Hallöli,
jetzt werfe ich euch mal "Knüppel zwischen die Beine".
Es gibt Musik, die soll sich ganz bewusst "kaputt" anhören.
Auf Tom Waits trifft das zwar nur teilweise zu, aber den werden vielleicht viele kennen.
Hier gelten die "normalen Maßstäbe" zur Bewertung eines Instruments nicht mehr. Da können mangelndes Sustain, merkwürdiges Ansprechverhalten oder billige und "merkwürdig" klingende Pickups sogar zu soundbildenden Komponenten werden.
Seit ich David Lindley Anfang der 80er auf der Loreley gesehen habe bin ich ein riesiger Fan von ihm. Vielleicht kennt ihr "Runnin' on Empty" - wurde spätestens durch Forrest Gump weltberühmt. Hier sieht man Lindley auf einem Stuhl sitzen - und die dominierende Slide-Gitarre ist von ihm:
YouTube - Jackson Browne - Runnin' On Empty
Lindley ist nicht nur bekannt für seine sehr farbenfrohen Polyester-Hemden, seine Gitarren (er spielt über 30 VERSCHIEDENE Saiteninstrumente) sind genauso "merkwürdig". Danelectros sind da noch richtig bekannt; Tesco, Eko +++ weniger. Das sind zum Teil "billige Kaufhausgitarren", die aber mit für seinen unverwechselbaren Sound sorgen. Einfach nur genial.
Und wenn man richtige jamaikanische Ska und Raggae Musik hört, dann sind die Instrumente auch nicht besser als deutsche 200 Euro Gitarren. Damals konnte sich kein Jamaikaner sowas leisten. Das besondere Flair bekommen die Aufnahmen auch durch die billigen Instrumente.
Ich habe aus einer 69 Euro Justin Telecaster mit viel Nacharbeit und einigen Zusatzteilen (für 25 Euro) eine süße kleine Gitarre gemacht. Sie wird nie wie eine Fender klingen - aber das soll sie auch garnicht!
Selbstverständlich macht ein gutes Instrument das Leben leichter. Bessere Saitenlage, weniger Rückkopplungen. Aber am Ende gibt es weder gute noch schlechte Instrumente. Es zählt einzig, ob das was hinten raus kommt zu einem selbst passt und ob es die Herzen der Zuhörer erreichen kann.
Gruß
Andreas