen über die Verhältnisse hilft allerdings, die Kombination 'unpassender' Signale zu vermeiden oder Verbindungen ggf anzupassen.
 
Gut erklärt, hat jedoch nichts mit meinen Ausführungen zu tun, oder? Da geht es ja um die Verwendung unterschiedlicher Konzepte von Signalführungen bzw. deren Mix.

:confused:

Nun ja. Ich möchte meine Worte auch nicht als den Heilige Gral verstanden wissen...
 
Ist eine detaillierte Dry/Wet-Diskussion für die hier gegenständliche/thematisierte Kaufberatung ("Axe vs. Kemper") essentiell :confused: ?

LG Lenny
 
Zumindest für die Grundlagen... entsprechend dem Ausgangspost:
Nun hat mich aber ein Bekannter mit der Nase auf den Axe-FX gebracht. Und was ich im Internet so gelesen habe, gefällt mir. Zum Beispiel die Möglichkeit, soweit ich das richtig verstanden habe, ein Dry/Wet System nur mit dem Axe (ohne einen weiteren Amp zu brauchen) herzustellen.

Und jetzt steh' ich vor der Qual der Wahl. Soll es ein Axe oder doch ein Kemper werden. (Andere Geräte habe ich für mich ausgeschlossen, wenn ich mir schon das Zeugs gönne, dann die Edelvariente).

Folgende Unterschiede habe ich jetzt aus diversen Foren rauskristallisiert:
+ Der Axe-FX dürfte besser sein bei der Umsetzung einer Dry/Wet-Lösung auf der Bühne da ich bei Kemper noch immer einen zweiten Amp einsetzen müsste...
aber dazu sind inzwischen alle Fakten genannt... was davon in tatsächliche Überlegungen einfliesst, bleibt dem Leser überlassen.

ps: die Hervorhebung von Dry/Wet stammt nicht von mir
 
Um auf die ursprüngliche Frage zurück zu kommen:


Wenn du die Möglichkeit hast, eigene Profile zu erstellen, würde ich den Kemper nehmen !

Das Mikrofonieren eines Amps ist beileibe kein Hexenwerk, und wenn man nicht aufpasst,
kann es sogar süchtig machen, weil man sich fast wie "die Großen im Studio" dabei fühlen darf...;)


Ich habe den Kemper und hatte auch das neue AXE FX III ein paar Wochen zum Testen...

Persönlich und subjektiv (!) haben mir meine eigenen Profile einen Ticken besser gefallen als die gefühlt hundert Amps, die bereits auf dem AXE "onboard" mitgeliefert werden.

Ich bin auch ins Tweaken bzw. in die Tiefen der "Amp-Architektur" im AXE hinabgestiegen und habe da einiges probiert...
( du kannst dort ja anhand einiger veränderlicher Parameter einen eigenen Amp "basteln"- bis zu einem gewissen Grad jedenfalls)

Am Ende kam ich aber immer wieder zum Kemper mit den von mir erstellten Profilen meiner Amps zurück.

Im AXE User Forum wird gerne darüber fabuliert, das AXE klinge "direkter" und beim Kemper läge irgendwie ein "Schleier" bzw. eine Art "Weichspüler" über dem Sound...
das kann ich persönlich überhaupt nicht nachvollziehen... ich stehe auf ( bisweilen extreme) höhenreiche Sounds und konnte das im AXE mitsamt der unzähligen, dort vorinstallierten Speaker- Sims ("Impuls Respones") nicht zu meiner gänzlichen Zufriedenheit abbilden...

Wenn du nicht ganz so wählerisch bzw. "eigen" im Geschmack bist wie ich, kannst du dir beim Kemper auch unzählige Profile aus dem Netz ziehen... da ist von kostenpflichtigen Anbietern bis zu den im Kemper Rig Exchange von den Usern weltweit kostenlos zur Verfügung gestellten Profilen gefühlt alles zu haben...
und grade unter den kostenlosen sind selbst für Eigenbrötler wie mich ein paar richtig Gute dabei !


PS: Das oben gesagte gilt nicht fürs Spielen über eine Endstufe in die reguläre Gitarrenbox...
das hab ich nicht probiert, zumal ich mich (zum Glück) an den Sound eines mikrofonierten Amps so gewöhnt habe, dass ich aufs Flattern der Hosenbeine direkt vor der Box im Raum gut verzichten kann...:rolleyes:
 
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Ist eine detaillierte Dry/Wet-Diskussion für die hier gegenständliche/thematisierte Kaufberatung ("Axe vs. Kemper") essentiell :confused: ?

LG Lenny
nein ist es nicht :-D :-D
(... das ist man einmal kurz auf Dienstreise ... ;-) )
aber um die Frage zu beantworten: Doch, tatsächlich verwendet er zwei Amps nicht so selten...
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Wenn du die Möglichkeit hast, eigene Profile zu erstellen, würde ich den Kemper nehmen !

Das Mikrofonieren eines Amps ist beileibe kein Hexenwerk, und wenn man nicht aufpasst,
kann es sogar süchtig machen, weil man sich fast wie "die Großen im Studio" dabei fühlen darf...;)
tatsächlich habe ich die... :)
gut, dann nehm ich für mich mit (neben zehn anderen Inputs):
+ Kemper: Eigene Amps profilen möglich; Endstufe integriert; aber live erst wieder ein 2. Amp notwendig (bei meinem Setup); Footswitchschaltung komplex
+ Axe: 2 Amps in der Software möglich, Endstufe notwendig; kein Profilen des eigenen Amps aber genug Amps und Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden; Footswitchschaltung einfach;

hm... da habe ich was zum Überlegen die nächsten Tage. :-D :-D
Jedenfalls vielen Dank fürs gemeinsame reflektieren
 
wichtig und gut zu wissen: beide Geräte machen Spass, gute Laune und guten Sound. :great:
Je nachdem was besser zu deinem Workflow passt
 
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Für den Preis von Axe FX3 + passendem Fußschalter kann man zu Kemper und Remote noch fast den 2. Kemper dazukaufen :D
 
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+ Kemper: Eigene Amps profilen möglich; Endstufe integriert; aber live erst wieder ein 2. Amp notwendig (bei meinem Setup); Footswitchschaltung komplex
Nur zur Klarstellung, es gibt von der Kemper Rack - und der Kemper Toaster Variante jeweile eine weitere Variante mit Enstufe. Das Floordings hat das nicht. Die Footswitchschaltung ist überhaupt nicht komplex, entweder du nimmst den Remote und einfacher geht es dann nicht, oder aber du machst irgendwas mit nem MIDI Switch und das ist halt so "umständlich" wie halt MIDI eben ist. Du kannst auch mit einem Remote zwei Kemper switchen, hab ich zwar selber noch nicht gemacht (in Ermangelung eines zweiten Kemper) aber soll wohl gehen.
 
Für den Preis von Axe FX3 + passendem Fußschalter kann man zu Kemper und Remote noch fast den 2. Kemper dazukaufen :D

Naja, wenn ich das richtig sehe bekommt man für den Aufpreis auch deutlich mehr: riesige Effekt- und Cabinet-Bibliothek, mehr Routing-Möglichkeiten, super Editor für den PC/MAC, man kann eigentlich seine gesamte Band über ein Axe FX laufen lassen (2xGitarre und 1xBass), auf Userwünsche wird eingegangen und diese in neue Updates implementiert, ...
Wenn man das alles nicht braucht, oder will, ok. Aber die Preisdifferenz kommt nicht aus dem nichts.

In den USA sind die Geräte preislich allerdings auch dichter beieinander...
 
+ Kemper: Eigene Amps profilen möglich; Endstufe integriert; aber live erst wieder ein 2. Amp notwendig (bei meinem Setup);

Könntest Du vlt. kurz erläutern, was Du genau vor hast? Bist Du Dir ganz sicher, dass Du weißt, was dry/wet bedeutet?

Geht es Dir vielleicht darum, dem jeweiligen Pfad unbedingt einen eigenen Amp-Sound zuordnen zu können?
 
Naja, wenn ich das richtig sehe bekommt man für den Aufpreis auch deutlich mehr: riesige Effekt- und Cabinet-Bibliothek, mehr Routing-Möglichkeiten, super Editor für den PC/MAC, man kann eigentlich seine gesamte Band über ein Axe FX laufen lassen (2xGitarre und 1xBass), auf Userwünsche wird eingegangen und diese in neue Updates implementiert, ...
Wenn man das alles nicht braucht, oder will, ok. Aber die Preisdifferenz kommt nicht aus dem nichts.

In den USA sind die Geräte preislich allerdings auch dichter beieinander...
Da hast du Recht. Mein Kommentar hat auf die Problematik mit 2 Signalwegen oder Dry/Wet angespielt. Mit einem Rack mit 2 Kemper + einer Endstufe hat man alle Möglichkeiten :D


(falls das alles so wichtig ist, würde ich aber vermutlich auch lieber zum Axe greifen)
 
da bin ich euch tatsächlich die Antwort schuldig geblieben...
--> Es ist dann ein Kemper geworden - und ich bin ziemlich happy und zufrieden damit :)

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Wenn es um authentischen guten Amp Sound geht per digitaler Lösung geht, kommt man generell nur mehr bei sehr wenigen Geräten vorbei.

Ich rede hier aber vom spielgefühl, denn FOH und auf recordings lässt sich das schon seit über 10 Jahren nicht mehr unterscheiden.

D.h. wie schon genannt stehen hier Kemper, Helix und Axe FX im Raum.

Ich hab seit kurzem ein HX Stomp sowie ein Helix zuhause und hatte auf Anhieb einen traumhaften Sound.
Ich hab mir einen WT Patch heruntergeladen und die Effekte etwas runtergeschraubt. "Sound for Days" wie Mick Taylor so gerne sagt.

Davor habe ich sehr sehr lange den POD HD500 verwendet. Und bis zuletzt in den Return eines Bugera V22 mit EL84 Endstufe.
Und das war schon mehr oder weniger wie the real thing.
Viel von dem Feeling kommt von der Endstufe und dem Speaker.

Allerdings mit dem Umstieg auf In Ear nun nur noch 100% direct.
Da hat der POD (für mich) nicht mehr gereicht.

Kemper ist für mich durchgefallen weil du an den Sound des Profils fast gebunden bist. Du kannst den Amp nicht neu einstellen.
Du hast also ein Abbild des Amps so wie er eingestellt war.

Axe FX III wäre mein Favorite wenn ich überall mit unserem Rack spielen würde.
Aber da ich auch mit anderen Bands Spiele, will ich mein Rig transportieren können.

Daher nun das Helix!
Ich kann nicht klagen!

Zuhause wär ich nie auf die Idee gekommen mit meinen Multis zu spielen, da ich meinen AC15 nach belieben aufreißen kann. (ja ich hab den Luxus laut spielen zu dürfen)

Jedoch seit ich das Helix habe erwische ich mich schon auch dabei mal zum Kopfhörer zu greifen.
Das kleine Stomp hab ich deswegen dazu gekauft weil es ins Gigbag passt und ich die gleichen Amp sounds habe.


Wer es mit dem Helix wirklich wissen will, kann sich immer noch eine Röhren Endstufe mit 4x12 kaufen.

Die Preamp Sim ist mittlerweile so gut geworden, dass man da wirklich nichts mehr merkt.
 
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