Kondition trainieren?

Als ich mit dem gehobenen Chorsingen anfing, so mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, war unser Chorleiter so um die 80 Jahre alt. FrĂŒher soll er ein gefeierter Tenor gewesen sein. Und er sagte mal: "Zu meiner Zeit [das muss so um 1900 herum gewesen sein], wenn ein junger Mann zu einem Gesangslehrer ging und diesen bat, aus ihm einen SĂ€nger zu machen, hĂ€tte der Gesangslehrer gesagt, 'Gehen Sie und arbeiten Sie zwei jahre lang in der Landwirtschaft; dann kommen Sie wieder zu mir!'" Und "Lanswirtschaft" hieß damals keine Traktoren, kein Strom, alles nur Muskelarbeit.

Als junger Mensch damals hatte ich keine Möglichkeit, Heu zu machen oder StĂ€lle auszumisten. Aber parallel zum GU habe ich leistungsmĂ€ĂŸig gerudert, und in den Semesterferien habe ich auf Baustellen gearbeitet, wo man mitunter mit 2 Kollegen zusammen einen LKW mit 30.000 Backsteinen von Hand abladen musste.

Und was hÀtten diese Chorleiter und Gesangslehrer einer Frau gesagt? Die sind ja in Rudermannschaften und auf Baustellen eher selten anzutreffen. Oder reicht bei denen Yoga?
 
Und was hÀtten diese Chorleiter und Gesangslehrer einer Frau gesagt? Die sind ja in Rudermannschaften und auf Baustellen eher selten anzutreffen. Oder reicht bei denen Yoga?
Was diese Chorleiter gesagt hĂ€tten, weiß ich natĂŒrlich nicht.
Aber in der heutigen Zeit ist das doch kein Grund? Frauen dĂŒrfen doch auch rudern!
Und es gibt doch auch diese RudergerĂ€te fĂŒr's 'Trockenrudern'.
 
Brauche ich eine ausgeprÀgte Schultermuskulatur?
 
Nur wenn du ein Heldentenor mit stolzgeschwellter Brust werden willst ;)
 
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Nur wenn du ein Heldentenor mit stolzgeschwellter Brust werden willst ;)
:rofl:

Danke. Ich lache mich kaputt. Versuche mir mich gerade dabei vorzustellen. Meine Lieblingsaltistin hat sich wohl bei irgendeinem Preis als Bariton beworben (und gewonnen :) )

Wie lang muss sie denn vorher an der Baustelle gearbeitet haben? :D
 
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Und was hÀtten diese Chorleiter und Gesangslehrer einer Frau gesagt?
@Bell, bedenke, wir reden von der Zeit um 1900. Und damals hatte eine junge Frau mit Waschen, Wringen, BĂŒgeln, Wasser von der Pumpe holen, Kohleeimer schleppen, Schrubben, Fegen und was weiß ich noch alles so viel körperliche Arbeit, dass zusĂ€tzliches Körpertraining ĂŒberfĂ¶ĂŒssig war.

Allerdings trifft das gleiche sinngemĂ€ss auf einen jungen Mann zu, der auf dem Land groß geworden war. Wenn aber der bĂŒrgerliche MöchtegernsĂ€nger in die Landwirtschaft sollte, so sollte die bĂŒrgerliche MöchtegernsĂ€ngerin vielleicht 2 Jahre als HausmĂ€dchen arbeiten.
;)
Cheers,
Jed
--- BeitrÀge wurden zusammengefasst ---
Brauche ich eine ausgeprÀgte Schultermuskulatur?
@Altina, vom Rudern kriegst du wunderschöne Beine!

Aber nicht nur die. Jede Sportart, die auf Leistungsniveau betrieben wird, fördert die Entwicklung eines bestimmten Körperteils - und beim Rudern ist es die Lunge. Leistungsruderer haben im Schnitt grĂ¶ĂŸere Lungen, als andere Sportler. Beim Singen merkt man das.

Cheers,
Jed
 
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Aber so eine schleppende und schrubbende Frau hatte doch zum Singen gar keine Zeit. Und nach zwei Jahren Wringen, Schleppen und Schrubben kam meistens auch schon das erste Kind. SĂ€ngerin wurde doch eher die verzĂ€rtelte BĂŒrgerliche mit Personal ;)
Und wie hat es dann bloß eine Montserrat CaballĂ© an die Weltspitze geschafft?
Oder, in der anderen Abteilung, eine Ella Fitzgerald?
Die waren ja wohl beide nicht gerade bekannt fĂŒr ihre AffinitĂ€t zum Spocht. Ebensowenig eine Amy Winehouse, Joni Mitchell, usw. usf.
Madonna hingegen ist als sehr sportlich bekannt, wird aber nicht gerade aufgrund ihres herausragenden Gesangstalents gerĂŒhmt ...
 
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Ich bin trotzdem der Meinung, Sport hilft. Yoga erst recht, weil die Atmung da mit berĂŒcksichtigt wird.
Klar dĂŒrfen sie! Aber ob sie auch wollen ?
Mir geht eigentlich nur das Boot/RudergerÀt ab. Und die Zeit. Ich bin Frau. Also wollen Frauen rudern :D
Brauche ich eine ausgeprÀgte Schultermuskulatur?
Du unterschÀtzt rudern ;) Das geht vor allem mal auf die - tadaaa - Rumpfmuskulatur. Behaupten zumindest meine Muskeln...
 
Anstatt RudergerĂ€t tut's auch der gute, alte Bali Impander in Kombination mit Kniebeugen, ideal auch auch fĂŒr BĂŒrosport.
Zu Hause nutze ich zusÀtzlich ein (hochwertiges) Minitrampolin. Ich bin im Januar nach langer Nutzungszeit von einem Stahlfedertrampolin auf ein Trampolin mit Gummiseilen umgestigen, ich bin begeistert.
 
Und damals hatte eine junge Frau mit Waschen, Wringen, BĂŒgeln, Wasser von der Pumpe holen, Kohleeimer schleppen, Schrubben, Fegen und was weiß ich noch alles so viel körperliche Arbeit, dass zusĂ€tzliches Körpertraining ĂŒberfĂ¶ĂŒssig war.

Da bin ich bei @Bell. Damals war die Unterrichtung in "den schönen Dingen" nicht unbedingt dem Dienstpersonal vorbehalten, sondern denen, die sich eher nicht die HĂ€nde schmutzig machen. Handarbeit, Kunst, Gesang, Klavier ... das waren bis zum Untergang des GroßbĂŒgertums die Privilegien höherer Töchter.
 
Ich bin trotzdem der Meinung, Sport hilft. Yoga erst recht, weil die Atmung da mit berĂŒcksichtigt wird.

Das wollte ich ja auch nicht in Abrede stellen. Trotzdem denke ich, dass Singen ohne Sport genauso geht (siehe die oben angefĂŒhrten Beispiele). Oder anders ausgedrĂŒckt: wer Talent, MusikalitĂ€t und ein gutes Stimm-Material hat, der kann zusĂ€tzlich Sport machen oder es eben bleiben lassen, er/sie wird vermutlich so oder so ein/e klasse SĂ€nger/in.
Manche Leute betreiben nur isolierte AtemĂŒbungen und haben auch eine ordentliche StĂŒtze.
Das schreibt allerdings eine, die nicht rudern will ;)
 
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Trotzdem denke ich, dass Singen ohne Sport genauso geht (siehe die oben angefĂŒhrten Beispiele).
Ich denke auch. Allerdings verbessern sowohl Sport als auch körperliche Anstrengung allgemein das KörpergefĂŒhl - also sozusagen das Bewusstsein fĂŒr den eigenen Körper im Hier und Jetzt. Und diese FĂ€higkeit braucht man beim Singen schon, also so eine Art "automatische Konzentration auf den Körper". Ich merk's zum Beispiel sehr, wenn ich fĂŒr lĂ€ngere Zeit nur Kopfarbeit gemacht habe, womöglich auch noch unter VerdrĂ€ngung von KörpergefĂŒhlen wie MĂŒdigkeit, Hunger, Angespanntheit. Das muss ich dann beim Singen quasi erst wieder reaktivieren. Wenn man sowieso ein gutes GespĂŒr fĂŒr den Körper hat, braucht man vielleicht weder ein ausuferndes Rumpfmuskel- noch Atemtraining, sondern macht vieles automatisch und mĂŒhelos, was sich andere erst antrainieren mĂŒssen.
 
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Handarbeit, Kunst, Gesang, Klavier ... das waren bis zum Untergang des GroßbĂŒgertums die Privilegien höherer Töchter.
Ich denke, Gesang war eher kein Privileg, das haben alle, beim Waschen, BĂŒgeln, Putzen, Arbeiten. Denn das konnte jeder und es kostete auch nichts. Vielleicht nicht die Lieder, die in der Oper gespielt wurden, aber ich denke, frĂŒher haben eher mehr Leute öfter gesungen als heute. Geh doch mal singend durch die Straßen, da schauen dich alle Leute komisch an ...
FrĂŒher gab es noch kein ununterbrochenes Fernsehen, noch davor gar kein Fernsehen, noch frĂŒher kein Radio, aber singen ging immer.
In alten Filmen singen die Leute beim Heu machen, bei der Ernte, beim Waschen, beim Wandern, bei ganz vielen TĂ€tigkeiten.
 
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Oder anders ausgedrĂŒckt: wer Talent, MusikalitĂ€t und ein gutes Stimm-Material hat, der kann zusĂ€tzlich Sport machen oder es eben bleiben lassen, er/sie wird vermutlich so oder so ein/e klasse SĂ€nger/in.
Nu, well, ist wie mit dem Unterricht - die einen brauchen's, die andern nicht :nix:

Ich werde weder Dich dazu ĂŒberreden, zu rudern, noch Altina, es bleiben zu lassen ;)
 
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Nu, well, ist wie mit dem Unterricht - die einen brauchen's, die andern nicht :nix:
Um richtig gut zu sein, wĂ€re Unterricht vom Vorteil. Ich denke auch Weltstars nehmen Unterricht. Babys schreien so merkwĂŒrdig lange, scheint keine Frage der Kondition zu sein. Dann noch die Tatsache, dass es richtige Brummer gibt, die super singen.

Rein realistisch betrachtet wohl eher doch: Unterricht > Sport
 
StimmermĂŒdung und mangelnde Kondition haben ihre Ursache meistens in mangelhafter Atemtechnik, sprich fehlender Atempower. Also regelmĂ€ĂŸig Atemtraining machen und die Puste trainieren!

Das hat @Bell noch 2018 jemandem gesagt, das trifft auf mich aber genauso zu. Ich sehe schon so, dass mein Hauptproblem die mangelhafte Atemtechnik ist, und eben das dass ich erst seit diesem Sommer solistisch singe, und quasi "zu schnell" die Fortschritte gemacht habe. Jetzt steht die Welt auf dem Kopf: "Wow! Doch, ich kann singen! Unglaublich." Das muss sich alles setzten, und die Technik in Fleisch in Blut ĂŒbergehen - das ist bei mir noch ĂŒberhaupt nicht der Fall :) Sporadisch klappt halt etwas ganz gut, aber einen ganzen Song gut zu singen kann ich noch nicht ;-) Die neue Technik kostet noch zu viel Konzentration und Aufmerksamkeit, was sich im Luftverbrauch widerspiegelt :))

Was mich interessiert hat, ob man die StimmbĂ€nder auch irgendwie banal trainieren kann, also ob es was nĂŒtzt, oft und viel zu singen, egal wie und was. Quasi einfach gesanglich doof "pumpen gehen", mit der Hoffnung auf einen tollen Stimmbody ;-)

Mein persönliches Fazit aus der Diskussion ist dass nein, nur "Singmenge" alleine nutzt nichts, weil es hier weniger um reine körperliche Kraft geht, sondern viel mehr um einen komplizierten Bewegungsablauf, wie beim tanzen, mountainbiken usw. Das heisst es kommt eher darauf an, lĂ€nger und mehr "richtig" zu singen, also mit den neuen "richtigeren" Stimmapparat- Einstellungen die alten nach und nach zu ĂŒberschreiben.

Deswegen macht fĂŒr mich mehr Sinn, wie schon hier von jemand Vorgeschlagen, an den Teilen des Songs zu arbeiten, und bessere Atemtechnik (StĂŒtze + Abspannen usw.) zu erzielen. Und dann das Ganze auf den ganzen Song zu erweitern. So vergeht auch die Lust auf den Song nicht zu schnell ;-)

Davon abgesehen, tut es meinem Körper einfach gut, mich wieder mehr zu bewegen (ich bin eigentlich nicht unsportlich), nur leider hat mich Kindergeburt+Zeit&Energiemangel durch die Familie+viel Singen etwas aus der Form gebracht. Es wird Zeit, wieder was fĂŒr den Körper zu tun, die Seele wird schon durchs Singen regelmĂ€ĂŸig gefĂŒttert ;-) Und wenn es als Nebeneffekt auch dem Singen hilft, dann bin ich ja fĂŒr Sport viel motivierter :-D Die Form ĂŒberlege ich mir noch, Rudern wird's aber nicht (sorry, @moniaqua!) :)
 
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Was mich interessiert hat, ob man die StimmbĂ€nder auch irgendwie banal trainieren kann, also ob es was nĂŒtzt, oft und viel zu singen, egal wie und was. Quasi einfach gesanglich doof "pumpen gehen", mit der Hoffnung auf einen tollen Stimmbody
Ja, es gibt da bestimmte Übungen, frag Deine Gesangslehrerin, auch mit Lax Vox, immer wieder in die Höhe, es sind Muskeln, die trainiert werden mĂŒssen. Wie bei allen Muskeln gilt hier auch: nicht ĂŒberanstrengen, Muskelkater ist zu vermeiden.
 
Ich denke, Gesang war eher kein Privileg, das haben alle, beim Waschen, BĂŒgeln, Putzen, Arbeiten. Denn das konnte jeder und es kostete auch nichts. Vielleicht nicht die Lieder, die in der Oper gespielt wurden, aber ich denke, frĂŒher haben eher mehr Leute öfter gesungen als heute. Geh doch mal singend durch die Straßen, da schauen dich alle Leute komisch an ...
FrĂŒher gab es noch kein ununterbrochenes Fernsehen, noch davor gar kein Fernsehen, noch frĂŒher kein Radio, aber singen ging immer.
In alten Filmen singen die Leute beim Heu machen, bei der Ernte, beim Waschen, beim Wandern, bei ganz vielen TĂ€tigkeiten.

Das stimmt schon alles und daher gibt es ja diesen reichen Schatz an Volksliedern, shanties und worksongs, mouth music und so weiter. Aber meistens handelt es sich dabei um einfache Melodien mit relativ bescheidenem Tonumfang, eben damit jede/r sie (mit)singen konnte. Wir wissen auch nicht, wie das geklungen hat - ich bin relativ sicher, dass auch da eine Menge Falschtöner und Hauchstimmchen dabei waren, was aber wohl nicht weiter schlimm war beim Segelsetzen und Ernteeinbringen. Die waren ja nicht im Konzertsaal.
Der Diskussionsgegenstand in diesem thread ist aber doch eher der Kunstgesang und welche physischen Voraussetzungen man dafĂŒr erfĂŒllen muss. Und dieses Genre war halt den bĂŒrgerlich Betuchten mit Dienstpersonal vorbehalten.
Ist auch heute letztlich nicht viel anders. Ein Gesangsstudium (und das muss nicht klassisch sein, auch Musical- und JazzstudiengÀnge kosten ordentlich) muss man sich auch leisten können.
--- BeitrÀge wurden zusammengefasst ---
=> hab selber noch keines ;)

Ach !? ;)
 

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