Klageland

Tygge
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Ostsee
Klageland

Es ist ein weiter
Weg zu dir
zum Feld voll Steinen
unter Bäumen

Zur weißen Brücke
Platz am See
hin zu dem schmalen
Buchsbaumrahmen

Auf frischer Erde
Marmorstein
es strahlt die Kühle
toter Liebe

Ach kleine Schwester
Klageland
Ich war so klein
vor schwarzer Wand

Und such die Hand die
streichelnd liebt
die wühlt die Krumen
pflanzt hier Blumen

Der Blick erliegt dem
kalten Stein
erstarrt in schwerer
leerer Liebe

Ach kleine Schwester
Klageland
Ich war so klein
vor schwarzer Wand

Es wird ein weiter
Weg nach Haus
den uns der Sonne
Schatten weisen

In Kälte wartet
dunkles Haus
Öffne die Fenster
pflanz hier Blumen

Ach kleine Schwester
Klageland
ich male sie
die bunte Wand

Ach kleine Schwester
Klageland
an bunter Wand
blühen jetzt Blumen
 
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Obwohl mich eigentlich alle deine Texte berühren, atmet vor allem dieser Text etwas aus, was ich „Reife“ nennen möchte. Dieses Wort habe ich früher dummerweise mit „Klugheit“ verwechselt.

Heute verstehe ich darunter unter anderem eher eine Mischung aus leiser Scham, Traurigkeit, versöhnlicher inneren Ruhe. Eine versöhnliche und endgültige Einsicht in die Notwendigkeit!

Dieses wunderbare Gefühl bekommt mE viel zu selten eine Würdigung., Also (y)
 
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versöhnlicher inneren Ruhe
Das trifft es wirklich sehr genau. Ich habe lange nach Worten für meine Empfindungen gesucht und habe das Thema immer wieder frustriert beiseite gelegt. Eine unserer Diskussionen hat mich dann animiert, mich erneut auf den Weg zu machen. Diesmal scheint es funktioniert zu haben. Danke für deine Würdigung.
 
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Eine unserer Diskussionen hat mich dann animiert, mich erneut auf den Weg zu machen.
Deshalb macht es mich glücklich,, wenn sich einige Texter mit kompletten Texten einer kollektiven Diskussion stellen!

Hier äußern so viele kluge und zugleich erfahrene Künstler ihre Meinung! Erfahren und kostenlos! Ich vermisse diese schriftlichen Diskussionen, Ich kann sie mehrfach lesen und wenn ich Glück habe, sogar jedesmal mit einer anderen Deutung. ;)
 
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Es ist ja schon eine Weile her und der Text ist nun nicht gerade geeignet, muntere Laune zu vermitteln, nach der man sich momentan häufig sehnt. Um so mehr möchte ich mich für eure Sterne bedanken, die Lichtpunkte in meine manchmal grüblerisch graue Denkwelt bringen.
Sonnige Grüße aus dem Norden
Tygge
 
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Es ist ja schon eine Weile her und der Text ist nun nicht gerade geeignet, muntere Laune zu vermitteln, nach der man sich momentan häufig sehnt.
Tja, wem sagst du das! 😉 Jeder Tag hat seine Laune. Vielleicht passt das Nachfolgende nicht vordergründig zu deinem Text, aber es fällt mir zu deinem Kommentar ein.

Früher habe ich sofort an meinem Talent gezweifelt, wenn sich die traurige Stimmung der aktuellen Story biss mit meiner momentanen Sehnsucht nach guter Laune.

Heute reime ich in solchen Momenten manchmal eine positive Phantasie auf ein Extrablatt! Und warte, ob sich einige positive Einfälle eventuell in meinen traurigen Text vereinen lassen.

Schriebe ich über die Beerdigung eines lieben Kollegen, fiele mir vielleicht jene Beerdigung ein, wo eines Pfarrers Grabrede mit den Baulärm hinter der Friedhofsmauer minutenlang kämpfen musste. Irgendwie passte die Situation zu meinem Kollegen, der zu Lebenszeiten ein Chaot war. Eine Laune Gottes?

So lassen sich, mit etwas Frechheit, immer Positives mit Negativem koppeln. Vielleicht sogar im selben Text. Sorry….

..,. und mir gefällt dein Text noch immer! 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht passt das Nachfolgende nicht vordergründig zu deinem Text
Nö, aber dennoch will ich es doch noch mal aus meiner Sicht kommentieren.
Früher habe ich sofort an meinem Talent gezweifelt, wenn sich die traurige Stimmung der aktuellen Story biss mit meiner momentanen Sehnsucht nach guter Laune.
Meine Selbstzweifel speisten sich in diesem Fall weniger aus dem Gegensatz der Traurigkeit des Themas und der Sehnsucht nach guter Laune als der Unzufriedenheit mit den Worten, die ich für meine Empfindungen fand. Hinzu kam noch, dass diese Empfindungen über die Jahrzehnte einer steten Wandlung unterworfen waren und ich mich in diesem Umfeld ersteinmal neu verorten musste.
versöhnlicher inneren Ruhe
Versöhnliche innere Ruhe steht am aktuellen Ende eines langen Weges, den es zu betrachten und dann auch noch in Lyrik zu fassen galt. Da kann man schon mal an sich selber zweifeln.
Und warte, ob sich einige positive Einfälle eventuell in meinen traurigen Text vereinen lassen.
Das ist eine Strategie, die ich gut nachvollziehen kann und auf meine Art auch durchaus selber anwende; das Absurde in manch trostlos-trauriger Situation wahrzunehmen und sich so aus dem abwärtsziehenden Sog der Trauer zu befreien, kann sehr hilfreich sein. Es ermöglicht einen Perspektivwechsel.
In meinem Dank für die Sterne bezog ich mich allerdings eher auf die Bedürfnisse der Leser. Momentan bietet einem das Weltchaos wenig Anlass zu Fröhlichkeit. Da kann allein schon ein Titel wie "Klageland" ziemlich abschreckend wirken; den Text dennoch zu lesen und auch noch einen Stern dafür zu geben - darüber freue ich mich echt. Und auch dich habe ich damit ja nicht vergrault;):)
 
Ach kleine Schwester
Klageland
Ich war so klein
vor schwarzer Wand
..das hat was vom Klang der Märchen, die wir gehört haben, als wir klein waren..
atmet vor allem dieser Text etwas aus, was ich „Reife“ nennen möchte. Dieses Wort habe ich früher dummerweise mit „Klugheit“ verwechselt
Ach kluge Schwester​
Klageland..​
..klingt auch schön und vermeidet das doppelte „klein“..
 
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klingt auch schön und vermeidet das doppelte „klein“..
Vom Klang her betrachtet magst du Recht haben, inhaltlich funktioniert es leider nicht. Im Chorus wird ein einziges Mal der Imperfekt verwendet ("Ich war so klein"), um die zeitliche Position des LI zum Zeitpunkt des Geschehens zu verdeutlichen. Das LI (die große Schwester) war damals noch ein kleines Kind; das LD ist die jüngere, verstorbene Schwester, das Klageland. Das LI erzählt aus einer erwachsenen "versöhnlichen inneren Ruhe" heraus von dem Geschehen in der Kindheit und der Bewältigung der damit verbundenen Emotionen.
.das hat was vom Klang der Märchen,
...und so wie Märchen oft traurige Anteile haben, hat die Realität sie oft auch.
 
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(...) wenn sich die traurige Stimmung der aktuellen Story biss mit meiner momentanen Sehnsucht nach guter Laune. (...)

Manchmal lässt sich der helle Gedanke als Lichtstreif in den melancholischen Text einbauen und verleiht dem dann nochmal ein ganz besonderes Flair. Wie ein pastellener Akzent in der Licht-/Schatten-Studie.
 
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Die Blumen an der zuvor schwarzen Wand haben's hier für mich bedeutet.

Und ich muss das nochmal loswerden: Das ist einer der schönsten, traurigsten, liebevollsten und gerade deshalb trotz der spürbaren Schwere hoffnungsvollen Texte, die hier je geteilt wurden. :heartbeat:
 
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In Kälte wartet
dunkles Haus
Öffne die Fenster
pflanz hier Blumen

Ach kleine Schwester
Klageland
ich male sie
die bunte Wand

Ach kleine Schwester
Klageland
an bunter Wand
blühen jetzt Blumen
In all diesen drei Zeilen hat sich für mich Zukunft und Hoffnung eingeschrieben:
Der kleine Junge hat etwas von der Schwester übernommen und tut nun dies, was sie nicht mehr tun kann, was er sich aber von ihr abgeschaut hat. Und: Er tut es auf seine Weise - er pflanzt keine Blumen, wie seine Schwester es tat, sondern er malt sie. Damit kopiert er nicht blind, sondern hat das Wesen dessen erkannt, was seine Schwester tat: etwas Farbe und Lebendigkeit in die Welt zu bringen - wie immer diese auch aussehen mag.

Großer Text!

x-Riff
 
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Lieber @Tone Poet , lieber @x-Riff , ich danke euch herzlich für eure Rückmeldungen, zeigen sie mir doch, dass es mir gelungen ist, bei allem schmerzlichem Rückblick auch den möglichen Blick nach vorne zu zeigen, und das war mir sehr sehr wichtig. Leben mit dem, was einem passiert und nicht dagegen, scheint mir ein lebenswerter Weg zu sein.
Die Blumen an der zuvor schwarzen Wand haben's hier für mich bedeutet.
Ich gebe dir völlig recht.

Herzlichst Tygge
 
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Sadness ain´t a mission
but it´s an easy road to go
 
Ich mag die Bildsprache die eine ganz besondere Atmosphäre schafft.
 
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