Kaufberatung Tenorsaxophon

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Hallo Zusammen,

ich bin eigentlich Gitarrist der in seiner Jugend Baritonhorn in einer Blaskapelle spielte. Habe ein Alt-Saxophon und ein bisschen kann ich auch spielen; hatte vor vielen Jahren Unterricht, allerdings nicht lang. Und jetzt will ich angreifen, richtig Saxophon lernen - und ich will auf Tenorsax umsteigen.
Leider kenne ich mich mit den Instrumenten gar nicht aus... möchte schon "was Gescheites" kaufen, aber kein Profigerät, kein Gelump - irgendwas dazwischen, was taugt und gut klingt. Mein Altsax ist ein China-Billiginstrument von Stagg, kostete 330 €.
Bräuchte eine Empfehlung, wie viel ich da investieren sollte und vielleicht welches Instrument (Hersteller, Modell) was taugt...

Viele Grüße,
Bowhunter
 
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OK, dass Du mit dem "Stagg" Alt-Saxophon "nicht lang" gespielt hast, verstehe ich. Als Gitarrist, weißt Du, dass man um einen zweistelligen Betrag schon eine Gitarre bekommt - die nicht einmal als Brennholz taugt.

Bei Saxophonen ist es vergleichbar. Die rein optische Ähnlichkeit eines "China Billig Deko Teils" sagt nichts über den Gebrauchswert aus. Leider scheint es eine chinesische Marotte zu sein, dass ein Produkt dann erfolgreich kopiert ist, wenn es für das ungeschulte Auge optisch vergleichbar aussieht...

Ein gutes Tenor Sax, mit dem man auch viele Jahre gerne spielen möchte, eines das halbwegs werthaltig (=spielfähig) bleibt, gut intoniert, einen gleichmäßigen Klang über alle Register hat für unter 2000€ ist nicht die Regel.

Als Gebrauchs(!) Instrument würde ich zuerst das Yamaha YTS-280 nennen. Das ist noch sehr günstig und in allen Belangen ein Musikinstrument und kein Wandschmuck. Schlicht im Design, aber makellos in der Leistung. Die 400er Serie ist hübscher und macht es dem Instrumentenbauer bei späteren Reparaturen oder Justagen leichter, aber vom spielerischen Gebrauchswert bist Du auch mit der 200er Serie gut bedient.


Solltest Du wirklich keine langfristige Freude am Saxophon spielen haben, bekommst Du das Yamaha auch gut wieder verkauft.

Da der Sound wahrscheinlich zu 50% von Mundstück/Blatt Kombination, zu 30% vom Spieler und zu 20% vom Instrument bestimmt wird, würde ich hier nicht viel Gewicht auf "Edel Modell" vs. "Einsteiger Modell" legen. "Einsteiger" heißt hier nicht "schlechter", sondern erst einmal "gutmütig und leicht zu beherrschen".

Die asiatischen Modelle (Yamaha, Yanagisawa) haben oft eine etwas engere Klappen Konstruktion, die kleineren Händen entgegen kommt. Wer Riesen Pranken hat, kann sich eventuell auf einem Keilwerth wohler fühlen. Aber grundsätzlich sind alle Hände für jedes Sax geeignet.

Die Jupiter 700 Serie ist empfehlenswert und in vergleichbarem Preisrahmen:


Wenn's wirklich im Geldbörsl zwickt, werden die Instrumente der "Hausmarke" besser bewertet als man für den Preis annehmen möchte - nicht nur im Shop, sondern dort wo es drauf ankommt, bei den Spielern. Da würde ich aber auch eher auf die "Premium Linen" schielen, nicht auf die unterste Kategorie.

Das TTS-580 würde ich als die unterste akzeptable Klasse einreihen:


Aber im Bereich von 1500€ muss man bei keinem Hersteller mit großen Enttäuschungen rechnen. Die Schwerpunkte liegen etwas anders. Abseits der großen Marken findet man oft "hübschere" Instrumente mit mehr optischen Features. Aber der Aufwand für Optischen Aufputz muss unter Umständen anderswo eingespart werden, damit die Rechnung wieder auf geht.

Abgesehen vom Neukauf im Versandhandel wäre die optimale Kaufberatung natürlich vor Ort im Fachhandel, gemeinsam mit einem erfahrenen Spieler. Anfassen, ausprobieren, beurteilen. Auch wenn ein Instrument grundsätzlich OK und auch gut eingestellt ist, kann das im Transport etwas leiden. Es ist doch sehr viel Präzision in der mechanischen Feinjustierung nötig, damit alles optimal läuft. Muss nicht, aber ein Restrisiko besteht. Man weiß nicht wie das im Transport behandelt wird und wenn der Ton nicht richtig will ist man als Anfänger unschlüssig, ob man nur zu wenig Übung hat, oder doch eine Klappe nicht ganz so dicht ist wie sie sollte. Und DAS ist nichts, was man in Eigenregie eben mal schnell zurecht biegen kann.

Weil also das Instrument hin und wieder liebevolle Zuwendung durch eine Fach Person brauchen kann, ist ein Besuch in einer erreichbaren Werkstatt sowieso eine gute Idee. Wie beim Auto sollte man sich auch erkundigen, wo man Service bekommt. Mit einem "China Blech" braucht man dort jedenfalls meist nicht vorsprechen.
 
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Ja vielen Dank erstmal für die ausführliche Beratung. Beim großen T. hat man mich zur Eigenmarke geraten, Custom Line oder die Handmade Serie; aber ich denke, User können doch unabhängiger beraten. Ein Händler will immer verkaufen.
Ja, so wie's aussieht, werde ich doch 2000€ Plus ausgeben müssen... die Yamaha YTS-280 mit Silberlackierung sieht sehr sexy aus, und kostet um die 1700€... wäre auch was...
 
Yamaha YTS-280 mit Silberlackierung
Bei Silber muss man langfristig damit rechnen, dass es anläuft. Das ist echt versilbert und eventuell mit einem Schutzlack versehen, nicht nur "silber lackiert". Mit zunehmender Benutzung wird sich der Lack abwetzen und das Silber anfangen zu oxidieren. Es bekommt gelbliche bis bräunliche Schleier von Silberoxid. Das macht einen hübschen Vintage Look, aber manche sind verzweifelt, wenn das glänzende Silber anfängt matt zu werden. Und es gibt auch keinen Konsens ob lackieren eines versilberten Instruments die Sache besser oder schlechter macht.

Viel günstiger als 1700 für ein Yamaha Tenor wirst Du nicht aussteigen. Das ist etwa die Latte die man überspringen muss um zu einem guten Saxophon zu kommen. Besondere Schnäppchen vom Gebrauchtmarkt mal abgesehen. Aber da braucht man auch viel Glück und eigene Expertise um ein "schwarzes Blechteil" als "versilbertes (aber angelaufenes) Prachtstück in technisch einwandfreiem Zustand" von einer "Brandschaden Ruine" zu unterscheiden.

Mit 2000+ bist Du in einem Bereich wo auch schicke Perlmutt Knöpfe an den Drückern verfügbar werden und eine hübsche Becher Gravur. Das kann beim Übepensum eventuell einen Motivations Schub geben, auch wenn man das klanglich natürlich nicht merkt.

Bei den Yamahas ist ein gutes Mundstück schon dabei, bei den ganz billigen solltest Du noch zwischen 50€ (Expression) und 150€ (Selmer, Vandoren) für ein anständiges Mundstück einrechnen. Die Standard Yamaha Mundstücke bekommt man gelegentlich recht günstig "nur leicht gebraucht". Nicht weil sie schlecht wären, aber weil viele glauben, sofort mit einem "besseren" Mundstück anfangen zu müssen. Die Yamaha 4C Mundstücke, die im Paket dabei sind, sind aber sehr gut. Manchen vielleicht etwas "zu brav" aber bei Einsteigern ist "brav" ja eigentlich sehr vorteilhaft und auch später kein Nachteil. Vom Klang her geht es damit nach "klassischem Saxophon", weniger nach Rock/Funk/Jazzkeller. Jedenfalls, wenn man über das Stadium hinaus ist, in dem man auf jedem Mundstück nach einer verletzten Ente klingt.

Solltest Du irgendwann nach einer Nummer größer suchen und Dich an den Preisen für Bariton Saxe schrecken - die "Hausmarke" ist durchaus konkurrenzfähig.

Ein Händler will immer verkaufen.

Natürlich möchte jeder Händler seine Ware verkaufen. Ich empfehle diesbezüglich auch die Meinungen von anderen Unsern nicht nur in diesem Forum einzuholen. Unabhängig von den Werbeaussagen des Händlers bekommt man mit diesen Instrumenten schon sehr viel Saxophon für vergleichsweise günstiges Geld. Wenn man also eventuell schon eine gute Kundenbeziehung dahin hat, riskiert man nicht viel, wenn man "seinem" Händler eine Chance gibt. Andererseits gibt es noch andere "große" Händler, eine Vielzahl kleinerer und abseits der "Hausmarke" auch eine Reihe anderer Instrumente mit weniger bekannten Namen, die hier sicher mithalten können, preislich wie technisch. "Schagerl", wäre einen Versuch wert (da gibt's neben Edel Teilen auch günstige), oder auch "Expression", ggf "Antigua". Aber das Problem ist hier, dass viel Auswahl nicht auch automatisch zu einer "besseren" Wahl führt. Selbst wenn man die seltene Gelegenheit hat, alle Instrumente parallel selbst auszuprobieren.

Disclaimer: Ich bekomme KEINE Provision und auch sonst keine Vergünstigungen von irgend einem der Musikalien Händler, bin auch nicht verwandt oder verschwägert oder habe Aktien an irgend einem der Unternehmen.

Je nachdem wo Du zu Hause bist, kannst Du ja auch mal in Berlin zum Duchstein fahren. Der macht "nur Saxophon", kennt sich da aber aus und hat auch immer wieder handgepflegte "vintage" Einzelstücke, die in Deiner Preisklasse sind und Dich vielleicht mehr ansprechen als "irgend ein Sax von der Stange".
 
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Hallo Bowhunter, bei Yamaha geht es auch unter 1700, wenn du die Ausführung in Goldlack auswählst. Diese hat den Vorteil, nicht anzulaufen. Das 280 in versilbert ist NICHT mit einem Klarlack überlackiert (zum Glück!) und läuft in jedem Fall später mal an. Mit gewissen Tricks wie Lagerung im Koffer zwischen bestimmten Silberreinigungstüchern etc. kann das etwas vermindert werden. Eine gewisse Schutzbehandlung haben die versilberten Yamahas, da es anfänglich dauert, bis erste Verfärbungen auftauchen. Hierzu solten keine Gegenstände im Koffer gelagert werden, die den Prozess des Anlaufens begünstigen, wie z.B. manche Kautschukmundstücke. Die versilberte Oberfläche oxidiert, sobald Kontakt mit Schwefelwasserstoff, welches auch in geringen Mengen in der Luft enthalten ist, stattfindet. Zu den anderen Optionen hat bebob99 schon sehr gepostet. Hier gibt es dann für ähnliche Beträge Instrumente, die optisch variabler und technisch näher an den Pro-Ausführungen gestaltet liegen. Teilweise klingen diese auch anders. Den Yamaha Instrumenten im unteren bis mittleren Preisbereich wird mehrheitlich dünner Klang nachgesagt. Die Erfahrungen mit dem Grundklang von Instrumenten sind im Anfangsbereich eines Sax-Neulings kein Schwerpunkt. Viele Beginner übernehmen diese Aussage beim Saxkauf und bewerten überzeugt entsprechend. Die Aussage haftet fest im Unterbewusstsein, und das Gefühl des Tones ist bei allen Instrumenten unterschiedlich. Ein vermeintlich besser klingendes Instrument kann im Zweifelsfall später Probleme einstreuen, die man am Anfang nicht bemerken und berücksichtigen kann. Mit entsprechendem Können kann aus jedem funktionierenden Instrument ein toller Ton geholt werden. Gute Instrumente erleichtern dies, und Profis können entsprechend aus verschiedenen Instrumenten einen bevorzugten Grundklang auswählen.
 
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Profis können entsprechend aus verschiedenen Instrumenten einen bevorzugten Grundklang auswählen
Und "Profis" können aus jedem "Anfängerinstrument" schönere Töne zaubern als ein Anfänger aus einem "Profiinstrument". Gerade als (noch) Nicht-Saxophonist unterschätzt man massiv den Einfluss des Spielers auf den Klang. Und als lernender unterschätzt man auch gerne wie lange es dauert, bis man den gewünschten "Profi Klang" auch selbst aus dem Saxophon bekommt. :rolleyes:

Wobei man hier noch berücksichtigen muss dass man ja kaum einmal einen Saxophon Spieler solo und unbearbeitet hört. Ich hatte mal die Gelegenheit, einen Proben Mitschnitt eines bekannten Profis aus der "Studio Box" zu hören, also ganz trocken und ohne Begleitung. Das hört sich gaaanz anders an als nachher auf der CD. Und seitdem hadere ich auch weniger mit meinem eigenen Sound.
 
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Will nur beisteuern, dass ich seit mehr als 10 Jahren ein Yamaha-Tenorsax spiele und absolut zufrieden bin damit! Alles überaus solide.
Hatte damals 1800 bezahlt.
Klar hört man 4-5-tausend teuren Teilen die Top-Qualität, aber als ich mal bei ebay mein Lebayle-Mundstück dazu ersteigerte, fand ich einen Sound, der mich auch mit meinem Yamaha glücklich sein lässt. (Alt spiele ich Yanagisawa, auch zufrieden)
 
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