Klavier ohne Resonanzboden - ist das möglich?

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Hi,

ich hatte vor Kurzem ein ausgiebigeres Gespräch mit einem Klavierbauer,
der mir in dessen Verlauf angeboten hat, ein oder zwei "schrottreife" Klaviere zu überlassen.
Da ich außer einem Digitalklavier ja keine "echte" Klaviatur habe, war es zumindest eine tiefere Überlegung wert,
ein solches Instrument zu restaurieren.
Da aber der Resonanzboden ein sehr interessantes Stück Holz ist, das sich für ein anderes Projekt
förmlich anbietet (;)), stellt sich mir gerade eine Frage, die ich einfach nicht loswerden kann:
funktioniert ein Klavier eigentlich auch ohne Resonanzboden?
Der Stimmstock wird ja vom Rahmen gehalten, daher müsste es sich auf die Stabilität der Konstruktion
wohl nicht auswirken, oder?
Klang und Lautstärke möchte ich aus der Frage herausnehmen, denn es ist klar, wofür der Resonanzboden
gedacht und gut ist :)

So einfach die Frage wohl aussieht, ich komme einfach nicht auf eine eindeutige Aussage:redface:

MfG
 
Eigenschaft
 
Hallo TheByte,

schau Dir mal diese Grafik eines Flügels bei Wikipedia an:

1000px-Fortepian_-_schemat.svg.png

Titel: Querschnitt eines Konzertflügels.
Quelle: Wikipedia
Double license: GFDL ver. 1.2 and CC-BY-SA ver. 2.5, 2.0, 1.0
Autor: Olek Remesz (wiki-pl: Orem, commons: Orem) Made in cooperation with User:Bechstein.
Originaldatei hier

Nr. 15 ist der Resonanzboden, Nr. 12 der Steg und Nr 16. die Saite. Das funktioniert im Prinzip wie bei einer Akustik-Gitarre. Über den Steg wird die Schwingung der Saite auf den Resonanzboden (bzw. die Decke bei der Gitarre) übertragen und dieser dadurch in Schwingung versetzt. Wenn Du bei einer Gitarre die Decke rausreißt, hast Du keinen Ort mehr, auf dem der Steg befestigt ist, die Saite hängt in der Luft. Wenn Du beim Flügel keinen Resonanzboden mehr hast, hast Du keinen Ort mehr, auf dem der Steg aufliegen kann.

Beim Klavier funktioniert das natürlich analog. Wenn man also den Resonanzboden rausreißt, muß man irgendetwas erfinden, wo man den Steg drauf befestigen kann. Sonst funktioniert es nicht. So einfach dürfte das jedenfalls nicht machbar sein, da der Steg ja entscheidend für die Längen der schwingenden Saiten ist.

Die Überlegung ist allerdings nicht neu, denn ein alter Yamaha CP70 ist im Grunde genommen ein Flügel, bei dem Resonanzboden weggelassen wurde und durch elektromagnetische Tonabnehmer ersetzt wurde.

Den Steg des CP 70 sieht man ganz gut auf diesem Bild:
http://en.audiofanzine.com/electric-piano/yamaha/CP-70/medias/pictures/a.play,m.244865.html

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

das macht jetzt alles viel mehr Sinn ;) Also prinzipiell möglich...
Ich spinne mal das Beispiel mit der Gitarre etwas weiter, damit mein Gedankengang in etwa
nachzuvollziehen ist. Dabei gehe ich aber davon aus, dass das Klavier am ehesten mit einer
Archtop-Gitarre (oder gleich Geige) zu vergleichen ist, da der Rahmen praktisch die gesamte
Zargen- und Saitenhalter-Funktion übernimmt und nicht der Steg selbst :gruebel::

Ist die Decke bzw. der Resonanzboden raus, dann kann ich eine Art Lattenkreuz an den Rahmen
basteln bzw. zwischen Saiten und Rahmen klemmen/verschrauben, und zwar dort, wo die Stege verlaufen.
Eben wie bei einer Schuhkarton-Bleistift-und-Gummiband-Gitarre:D Dann müsste man natürlich
noch die Stege ablösen und transplantieren. Oder neu machen...

Wenn ich mir das so überlege, dann ist es wohl einfacher, das gewünschte Stück Holz bei Bedarf
nachher durch einen Sperrholz-"Nachbau" zu ersetzen ;) Bei entsprechender Stärke dürfte das
ja auch leiser werden...

Was genau aus dem Projekt wird, kann ich noch nicht sagen, aber erstmal weiß ich ja jetzt
ungefähr, was mich erwarten würde.

Vielen Dank für die erhellende Ausführung:great:

MfG
 
Ist die Decke bzw. der Resonanzboden raus, dann kann ich eine Art Lattenkreuz an den Rahmen
basteln bzw. zwischen Saiten und Rahmen klemmen/verschrauben, und zwar dort, wo die Stege verlaufen.
So eine Verlattung ist hinter dem Resonanzboden eigentlich schon vorhanden.
Hier sieht man das: klick

Viele Grüße,
McCoy
 
Das wusste ich dann doch auch, ein bisschen ist aus dem Musikunterricht und Klavier-anschauen hängengeblieben :)
Aber vielleicht wäre es ja besser, wenn es unabhängig wäre. So mein Gedankengang.
 

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